de
Apple HomePod in Schwarz
Der neue Apple HomePod klingt gut und setzt sich auch in der Bedienung von der Konkurrenz ab. (Foto: Apple)

Test Siri-Speaker Apple HomePod: später, aber besser?

Die erste Überraschung bietet sich schon bei der Übernahme der beiden Pakete im Treppenhaus. Huch, der neue Apple HomePod ist schwerer als ich dachte.

Die zweite Überraschung: Es gibt neben einer ebenso winzigen wie simplen Bedienungsanleitung nur ein einziges Stück aus dem Karton herauszunehmen: Den kompletten HomePod samt festem Netzkabel mit europäischem Standard-Stecker. Gewöhnlich findet sich selbst schon bei vielen Bluetooth-Lautsprechern ein Haufen Netz- und Signal-Kabeln und mitunter externe Netzteile und es gibt eine Menge zu finden und auszupacken.

Das sagt schon viel über das Produktkonzept aus: Der Apple HomePod steht für Plug & Play at it’s best. Wenn man sich vergegenwärtigt, warum ein Rennwagen schneller als ein starker Straßensportler zu bewegen ist, dann gibt es in der Regel auch nicht die eine große Sache. Sondern es wird von den Entwicklern an jeder möglichen Stellschraube gedreht, um die Konkurrenz abzuhängen. So ist es auch bei Apple.

Inmitten einer Vielzahl von Smart-Speakern mit Sprachsteuerung – Apple hat sich mal wieder Zeit gelassen – von denen wir den Amazon Echo, den Sonos One (beide mit Amazon Alexa) und JBL Link 20 (mit Google Assistant) bereits getestet haben, bewahrt der HomePod die größtmögliche Distanz zu den Mitbewerbern.

Als die Lieferung gestern eintraf, hatte ich mir gerade ein Steak auf den Grill geworfen. Bis es fertig war, lief die Musik bereits über den ersten der beiden HomePods. Das ist einsame Spitze, gerade bei einem ganz neuen Konzept. In drei Schritten führt einen die Bedienungsanleitung durch die Einrichtung, deren Gesamtaufwand ab der Verbindung mit dem Stromnetz locker unter zwei Minuten bleibt.

Wichtig ist, dass am iPhone WLAN und das nur zur Identifikation benötigte Bluetooth aktiviert sind. Dann musst du dich nur noch nahe am einzurichtenden Lautsprecher aufhalten und schon wird der HomePod von der Apple Home App erkannt.

Die Einrichtung startet dann automatisch und ist rasch abgeschlossen. In meinem Fall animierte mich Siri noch, die kostenlose App aus dem iTunes App Store auf mein iPhone herunterzuladen, da ich gewöhnlich alle nicht benötigten Apps entferne.

Apple HomePod – Stereo-Paar
iOS 11.4 mit AirPlay2 ermöglicht den Betrieb von zwei Apple HomePods im gleichen Raum als Stereo-Paar. (Foto: Apple)

Nach der im Vergleich mit der Konkurrenz extrem stressfreien Inbetriebnahme des ohne Schalter und Knöpfe gestalteten Apple HomePod lässt sich schon Musik wiedergeben. „Siri, spiele David Gilmour“ führt tatsächlich dazu, dass sein Album Live At Pompeii vom Anfang an abgespielt wird.

Ich frage mich nur, woher die Musik kommt? Das während der Einrichtung vorgeschlagene Probe-Abo für den Online-Dienst Apple Music habe ich abgelehnt. Da gehöre ich auch weiterhin zu den Konservativen, die ihre Musik kaufen und aufs Smartphone herunterladen wollen, wenn ihnen ein Song gefällt.

Doch vom iPhone kommen die Songs auch nicht. Und Siri, die mich zunächst überzeugte, weil sie in der deutschen Version keine Probleme mit Englischen Album- oder Interpreten-Namen bekommt, zeigt sich überfordert, eine meiner Playlists zu spielen.

Deshalb schaue ich auf meinem iPhone in die Musik App und staune, denn die Verwendung der App zeigt keinen Effekt auf die Wiedergabe vom Apple HomePod. Weder kann ich Songs auswählen, noch kann ich die Lautstärke irgendwie vom iPhone aus beeinflussen.

Das empfinde ich nach der wirklich eindrucksvollen Installation als kleinen Dämpfer. Kocht Apple am Ende auch nur mit Wasser? Bisher konnten mich die getesteten Smart-Speaker nämlich nicht nur wegen meiner Datenschutz-Bedenken wenig bis gar nicht begeistern, auch die Installation und Benutzung überzeugte mich im Gegensatz zu Sprachsteuerung im Auto nicht wirklich.

Ein paar Gedanken zum Datenschutz

Immerhin gefällt mir der zugegebenerweise gewohnte Umgang mit Siri und auch das Thema Datenschutz bereitet mir deshalb kein Kopfzerbrechen, weil Apple – sofern sie nicht heimlich die NSA über das nicht mechanisch zu deaktivierende Mikrofon meine Gespräche in der Wohnung belauschen lassen – ohnehin diese Infos in der iCloud hortet.

Damit öffnen Apple-Nutzer praktisch mit der Erteilung der entsprechenden Freigaben für Kalender, Notizen und Ähnliches dem Datenabfluss zumindest keine neue Türe. Denn bei aller Aufregung über den Facebook-Skandal dürfte praktisch jedem einigermaßen wachen Kopf klar sein, dass die Nutzung der ganzen netten vernetzten Dienste gewisse Opfer erfordert.

Das Problem sehe ich eher darin, dass man für jeden neuen Dienst und immer mehr Apps irgendwelche Registrierungen abschließen und immer wieder weiteren Unternehmen gewisse Daten preisgeben muss.

Ein besonders dreistes Beispiel für diesen immer unüberschaubarer werdenden Datenabfluss: Inzwischen kann ich nicht einmal mehr meine bezahlte Version der Runtastic App verwenden, ohne mich beim Anbieter zu registrieren oder mit meinem Facebook-Account (böse ist, wer Böses dabei denkt) anzumelden, obwohl man die App jahrelang problemlos offline nutzen konnte.

Insofern habe ich mit der Nutzung des Apple HomePod trotz restriktivem Umgang mit meiner Privatsphäre keine Bedenken, denn der WLAN-Lautsprecher nutzt nur meine bereits bei Apple iCloud gehorteten Daten.

Zudem habe ich aus vielerlei Gründen nach rund 30 Jahren mit Mac, iPods und iPhones deutlich mehr Vertrauen zu der Computerschmiede aus Cupertino als zu gewissen Konzernen, die sich vor allem über Werbung und Big Data finanzieren.

Beispielhaft für Apples Haltung ist, dass sie sogar uns Tester des HomePods zum Lesen der Datenschutzbedingungen ermuntern und sie in ihren Pressunterlagen hervorgehoben haben. Das ist neu und verdient Respekt.

So, da wäre das Thema auch abgehakt. Es mag altmodisch erscheinen, aber ich finde, es ist ein wichtiger Aspekt beim Thema Smart Speaker – zumal das Netz überläuft von Beiträgen, die in blinder Technik-Begeisterung jeder neuen Sau huldigen, die durchs Dorf getrieben wird.

Bleibt immer noch die Frage offen: Woher streamt der HomePod die Songs, die ich gerade höre? Die Suche in der Apple Home App läuft ins Leere. Anders als bei Mitbewerbern wie Sonos kannst du nicht einen Raum oder Speaker anwählen und dann durch dein Musikarchiv oder deine Playlist auf einer NAS oder deinem iPhone scrollen.

Auch Lautstärke- oder Klangregelung und Ähnliches sind nicht möglich. Antippen des HomePod in der Apple Home App lässt lediglich die Wiedergabe anhalten oder wieder starten. In dieser Phase bist du ganz auf Sprachsteuerung gestellt.

Immerhin hat es Apple ausgezeichnet hingekriegt, dass beispielsweise der Befehl „Hey Siri, stoppe die Wiedergabe“ auch noch bei sehr hoher Lautstärke noch am „Ohr“ der digitalen Assistentin ankommt. Und das selbst aus größerer Entfernung. Die Amazon Echo war schon ab mittleren Pegeln reichlich taub und geriet dann außer Kontrolle wie ein Drohne bei Funkstörung.

Auch schoss der Apple HomePod nicht solche Böcke wie die Amazon Echo, die trotz deutscher Sprachsteuerung und Verknüpfung mit meinem deutschen Account beim Online-Versender die Testfrage: „Wie wird das Wetter heute in Stuttgart“ allen Ernstes den Wetterbericht für einen Ort namens Stuttgart in den USA vorlas.

Ein Kollege meinte dazu: „Da war sicher noch irgendeine Einstellung nicht korrekt.“ Nein, wozu brauche ich bitte eine „bequeme“ Sprachsteuerung, die ich auch noch mit meinen Daten füttern muss, um mir dann trotzdem Gedanken über irgendwelche Einstellungen zu machen?

Der Apple HomePod zeigt dann auch, dass es natürlich möglich ist, diese ganzen Technik-Fragen für den Anwender, der sich – sollte man meinen – einen Zusatznutzen von der aus aller Munde angepriesenen neuen Technologie erwartet, automatisch zu regeln.

Auch mein ganz persönliches Problem mit dem HomePod und anderen Smart Speakern, dass ich für manche Sachen lieber nicht ausschließlich auf Sprachsteuerung angewiesen sein möchte, ließ sich nach einem kurzen Stirnrunzeln schnell lösen.

Sobald du verstanden hast, dass die Apple Home App eigentlich nur für die Einrichtung der Netzwerk-Lautsprecher gedacht ist, wirst du natürlich versuchen, den HomePod wie einen AirPlay-Lautsprecher in der Musik App des iPhones anzuwählen und schon kannst du ihn bequem mit der App steuern.

Apple HomePod
Die Apple Home App dient nur zum Einrichten von Hörzonen oder zum Bilden von Stereo-Paaren. Die Gestaltung ist simpel, aber nicht unbedingt intuitiv und lässt sich durch eigene Fotos für die verschiedenen Räume individualisieren. (Foto: S. Schickedanz)

Die Musik App hat in meinen Augen den Vorteil, dass du vorhandene Playlists verwenden und durch dein Archiv scrollen kannst. Vielleicht sind die Meisten inzwischen wirklich schon so drauf, dass sie sich nur einfach in die Hände eines Algorithmus begeben und mit Musik berieseln lassen wollen. Dann ist das Vorgehen „Hey Siri, spiel dies oder das“ sicher praktisch.

Doch ich mag lieber die präzise Kontrolle über das, was ich höre. Und dazu brauche ich gerade in Zeiten, in denen ganze Alben eines Künstlers immer geringere Bedeutung haben, bevorzugt den Überblick über Listen. Wer kennt schon die Namen aller Songs und Künstler auf seinem Smartphone oder Tablet auswendig? Aber wenn ich das Cover sehe oder den Namen lese, erkenne ich die Songs sofort wieder.

Oder auch gerade die Reihenfolge: Via Sprachsteuerung zu skippen, bedeutet immer einen Blindflug, weil du sicher von den meisten Alben und Playlists nicht auswendig weißt, was als nächster Song kommt.

All das geht mit dem Apple HomePod, wenn du dich auf das von Sonos abweichende Bedienkonzept von Apple erst mal eingestellt hast. Aber diesen Teil der Story empfand ich nicht als unbedingt intuitiv.

Man muss sich auch erst daran gewöhnen, dass in Verbindung mit AirPlay2 und dem HomePod unter dem üblichen Anzeigefeld für den verwendeten Wiedergabelautsprecher weitere kleine Felder mit Coverdarstellung von den einzelnen Hörzonen auftauchen, die man durch Anklicken groß machen kann. Dann steuerst du die einzelnen Hörzonen wie gewöhnlich Bluetooth-Lautsprecher, die du im gleichen Raum verwendest. Diese Funktion kam mit AirPlay 2 in iOS 11.4, dem aktuellen mobilen Betriebssystem von Apple.

Wie bei Google-Cast-Lautsprechern, die in der Regel über die Google Home App eingerichtet werden, dient die Apple Home App ebenfalls nur dem Aufbau eines Netzwerks und der Gliederung der Geräte nach Räumen. Dann bist du entweder auf Sprachsteuerung mit allen Nachteilen bei bestimmten Aufgaben oder auf die Musik App angewiesen.

Wenn man nicht das All-in-one-Konzept von Sonos oder Teufel im Kopf hat, gibt es daran nichts auszusetzen. Und du kommst auch leichter rein, weil du nicht zunächst einmal die gleiche Logik wie bei Sonos oder Teufel Raumfeld dahinter zu Grunde legst.

Nach dem Blitzstart stockt es etwas

Das zeigt sich auch ganz deutlich bei meinem nächsten Erlebnis. Selbst wenn man Logik im Apple-Ökosystem fürs vernetzte Haus grundsätzlich verstanden hat, gibt es noch ein paar Stirnrunzel-Momente. Es findet sich nämlich oben im Fenster der Apple Home App eine Plus-Taste, die nahelegt, dass der Weg, den zweiten HomePod hinzuzufügen, über sie läuft.

Doch die damit aktivierte Funktion „Gerät hinzufügen“ meint irgendwelche Elektrogeräte fürs vernetzte Haus, aber keine Lautsprecher. Die werden nämlich alle eingerichtet wie der erste HomePod: Also Bluetooth auch wieder anschalten – auch wenn es für die Wiedergabe später nicht gebraucht wird, weil der HomePod ausschließlich mit WLAN arbeitet – und sich einfach dem mit der Steckdose verbundenen neuen Lautsprecher nähern: Schon erscheint das Installationsfenster und du kannst den Vorgang durch Antippen der Taste „Konfigurieren“ starten. Leider irrte ich zuvor mit aktivierter iPhone-Kamera herum und versuchte nicht vorhandene Gerätecodes auf dem HomePod oder seiner Verpackung zu scannen.

So stabil und geschmeidig wie die Installation des zweiten HomePod – abgesehen von diesem Missverständnis – von statten geht, hat das bisher noch keiner hingekriegt. Man muss bei verschiedenen Dingen nur erst mal drauf kommen, weil Apple manches anders macht, als man es als Tester von den Mitbewerbern kennt. Nachdem dann alles lief, schickte mir Apples Agentur noch ein paar Links zu YouTube-Filmchen mit Tutorials rund um den HomePod.

Wie sich zwei Apple HomePod zu einem Stereo-Paar vereinen lassen, hatte ich dagegen schon gegoogelt. Auch das war letztlich simpel, man muss nur erst mal darauf kommen, dass die Funktion sich nicht dort in der Apple Home App verbirgt, wo man sie zuerst suchen würde.

Nachdem alles über einen längeren Zeitraum stabil läuft, muss ich sagen, dass Apple das wirklich alles toll hingekriegt hat, sich seiner Sache aber vielleicht etwas zu sicher war. Bei Sonos wirst du nämlich durch die eine, alles vereinende Controller App entweder Schritt für Schritt auch mit Animationen durch die Installation geführt.

Und der Rest findet sich dort, wo du ihn zumindest als mit der Multi-Room-Materie-Vertrauter suchen würdest. Vielleicht kann Apple an diesem einen Punkt noch etwas mehr Starthilfe geben, damit man nicht wie ich nach einem phänomenalen Blitzstart eine ganze Weile herumexperimentieren oder die Tutorials auf YouTube schauen muss, die mir dann immerhin nachträglich zeigten, dass ich den HomePod inzwischen verstanden hatte.

Seite 1    Apple HomePod: Einstellung, Datenschutz
Seite 2    Sprachsteuerung, Hardware, Hörtest, Fazit, Bewertung

Autor: Stefan Schickedanz

Avatar-Foto
Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.