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Mit dem PE-505 bietet Teac eine auf seine Art einzigartige Phonostufe: Sie verbindet japanische Perfektion mit Spielwitz. Ihr Preis: 1.600 Euro (Foto: Teac)

Test Teac PE-505: Phonovorstufe für Perfektionisten

Der Teac PE-505 ist ein Phono-Preamp für Leute, die gerne auf alle Eventualitäten vorbereitet sein wollen: Perfekt ausgestattet, universell anpassbar und klangstark, bietet das japanische Midiformat-Gerät für seinen selbstbewussten Preis reichhaltigen Gegenwert.

Wie die Zeit vergeht! Das letzte Gerät der Teac-Reference-Serie, das ich zwecks Test auf dem Tisch hatte, war vor acht Jahren der D/A-Wandler UD-501, der damals zu den allerersten DACs gehörte, die via USB nicht nur hochauflösendes PCM-Audio, sondern sogar das schwierig zu beherrschende Einbitformat DSD wandeln konnten. Die technologische Nähe zu – und personelle Überschneidungen mit – der Studio-Schwestermarke Tascam befähigte die Teac-Entwicklungsabteilung damals zu diesem Coup. Und auch der PE-505, um den es hier geht, trägt Merkmale, die klar in die Pro-Abteilung verweisen – oder wahlweise zu den Kollegen des Teac-Edelablegers Esoteric.

Wobei die Fähigkeit, Signale von MC-Tonabnehmern symmetrisch zu verarbeiten, weniger damit zu tun hat, dass in Studios aus Störsicherheitsgründen generell symmetrische Verbindungen verwendet werden. Sondern einfach mit der Entstehungsweise der MC-Signale: Plus- und Minus-Anschlüsse eines Tonabnehmers führen intern ja zu entgegengesetzten Enden der für den jeweiligen Kanal zuständigen Spule, die hier anliegende Signal-Wechselspannung hat also keinen Massenbezug und ist quasi von Natur aus symmetrisch.

Der Teac PE-505 (das PE steht für Phono Equalizer, weil das Gerät wie jede Phonostufe die Vinyl-schneidetechnisch bedingte RIAA-Vorverzerrung wieder geradebiegen muss) bietet symmetrisch verkabelten Plattenspielern die passenden XLR-Eingangsbuchsen, verarbeitet aber auch Cinch-Signale, wie sie 99% aller Spieler eben liefern, intern ab der ersten Verstärkerstufe differentiell-symmetrisch. Und bietet das Resultat seiner Arbeit dann wiederum in beiden Formaten an: Einbeinig via Cinch, sowie symmetrisch via XLR-Kupplung. Das erzeugt eine gewisse Komplexität, weil intern alle Signalwege doppelt ausgeführt werden müssen, und es erfordert auch eine gewisse Grund-Qualität der Schaltungen, weil sich die Vorteile der symmetrischen Arbeitsweise eben nur bei wirklich perfekter Symmetrie – also exakter Gleichbehandlung der beiden komplementären Signalhälften – wirklich manifestieren.

Teac PE 505 Front
Dieser Phono-Pre-Amp kann fast alles: Symmetrisch/unsymmetrischer Eingang, Subsonic-Filter, MM- und MC-Anpassung, Verstärkungsfaktor und sogar Monobetrieb sind alle übersichtlich von der Frontplatte aus wählbar. Das Zeigerinstrument verrät zudem tieffrequente Störanteile oder wahlweise die Impedanz des angeschlossenen MC-Systems (Foto: Teac)

Der Aufbau des Teac PE-505

Wenn man in den Teac hineinschaut, überrascht es also nicht, dass das Midiformat-Gehäuse bis zum letzten Winkel mit Bauteilen vollgestopft ist, darunter gleich zwei prachtvolle Ringkernfrafos samt zahlreicher Regler zur absolut störungsfreien Stromversorgung der insgesamt vier Verstärkerzüge. Deren Schaltung erfordert schon aus Platzgründen gewisse Ökonomie in der Umsetzung: Verstärkt und gepuffert wird im PE-505 grundsätzlich nicht mit barocken Einzeltransistor-Parks, sondern mit IC-OP-Amps. Und zwar äußerst zahlreichen und keineswegs schäbigen.

Teac PE 505 innen
Staatsempfang: Der Eingangsbereich des PE-505 nimmt MC-Strömchen per XLR symmetrisch entgegen und symmetriert auch die via Cinch eintreffenden MC- und MM-Signale alsbald zwecks störarm-differentieller Weiterverarbeitung (Foto: B. Rietschel)

Bei 16 habe ich aufgehört zu zählen, weil mir bei dem Versuch, die winzigen Aufdrucke zu entziffern, die Augen zu flimmern begannen: Eingangsseitig tummeln sich vornehme ultra-rauscharme Chips von Analog Devices (AD8599) gleich in achtfacher Ausführung. Noch illustrer sind aber die OPs, um die sich die RIAA-Entzerrung rankt: Die MUSES8820 vom japanischen Hersteller NJR gehören zu den ganz wenigen spezifisch für High-End-Audioanwendungen entwickelten Verstärker-ICs. Sie unterscheiden sich in ihren Daten zwar kaum von Dutzendware wie dem NE5534, kosten aber das Zigfache und sind unter Entwicklern nicht unumstritten: Manche attestieren ihnen klar überlegene Klangeigenschaften, andere tun sie als Voodoo ab – meist jedoch ohne sie wirklich ausprobiert zu haben.

Teac PE 505 Trafo
Full House: Das kompakte Gehäuse enthält mehr – und auch hochwertigere – Bauteile als so mancher Fullsize-Highend-Preamp. Audio und Steuerung werden aus separaten Ringkerntrafos versorgt, wobei Nummer zwei etwas kleiner ist und sich unter einer Blechabschirmung versteckt. Der Regelungs- und Siebungsaufwand für die Versorgungsspannungen ist beträchtlich – bei Phonostufen sowohl für den Klang als auch für die Rauscharmut ein wichtiges Merkmal (Foto: B. Rietschel)

Teac verwendet die MUSES-Chips, seit sie auf den Markt kamen und obwohl sie in der Preiskalkulation regelmäßig Stirnrunzeln verursachen. Ich gehe davon aus, dass die Japaner sehr genau hingehört haben, bevor sie sie die Besetzung der jeweiligen Stellen in der Preamp-Schaltung finalisiert haben.

Teac PE 505 Rear
Rein und raus, wie es gerade konveniert: MC-Ausgangsspannungen kann der Teac von den Eingangsbuchsen bis zu den Ausgängen symmetrisch verarbeiten. Aber auch MMs profitieren intern über weite Strecken von der zweispurig-differentiellen Konstruktion des PE-505. In diesem Bild auch gut sichtbar: Die Spike-Füße mit integrierten Untertellern – hier noch ohne die im Zubehör befindlichen, selbstklebenden Gummisohlen (Foto: Teac)

Die Besonderheiten

Vielleicht hilft das Edelsilizium in der RIAA-Stufe den Teac-Designern ja dabei, ihre extrem ambitionierten Genauigkeits-Ziele zu erreichen: Nur ±0,05dB Toleranz genehmigt sich der Preamp bei der Begradigung des beim Schneidvorgang nach genau definierten Regeln verbogenen Vinyl-Frequenzgangs. Und weil ein winziger Prozentsatz aller Schallplatten – frühe Mono-LPs hauptsächlich – nicht der heute weltweit einheitlichen RIAA-Kennlinie folgte, sondern alten, Plattenfirmen-spezifischen Standards, bietet der Teac diese Genauigkeit nicht nur einmal, sondern gleich dreimal zum Umschalten: Wirklich ernsthafte Sammler können beim PE-505 von Platte zu Platte entscheiden, ob sie dieser lieber mit RIAA-, Columbia- oder vielleicht doch besser mit Decca-Entzerrung zu Leibe rücken.

Teac PE 505 RIAA
(Foto: Teac)

Aber mit den wählbaren Entzerrungskennlinien fängt die lange Liste nützlicher Dinge beim Teac PE-505 erst an. Der japanische Phono-Pre ist genau richtig für Leute, die keine Lust haben, mit Schraubenziehern an irgendwelchen schlecht zugänglichen Mäuseklavieren herumzupopeln. Denn alle Einstellungen und Funktionen erreicht man bei ihm über schöne, griffige Schalter und Knöpfe auf der Frontplatte. Die Abschlusskapazität für MM-Systeme lässt sich vierstufig einstellen, sie reicht von einer nützlichen, selten anzutreffenden Null-Picofarad-Stellung bis zu 330pF.

Teac PE 505 Abschluss
Alles unter Kontrolle: Mit seiner aufwendig gestylten Frontplatte und den massiven Alu-Seitenteilen hält der Teac PE-505 klassisch-japanische Verstärkerbau-Tugenden hoch. (Foto: Teac)

Dreht man den Abschlussimpedanz-Einstellknopf einen Schritt weiter, gelangt man in die Domäne der MC-Systeme, und die beginnt nicht mit irgendeinem Widerstandswert, sondern mit „Demag“, der Entmagnetisierungsfunktion. In dieser Schalterstellung sind die Eingänge des Preamps kurzgeschlossen. Lässt man dann eine Minute lang eine Platte laufen, sollen die von den Spulen selbst induzierten Signale – letztlich chaotische, pulsierende Wechselströme – eventuelle Magnetisierungseffekte an den Spulen und deren Trägermaterial neutralisieren.

Diese Maßnahme ist nicht unumstritten und funktioniert je nach Aufbau des Systems unterschiedlich gut oder auch gar nicht – etwa bei MCs mit Rubin- oder Keramik-Spulenträgern, wo es einfach nicht so viel zu magnetisieren gibt wie etwa beim klassischen Aufbau mit Weicheisen-Spulenkern. Auch die Tonabnehmerhersteller selbst haben dazu keine einheitliche Meinung: Van den Hul etwa rät komplett davon ab, Benz Micro dagegen hat einen eigenen Entmagnetisierer im Programm. Nach zahlreichen eigenen Versuchen in der Vergangenheit halte ich persönlich das Entmagnetisieren für verzichtbar – aber das muss wie gesagt jeder selbst wissen, und zumindest richtet die hier verwendete Methode keinen Schaden an.

Das VU-Meter

Integrierte Entmagnetisierungsfunktionen – teils auch mit aufwendigerer Technik und eigens generierten Signalen – gibt es auch in ein paar anderen Phonostufen, die aber erheblich teurer sind als der mit 1600 Euro fast noch vernünftige Teac. Was man von dem Zeigerinstrument in der Mitte der Frontplatte, dem rechts darunter befindlichen „MEASURE“-Knopf und der damit zusammenhängenden Funktion nicht behaupten kann: Der PE-505 kann die Spulenimpedanz eines angeschlossenen MC-Systems ordnungsgemäß und gefahrlos mit einem 1kHz-Signal messen und anzeigen.

Teac PE 505 VU-Meter
Griffig und edel: Den Teac zu bedienen macht wegen der satt rastenden Schalter und soliden Drehknöpfe richtig Spaß. Wenn die Impedanz-Messung aktiv ist, gilt auf dem Zeigerinstrument die untere Skala. Letztlich kommt man ums Selberhören also doch nicht herum – es macht wegen der einfachen Verstellung aber immerhin mehr Spaß als bei vielen anderen Phonostufen (Foto: Teac)

Die Messfunktion ist wirklich ein – zumindest mir – bisher unbekanntes Feature, das dem Besitzer bei der Auswahl des richtigen MC-Abschlusswiderstands helfen soll: Einfach „Measure“ drücken, eine Sekunde warten und den Widerstandswert ablesen. Teac empfiehlt als Abschlusswiderstand den doppelten Wert des Spulenwiderstands – oder denjenigen der sieben zur Wahl stehenden Werte zwischen 10Ω und 1000Ω, der dem am Nächsten kommt. Man kann davon ausgehend natürlich nach Gehör weiterexperimentieren, zumal es neben Teacs Empfehlung „Faktor zwei“ auch anderslautende Faustregeln gibt.

Die kleine Skala richtig abzulesen erfordert etwas Übung: Die Skalierung ist nicht linear, sondern zumindest bei den kleineren Werten eher logarithmisch. Die Messung an sich ist aber sehr genau – und wäre vor ein paar Jahrzehnten ein Megafeature gewesen, als man noch nicht für jeden noch so exotischen Tonabnehmer alle Werte innerhalb von zehn Sekunden online finden konnte.

Heute bestätigt der Teac in den meisten Fällen nur, was man eh schon weiß – aber vielleicht findet man ja doch mal irgendeinen Klassiker mit unbekannter Impedanz, und kann diesem dann mittels „MEASURE“-Button triumphierend sein letztes Geheimnis entlocken. Gewöhnliche Multimeter sollte man in so einem Fall übrigens lieber im Werkzeugkasten lassen: Die Universalgeräte können zwar auch sehr genau Widerstände messen, verwenden dazu aber normalerweise Gleichstrom aus ihrer integrierten Neunvolt-Batterie. Was so hohe Ströme zur Folge hat, dass die spinnwebfeinen Spulendrähte dabei nicht selten einfach durchbrennen.

Da man nicht ständig Tonabnehmer wechselt, das schöne Drehspulinstrument aber nun mal da ist, haben sich die japanischen Ingenieure noch eine weitere Beschäftigung dafür ausgedacht: Im normalen Betrieb kann der Zeiger subsonische Schallanteile im Eingangssignal anzeigen und damit eventuell die Entscheidung erleichtern, ob man nun mit oder ohne das schaltbare Subsonic-Filter hören soll. Typische Bassreflex-Kompaktlautsprecher verraten Infraschall-Anteile zwar auch selbst sehr deutlich, indem sie ihre Bassmembranen flattern lassen. Großflächigen, hart aufgehängten Tieftönern wie etwa den Dual Concentrics in meinen Tannoy Eaton sieht man es dagegen kaum an, ob sich der Amp gerade mit nutzlosem Beinahe-Gleichstrom abmüht. Man wundert sich dann nur, warum er – gerade bei etwas lauteren Pegeln – nicht so verzerrungsarm und sauber klingt wie sonst.

Der Subsonic-Zeiger des Teac schafft hier auf einen Blick Klarheit. Und da er wirklich nur sehr tiefe Frequenzen unterhalb von 7 Hertz berücksichtigt, kann man sich auch sicher sein, dass nicht versehentlich Nutzsignale als Störungen identifiziert werden.

Oberhalb des Subsonic-Tasters findet sich zu guter Letzt ein Monoschalter, der die opulente Ausstattung des PE-505 vollendet. Nicht nur für Monoplatten, sondern auch zur Klärung aller möglicher Störungen und Justage-Fragen ein wichtiges, sinnvolles Universal-Tool, das leider an viel zu wenigen Phonostufen zu finden ist. Ebenfalls nachahmenswert sind die drei Gerätefüße, aus fest mit dem Gerät verschraubten Stahlspikes mit unverlierbar daranhängenden Gegenlager-Untertellern. Man hat also beides: Spikes und heile Möbel. Und das, ohne ständig unterm Rack nach heruntergefallenen Untersetzerchen suchen zu müssen.

Der Teac PE-505 im Hörtest

Alles bedacht, jedes Detail an seinem Platz: Wie schon das Design des Teac strahlt auch sein Klang Ordnung, Übersicht und einen starken Sinn für Details aus. Weil der Teac außergewöhnlich viele aktive Verstärkerstufen beschäftigt – er ist wie oben beschrieben ja ein wahres IC-Grab – interessierte mich zunächst, ob man damit noch gute Rauschabstände hinbekommt. Und schloss den Preamp an meinen Linn LP12 an, in dessen Ekos-Tonarm ein neuwertig-unbenutztes Linn Klyde montiert war. Ein alter Lieblings-Tonabnehmer von mir, der schnörkellos-bullig klingt wie ein MM, aber mit einer Intensität und Klangfarben-Vielfalt, wie sie eben nur Moving Coils hinbekommen.

Allerdings auch ein sehr leises System mit nur 0,15 mV Ausgangsspannung aus winzigen 5Ω-Spülchen: Wenn ein MC-Eingang mit dem Klyde nicht rauscht, dann rauscht er nirgends. Der Teac, mit Gain-Schalter auf „high“ und Abschlusswiderstand gehörmäßig auf 22 statt der sich rechnerisch ergebenden 10Ω, bestand diesen Test mühelos: Auch wenn man zum Beispiel das relativ niedrig ausgesteuerte Reissue des Stoner-Rock-Klassikers „Blues For The Red Sun“ von Kyuss in wirklich adäquater Lautstärke hörte, stand man beim Platte-Wenden nicht in einem hochflorigen Rauschteppich, sondern erahnte nur an einem dezenten Säuseln im Hintergrund, dass hier bereits in der Phonostufe um den Faktor 2000 verstärkt wird. Das ist nicht selbstverständlich, auch bei High-End-Geräten nicht. Und erst recht nicht so unabhängig vom System-Bauprinzip, wie es der Teac vormachte: MM wie MC musizieren vor einem gleichermaßen schwarzen, praktisch rauschfreien Hintergrund.

Mit dem Klyde und Vertigo Days, dem neuen Album von The Notwist, schien der Teac nicht nur originalgetreu und rauscharm zu verstärken, sondern regelrechten Forschergeist zu entwickeln: Die unzähligen kleinen Sound-Layer mal von akustischen Instrumenten, mal elektronischen Ursprungs,  die den Notwist-Stücken ihre typische Tiefe geben, ließen sich wunderbar aus dem Mix heraushören, ohne gleich ausgeschnitten und aus dem Zusammenhang gerissen zu wirken.

The Notwist Vertigo Day Covers
Das wohl vielseitigste Album der Bayern: Vertigo Days von The Notwist (Cover: Amazon)

Zum direkten Vergleich stand die überragende LP-33 von Line Magnetic bereit, die die Musik mit fast der gleichen Tiefe, aber noch müheloser durchdrang: Wäre die Musik eine Flüssigkeit, hätte sie mit der chinesischen Röhren-Phonostufe eine niedrigere Viskosität, würde leichter und mit weniger Kraftanstrengung in entlegene Winkel der Seele schwappen, während das japanische Halbleiter-Großaufgebot sie eher wie kunstvoll tanzende Fontänen im Zentrum der Aufmerksamkeit arrangierte. Klar eine individuelle Entscheidung: Mir gefällt die Line Magnetic noch besser, auch wenn in puncto Durchzeichnung die Teac Vorteile hat. Beide spielen aber auf weit höherem Niveau als die typische, gut gemachte Unter-1000-Euro-Phonostufe, sind den Mehrpreis also allemal wert.

Noch deutlicher als mit Pop und Rock, wo einfache Anlagen subjektiv auch mal im Vorteil sein können, zeigte sich die Qualität des PE-505 mit Orchester und Chor. Auf Satyagraha etwa, einer Oper von Philip Glass, die 1985 als überragend aufgenommenes Dreifach-Vinyl-Boxset veröffentlicht wurde (CBS Masterworks ‎I3M 39672), und deren hoher Dynamikumfang einem bei mindertalentierten Plattenspielern gehörig den Spaß verderben kann.

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Ein klanglich wie musikalisch fantastisches Werk: Die Phlipp Glass Oper Satyagraha (Cover: amazon)

Ob man das extrem hörenswerte Werk ohne Verzerrungen durchspielen kann, das entscheidet primär der Tonarm und das montierte System. Mit dem Technics SL-1200 GR und einem Nagaoka MP-150 im „Houdini“-Headshell-Entkoppler von The Funk Firm vergeht die 2-Stunden-Aufführung wie ein Traum, in dem man keine Sekunde über die Technik nachdenkt. Womit auch die MM-Sektion des PE-505 ihre Qualität unter Beweis gestellt hat.

Das Glass-Werk, eine digitale Produktion übrigens, entfaltet riesigen Raum, Farbenvielfalt und präzise artikulierte Stimmen, wie man sie via MM nicht jeden Tag zu hören kriegt. Und man fragt sich, warum die originale 3-LP-Box immer noch so günstig zu haben ist: Auf Discogs findet sie sich ab 30 Euro in „Near Mint“-Zustand. Es gibt seit Ende letzten Jahres auch ein Reissue auf Music On Vinyl, das ich nicht gehört habe – besser als das Original kann es aber nicht sein, schlechter ist dagegen immer möglich.

Zum Abschluss des Hörtests durfte noch ein wirklich hochauflösendes, modernes MC mit etwas höherer Ausgangsspannung ran: Das Lyra Delos spielt mit seinem MicroRidge-Diamanten enorm detailfreudig und präsent, kann bei Fehlern in Justage und folgenden Komponenten aber auch leicht mal ins Übereifrige kippen. Mit seinen 0,6 Millivolt Ausgangsspannung bevorzugte es die „low“-Gain-Einstellung und 47Ω Abschlussimpedanz – mit weniger direkten Lautsprechern als meinen Monitoren kann man es sicher auch noch hochohmiger abschließen. Der Unterschied zum Line Magnetic war hier deutlicher als bei den anderen beiden Systemen – auch weil der Teac hier nun auch über seine symmetrischen XLR-Eingänge zum Zuge kam.

Denn der verwendete Plattenspieler – ein SME Model 10 mit Tonarm SME 309 – erlaubt mit seiner offenen Konstruktion und dem SME-5-Pol-Stecker auf der Tonarmseite einen sekundenschnellen Wechsel des Anschlusskabels. Bei dem es sich im Test in beiden Fällen um ein Sun Wire Phono Reference handelte, eines der besten mir bekannten Phonokabel und definitiv das Beste, was ich in beiden Versionen greifbar hatte. In der Tat klang bei diesem Vergleich die symmetrische Verbindung noch etwas räumlicher und detaillierter, aber keineswegs unausgewogen, sondern auf ungekünstelte und lockere Weise informativer.

Es gibt sicher auch einen Markt für streng und steif klingende Oberlehrer-Phonoteile. Der Teac PE-505 gehört zum Glück nicht dazu, sondern, sondern wurde erkennbar sorgfältig von analog-audiophilen Ingenieuren abgestimmt und steht bei aller Genauigkeit immer zuallererst im Dienst der Musik. Wie komplex der Vorverstärker im Vergleich zu anderen Phonostufen aufgebaut ist, ahnt man daran, dass er von einem ausgewachsenen ARM-Prozessor gesteuert wird, dessen Firmware man sogar – über einen seriellen Port am Heck – updaten kann.

Dass die digitale Intelligenz nicht die geringste Spur im Ausgangssignal hinterlässt, obwohl sie auf dem selben Mainboard nur wenige Zentimeter entfernt von den sensiblen Verstärkerchips lebt, kann man als Zeugnis überlegener Platinen-Layout-Kunst im Hause Teac interpretieren. Ob es so etwas in zehn Jahren auch noch geben wird, wissen wir nicht. Sicher ist aber, dass man den PE-505 auch in 20 Jahren noch aufschrauben und seinen Aufbau bestaunen können wird. Und dann das sagt, was man heute auch bei bestimmten ähnlich alten Japan-Vollverstärkern gerne sagt: „Mann, waren die damals schön aufgebaut!“

Fazit Teac PE-505

1600 Euro sind ein stolzer Preis für ein Midiformat-Gerät, das nur Phonosignale auf Line-Level hebt und entzerrt. Andererseits kann so etwas bei der Schwestermarke Esoteric auch leicht mal 10000 Euro kosten – übrigens mit den gleichen Patent-Spikefüßen, der gleichen Demag-Einrichtung sowie einer durchaus erkennbaren klanglichen Verwandtschaft. Ich kann den PE-505 nur empfehlen – als hochauflösenden, sehr universellen, praxisfreundlichen Phono-Preamp mit noch nicht völlig abgehobenem Preis.

Teac PE-505
2021/03
Test-Ergebnis: 4,7
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klanglich offen und transparent
sehr rauscharm sowohl mit MM- als auch mit MC-Systemen
Ein- und Ausgänge jeweils symmetrisch und unsymmetrisch
Praktische Impedanz- und Subsonic-Messfunktionen

Vertrieb:
Aqipa GmbH
Möslbichl 78
6250 Kundl, Österreich
www.aqipa.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Teac PE-505: 1.600 Euro

Teac PE-505: die technischen Daten

Teac PE-505
Konzept:voll-symmetrische Phonostufe für MM und MC
Subsonic filter:bei 17Hz mit 24dB/Oktave
Abschluss MM:
47kΩ, Impedanz: 0, 100, 220, 330pF
Abschluss MC:
10, 22, 47, 100, 220, 470, 1kΩ
Ausgänge:1 x Cinch asymm; 1 x XLR symm.
Abmessungen (B x H x T):
29,0 × 8,5 × 25,2 cm
Gewicht:
4,5 Kilogramm
Alle technischen Daten
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Autor: Bernhard Rietschel

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Bernhard Rietschel ist gelebte HiFi-Kompetenz. Sein Urteil zu allen Geräten ist geprägt von enormer Kenntnis, doch beim Analogen macht ihm erst recht niemand etwas vor: mehr Analog-Laufwerke, Tonarme und Tonabnehmer hat keiner gehört.