In Sachen preiswerte THX-Lautsprecher gibt es international nur eine wirklich relevante Adresse und die sitzt in Bikini Berlin. Das Teufel System 6 THX Select tritt die Nachfolge des bewährten, aber schon betagten Teufel System 5 an. Und es folgt als erstes Lautsprecher-Set der überarbeiteten Norm THX Select, die nun einheitlich für Räume bis circa 25 Quadratmeter akustischen Kinospaß garantieren soll.
Zum Start (August 2017) ist das Teufel System 6 THX Select zunächst nur als 5.2-Set mit
- 3x Frontlautsprecher Teufel S 600 FRC
- 2x Dipol-Surround-Lautsprecher Teufel S 600 D
- und 2x Subwoofer Teufel S 6000
erhältlich. Nach Teufel-Manier dürfte es nicht lange dauern, bis die Komponenten für weitere Ausbaustufen auch einzeln erhältlich sind.
Frontlautsprecher Teufel S 600 FRC
Für das Klanggeschehen am ehesten verantwortlich sind die als Hauptlautsprecher mitgelieferten Satelliten des Teufel System 6 THX Select. Mit nur einer Breite von 31,00 cm, Höhe von 20,00 cm und Tiefe von lediglich 15,20 cm haben sie nur die Dimension einer Schachtel für Kinderschuhe. “FRC” im Namen deutet darauf hin, dass die Konstruktion als Front, Rear und Center gedacht ist.
Bei allen drei Modellen des Teufel System 6 THX Select Sets kann man den Look variieren: Entweder man verwendet die Lautsprecher offen, was akustisch am günstigsten ist, aber die Chassis allen Haustieren und Kleinkindern schutzlos ausliefert, jedoch cool technisch aussieht. Oder man verwendet die schwarzen stoffbespannten Rahmen, die alles blickdicht verbergen und vergleichsweise dezent wirken.
In jeder Packung liegen aber auch Lochgitter mit passenden Schrauben und Distanzhülsen. Die robusten Metallgitter zeigen einen recht martialischen Look, sind aber akustisch widerstandslos und bieten guten mechanischen Schutz. Geschmacksache. Deshalb bietet Teufel hier kostenlos alle Möglichkeiten. Klasse!
Durch ihre kompakte Größe und das eher für kompakte europäische Wohnraumdimensionen gedachte Gesamtkonzept drängt sich förmlich eine Wandmontage der Winzlinge auf. Und ja, sie sind akustisch und mechanisch darauf vorbereitet. So gibt es hinten neben den robusten Anschlussklemmen Wand- und Abstandshalter, die gerade genug Luft lassen, um noch ein Kabel hindurch zu stecken.
Wer lieber ein Stativ möchte: dies kann Teufel mit dem Standfuß AC 7001 SP (70 Euro) ebenfalls liefern. Die Stative bieten eine Kabeldurchführung und eine dicke Schraube im Boden der Box fixiert sie am Ständer.
Surround-Dipol-Lautsprecher Teufel S 600 D
Auch das gibt THX vor: Wie schon seit fast drei Jahrzehnten bei THX-Sets Usus, gehören auch zum Teufel System 6 THX Select sogenannte Dipole als Rear-Lautsprecher, um in vergleichsweise kleinen Wohnräumen die Charakteristik eines viele Lautsprecher umfassenden Arrays (so wie im Kino) für die Surround-Kanäle nachzubilden. Diese Dipole strahlen den Schall im Mittel- und Hochtonbereich phaseninvertiert nach vorne und hinten und erzeugen so eine diffuse Abstrahlung, die der Charakteristik eines Kino-Arrays nahekommt.
Bei einem Dipol kommt es zwangsweise zu Auslöschungen. Ist ja klar: zur einen Seite Plus abgestrahlt, zur anderen Seite Minus. Wenn dann die Signale aufeinandertreffen, löschen sie sich aus. Am besten hörbar ist dieser Effekt direkt an der glatten Vorderseite des Teufel S 600 D: hier ist die Auslöschung am stärksten.
Die Aufstellungs-Empfehlung ist deshalb beim Teufel System 6 THX Select wie bei allen Systemen dieser Art: Die Dipole möglichst auf Ohrhöhe und in einer Linie: also Dipol – Hörer – Dipol anbringen. Dann hört man die Dipole am wenigsten, den Raumklangeffekt dafür umso besser.
Schon die Verwendung derselben Hoch- und Tiefmitteltöner wie in den Teufel S 600 FRC als Frontlautsprechern garantiert eine große klangliche Homogenität des Teufel System 6 THX Select. Damit ein nahtloser Übergang funktioniert, müssen die Phasenlage des nach vorne zeigenden Teils des Dipols und der Frontlautsprecher gleich sein. Zwangsläufig gibt es deshalb einen linken und einen rechten Teufel S 600 D, die man nicht verwechseln sollte.
Und weil phasenverdrehte Lautsprecher unterhalb einer gewissen Frequenz einen akustischen Kurzschluss darstellen, setzt hier die Frequenzweiche ein und übergibt die Abstrahlung an das rückseitige Bass-Chassis. Entsprechende Wandhalterungen mit großzügig Abstand erlauben dem Tieftöner weit auszulenken ohne anzustoßen.
Subwoofer-Duo Teufel S 6000
Warum gehören gleich zwei Teufel S 6000 THX-Subwoofer zum Teufel System 6 THX Select? Hätten die Berliner Entwickler nicht auch einfach einen fetteren Basswürfel bauen können? Doch. Aber das Duo bietet gleich mehrere Vorteile. Zum einen kann man zwei kleinere Woofer leichter in die meisten Wohnräume integrieren als einen großen. So ein einzelner S 6000 bringt dann immer noch gut 24 Kilogramm auf die Waage, die sich auf 47,4 x 37 Zentimeter Front und 54 Zentimeter Bautiefe verteilen. “Kompakt” geht sicher anders, aber die Physik lässt sich nun einmal nicht überlisten – im Bass schon gar nicht.
Zum anderen machen zwei Subwoofer auch akustisch mehr Sinn als einer, insbesondere in jenen Raumgrößen, für die dieses THX-Set gedacht ist: nämlich bis maximal 30 Quadratmeter. Gerade in kleineren Räumen liegen die Raumresonanzen häufig so ungeschickt, dass sie die Wiedergabe durch Dröhnen stören. Mit einer geschickten Platzierung der Woofer im Raum kann man diesen Effekt drastisch mildern oder gar auslöschen. Im Idealfall verwendet man einen modernen AV-Receiver mit zwei dezidierten Subwoofer-Ausgängen, deren Pegel und Verzögerung (Hörabstand) sich getrennt einstellen lassen.
Da die THX-Lizenzanforderungen vor allem im Bass extrem anspruchsvoll sind, hat Teufel die Subwoofer des Teufel System 6 THX Select üppig ausgestattet. Eine Class-D-Endstufe mit 240 Watt treibt eine 30 Zentimeter-Papiermembran an, die dank wulstiger Sicke eine Menge Auslenkung erlaubt. Ein Teufel-typischer, DPU-genannter Bassreflex-Tunnel belüftet das 55 Liter fassende Volumen und nutzt den rückseitigen Schall zur zusätzlichen Schallenergie-Gewinnung.
Zum erstaunlich krummen Preis von 259,96 Euro erhält man optional ein Pärchen Funksender/-Empfangsmodule, um die Subwoofer drahtlos anzusteuern. “Subwoofer Wireless Maker System 6 THX” heißt das Set. Obwohl das Set einige ungewöhnlich Regler und Schalter mitbringt, ist es dennoch ungewöhnlich genial! So lässt sich etwa die Eingangs-Empfindlichkeit der Automatischen Standby-Schaltung weiträumig regeln. Da kann man das untere Rauschlimit ausloten und es kommt nicht mehr zu ungewollter Bass-Armut, wenn es mal länger still war im Film – weil der Subwoofer sich zwischenzeitlich schon mal Schlafen legte.
Einen Regler für die Übergangsfrequenz braucht es nicht, denn im THX-Konzept übernimmt ja stets der AV-Receiver/Prozessor die Filterung. Dafür gibt es eine Einstellung für einen dezenten Bassboost mit regelbarer Frequenz. Ein Beispiel: Stellt man den Regler auf einen Bereich zwischen 9 und 12 Uhr, gibt es mehr Tiefbass zu Lasten des Maximalpegels und zu höheren Werten wird’s etwas fetter. Feinfühlig, gut gemacht.
Einen Kritikpunkt an der neuen Gehäusekonstruktion werden echte Kinofans haben, die gerne mit Projektor im Dunklen Filme schauen. Im Bassreflex-Tunnel sitzt die rote Power-LED. Meine Kritik: Im schwarzen Tunnel sieht man sie bei Sonnenlicht praktisch nicht. Dafür sieht es im Dunkeln zwar im ersten Blick cool aus, wie das Zyklopenauge eines Cylonen aus Galactica, aber es ist bei Film-Projektion viel zu hell, schon weil es auch aus dem DPU-Tunnel heraus auf den Boden strahlt. Bitte liebe Teufels, macht es dimmbar oder abschaltbar, zumal es im taghellen Raum ohnehin keiner sieht.
Teufel System 6: Messungen
An den Frequenzgängen gibt’s nix zu meckern, erst recht nicht bei dem günstigen Preis des Teufel System 6 THX Select-Sets von nicht einmal 2.000 Euro. Die Frontlautsprecher sind super-linear und das vor allem auch unter Winkel von der Seite, wo praktisch alle typischen Center-Konstruktionen unter deutlichen Verfärbungen und Phasenproblemen leiden. Toll. Auch die Dipole funktionieren an der Wand super und das Subwoofer-Pärchen ist in Sachen Frequenzgang und Klirrspektrum ein Traum fürs Geld. Es treten vor allem selbst bei großen Lautstärken keine Störkomponenten vorwitzig heraus, wie das oft der Fall ist. Eine exzellente Ingenieursleistung.
Musik und Action: das Teufel System 6 THX Select im Hörtest
Um es vorweg zu nehmen: Das Teufel System 6 THX Select klingt genauso, wie man sich das aufgrund der Daten und Messungen erhofft: anspringend, ausgewogen-neutral. Die räumliche Wiedergabe ist, wenngleich das Geschehen vorn manchmal etwas flach projiziert wird. Die Abbildung von Stimmen und Instrumenten wirkte relativ groß, blieb aber jederzeit scharf umrissen. Der Klangeindruck bleibt leise und laut gleichermaßen gut. Doch insbesondere mit Blick auf die sehr kompakten Dimensionen der Frontlautsprecher bietet das Teufel System 6 THX Select eine aberwitzige Dynamik. Optimal auf- und eingestellt, spielen die drei Lautsprechertypen nahtlos zusammen und bieten selbst bis in den tiefen Basskeller ein Dynamik-Erlebnis, wie man es für das gleiche Budget mit klassischen HiFi- Standlautsprechern nicht im Entferntesten erreicht.
Zur Höchstform läuft das THX-Set deshalb erwartungsgemäß bei Live-Musik und Actionfilmen in Original-Lautstärke auf. Ob kreischende Gitarren und trocken wummernde Drums oder Science-Fiction-Action à la Ghost In The Shell von Blu-ray. Das spielt alles souverän ohne merkbare Anstrengung, obwohl bereits der Staub über dem Teppich schwebt. Nur tolerante Nachbarn oder einen gut isolierten Kino-Keller braucht man. Cool: Selbst leise klingt das System 6 knackig und vollmundig. Das erst macht das Set auch wohnzimmertauglich, für das tägliche Fernsehprogramm und zum Musik hören.
Fazit: Teufel System 6 THX Select
Sicher ist das Teufel System 6 THX Select keine audiophile Offenbarung, aber ein Golf ist auch keine Reiselimousine. Und das hier ist eher ein Golf: Ausgewogen in jeder Hinsicht, praktisch in der Anwendung und innerhalb seiner Preisklasse überdurchschnittlich leistungsfähig mit allerlei praktisch durchdachten Ausstattungsdetails. Die Frontlautsprecher sind winzig und klingen auch von seitlichen Hörpositionen unverfälscht. Die Dipole bilden weiträumig ab, klingen durch ihre Charakteristik selbst für sehr nahe sitzende Zuhörer unaufdringlich und bieten ein nahtloses 360°-Panorama. Das Subwoofer-Doppel spielt trocken, tief und lässt sich auch durch heftige Actionfilme nicht erschüttern. Clever: Man kann sie zu drahtlosen Woofern erweitern. Kurzum: Eine Menge Holz fürs Geld, auch im übertragenen Sinne. Bei LowBeats gibt es bei so viel Klang für einen so fairen Preis ein glattes “überragend”.
Teufel System 6 THX Select | 2017/09 |
überragend |
Bewertungen:
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Klingt ausgesprochen ausgewogen |
| Sehr potenter, trocken spielende Subwoofer |
| Plastische Surroundwiedergabe dank Dipol |
| Power-LED im Bassreflexkanal |
Vertrieb:
Lautsprecher Teufel
Bikini Berlin
Budapester Str. 38-50
https://teufel.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Teufel System 6: 1.999,99 Euro
Subwoofer Wireless Maker System 6 THX: 259,96 Euro
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