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3er Test Skyanalog
Mit dem G-1 (1.000 Euro), dem G-2 (1.500 Euro) und dem G-3 (2.000) mischt der bislang unbekannte Hersteller Skyanalog den Markt der MC-Abtaster gehörig auf. Der Familientest (Foto: Skyanalog)

3er-Test MC Tonabnehmer Skyanalog G-1, G-2 & G-3: The sky is the limit

So ausgewogen, edel und fein wie das Skyanalog G-1 klang bislang noch kein MC-System in der 1.000-Euro-Klasse. Wollen wir da noch wissen, wie die beiden teureren Schwestermodelle spielen? Natürlich wollen wir das!

Als sich der Skyanalog-Vertrieb TCG meldete, um die drei MC-Systeme G-1, G-2 und G-3 zurückzubeordern, war ich etwas geknickt. Ein so konsistent hochklassiges Trio von MC-Systemen, die sich zwar qualitativ, nicht aber charakterlich unterscheiden, und die in praktisch jedem Spieler überragende Ergebnisse liefern, bekommt man nicht täglich in den Hörraum geliefert. Die hätten alle drei ruhig noch ein bisschen hierbleiben können. Aber es soll nicht sein: Die drei Testlinge aus China werden woanders benötigt.

Skyanalog G-1, G-2 und G-3: wo kommen die eigentlich her?

China? Genau! Die Skyanalog-Systeme werden in Jiangmen gebaut, das liegt in der ohnehin sehr HiFi-fruchtbaren Provinz Guangdong ganz im Süden der Volksrepublik. Vom Bluetooth-Böxchen bis zum Röhrenverstärker entsteht in dieser Gegend Equipment aller Spielarten für zahllose bekannte Marken. Einige der Hersteller haben bereits unter eigenem Namen Prominenz erlangt – etwa Cayin oder Line Magnetic. Skyanalog dagegen war bislang ausschließlich und höchst diskret als OEM-Firma unterwegs. Baute also Tonabnehmer – möglicherweise auch nur deren Innereien – für illustre Firmenkunden, die lieber ungenannt bleiben möchten.

Wichtig für diese Geschichte ist, dass die drei getesteten MC-Modelle nicht aus dem heiteren Himmel auf uns herabgefallen sind, sondern aus einer langen, wenn auch anonymen Ahnenreihe hervorgehen. Anders wäre die Ausgewogenheit, Präzision und Fertigungskonstanz auch gar nicht zu erklären, die die G-Serie in unserem Test zeigte: Diese Leute wissen, wie man gute Systeme baut. Sie haben Zugang zu den richtigen Materialien, beherrschen die Kunst, mikroskopische Generatoren mit aller Akkuratesse aufzubauen, die für high-endigen Klang notwendig ist. Und sie verstehen, wie man ein gutes System noch besser macht, ohne dass der Preis am Ende gleich komplett durch die Decke geht. Denn die Skyanalog-Abtaster sind nach absoluten Maßstäben zwar teuer, gemessen an ihrer Performance aber nahezu konkurrenzlos.

Man sollte ja meinen, dass der Markt für Tonabnehmer zu vierstelligen Preisen sehr begrenzt ist. Das sind immerhin Verschleißteile, die mehr kosten, als der statistische Musikfreund für seine ganze Anlage ausgibt. Höchst vergängliche zudem, deren genaue Lebensdauer niemand verbindlich vorhersagen kann. Weil neben dem normalen Verschleiß, der nach 1000 bis 2000 Stunden sein Tribut zollt, auch Haustiere, Reinigungskräfte und alle möglichen Missgeschicke des Lebens und des Besitzers höchstselbst den filigranen Nadeln nach dem Leben trachten.

Aber der Sog ist stark, wenn er den Vinylfreund einmal erfasst hat. Das weiß jeder, der sich schon einmal gezwungen sah, irgendeine Platte unter Verachtung absurder Fracht- und Einfuhrkosten in den USA zu bestellen. Weil die dortige Pressung eventuell bei RTI in Kalifornien entstanden ist und nicht wie die europäische Ausgabe bei GZ im tschechischen Loděnice oder der Optimal GmbH in Röbel an der Müritz. Nicht dass die schlecht pressen würden – im Gegenteil: Nicht selten strecken US-Audiophile ihre Fühler nach vermeintlich oder tatsächlich marginal besserer EU-Ware aus, und oft werden ohnehin gleich die ganzen Weltauflagen in Europa gepresst. Beide Sachverhalte illustrieren aber, dass für den Moment, da man sich im Hörsessel zurücklehnt und den ersten Tönen einer heroisch erjagten Platte lauscht, vorangegangene Vernunftentscheidungen keinerlei Lustgewinn versprechen.

Skyanalog G-1: in gefährlicher Reichweite

Das kleinste MC der G-Serie bietet dem Käufer genau die richtige Mischung aus prickelndem Kontrollverlust und handfestem Gegenwert: Wenn man eigentlich nur 500 Euro ausgeben wollte und dann dieses Kleinod betrachtet, wirkt die Perspektive, einfach mal eben das Doppelte zu zahlen, nahezu zwingend. Ein Manufaktur-MC mit gefrästem Metallgehäuse, Bor-Nadelträger und exotischem Line-Contact-Diamanten kostet anderswo eher mehr.

Der Diamant entzieht sich direkten Datenblatt-Vergleichen, weil aktuell nach meiner Kenntnis niemand sonst einen vergleichbaren Stein verwendet: 5×150µm gibt Skyanalog für die Verrundungsradien an – eine sehr schlanke Abtastlippe, die sich seeeehr weit vertikal in die Rille hineinschmiegt. 100 oder 120 Mikrometer kenne ich als „großen“ Radius etwa bei Gyger- und Replicant-Schliffen. 150µm sieht man dagegen so gut wie nie – vielleicht ja aus gutem Grund. Schließlich reagieren derart lange Schliffe mit ihren fast kerzengeraden Kontaktflächen viel empfindlicher auf verkantete Montage als ein moderater Line-Contact-Schliff mit vielleicht 50µm vertikaler Verrundung. Sprich: Nachlässigkeit beim Zusammenbau und der Kalibrierung des Systems im Werk geht hier gar nicht.

Skyanalog
Teures Material: Der Diamant im G-1 wird aus einem quadratisch-stäbchenförmigen, außergewöhnlich großen Rohling geschliffen und sitzt an einem Träger aus monokristallinem Bor, das hier pechschwarz erscheint (Foto: Skyanalog)

Vermutlich ist nur der – wie fast immer unbekannt bleibende – Nadelschleifer selbst in der Lage, diese Radien tatsächlich nachzumessen. Was wir unter der simplen Lupe sehen, ist aber schon vielversprechend: ein auffallend langer, nackt-kristallorientierter Rohdiamant wurde da verwendet und sauber mit dem Bor-Träger verklebt. Wirklich sauber! Bei Bor ist das nicht ganz so einfach, weil die nur 0,3 Millimeter starken Stäbchen zu dünn für eine Durchsteckmontage wie bei Aluminium sind. Also muss Klebstoff hier nicht nur zur Sicherung eines ohnehin schon festsitzenden Diamanten herhalten, sondern tatsächlich für den gesamten Halt sorgen. Bei manchen Systemen führt das zu klobigen Klebertropfen, aus denen die Nadel kaum noch herausschaut – und zu dem unbefriedigenden Gefühl, dass ein Teil des Gewichtsvorteils, den das dünne, trotzdem supersteife Borstäbchen gegenüber einem dickeren Aluträger bietet, hier wieder verloren geht. Nicht so beim G-1, dessen Nadelspitze nur einen kleinen, absolut präzisen Klebertupfen trägt, aus dem die langen Kristallflächen des Diamantstäbchens funkelnd hervorstehen wie ein Kronjuwel.

Ob das Juwel mit seinen Schliffkanten aber wirklich exakt senkrecht in der Rille steht, lässt sich optisch nicht feststellen. Zumal der eigentliche Kontaktbereich des Diamanten nur einen kleinen Bruchteil seiner gesamten Länge ausmacht. Gehörmäßig fällt bei langen Line-Contact-Nadeln aber schon eine minimale Schieflage auf: Noch bevor die Kanalbalance leidet, wird erstmal der Hochton sukzessive unsauber und unausgewogen. Also habe ich das G-1 nicht nur in Tonarmen mit einstellbarem Azimuth montiert, sondern zunächst mal – gewissermaßen als Feuerprobe – im starren, nicht verdrehbaren Linn Ekos. Davon habe ich erstens zwei, kann also schön schnell Arme mit vormontierten Systemen wechseln. Und zweitens gibt mir der Arm konstruktionsbedingt die Garantie, dass das System mit seiner Montagefläche 100% parallel zur Telleroberfläche steht.

Skyanalog G-1
Der Schotte, der nichts verzeiht: Am Linn Ekos lässt sich zwar der VTA einstellen, nicht aber der Azimuth. Systeme, die hier wirklich sauber klingen sollen, müssen präzise gefertigt sein. Eine Bedingung, die bereits das G-1 mühelos erfüllte. Hier spielt es die anspruchsvollen Orchester-begleiteten Songs von A.A. Williams‘ neuer EP „Arco“ – die ausschließlich in pinkfarbigem Vinyl erhältlich war (Foto: R. Rietschel)

Wenn‘s dann aber zimbelt, zischt oder lispelt, entfällt die Option, den Klang über eine Korrektur des Azimuth doch noch irgendwie hinzudrehen. Das sind verschärfte, aber keineswegs unrealistische und zudem faire Bedingungen: Nicht nur Linn baut seine Arme ohne Azimuth-Korrektur. Auch zum Beispiel sämtliche Rega-Arme oder der SME Model V sind so konstruiert. Und letztlich wünscht man sich natürlich auch ein System, das in sich perfekt gerade ist, einer nachträglichen Korrektur also gar nicht bedarf. Zumal der äußerliche Azimuth-Fehler selbst nach erfolgter Korrektur systemintern weitere Asymmetrien nach sich zieht.

Ich habe deshalb so weit ausgeholt, weil die G-Modelle in meinem Linn LP12 einen seltenen Hattrick erzielten: Vom G-1 über das G-2 bis zum Topmodell G-3 spielten sie allesamt blitzsauber und ohne eine Andeutung unsymmetrischer Zischeligkeit. Das ist umso bemerkenswerter, als bereits das G-1 im Hochton so klar und offen artikuliert, dass man Unsauberkeiten garantiert nicht überhören würde. Gerade bei wirklich gewagten Platten wie dem neuen Low-Album „Hey What“ (Sub Pop – SP1435) sorgt diese Offenheit für faszinierende Weitsicht. Das sanfte Songwriting und der trance-artige zweistimmige Gesang von Alan Sparhawk und Mimi Parker prallt hier auf tosendem Gitarrenlärm und Beats, die klingen wie das letzte Aufbäumen eines vom Blitz getroffenen Drumcomputers.

Die hohe Dynamik und der kühle, luftige Sound der Gesangsaufnahmen stellen Plattenspieler vor echte Herausforderungen, die das G-1 bravourös meistert: Da schwebt Mimi Parkers Stimme engelsgleich über den Lautsprechern, mit glatten, blitzblanken S-Lauten ohne jedes unbotmäßige Zimbeln. Zugleich brechen die heftig übersteuerten Gitarrenspuren in das Stereopanorama ein wie kalbende Gletscher, und man kann die Klirr-Kanten ihrer tonnenschweren Klangfragmente fast betasten. Beides profitiert von der Sauberkeit des G-1: der Gesang ganz offensichtlich, der Krach aber genauso deutlich. Weil jeder, der einmal live vor einem Gitarrenverstärker gestanden hat, sofort merkt, wenn dessen Klirrsignatur sich mit Abtastverzerrungen vermischt.

Skyanalog G-2
Alles im blauen Bereich: Auch das G-2 bot unter dem Linn Ekos eine souveräne Performance. Hier mit „The Changing Wilderness“, dem aktuellen Album von Will Stratton: Starkes Songwriting, das stimmlich wie melodisch an Nick Drake erinnert. Absoluter Hörtest-Ohrwurm: „Infertile Air“ (Foto: R. Rietschel)

Die Platte macht mit einfacheren Systemen natürlich auch Spaß – etwa mit einem 2M Blue von Ortofon, dessen neutrale Tonalität der des G-1 nicht unähnlich ist. Den glasklaren, durch nichts zu trübenden Durchblick des Skyanalog findet man aber bei keinem mir bekannten Magnetsystem – nicht mal bei dem exzellenten, warm-würzig spielenden Vertere Sabre. Auch preislich vergleichbare MCs mühen sich vergebens. Bei Ortofon zum Beispiel das Cadenza Red, das bei der Low-Platte im Hochton einfach nicht hinter dem Skyanalog herkommt. Immerhin greift das dänische MC im Bass noch etwas kräftiger zu. Das chinesische System spielt im Mittel aber nicht mal wirklich heller, sondern eher weicher und sanfter als typische andere MCs. Wenn extreme Platten es verlangen, betritt es jedoch tonale Hallen, in die ihm kaum ein Mitbewerber folgt. Man muss schon extrem offen klingende Konstruktionen wie das Lyra Delos bemühen, um hier einen adäquaten Vergleich zu finden – zu einem entsprechend höheren Preis, versteht sich.

Wechselt man zu anderen Platten, kommen andere Stärken zum Vorschein. Verblüffend war die Performance des Skyanalog mit älteren, schon etwas mitgenommenen LPs. Etwa dem freakig-folkigen Artrock-Werk „Liquid Acrobat As Regards The Air“ der Incredible String Band (Island Records – ILPS 9172). Sieben Alben der schottischen Combo – plus das Soloalbum „Myrrh“ der String-Band-Zentralfigur Robin Williamson – hatte ich in einer leicht exzessiven virtuellen Shoppingtour innerhalb weniger Tage in allen möglichen Ecken der Welt geordert. Und dabei möglichst frühe Pressungen ins Visier genommen, die aber dennoch einigermaßen erschwinglich bleiben sollten.

Skyanalog Test Musik
Die 1970er Jahre haben angerufen und wollen ihre Platten zurück: Der Psychedelic-Folk der Incredible String Band klingt auf Original- oder zumindest originalnahen Pressungen zum Teil spektakulär gut – vor allem wenn man zum Abspielen ein Skyanalog-System hat, das auch auf leicht angefressenen Rillen noch unangetastete Vinylbereiche findet. So wirken selbst mittelprächtige Second-Hand-Platten oft wieder taufrisch (Foto: R. Rietschel)

Nicht alles, was dann per Post kam, war auf Anhieb genießbar. Zunächst musste wiederholtes Waschen und Abspielen „Liquid Acrobat“ von einem Geräuschteppich befreien, der mindestens so dicht war wie die Musiker bei den Aufnahmen im Jahr 1970. Da die Scheibe bei ihrem Erstbesitzer wohl intensiv in Heavy Rotation gehört wurde – damals vermutlich mit konischer Nadel und 10 Gramm Auflagekraft – blieben aber auch auf dem sauberen Vinyl irreversible Schäden hörbar, die vor allem die lauteren Passagen der kunstvollen, sehr dynamischen Aufnahme mit Klirr garnierten.

Das G-1 ließ diese Spuren einstigen Gebrauchs fast komplett verschwinden. Und die Klangfarben- und Strukturenvielfalt der Platte so prachtvoll zum Vorschein kommen, dass man sich wieder einmal fragte, was sich an LPs und deren Produktion in den letzten 50 Jahren eigentlich verbessert hat. Die Sänger und Sängerinnen sowie das umfangreiche Instrumenten-Arsenal der Band werden hier im Grunde behandelt wie bei einer Klassikaufnahme: Einmal im Panorama platziert und dann so unverfälscht wie möglich belassen. Kaum Effekte oder Tricks, verblüffend wenig Dynamikbegrenzung, ein taufrischer, fein nuancierter und mitreißend lebendiger Klang, den man auch feiern müsste, wenn die Platte gerade erst erschienen wäre. Und den zum Veröffentlichungszeitpunkt nur die wenigsten Käufer auch nur erahnen konnten.

Bei „Liquid Acrobat…“ und später auch anderen vorgeschädigten Platten tut der lange, schlanke Diamant genau das, was wir uns erhoffen: Er findet an den Rillenflanken unter- und oberhalb der alten Fahrspur, die die sphärischen Nadeln der 60er- und 70er-Jahre hinterlassen haben, unbeschädigtes Vinyl und frischen, verzerrungsarmen Klang. Kratzer und Dreck bleiben natürlich, was sie sind. Aber gegen letzteren gibt es Waschmaschinen, und gegen erstere die Gebraucht-Gradierungen VG+ und NM, sofern der Verkäufer sein Grading gewissenhaft betreibt. Die Abnutzung älterer Scheiben verliert mit dem Skyanalog tatsächlich einen großen Teil ihres Schreckens. Was bleibt, ist der sonore, nun gar nicht helle, sondern wunderbar ganzheitliche Ton des chinesischen MC-Systems, das quasi aus dem Nichts kam und dennoch so auf den Punkt spielt, als hätte es ein Altmeister der Branche gebaut.

3er Test Skyanalog
Vertrauen-erweckend: Wenn es um Fertigungskonstanz geht, lässt sich der chinesische Hersteller nicht lumpen. Hat man ein Skyanalog justiert, kann man die anderen Modelle praktisch im fliegenden Wechsel durchtauschen (Foto: R. Rietschel)

Skyanalog G-2 und G-3: Wenn saugut nicht mehr gut genug ist

Nachdem das G-1 mich ziemlich umgehauen hatte, bestellte ich die beiden größeren Modelle G-2 und G-3 nach. Jeweils genau 500 Euro teurer als das nächstkleinere System – das ist leicht zu merken. Die technischen Unterschiede sind überschaubar, die Gemeinsamkeiten dominieren. Weshalb ich die Konstruktionsdetails an dieser Stelle gleich für alle drei Modelle abhandle.

G-1 bis G-3 sind allesamt Low-Output-MCs. Ihre kleinen, niederohmigen Spulen (der Gleichstromwiderstand beträgt 8Ω) sind klassisch über Kreuz auf einen quadratischen Träger aus Weicheisen gewickelt, der die Induktivität erhöht und für eine praxisfreundliche Ausgangsspannung sorgt. Skyanalog gibt im Datenblatt zwar nur 0,35mV an, was eher leise wäre. Die Chinesen beziehen diesen Wert aber auf ein etwas leiseres Mess-Signal mit einer Schnelle von 3,54 cm/s. Mit den häufiger verwendeten 5 cm/s liegen die Skyanalogs bei völlig unauffälligen 0,5 Millivolt – etwas leiser zum Beispiel als ein Lyra Delos, und eine Terz lauter als das Ortofon Cadenza Red. Damit haben hochwertige Phono-Preamps wie der Rike Audio Natalija 2, der Line Magnetic LP-33 und erst recht der sehr rauscharme Canor PH2.10 überhaupt kein Problem.

Skyanalog G-3
Graue Eminenz: Das G-3 ist unter den drei G-Brüdern klar der Primus inter pares. Wie viel der klare Saphir-Nadelträger zu seiner enorm transparenten, unangestrengten Spielweise beiträgt, darüber lässt sich trefflich diskutieren (Foto: R. Rietschel)

3er Test Skyanalog G-1, G-2 und G-3: die Abhörkette

Rike, Canor und Line Magnetic waren nebenbei auch die Phonostufen, mit denen ich die Skyanalogs hauptsächlich hörte. Allesamt Röhrengeräte mit MC-Übertrager, was nicht heißen soll, dass Transistoren nicht mit den MCs funktionierten: Auch die Pro-Ject Phonobox RS2 und der preiswerte Musical Fidelity M1-LPS klangen hervorragend und hätten nichts am Ausgang dieser Geschichte geändert. Von der Phonostufe ging es in den Pass INT25 Vollverstärker und von dort in die Tannoy Legacy Eaton. Als Plattenspieler dienten neben meinem treuen Linn LP12 auch ein VPI Scout 21 und der SME Model 10 mit einem zusätzlichen SME 309 zum Wechseln sowie als preiswerteste Optionen ein Rega Planar 3 und der fürs Geld fabelhafte neue Thorens TD-1500. Die Systeme waren einige Monate hier und folglich auch am Test mehrerer Phonostufen, Vollverstärker und Plattenspieler beteiligt, sowohl hier auf LowBeats als auch in anderen Publikationen.

Skyanalog G-2
Passt klanglich, preislich und optisch: Beim Test des VPI Scout 21 leistete das Skyanalog G-2 wertvolle Hilfe (Foto: R. Rietschel)

Die Gemeinsamkeiten

Die Gehäuse der drei G-Modelle scheinen abgesehen von der Farbe der Eloxierung identisch zu sein: sauber gefräste Alukörper, die dank eines eingeklebten Alubodens und des in Kunststoff-Folie gehüllten Generators auch nach unten praktisch vollständig geschlossen sind. Was mit Blick auf ungestörten Langzeitbetrieb definitiv kein Nachteil ist. Direkt in das massive Aluminium geschnittene Gewinde erlauben eine einfache Montage mit mitgelieferten M2.5-Inbusschrauben. Die plane, mattierte Systemoberseite nimmt dabei innigen Kontakt zur Headshell auf und sitzt zumindest in Linn-, Rega-, SME- und Ortofon-Headshells schon bei recht geringen Anzugsdrehmomenten bombenfest.

Sehr hilfreich ist der geringe Platzverbrauch der Systeme, die sich auch zum Beispiel in den engen Linn-Headshells bequem montieren und verkabeln lassen. Mit 10 Gramm (plus ca. 2 Gramm für die Schrauben) sind die Skyanalogs etwas schwerer als ihre Ortofon-Kollegen (9 g). Ihre Nadelnachgiebigkeit ist mit recht niedrigen 10µm/mN angegeben – im Test liefen sie in mittelschweren Armen zwischen 12 und 15 Gramm effektiver Masse hervorragend. Zweifellos passen sie aber auch in etwas schwerere Armkaliber.

Skyanalog G-2 & G-3
Wir haben da mal was vorbereitet: G-2 und G-3 bekamen zum Vergleich je einen eigenen Linn Ekos. Die vormontierten und -justierten Arme lassen sich auf dem LP12 in etwa einer Minute tauschen. Alle G-Modelle tragen auf ihrer inneren Flanke die Aufschrift „Stereo“. Die ist eigentlich überflüssig – es sei denn, Skyanalog ergänzt die G-Serie bald noch mit einem Mono-Modell (Foto: R. Rietschel)

Ob die Generatoren vom G-1 bis zum G-3 wirklich baugleich sind, lässt sich an den Systemen nicht zerstörungsfrei beurteilen. Sie haben jedenfalls deckungsgleiche Spezifikationen. Skyanalog versucht nicht mal, über Datenblatt-Werte wie Frequenzgang oder Kanalbalance eine künstliche Hierarchie herzustellen: Alle drei Modelle reichen mit einer engen Toleranz von ±1dB bis 25 Kilohertz und halten dabei die beiden Kanäle auf ein halbes dB symmetrisch. Das ist so gut, wie es eben geht. Es ehrt den Hersteller, dass er nicht den Eindruck erweckt, es ginge bei den teureren Systemen um die Verbesserung solch banaler Messwerte.

Die Unterschiede

Was sich vom G-1 zum G-2 und dann wieder zum G-3 ändert, ist tatsächlich nur der Nadelträger. Im 1000-Euro-System besteht er aus kristallinem Bor, einem extrem zugfesten Halbmetall, das zudem nahezu diamanthart ist. Das G-2 trägt seinen Diamanten dann an einem Stäbchen aus synthetischem Rubin, beim G-3 besteht der Träger aus Saphir. Das ist einigermaßen verwirrend, denn eine wirklich klare Hierarchie der drei Materialien scheint es nicht zu geben. Ortofon zum Beispiel behält Bor – das in den vergangenen Jahren oft sehr schwer zu bekommen war – inzwischen teuren Systemen wie dem Cadenza Black für 2000 Euro vor, verwendet dafür Saphir im relativ erschwinglichen Quintet Black S und klebt die Nadel des 1300-Euro-Cadenza Blue an einen Rubinträger. Audio-Technica wiederum verwendet Bor schon deutlich unter 1000 Euro, lässt von den Edelstein-Trägern aber komplett die Finger. Hinzu kommt, dass zwischen Saphir und Rubin mechanisch-physikalisch eigentlich gar kein Unterschied besteht: Beide sind Abkömmlinge des Korund mit einem Mohs-Härtegrad von 9 (und damit knapp unter dem von Bor, das es auf 9,2 bringt). Der Rubin erhält lediglich durch Spuren von Chrom eine rötliche Farbe, während der Saphir, wie er im Skyanalog G-3 verwendet wird, aus reinem Aluminiumoxid besteht und damit farblos ist.

Was das G-2 besser kann: alles

Wir wissen also weder genau, welche Eigenschaften der Materialwahl der chinesischen Entwickler zugrunde lagen, noch wissen wir, wo genau die Preisunterschiede entstehen. Das Material kann jedenfalls nicht allein dafür verantwortlich sein – aber das kennen wir bereits von anderen Tonabnehmer-Familien. Die klangliche Rangfolge ist mehr als offensichtlich: Beim Wechsel vom G-1 zum G-2 hören wir zwar wieder diesen atemberaubend offenen Mittelhochton bei gleichzeitig neutraler bis leicht warmer Tonalität. Stimmen, Gitarren und alle möglichen akustischen Instrumente erhalten aber noch kräftigere Klangfarben.

Dass es der Farbe nicht zu viel sein kann, zeigen die vielen akustischen Instrumente der Incredible String Band – darunter Exoten wie eine Drehleier, Rahmentrommeln und allerlei folkloristische Holzblasinstrumente: Die Klangfarben werden nicht greller, sondern nur eindeutiger. Sagenhaft auch die ganz neue EP „Arco“, auf der die Sängerin A. A. Williams vier Stücke ihrer ersten LP nochmal neu eingespielt hat – mit Orchesterbegleitung: Wenn Streicher selbst im Pianissimo so griffig und unmittelbar klingen, dann machen Spieler und System ganz vieles absolut richtig. Das G-2 ist neben dem G-1 gehört ein No-Brainer – eine Entscheidung, die keinerlei Überlegung erfordert. Da sich die beiden tonal aber weitgehend gleichen und bereits das G-1 vorbildlich sauber spielt, hat es jeder Hörer selbst in der Hand: Wer das G-1 kauft und einfach genießt, wird nie das Gefühl haben, etwas zu verpassen oder verbessern zu müssen. Nur nach einem direkten Vergleich will man halt das G-2, weil es das Gleiche macht, nur noch besser.

Das G-3 erzählt die ganze Geschichte

Noch größer ist allerdings der Schritt vom G-2 zum G-3, das tatsächlich zu den feinsten Systemen gehört, die ich je montiert habe. Hier wird eine Schwelle überschritten zwischen aktivem Hören, bei dem man noch etwas Phantasie braucht, um die akustischen Indizien zu Räumen, Instrumenten und Formen zu verbinden, und einer praktisch vollständig manifestierten Band, die man einfach nur noch zur Kenntnis nehmen muss. Außerdem kommt die Musik, Saphir hin oder her – aus dem G-3 einfach mit mehr Dynamik heraus: Rhythmen wirken griffiger, animierender und temporeicher.

Faszinierend: Die Energie, die wir hier hören, stammt ganz ursprünglich vom Motor des Spielers, der den Teller in Rotation versetzt. Von dieser kinetischen Energie wird ein winziger Anteil in Signal verwandelt: Die Nadel gleitet in der Rille, zappelt den mikroskopisch eingravierten Musikschwingungen nach, es entsteht damit natürlich auch Reibung und Wärme. Aber in den winzigen Spulen hinten am Nadelträger, die in ein starkes Magnetfeld tauchen, lässt die Bewegung auch ein paar Elektronen mal in diese, mal in jene Richtung schwappen – eine winzige Wechselspannung, aus der im Phono-Preamp ein Signalstrom wird.

Skyanalog G-2
Feine Nadel: Ein glasklarer Saphirstab hält den Abtastdiamanten des Skyanalog G-3. Welche Unterschiede der Aufbau des Generators noch bereithält, gibt das System dagegen nicht preis. Dafür ist es für MC-Verhältnisse recht gut gegen Staub geschützt (Foto: R. Rietschel)

Fokussierter = dynamischer

Alle drei Systeme haben die selben Platten gespielt, und liefern daraus nominell die gleiche Ausgangsspannung. Das G-3 wirkt trotzdem energischer, scheint die Elektronenhäufchen sauberer zusammenzukehren und weniger der kostbaren Ladungsträger in irgendwelchen schummrigen Ecken liegenzulassen. Das bringt mehr Fokus, mehr Präsenz, mehr Dynamik – zugleich aber auch himmlisch weiche, unangestrengte Stimmen, die sich klar, aber nie kantig-scherenschnitthaft aus der sie umgebenden Akustik erheben.

Ob der Saphir-Nadelträger dabei eine entscheidende Rolle spielt? Wir wissen es nicht – vor allem ist unklar, ob das Material für sich genommen Vorteile gegenüber dem physikalisch identischen Rubin des G-2 und dem ähnlich steifen und eigentlich sogar noch härteren Bor des G-1 mitbringt. Vielleicht sind die verschiedenen Edelsteine auch nur eine Möglichkeit, die Systeme selbst ohne ihre farbigen Gehäuse jederzeit eindeutig zu identifizieren. Top-Tonabnehmer entstehen nicht nur aus ihren materiellen Zutaten. Ab einem bestimmten Niveau (das alle G-Modelle weit übertreffen) gleicht ihre Herstellung dem Versuch, im mikroskopischen Maßstab einen Zustand perfekter Symmetrie und höchster Ordnung herzustellen – der natürlich unerreichbar ist.

An der Grenze zwischen Handwerk und Kunst

Also zahlt man mehr oder weniger Geld, damit erfahrene Menschen sich mehr oder weniger intensiv bemühen, diesem utopischen Zustand so nah wie möglich zu kommen. Im G-3 steckt am meisten von dieser Mühe – und die hat auch in Guangdong ihren Preis. Dennoch gehören die Skyanalogs ganz klar in ihrer jeweiligen Qualitätsklasse zu den günstigsten und in ihrer Preisklasse zu den besten Systemen. Hinzu kommt ein potenziell segensreiches Reparaturkonzept: Die Chinesen reparieren defekte Systeme tatsächlich (sogar fremde!) und berechnen nur Aufwand und Material. In vielen Fällen kommt das erheblich günstiger als die sonst üblichen Tauschpreise – die man natürlich auch haben kann, etwa wenn es sehr eilig sein sollte.

Fazit: Luxus kann auch ein bisschen vernünftig sein

Tonabnehmersysteme zu vierstelligen Preisen bleiben natürlich auch mit den Skyanalog-MCs der Gipfel highfideler Freizügigkeit. Das liegt angesichts des hohen Fertigungsaufwands und der unausweichlich begrenzten Lebensdauer in der Natur der Sache. Innerhalb dieses Bezugssystems bieten die Skyanalogs aber sehr hohen Gegenwert fürs Geld: ein so hoch kultivierter, fein differenzierter Klang kostet normalerweise mehr. Das gilt vor allem für das Skyanalog G-1, das für 1000 Euro bereits alle Merkmale eines wirklich hochklassigen Tonabnehmers aufweist – und das ohne den direkten Vergleich mit den noch besseren Modellen G-2 und G-3 auch keine klanglichen Schwächen zeigt.

Skyanalog G-3
Selbst für seine 2.000 Euro noch als günstig zu bezeichnen: das G-3 (Foto: Skyanalog)

Hört man es gegen die beiden größeren Modelle, sieht die Sache etwas anders aus. Dann entführt vor allem das G-3 den Zuhörer in andere Himmelssphären…

Überragend verzerrungsarmer Klang, feine, aber unaufdringliche Auflösung
Gleichmäßig hohe Fertigungspräzision
Montage- und justagefreundliches Design
Sehr gute Preis/Klang-Relation

 

Verzerrungsarmer Klang, feine, aber unaufdringliche Auflösung
Gleichmäßig hohe Fertigungspräzision
Montage- und justagefreundliches Design
Sehr gute Preis/Klang-Relation
Skyanalog G-1
2021/11
Test-Ergebnis: 4,6
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Verzerrungsarmer Klang, feine, aber unaufdringliche Auflösung
Gleichmäßig hohe Fertigungspräzision
Montage- und justagefreundliches Design
Exzellente Preis-/Klang-Relation

Vertrieb:
TCG Handels GmbH
Döppers Esch 7
48531 Nordhorn
www.tcg-gmbh.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Skyanalog G-1: 999 Euro
Skyanalog G-2: 1.499 Euro
Skyanalog G-3: 1.999 Euro

Mit- und Gegenspieler

Test Canor PH 2.10: Top-Phono-Vorverstärker mit Röhren-Boost
Test Phono-Vorverstärker Line Magnetic LP-33: es lebe die Röhre!
Test: MM/MC-Phonovorstufe Rike Audio Natalija
Test Phonostufe Pro-Ject Phono Box RS2: die Goldgräberin
Test Plattenspieler VPI Prime Scout
Ortofon 2M Blue: MM-System zum Toppreis
Test Tonabnehmer Vertere Sabre: MM mal anders

Autor: Bernhard Rietschel

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Bernhard Rietschel ist gelebte HiFi-Kompetenz. Sein Urteil zu allen Geräten ist geprägt von enormer Kenntnis, doch beim Analogen macht ihm erst recht niemand etwas vor: mehr Analog-Laufwerke, Tonarme und Tonabnehmer hat keiner gehört.