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Alle 6 neuen Sumiko Tonabnehmer im Vergleich

Sumiko Oyster Rainier

Für 160 Euro bietet das Rainier bereits denselben mechanischen Aufbau wie die teureren Modelle – und der ist dem alten schon mal offensichtlich überlegen: Aus Plastik zwar, aber dickwandig, massiv und resonanzfeindlich, mit präzise und fest sitzendem Nadeleinschub und schönen, geraden Kanten, die den Einbau und die Justage erleichtern.

Das MM-Tonabnehmer-System Sumiko Oyster Rainier mit weißem Nadeleinschub (Foto: Sumiko)

Für den größten Aha-Effekt bei der Montage sorgen die im Korpus eingelassenen Gewinde: Das Gefummel mit winzigen Muttern, die man, wenn man sie nicht vorher schon verliert, eigentlich nur mit drei Händen einigermaßen sicher anbringen und festziehen kann, hat nun auch bei Sumiko ein Ende.

Traurig dürfte darob höchstens eine kleine Minderheit sein: Besitzer bestimmter historischer Spieler nämlich, deren Arme nur eine System-Montage mit Befestigungsschrauben von unten erlauben. Phonoriese Ortofon hat von seinen Bestsellern der 2M-Serie eigens für diese Klientel „Verso“-Sonderausführungen im Angebot – Sumiko ist dafür aber wohl zu zu klein.

Die Messwerte des Sumiko Oyster Rainier

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Sumiko Tonabnehmer-Messungen Rainier
Sumiko Oyster Rainer: Frequenzgang und Übersprechen (Messung: P. Schüller)
Sumiko Tonabnehmer-Messungen Rainier
Sumiko Oyster Rainier: Harmonische Verzerrungen (Messung: P. Schüller)
Sumiko Tonabnehmer-Messungen Rainier
Sumiko Oyster Rainier: Doppelton IM-Verzerrung (Messung: P. Schüller)
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Messkommentar Sumiko Oyster Rainier:

Das Rainier ist von den Messwerten her dem teureren Sumiko Tonabnehmer Olympia ähnlich – mit einer deutlichen Brillanzsenke, die bei der dynamischen Messung mittels Rechteck noch deutlicher ausfällt. Auch hier kann die Erhöhung der Verstärker-Eingangskapazität helfen.

Ungewöhnlich ist der relativ starke Pegelunterschied von fast 2 Dezibel zwischen den Kanälen. Dafür ist das recht geringe Übersprechen fast perfekt kanalgleich. Seine Abtastfähigkeit von 70 Mikrometer ist gemessen an den Werten der anderen Sumiko Tonabnehmer nur mittelmäßig gut. Damit kann es in schwierigen Passagen manchmal etwas eng werden. Aber im Grunde sind 70 Mikrometer noch ein guter Wert.

Sumiko Oyster Rainier Nadel
Oyster Rainier: Eine elliptisch mit 0,3 und 0,7 Mikrometern verrundete Diamantspitze (Foto: P.Schüller)

Das Sumiko Oyster Rainier im Hörtest

Dem klar moderneren, mechanisch geschlosseneren Design des Rainier steht im Vergleich zu dem seit Jahrzehnten unverändert gebauten Pearl auch ein modernerer, sauberer konturierter Klang zur Seite: Es ist klarer zu erkennen, wo Instrumente auf der virtuellen Bühne oder dem im Studio designten Klang-Panorama anfangen und aufhören.

Durch diesen akkurateren Fokus bekommt jedes Instrument auch ein wenig mehr Nachdruck und Energie. Denn die diffusen Ränder und die typische Fahrigkeit im Klang einfacherer Systeme sind ja nichts anderes als verschmierte Energie.

Der bessere Fokus geht dabei nicht zu Lasten der Sumiko-typischen, vollmundig-runden Tonalität: Das Rainier ist ein Sumiko Tonabnehmer wie aus dem Bilderbuch, spielt melodieverliebt, sonor und druckvoll mit einer eher seidigen als feinkristallinen Hochtonwiedergabe.

Das Seidige kommt dem Rainier nur gelegentlich abhanden, wenn fiese Mastering-Ingenieure beim Schneiden des LP-Lackmasters zu viel Energie in dem neuralgischen Frequenzbereich der Zischlaute und Schlagzeugbecken belassen haben.

Gerade auf den weiter innen liegenden Stücken – wo den Wellen weniger Vinylstrecke zur Verfügung steht und die abzutastenden Kurven folglich noch enger sind – ergibt sich bei solchen Elchtest-Scheiben eine klangliche Hierarchie: Konische Nadeln wie etwa die des Black Pearl verlieren als erste den Rillenkontakt, was sich dann beispielsweise in aufgeplusterten S-Lauten und einer zunehmenden Ähnlichkeit eigentlich ganz unterschiedlich aufbrausender Schlagzeugbecken äußert.

Elliptische Diamanten krallen sich schon sicherer ins Vinyl, weil ihre dem Vinyl zugewandten Flanken schmaler sind und bereits deutlich engere Kurvenradien erlauben. Noch unerschrockener und verzerrungsärmer folgen Line-Contact-Nadeln der Rille, die mit deutlich höherem Schleif- und Polieraufwand extraschlanke, dafür weit in die Rille hinabreichende Kontaktflächen erhalten haben.

Die Faustregel kennt allerdings viele Unschärfen und Ausnahmen, weil Politur, Fertigungspräzision, Justagegenauigkeit und viele andere Parameter die tatsächliche Performance mit beeinflussen.

Ein Beispiel für diese im Datenblatt nicht mehr direkt ablesbaren Einflüsse ist das Sumiko Olympia, das nominell exakt die gleiche Nadel hat wie das Rainier: Eine elliptisch mit 0,3 und 0,7 Mikrometern verrundete Diamantspitze in einer zylindrischen Metallfassung, die ihrerseits an einem hohlen Alu-Nadelträger sitzt.

Diese gefasste Bauweise ist auch als „bonded“ oder „tipped“ bekannt und hat den ökonomischen Vorteil, dass sie sich aus deutlich kleineren Diamant-Rohlingen fertigen lässt als nackte Diamantspitzen. Sie bringt aber auch eine höhere träge Masse, mehr potentiell verlustbehaftete Material-Übergänge und – wegen der tendenziell geringeren Qualität des Ausgangsmaterials – meist eine kürzere Standzeit als nackte Volldiamant-Abtaststifte.

Aber auch bonded ist nicht gleich bonded, und zudem ist bei so mikroskopischen Schleif- und Polierprozessen eine gewisse Streuung unvermeidlich. Statt mit großem Aufwand die Toleranzen zu verkleinern, gehen die Hersteller meist den wirtschaftlicheren Weg, die fertigen Nadeln nach Qualität zu sortieren.

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Autor: Bernhard Rietschel

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Bernhard Rietschel ist gelebte HiFi-Kompetenz. Sein Urteil zu allen Geräten ist geprägt von enormer Kenntnis, doch beim Analogen macht ihm erst recht niemand etwas vor: mehr Analog-Laufwerke, Tonarme und Tonabnehmer hat keiner gehört.