Zum ersten “Dolby Atmos Industry Networking Event” am 23. Mai 2016 in Köln hatte Dolby als einzigen Vertreter der Fachpresse LowBeats Autor Raphael Vogt eingeladen. Ziel der Veranstaltung war das Zusammenbringen der verschiedenen Parteien, die im Laufe eines Film- oder Musik-Produkts miteinander zu tun haben, aber leider viel zu selten aufeinandertreffen, also Filmproduzenten und -vertriebe, Masteringstudios, Heimkino-Hersteller und schließlich Händler und Anwender.
Dolby Atmos Industry Networking Event Teil 1 begann mittags im bekannten Kölner Kinocenter Cinedom mit einer Einführung und Demonstration von Dolby Atmos im großen Saal inklusive der bekannten Trailer und einiger beeindruckender Filmausschnitte, etwa aus Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger mit der 52-kanaligen Dolby Atmos Beschallung und knackiger Laser-Projektion.
Die lebendig moderierte Einführung übernahm Achim Scherner, Senior Technical Manager der Dolby Germany GmbH. Gekrönt wurde die Demonstrationsrunde mit exklusiven Musikaufnahmen in Dolby Atmos aus den Abbey Road Studios in London, die wirklich beeindruckend und audiophil wirkten.
Nach einem kurzen Bustransfer ging es im Konferenzcenter des Hilton mit der großen Diskussionsrunde weiter. Teil 2 des Events moderierte Patrick Schappert vom bekannten Heimkino-Laden Grobi, den Dolby nicht nur für diesen Zweck engagiert hatte, sondern auch, um gleichzeitig die Position der Händlerschaft zu vertreten.
Als Repräsentanten der Heimkino-Hersteller diskutierten die Produktmanager Jürgen Timm von Pioneer und Onkyo und Roland Krüger von Denon und Marantz sowie der Arcam Entwicklungsleiter Nick Clarke. Die Content-Fraktion vertraten Christian Bartsch von der Turbine Media Group und Giorgio Koppehele von Avenue Music, die beide Blu-ray Discs mit Dolby Atmos anbieten.
Dazu gesellte sich Stefan Bock von den msm Studios, der auch schon für LowBeats auf der High End 2016 Workshops zum Thema hielt und mit seinem Mastering- und Authoring-Studio die direkte Schnittstelle zwischen Kreativen und Konsumenten darstellt.
Im Publikum saßen an diesem Montag Vertreter der Rundfunkanstalten und des Verbands Deutscher Tonmeister, Messgeräte-Hersteller, weitere Hersteller und Raphael Vogt von LowBeats.
Klar, alle im Panel sprachen begeistert von Dolby Atmos und seiner belebenden Wirkung auf den Markt, alle beklagten aber auch das übliche Henne/Ei-Problem, das bei jeder Markteinführung neuer Techniken zu Hängern führt.
Immerhin konnte aber auf beiden Fronten geklärt werden, dass es mittlerweile eigentlich genügend Hennen und Eier gibt, um das ganze Immersive-Audio-Thema Fahrt aufnehmen zu lassen. Gelobt wurde der glatte Ablauf in Entwicklung und Produktion sowie die Handhabung mit Dolby, wenn es um Atmos geht – da waren sich Hersteller und Content-Anbieter einig – und lästerten über die bis heute eher hemmenden Mitbewerber Auro-3D und DTS:X.
Was Inhalte angeht, konnte just an jenem Montag Christian Bartsch von Turbine verkünden, dass sie eine frisch restaurierte und remasterte Version der “Blues Brothers” in einer Extended-Version und deutscher Atmos-Tonspur auf Blu-ray Disc bringen werden, sogar mit höchstem Segen von Regisseur John Landis.
Auch Giorgio Koppehele verriet, dass er aktiv an einer Fortführung des “Lichtmond”-Projekts” arbeitet, wieder mit 3D-Bild und Immersive Audio per Dolby Atmos. Alle berichteten aber auch von Ängsten und Investitionsscheu der Major-Labels und der Musikproduzenten vor der Arbeit mit dem erweiterten Medium.
Vor allem die Kosten scheuen viele, die aber sind bei richtiger Planung praktisch unbedeutend gering, konnte Stefan Bock glaubhaft darlegen, denn ein Atmos-Projekt auf klassisches 5.1 und Stereo herunter zu brechen, ist simpel. Oft wird immer noch versucht, eine fertige Stereo- oder Surround-Produktion nachträglich auf Immersive Audio aufzublasen, was einer teuren Neuproduktion gleich kommt. Hier müssen Produzenten umlernen.
Als Resultat ließ sich resümieren, dass jede Partei einen eigenen kleinen Elfenbeinturm bewohnt und es nun gilt, zwischen diesen Brücken zu schlagen, um für alle einen lukrativen Markt und ein rundes Angebot für den Kunden, sprich uns Anwender, zu formen.
Demonstrationen auf dem Dolby Atmos Industry Networking Event
Es mangelt im Markt immer noch an Verständnis und Erlebnis – eben wirklich guten Vorführungen, um Leute zu begeistern. Es gibt viel zu tun an allen Fronten und Dolby hat mit dieser Veranstaltung einen guten Schritt getan, die verschiedenen Parteien an einen Tisch zu bekommen. Und gute Vorführungen der verschiedenen Hersteller gab es zum Schluss auch noch. Danke Dolby, weiter so.
Im Beitrag erwähnt
Lichtmond The Journey: Das Surround- und Dolby-Atmos Masteringprojekt