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Ford Mustang Bullitt mit B&O Sound: Weckt er den Steve McQueen in Dir?

Wie ich lernte, die DUH zu lieben

Allerdings haben sich die Zeiten geändert. Wir leben im Turbo-Zeitalter und es gibt noch reichlich antrittschnelle Diesel auf deutschen Straßen. Da kannst du nicht einfach den Kupplungsfuß auf der Stütze ruhen lassen, um lässig mit deinem amerikanischen Hubraummonster eine gesichtslose Familienkutsche zu überholen.

Du musst richtig rackern, hektisch im Getriebe rühren, um an einem Mini-Van mit 4-Zylinder-Turbo-Diesel vorbeizuziehen – vor allem, wenn er es dir zeigen will. Und wenn du in einem Mustang sitzt, kannst du Gift darauf nehmen, dass er es dir zeigen will.

Es ist so unwürdig, wenn du mit jedem biederen Familienvater kämpfen musst wie seinerzeit Lieutenant Frank Bullitt mit den beiden Hitmen im schwarzen Charger. Das ist der Moment, wo du dir trotz des Stilbruchs eine Automatik im Bullitt wünschst oder anfängst, die düsteren Dieselkiller von der Deutschen Umwelthilfe zu lieben.

Ford Mustang Bullitt von hinten
Der Ford Mustang Bullitt ist auch von hinten ein Hingucker. Das Bullitt-Logo bleibt dem auf 2.000 Exemplare limitierten Sondermodell vorbehalten (Foto: S. Schickedanz)

Allerdings gehört der Mustang trotz seiner (wegen der für große Motoren ungewöhnlichen) Dreh-Genehmigung bis 7500 Touren zu den beruhigendsten Autos, die ich kenne – ganz besonders unter Sportwagen. Sprich: Wenn du keine Möglichkeit hast, die volle Power auszukosten, stört das auch nicht wirklich. Das liegt nicht nur am tollen B&O Sound-System, das selbst bei Schritttempo noch Adrenalin fördert.

Unabhängig von den vielen Fahrmodi kennt der Motor grundsätzlich zwei Betriebszustände: Der Bereich unter 4.000 Touren ist so etwas wie ein Cruise-Modus, mit dem du im Verkehr auf der Autobahn entspannt mitschwimmst. Im Bereich darüber wird der Bullitt fast and furious. Diese Dr.-Jackyl-und-Mr.-Hyde-Charakteristik ist typisch für klassische Sportmotoren und findet ihre Entsprechung im Musik-Erlebnis.

Zum entspannten Gleiten passen Interpreten wie Johnny Cash, David Gilmour oder Lorde. Wenn der Motor dann zornig wird und dem nicht gerade leichten Coupé Beine macht, spürst du mit einem Mal, warum Deep Purple in „Highway Star“ eine Ode auf den V8 anstimmt. Die Mischung aus kreischenden Gitarren und dem furios brüllenden US-Sportwagen hat etwas Magisches, was du so in keinem Audi oder BMW erleben kannst.

Die Magie des Mustangs

Die besondere Magie des Ford Mustang Bullitt erfasste nicht nur den Fahrer. Sie sprang auch auf die gesamte Umwelt über. Als ich an meinen Österreich-Termin noch eine private Nacht in Salzburg in einem Schlosshotel anhängte, stellte ich an nächsten Morgen fest, dass sich ein BMW 850i ebenfalls Heck voran neben meinen Mustang gestellt hatte. Ganz offensichtlich war dem Fahrer die Ähnlichkeit des Konzepts und der Linienführung auch gleich ins Auge gestochen.

Etwas später an der deutschen Grenze war es ausgerechnet mein Bullitt, der von den Polizeibeamten angehalten wurde. Die erste Frage galt nicht etwa meinen Papieren: „Sagen Sie mal, ist das ein echter Mustang Bullitt?“ Als ich bejahte, wurde ich mit den Worten zur Seite beordert: „Fahren Sie mal da rüber, die Kollegen wollen auch mal einen echten Bullitt sehen.“

Dort musste ich zwar meinen Pass zeigen, hätte aber sofort weiterfahren können, wenn mir nicht die Idee zu einem Foto mit den freundlichen bayerischen Beamten gekommen wäre. Schließlich handelte es sich ja bei meinem grünen Ford Mustang Bullitt im Grunde um einen Polizeiwagen.

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Ford Mustang Bullitt vs BMW 8er
Kaum stand der Ford Mustang Bullitt auf dem Parkplatz eines Salzburger Schlosshotels, hatte schon ein Fahrer die Ähnlichkeit mit seinem 8er BMW bemerkt und sein Prunkstück daneben in Szene gesetzt (Foto: S. Schickedanz)
Ford Mustang Bullitt trifft Polizei
Bullitt trifft „Cobra 11“. „Ist das ein echter Bullitt? Den möchten die Kollegen auch mal sehen.“ So geschehen bei der Einreise nach Bayern (Foto: S. Schickedanz)
Für ein Drohnenvideo machte unser Autor spektakuläre Donuts um den Piloten herum. Der filmte allerdings nicht den Ford Mustang Bullitt, sondern fotografierte die Landschaft ohne Auto… (Foto: S. Schickedanz)
Ford Mustang Bullitt beim Tanken
Der ganz große Nervenkitzel kam beim ersten Tankstopp. Doch nach weit über 400 Kilometern gingen nur relativ moderate 50 Liter Super in den Tank – nicht schlecht für einen 5.0-Liter-V8.Boliden (Foto: S. Schickedanz)
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Weil man ein Polizeiauto kaum besser fotografieren könnte als in nachgestellten Action-Szenen mit den bösen Buben aus dem Hollywood-Krimi, hatte ich eine Idee. Ich wollte das V8-Coupé mit einem schwarzen Dodge Charger oder zumindest einem anderen US Muscle Car fotografieren, das dem Gegner aus der legendären Filmszene ähnelt. Schließlich hatten die Kollegen von der sportauto ihren Zeitvorteil genutzt und auf den Fotos die Hügel von Stuttgart zu den Hügeln von San Francisco umfunktioniert. Also war meine eigentlich geplante Bildsprache für die Geschichte gestorben.

Tatsächlich fand ich durch die Empfehlung eines Freundes ein geeignetes Auto, das zudem einer künstlerisch aktiven Dame gehört. Damit war die nächste Panne in diesem Test programmiert. Es gab nur einen möglichen Termin, der uns beiden so kurzfristig passte: Der letzte Sonntag vor der Abholung des Testwagens.

Dummerweise stellte sich am Samstagnachmittag heraus, dass die Zufahrt zu der Garage, in der der Dodge 350 SS zum Überwintern eingelagert war, durch Bauarbeiten versperrt war. So blieb mir, auf mich allein gestellt, nur ein Tag für die Fotos, was an sich schon schlimm genug war. Doch just als ich dachte, es könne gar nicht mehr schlimmer kommen, fing es auch noch an zu regnen.

Doch nach der Überdosis an Fahrfreude bereitete mir der Ford Mustang Bullitt auch noch viel Freude am Fotografieren. Ich grub mein altes Stativ wieder aus und wartete auf die Dunkelheit, machte also aus der Not eine Tugend. Die Fotos kamen wirklich fett und mir blutete am nächsten Tag regelrecht das Herz, als der Amischlitten nach Köln zurückgeholt wurde. Was hatte ich in den zwei Wochen alles Spannendes mit dem Auto erlebt!

B&O Sound im Ford Mustang Bullitt
Bei der ersten Testfahrt im Herbst quittierte ein Mitteltöner den Dienst. Deshalb kam der Ford Mustang Bullitt nach einem Test in der Zeitschrift sportauto noch einmal zu LowBeats (Foto: S. Schickedanz)

Total-Ausfall: Der Stunt ist nicht im Kasten

Einer der weiteren Höhepunkte endete übrigens auch in einer Katastrophe, förderte aber interessante Eindrücke über das Fahrverhalten des Ford Mustang Bullitt zutage.

Weil ich immer gerne das Gute mit dem Nützlichen verbinde, wollte ich einen Kollegen aus einer Zeitschriftenredaktion mit angeschlossenem Video-Blog zu einigen spektakulären Aufnahmen verhelfen, die ich natürlich nicht ganz selbstlos auch für meinen Testbericht verwenden wollte. Er hatte die neueste Drohne von CGI zum Test und war tatsächlich, je nach Betrachtungsweise, entschlossen oder verrückt genug, sich für einen spektakulären Stunt zur Verfügung zu stellen.

Während er die Drohne lenkte, machte ich mit dem Bullit in weniger als einem Meter Abstand sogenannte Donuts – also Drifts im Kreis – um ihn herum. Wenn man bedenkt, wie sulzig der letzte Schnee auf diesem Parkplatz war und dass ich obendrein höllisch aufpassen musste, nicht mit meinem Heck an einer Bretterbude hängen zu bleiben, gelangen mir mit deaktiviertem ESP geradezu Bilderbuchmanöver.

Doch das dicke Ende folgte bei der Sichtung in der Redaktion: Auf der Speicherkarte fanden sich keine Videos, sondern Fotos. Und die zeigten auch lediglich die Landschaft und nicht den Mustang. Während ich nach Contenance rang, offenbarte mir das immerhin, dass wir wohl alle beide unseren Beruf auf die eine oder andere Art verfehlt hatten. Und es zeigte mir, wie spielerisch der Ford Mustang Bullitt sich  im Grenzbereich und im Drift beherrschen lässt.

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Leider waren die wirklich gelungenen Drifts um den Drohnenpiloten herum nicht auf dem Film. Als Impression von den Winterfreuden gibt es nur jene Aufnahmen von der gemeinsamen Rückfahrt, die mein Kollege vom Beifahrersitz des Bullitt aufnahm.

Mit spielerischer Leichtigkeit ging auch die 1000 Watt starke Bang & Olufsen Anlage zur Sache. Kaum zu glauben, dass sie zum Serienumfang des Ford Mustang Bullitt gehört. Sie leistete sich kaum Fehler. Wer pingelig ist, könnte bemängeln, dass es im Bass einzelne Frequenzen gibt, in denen sie nicht hundertprozentig sauber zu Werke geht.

Außerdem reagierte sie während der Testwochen mitunter sensibel auf weniger gute Aufnahmen, was nicht einmal mit der Datenrate zusammenhing. Dann ging etwas Brillanz und Transparenz flöten. Doch unterm Strich zeigte das System mit seinem kräftigen, dabei relativ präzisen Bass und seiner extrem plastischen Abbildung ein bärenstarke Leistung – wie das Auto selbst.

Fazit Ford Mustang Bullitt mit B&O

Es gibt drei Sportwagen, die ich auf unterschiedliche Weise vom Preis-Leistungsverhältnis für ihre Epoche herausragend finde. Den Porsche 718 Cayman S, der durch extreme Leichtfüßigkeit und geniale Dynamik in Quer und Längsrichtung begeistert. Den BMW M140i xDrive, der gerade ausläuft und keinen Nachfolger mit seinem fantastischen 6-Zylinder-Turbo bekommt.

Er ist längsdynamisch auf Augenhöhe mit dem Porsche, fährt sich aber eher wie ein Amboss mit Raketenmotor, was durchaus einen gewissen ungehobelten, vulgären Charme hat. Er lebt von der Kombination aus Traktion und Durchzug. Obgleich vor drei Jahren getestet, sind Funktionaliät, Konnektivität und Verbrauch noch immer ganz vorne dabei.

Der Dritte im Bunde der besten Sportwagen für rund 50.000 Euro ist der Ford Mustang Bullitt. Er kann dem Porsche vor allem querdynamisch nicht das Wasser reichen, dem BMW nicht in Sachen Perfektion für den Alltag. Aber er ist das Auto mit dem reinsten, ausgeprägtesten Charakter und der höchsten Individualität in diesem Trio. Vor allem verbietet sich der Vergleich, wenn man nicht nur die Basisversionen betrachtet.

Denn während der Ford Mustang Bullitt für rund 53.000 Euro schon alles wünschenswerte Zubehör an Bord hat, entschwinden die beiden Süddeutschen ganz schnell in Bereiche jenseits der 70.000 Euro, sofern man sich nicht mit „Holzbankklasse“ zufrieden gibt. Die beiden bieten serienmäßig nicht einmal Marken-Hifi-Systeme, geschweige denn von der Güte des Bang & Olufsen.

(In eigener Sache: Die Wertung ist wie immer bei LowBeats auf die jeweilige Preisklasse beziehungsweise Fahrzeugklasse bezogen und nicht absolut zu sehen. Das heißt, ein direkter Vergleich zwischen einem 5-Sterne-Kleinwagen und einer 5-Sterne-Limousine ist nicht möglich).

Ford Mustang Bullitt mit B&O Sound
2019/06
Test-Ergebnis: 5,0
Überragend
Bewertung
Anlage
Auto
Fahrspass

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Homogene Klangabstimmung, kräftiger, relativ kontrollierter Bass, gute Konnektivität
Überragendes Preis-Leistungs-Verhältnis
Sehr unterhaltsamer, urwüchsiger V8-Antrieb mit knackiger Handschaltung, ausgezeichnete Brembo-Bremsen
 Pfiffiges virtuelles Cockpit, das konsequent Gebrauch vom Bildschirm im Instrumentenbrett macht

Vertrieb:
Ford Werke GmbH
Henry-Ford-Str. 1
50735 Köln
www.ford.de

Preis (Herstellerempfehlung):
Ford Mustang Bullitt mit B&O Sound System um 53.000 Euro.

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.