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Hier geht es lang: die Freiburger HiFi Convention im Dorint Hotel bot genau den richtigen Rahmen für schönes Musikhören (Foto: H. Biermann)

HiFi Convention 2018 – die neue Messe in Freiburg

Der Himmel war blau, die Sonne schien, doch die Luft klirrte vor Kälte an diesem Wochenende des 24. und 25 Februar 2018. Vielleicht aber war genau dies das richtige Wetter, um die Freiburger HiFi-Freunde auf eine neue Messe zu bringen – auf die HiFi Convention 2018. Denn es wurde voll. So unerwartet hoch war der Andrang, dass die Karten nicht ausreichten: gut 1.800 Besucher wurden letztendlich gezählt. Das ist zwar nicht die Größenordnung der anderen Hotelmessen, der Norddeutschen HiFi Tage oder der Westdeutschen HiFi Tage, aber beachtlich ist es allemal. Denn es war ja die erste HiFi Convention in Freiburg und die Voraussetzungen waren erst einmal gar nicht so gut, zumal die Veranstalter – ungewöhnlich für eine solche Messe – fünf Euro Eintritt verlangten.

HiFi Convention Freiburg Eingang
Das Dorint Messehotel bietet ein angenehmes Ambiente mit viel Licht und freundlichem Service – ein Ort, an dem man sich gern aufhält (Foto: H. Biermann)

Dass es überhaupt zur HiFi Convention 2018 kam, ist ein kleines Wunder. Lange Zeit galt Freiburg ja als die Stadt mit Deutschlands höchster HiFi-Händler-Dichte (ist sie immer noch), aber auch als jener Ort, wo die HiFi-Händler am wenigsten nett über den jeweils anderen sprechen – wenn man sich halt so dicht auf der Pelle sitzt…

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Die fünf veranstaltenden Händler vollzogen auch nach außen den Schulterschluss und hatten eine gemeinsame Info-Anlaufstation (Foto: H. Biermann)

Und nun machen genau diese Händler miteinander eine Messe. Selbst wenn die HiFi Convention 2018 ein Flop geworden wäre, schon dieser Schulterschluss wäre die Mühe wert gewesen. Es bedurfte zwar ein bisschen sanften Druck und die Medienunterstützung und Moderation des ortsnahen HiFi- und Musikvertriebs in-akustik, aber dann hat man sich doch erstaunlich reibungslos zusammengefunden. Oliver Gogler, einer der fünf Händler, fasste es so zusammen: „Es gab ja lange Zeit eine große Distanz unter den Händlern. Aber die haben wir jetzt überwunden und haben etwas wirklich Großartiges geschaffen. Am Ende profitieren wir alle davon. Und vielleicht machen wir sogar einen Händler-Stammtisch auf…“

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Oliver Gogler, Chef von HiFi & Video Gogler und einer der fünf Messeveranstalter, kam aus dem Freuen gar nicht mehr heraus. Für ihn wie auch für die anderen vier Händler war die Messe ein unerwartet großer Erfolg (Foto: H. Biermann)

Alle fünf Händler (HiFi-Market Esser, HiFi & Video Technik Gogler, HiFi Müller, HiFi Studio Polansky, Media@Home Velde) hatten ihre wichtigsten Zulieferer eingeladen und somit waren im Grunde fast alle großen Namen vertreten. Das Besondere an dieser Messe: Es wurden auf der HiFi Convention 2018 keine Produkte gezeigt oder vorgeführt, die nicht bei diesen Händlern zu erwerben wären. Damit sollte gewährleistet werden, dass eine eventuelle Nachfrage in der Region auch befriedigt werden kann. Das ist ja keineswegs bei allen Messen so…

Der Ort war gut gewählt: Das Dorint Hotel an den Heilquellen ist zwar einige Kilometer außerhalb der Stadt gelegen, aber ein sehr sympathisches Haus mit vielen kleinen (aber hellen) Zimmern und einigen, sehr vorzeigbaren und klanglich angenehmen Konferenzräumen, von denen die „großen“ Vertriebe (Audio Components, Audio Reference, B&W) standesgemäß auch die größten Räume bespielten.

Die Vorführungen auf der HiFi Convention 2018

Bowers & Wilkins füllte wie üblich den größten Saal und spielte – wie auch schon auf den Norddeutschen HiFi Tagen – die neue  702 S2. Es ist ja wirklich nicht schlecht, was aus dieser doch noch dezent großen Standbox herauskommt. Und bei der Beschallung von fast 50 Zuhörern in diesem sehr tiefen Raum schlug sie sich abermals erstaunlich wacker.

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Bowers & Wilkins Produktmanager Ulf Soldan bei der gewohnt souveränen Präsentation in diesem Fall der B&W 702 S2 in einem sehr tiefen Vorführraum (Foto: H. Biermann)

Audio Components tat sich mit den Flächenstrahlern Martin Logan Expression (an einer Moon-Kette) da etwas leichter; wegen ihrer Bündelung „tragen“ sie den Schall deutlich weiter. Auch hier klang es sehr harmonisch, aber auch hier fehlte etwas der Glanz. AC-Außendienstmann Gabriel Zunner: „Wir waren von dem Ansturm einfach überrascht. Es war immer bis auf den letzten Platz voll. Da fehlt es dann manchmal ein bisschen an Hochton.“

HiFi Convention Freiburg Audio Components
Martin Logan bei Audio Components: Martin Logan Expression an einer Moon 650-Elektronik. Auch in diesem Raum fanden bis zu 30 Zuhörer Platz (Foto: H. Biermann)

Die Messe-Profis von Audio Reference hatten so etwas wohl schon geahnt und weniger Stühle aufgestellt: weniger Plätze = weniger Zuhörer = weniger Absorption, so die einfache Gleichung. Insgesamt klang es hier sehr natürlich und fein. Mitveranstalter Oliver Gogler: „Ich war schon ein paar Mal bei Audio Reference. Da klingt es so schön in den Mitten…“

HiFi Convention Freiburg Audio Reference
Audio Reference: Lautsprecher Sonus faber Olympica 3 plus Audio Research Endstufe VT 80 mit Audio Research Vorstufe LS 28 (Foto: H. Biermann)

Das war wohl ernst gemeint, denn Gogler ist gar kein Sonus faber Händler. Aber dies zeigt den Geist, der hier wehte: Man würdigte auch gute Aktionen oder Vorführungen der Mitbewerber.

„Platz ist in der kleinsten Hütte“, sagte man sich bei Canton und hängte einfach das Plakat einer Kathedrale auf die Stirnwand – damit erweiterte sich der verfügbare Platz zumindest optisch um ein Vielfaches. Akustisch aber blieb es ein kleines Zimmer, welches die kleine Canton Reference 9K sehr überzeugend zu füllen wusste. Ein klares Plädoyer für Kompaktboxen in kleineren Räumen.

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Canton: Marketing-Mann Moritz Jung bei der Vorführung der Reference 9K, die für den nicht einmal 10 qm großen Raum wie gemacht schienen (Foto: H. Biermann)

Tatsächlich gab es auch Gegenargumente. Der GPA Vertrieb (KEF; Arcam, Hegel) spielte eine Kombination bestehend aus den Standboxen KEF Reference 3 und dem Vollverstärker Hegel H160.

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GPA: Standbox KEF Reference 3 und Vollverstärker Hegel H 160 (Foto: H. Biermann)

Mir gefallen die KEF Reference prinzipiell alle sehr gut, aber sie haben verdammt viel Bass mit auf den Weg bekommen. Hier auf der HiFi Convention 2018 klangen sie wunderbar ausgewogen – und das in einem so kleinen Raum, den ich mir für eine Reference 5 nie als passend hätte vorstellen können. Was mal wieder beweist, wie viele Aufstellungs-Varianten de facto möglich sind – vorausgesetzt, man probiert sie aus …

Einfacher hat man es da mit einem der neuen Ascendo Aktiv-Lautsprecher: die kann man per eingebautem Raum-Equalizer penibel auf den Raum einstellen. Wie zum Beispiel die Ascendo D6 Active, eine der wenigen echten Messe-Neuheiten der HiFi Convention 2018. Die D6 Active ist die kleine Schwester der erst kürzlich bei LowBeats getesteten D7 Active, also mit dem Ascendo typischen Seas-Koax ausgestattet, aber ohne zusätzliche (innenliegende) Tieftöner. Das vollaktive System (zwei eingebauten Endstufen à 750 Watt) ist Prozessor-gesteuert, akustisch entzerrt und hoch belastbar.

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Ascendo: die neue D6 Active ist voll aktiv und wie üblich Prozessor-gesteuert. Sie kann direkt auch von einem Plattenspieler angesteuert werden – hier von einem Clearaudio Concept (Foto: H. Biermann)

Und das konnte man hören: Die D6 Active beeindruckte mit einem ungemein souveränen Bass, aber auch mit ihrem insgesamt feinen, farbstarken und natürlichen Auftritt. 6.500 Euro soll die D6 Active pro Paar kosten und ist damit nicht nur für kleine Räume ein ganz heißer Tipp.

in-akustik war ja so etwas wie Schirmherrin der HiFi Convention 2018 und dementsprechend gut vertreten. Dort, wo die Badener eine Vorführung machten (Lautsprecher Piega Coax 511, Vollverstärker Primare 135 mit CD-Player Primare 35 und natürlich dem Edelsten, was die Kabel-Manufaktur hergibt) klang es vielleicht bisschen schlank, aber doch sehr fein – was durchaus am neuen Netzfilter AC-3500 gelegen haben könnte. Das gute Stück war noch ein Vorserien-Exemplar, machte aber einen exzellenten Eindruck und soll so um die 1.600 Euro kosten.

Sehr überzeugend gerieten auch die Workshops von IsoTek (im Vertrieb von IDC Klaassen), bei denen der Netzfilter sogar im Vordergrund stand und in denen Hartmut Berberich gewichtige Gründe für eine solide Netzfilterung vorbrachte. Berberich ist eigentlich Bildspezialist, hier aber brachte er sehr überzeugende Klangbeispiele, die von den meisten Workshop-Besuchern problemlos nachempfunden wurden.

 IsoTek
Hartmut Berberich in voller Aktion: Kann man den Einsatz von IsoTek Netzfiltern hören? Aber hallo (Foto: H. Biermann)

Aber ich möchte meinen klanglichen Rundgang nicht beenden, ohne vorher noch drei Anlagen-Konfigurationen zu erwähnen, die so oder sehr ähnlich auch schon auf den Norddeutschen HiFi Tagen überzeugt haben. Als erstes T+A, die ihren Vollverstärker PA 2500 R mit den neuen Talis 300 Aluminium-Standboxen kombiniert hatten. Das klang beeindruckend dynamisch und präzise. Da scheint sich doch die Materialsteife von Aluminium bemerkbar zu machen…

T+A
T+A: Talis 300 und PA 2500 R (Foto: H. Biermann)

Bei meinem Besuch der Norddeutschen HiFi Tage 2018 beschlich mich schon dieses Gefühl, das sich auf der HiFi Convention 2018 noch einmal bestätigte: viel mehr HiFi braucht keiner. Der All-In-One Verstärker Naim Uniti Nova plus Focals neueste Spitzenstandbox Kanta N°2 ist eine nicht nur klanglich bezaubernde Kombination, die kaum noch Fragen offen lässt.

Focal + Naim
Music Line: All-In-One Verstärker Naim Uniti Nova mit Focal Kanta N°2 (Foto: H. Biermann)

Auch das hatte es mir neulich schon auf den Norddeutschen HiFi Tagen in Hamburg echt angetan. Aber in Freiburg klang es – war es das schönere Licht, war es der bessere Raum? – einfach noch einmal überzeugender, runder, natürlicher. Die noch nicht ganz serienfertige Audio Physic Codex Sculpture und LowBeats Röhren-Referenzverstärker Octave V 80 SE. Das hat eine hohe klangliche Souveränität, die einfach Spaß macht. Die Musik kam hier vom deutschen X-Odos Streamer. Auch keine ganz schlechte Wahl…

Audio Physic Stand
Audio Physic Codex Sculpture plus Octave V 80 SE (Foto: H. Biermann)

Fazit HiFi Convention 2018

Was also bleibt? Eine sehr nette, fast familiäre Messe, die erstaunlich viele HiFi-Freunde ins Dorint Hotel bewegte und dazu führte, dass die Freiburger Händler mehr gemeinsam machen. Für mich gilt (wie für fast alle vor Ort, mit denen ich sprach): Bei der nächsten HiFi Convention bin ich wieder dabei.

Im Beitrag erwähnt:
Messe-Review Norddeutsche HiFi Tage 2018
Messe-Review Westdeutsche HiFi Tage 2017
Test Kompakt-Lautsprecher Canton Vento 836 mit viel Bass
Test KEF Reference 5: Koax-Standbox mit Sub
KEF Reference Lautsprecher Familientest: Die Übersicht
Test Ascendo D7 Active: Koax-Stadbox mit Raum-EQ
Test T+A PA 2500 R: So baut man Vollverstärker

Test Naim Uniti Nova: der überragende Streaming-Amp
Test Octave V 80 SE: der Referenz-Verstärker

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.