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Nubert nuLine 34 Jubilee Oberfläche
Die Nubert nuLine 34 ist eine großartige Kompaktbox. Als Jubilee-Variante wurde sie nun etwas teurer, bekam aber eine raffinierte, Metall-Oberfläche (Foto: H. Biermann)

Nubert nuLine 34 Jubilee: des Kaisers neue Kleider

Alter Rost ist edler Rost. Die Fans nennen es Patina. Genau nach diesem Ideal hat Nubert eine neue Linie aufgelegt. Die kompakten Nubert nuLine 34 Jubilee sind Teil davon. Die nuLine 34 gehörten ja schon immer zu den Besten im Nubert-Programm; durch die Neu-Auflage mit Patina-Oberfläche kamen wir ganz elegant in die Gelegenheit, diesen Lautsprecher auch unter Aktualitäts-Aspekten noch einmal zu beleuchten. Und wir waren hin und weg: Vor den Ohren, an den Händen und den Augen ist diese Kompaktbox schon fast ein Must-have.

Wer sich ein neues Gewand zulegen will, geht immer auch ein Risiko ein. Es kann sein, dass es der Angebeteten nicht gefällt. Oder noch schlimmer: Man steht plötzlich als Kaiser ohne Kleider da. Aber Nubert hat ein starkes Gefühl für den Zeitgeist. Ich kämpfe mich in den Hörraum, schalte das Licht an, sehe die nuLine 34 Jubilee und bin maximal angefixt. Hey, sieht das gut aus. Wie eine Stehle aus massivem Stahl, mit ein wenig Rost an den Seiten. Es schimmert mächtig und mit rot-braunem Touch.

Das ist nach wie vor die alte Bauform. Es gibt sie in Schwarz, Weiß oder Nussbaumfurnier, hier aber in einer Gehäusebeschichtung aus oxidiertem Metall. Eindeutig der Schönling im aktuellen Katalog. Der auch einen Preis hat. Genau die krumme Summe von 475,74 Euro pro Stück. Womit die klassischen, hausbackenen Farben mit 347,29 Euro deutlich geringer liegen. Technisch herrscht zwischen den Geschwistern Gleichstand. Der Unterschied ist rein äußerlicher Natur.

Deshalb von außen angepirscht: Sieht das neue Finish tatsächlich so viel besser aus? Klares Ja. Das ist ein komplett anderer Auftritt. Das erinnert mich als strammer „documenta“-Besucher an so viele Kunstwerke, die sich wie Stehlen aufrecken und gerade in dem Kontext zwischen dem beständigen Stahl und dem vergänglichen Rost eine neue Geschichte erzählen. Also: Nubert goes modern art. Ein schlauer Weg. Die Box selbst wird nicht aus massivem Stahl aufgebaut, sondern eben nur mit einem Metall-Lack überzogen. Der wird wiederum definiert dem Alterungsprozess unterzogen. Heraus kommt ein Finish aus Tiefschwarz und glänzendem Rot. Großartig der Effekt im Raum. Ein tiefer Schlag in das Haben-Wollen-Herz.

Nubert nuLine 34 Jubilee: die Technik

Was aber nichts an der Basiskonstruktion verändert. Wer stehen vor einem klassischen Zweiwegler in massiver Bauform, raumgreifend, aber irgendwie zu schade für einen Klangplatz im Regal. Besser auf einen Ständer. Die Klangwandler kennen wir. Da wäre der „nuOva“-Hochtöner – eine tatsächliche Eigen-Entwicklung von Nubert, ein Gewebedom mit 26 Millimetern. Nubert hat hier die Kammer dahinter optimiert, dazu das Abstrahlverhalten auf den Hörplatz. Falls wir es nicht gesagt haben sollten. Alle diese Klangwandler entstehen am Firmensitz. Zudem verzichtet Nubert auf eine klassische Vertriebsform. Diese Lautsprecher kommen direkt vom Hersteller an den Endkunden. Was die Kette der Finanz-Dynamik unterbricht. Oder klar gesagt: Wir kaufen direkt beim Hersteller – günstiger geht es nicht.

Aber nochmals zur Basistechnologie. Auch beim Tief/Mitteltöner legt sich Nubert aus dem Fenster. Das ist eine Longstroke-Polypropylen-Membran. Klingt mächtig, ist aber im Kern eine Membran aus Kunststoff mit 18 Zentimetern in der Diagonale. Daraus kann man einen echten Tiefbass zapfen. Nubert verspricht einen Tiefgang bis 48 Hertz. Die Impulse werden angeliefert an ein kompaktes, aber gutes Bi-Wiring-Terminal. Ich habe lange gehört und sage: Ein Röhrenverstärker ist nett, aber wir brauchen den Drive – eine gute Transistorstufe ist deutlich besser. Diesen Eindruck bestätigen auch die LowBeats Messungen:

LowBeats Messung Nubert nuLine 34 Jubilee: Impedanz, Phase , EPDR
Eigentlich eine klassische 4-Ohm-Box, deren Impedanz (rote Kurve) nur zwischen 150 – 700 Hertz auf 3,2 Ohm abfällt. Doch der EPDR (graue Kurve), der sich aus Impedanz und Phase ergibt, fällt an zwei Stellen auf deutlich unter 2 Ohm. Das dürfte schwächeren Verstärkern nicht gut gefallen (Messung: J. Schröder)

Die Weiche liegt direkt hinter den Anschlussklemmen. Wie immer bei Nubert ein stattliches Netzwerk. Da gibt es auch „selbstrückstellende Sicherungen“ – wenn einmal die Kraft vom Verstärker an die Grenze des Membranhubs kommen sollte. Und wie immer gibt es einen Kippschalter zwischen den Anschlüssen, Nubert bietet hier ein Feintuning des Hochtons an – „sanft“ über „neutral“ bis „brillant“. Also eine Senke um zwei dB in der Höhe, den linearen Verlauf und einen Push von zwei Dezibel. Insgesamt ein feines Stück bester, deutscher Ingenieursarbeit.

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Nubert nuLine 34 Jubilee Anschluss
Klassisch Nubert: Bi-Wiring-Terminal mit Kippschalter für den Hochtonpegel (Foto: H. Biermann)
Nubert nuLine 34 Jubilee Frequenzweiche
Die eigentliche Frequenzweiche trennt mit einer Filtersteilheit von 12 dB pro Oktave (Foto: H. Biermann)
Nubert nuLine 34 Jubilee X-Over
Auf der unteren Etage sitzt das Netzwerk für die Absenkung beziehungsweise Anhebung des Hochtonpegels per Kippschalter (Foto: H. Biermann)
Nubert nuLine 34 Jubilee Sicherung
Die gelbe Sicherung ist ebenfalls ein Nubert-Klassiker: Bei zu hohen Pegeln wird der Widerstand unendlich hoch – kein Signal ist mehr zu hören. Nach kurzer Zeit setzt sich die Sicherung selbsttätig wieder zurück (Foto: H. Biermann)
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Wie fast alle Nubert-Lautsprecher ist auch die nuLine 34 erstaunlich pegelfest. Die kompakte Jubiläums-Box zeigt bei Durchschnittspegel fast gar keine Verzerrungen. Und ihr möglicher Dauerpegel von 95 dB ermöglicht dynamisch (wie Musik nun einmal ist) Pegelspitzen bis 107 dB. Das ist für einen Lautsprecher dieser Größe aller Ehren wert. Und sollte es wirklich mal zu laut werden, greift zuverlässig die Sicherung ein…

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LowBeats Pegel-Messung Nubert nuLine 34 Jubilee: @ 85 dB
Bei der Norm-Messung mit Wohnzimmer Durchschnittspegel zeigen sich so gut wie keine Verzerrungen. Das ist für einen Lautsprecher die Größe exzellent (Messung: J. Schröder)
LowBeats Pegel-Messung Nubert nuLine 34 Jubilee: @ 96 dB
Erst bei 95 dB lassen höhere Verzerrungen bei 80 Hertz die Sicherungen des Mess-Systems anschlagen (Messung: J. Schröder)
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Edelklang und Edel-Finish

Bleibt die Frage: klingt es auch? Zuerst pirschen wir uns über einen Klassiker an. „Come together“ von den Beatles. Kennt jeder. Das Abschiedsalbum mit dem gleichen Namen von der Abbey Road. Giles Martin durfte kürzlich an die Masterbänder, die wiederum sein Vater George Martin als verantwortlicher Produzent aufgenommen hatte. Sagen wir es so: Bislang waren die Beatles eine tolle Band, aber nicht unbedingt audiophil.

Beatkes Abbey Road Cover
Das legendäre Album wurde remastered. Nun ist es auch unter audiophilen Gesichtspunkten eine Delikatesse (Cover: Amazon)

Nun der Sprung in die Edelklasse des High-Ends. Am besten zu haben als Vinyl-Pressung oder als Datensatz in 24 Bit und 96 Kilohertz. Da geht der Hut hoch. Ein Geniestreich unter Brüdern: John Lennon gibt einen „Schub“ vor, Paul McCartney übernimmt mit einem Bass-Riff – Bomm, Bomm, Schabidu, Ba. Das klingt an der Nubert so wunderbar archaisch. Blöder Vergleich: Aber das ist ein Steak und die Gegenseite eines Salats. Hier gibt es nicht nur Kalorien sondern auch besten Muskelaufbau. Erstaunlich, wie geschlossen dieser Lautsprecher zu tönen vermag. Die Chassis sind perfekt aufeinander eingestimmt. Das klingt wie eine Front, in bester Harmonie.

Schauen wir einmal in unserem Hinterkopf und unserem Lager nach. Da hätten wir doch die Klassen-Referenz Dynaudio Emit 10 – Kollege Holger Biermann konnte sich vor Jubel gar nicht einfangen. Und tatsächlich steht sein Votum: Die Emit 10 ist ein toller Lautsprecher von feinster Harmonie. Aber die Nubert bringt einige Kubikmeter mehr an abgebildetem Raum ein, zudem vermag sie schlicht lauter und dynamischer zu spielen.

Nubert nuLine 34 Jubilee vs Dynaudio Emit 20
Zwei echte Highlights der Unter-1.000-Euro-Klasse: die Nubert nuLine 34 Jubilee und die Dynaudio Emit 10 im kleinen LowBeats Hörraum (Foto: H. Biermann)

Das ist deutlich pegelfester, als es die kleine Dänin zu stemmen vermag. Bestes Beispiel: Die fünfte Symphonie von Schostakowitsch. Vasily Petrenko dirigiert die königlichen Philharmoniker aus Liverpool. Ein Tipp – jetzt auch in 24 Bit zu haben. Im Finale wird es laut, richtig laut. Ich habe sogar den Verstärker an den Anschlag gebracht – ein kleines rotes Lichtlein leuchtet dann auf, alles knapp vor der Schutzschaltung. Aber die nuLine 34 Jubilee blieb auf Kurs. Großartig, welchen Strom-Input dieser Kompaktlautsprecher an die Ohren bringt. Ich kenne etliche, deutlich potenter bestückte Standboxen, die hier eher in die Knie gehen.

Schostakowitsch fünfte Symphonie / Vasily Petrenko
Fordert vom angeschlossenen Lautsprecher alles: Die fünfte Symphonie von Schostakowitsch mit denm Royal Liverpool Philharmonic Orchestra unter Petrenko (Cover: Amazon)

Fazit Nubert nuLine 34 Jubilee

Kein Fehlkauf möglich. Zum einen, weil diese kleine Nubert für mich einer der besten Kompaktboxen unter 1.000 Euro ist. Auf der Suche nach dem Rundum-glücklich-Schallwandler fallen mir nur ganz wenig Alternativen ein. Zum anderen kann jeder potentielle Käufer online bestellen – gefällt die NuLine 34 Jubilee nicht, dann geht sie nach 30 Tagen kostenlos zurück. Unwahrscheinlich. Also der ultimative Gefällt-mir-Test im heimischen Hörraum.

Was mich besonders anfixt: diese tolle Energie auf den Hörplatz. Das Metall/Rost-Design muss nicht allen gefallen. Aber für mich ist es die Krone. Das Finish sieht super aus, macht den Lautsprecher zum Sammlerobjekt. Und nicht zu vergessen: Das ist eine limitierte Edition. Mutig gesprochen: in fünf Jahren ist eine NuLine 34 Jubilee vielleicht das Doppelte wert…

Nubert nuLine 34 Jubilee
2022/05
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
natürlich ausgewogen-neutraler und räumlicher Klang
Pegelfest mit hohem Tiefbasspotenzial
Grandiose Patina-Oberfläche
Ein kraftvoller Transistor-Verstärker sollte sein

Vertrieb:
Nubert electronic GmbH
Goethestraße 69
73525 Schwäbisch Gmünd
www.nubert.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Nubert nuLine 34 Jubilee: 951,48 Euro

Die technischen Daten

Nubert nuLine 34 Jubilee
Technisches Konzept:K0mpakte 2-Wege-Box, Bassreflex
Bestückung:Tiefmittelton: 1 x 18 cm, Hochton: 1 x 26 mm
Max. empf. Raumgröße
22 Quadratmeter
Max. empf. Hörabstand:2,5 Meter
Max. Dauerpegel:
95 Dezibel
Besonderheiten:Metallisierte Oberfläche mit Patina
Abmessungen (B x H x T):34,0 x 21,0 x 33,0 cm (mit Abdeckung) cm
Gewicht:9,5 Kilo
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Erster Test Kompatkbox Dynaudio Emit 10: der tonale Massstab

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Autor: Andreas Günther

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Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.