Sumiko ist einer der ganz großen HiFi- und High End Vertriebe der USA. Seit über 30 Jahren schon verkaufen die Amerikaner mit das Feinste, was an gutem Audio weltweit zu haben ist: Audio Research, Sonus faber, REL, Pro-Ject und vieles mehr. Was lange Zeit fehlte, waren entsprechende Tonabnehmer. Um die Lücke zu schließen, beschritt Sumiko einen ungewöhnlichen Weg: Der Vertrieb wurde zum Produzenten und lässt seit über 20 Jahren eigene Tonabnehmer-Familien von japanischen Spezialisten entwickeln. Aktuell gibt es die Reference Linie und die hier vorgestellte Sumiko Oyster Serie.
Aus der Sumiko Oyster Serie haben wir vier Modelle getestet:
- Sumiko Oyster, 99 Euro
- Sumiko Black Pearl, 115 Euro
- Sumiko Blue Point No 2, 495 Euro
- Sumiko Blue Point Special EVO III Hi, 595 Euro
Der Umstand, dass man sich quasi das Beste vom Markt aussuchte und anschließend nach Sumiko Vorgaben ändern ließ, erklärt, warum MM- und MC-Systeme der Serie preislich so weit auseinander liegen und kaum ein Modell der Sumiko Oyster Serie seinen Geschwistern ähnelt. Das kantige Oyster sieht komplett anders aus als das rundliche Black Pearl und die beiden Blue Point MC-Systeme unterscheiden sich allein schon dadurch, dass das EVO III keinen Systemkörper hat. Trotzdem aber gibt es technisch und klanglich große Ähnlichkeiten und allen Abtastern ist gemein, dass sie ziemlich viel Klang fürs Geld bieten, alle vier gut an mittelschweren Tonarmen spielen und mittlerweile eine gewichtige Rolle am Markt spielen.
Zwei der zur Sumiko Oyster Serie zählenden Tonabnehmer sind Moving Coil (MC) Abtaster: das Blue Point No 2 und das Blue Point Special EVO III Hi. Bei MC-Tonabnehmern wird die Musik-Signalspannung direkt in einer vom Abtastdiamanten bewegten Spule induziert.
Damit die bewegte Masse nicht zu groß wird, haben übliche MC-Tonabnehmer nur winzige Spulen mit wenigen Windungen und erzeugen entsprechend nur eine sehr geringe Ausgangsspannung. Dies erfordert normalerweise eine entsprechende hohe Verstärkung mittels Vor-Vorverstärker oder einen MC-Eingang am Verstärker.
Der ist bei den beiden Blue Points von Sumiko nicht erforderlich, denn ihre Ausgangsspannung ist sehr hoch und bewegt sich damit fast auf MM-Niveau – sehr vorteilhaft, wenn der eigene Verstärker oder Receiver nur einen (üblichen) MM-Eingang bietet. Dennoch liefern die “echten” MM-Systeme der Sumiko Oyster Serie erkennbar mehr Ausgangsspannung – siehe auch Übersichtstabelle unten. Dieser Wert wird, wie auch alle anderen relevanten Messwerte, in langen Messreihen bei LowBeats ermittelt.
High-Output-MCs haben noch weitere Vorteile: Zum Beispiel ihre – gegenüber MM-Abtastern – sehr niedrige Systemimpedanz. Die ist unempfindlich gegenüber Eingangs-Kapazitäten, auf die klassische MM-Tonabnehmer bei zu hohen Werten mit einem unausgewogenen Frequenzgang im Hochtonbereich reagieren. Auch mit höheren Kabelkapazitäten haben diese MC-Tonabnehmer kein Problem. Selbst den Verstärkereingangswiderstand, der bei MM-Eingängen möglichst genau 47 Kiloohm betragen muss, könnte man problemlos auf 1 Kiloohm reduzieren, was klanglich sicher nicht von Nachteil wäre.
Wir haben für beide MCs eine Aufnahme im LowBeats Klang Orakel mit 47 kOhm und 1 kOhm hinterlegt. Unserer Meinung nach ist das Ergebnis eindeutig: der 1 kOhm-Abschluss ist überlegen. Der aufgrund des leichten Pegelverlustes geringere Störabstand ist dabei zu vernachlässigen. Die MC-High-Output-Tonabnehmer dagegen an einem in der Impedanz einstellbaren MC-Eingang zu betreiben, ist wegen Übersteuerungsgefahr allerdings wenig ratsam.
Einige relevante Daten und Messergebnisse haben wir hier in der Übersicht aufgeführt:
Sumiko Oyster | Sumiko Black Pearl | Sumiko Blue Point No 2 | Sumiko Blue Point Special EVO III | ||
Typ / Diamantschliff | MM / sphärisch | MM / sphärisch | MC / elliptisch | MC / elliptisch | |
Empfohlenes Tonarmgewicht | mittelleicht (9 -13 gr) | mittelleicht (9 -13 gr) | mittelschwer (13 -18 gr) | mittelschwer (13 -18 gr) | |
Ausgangsspannung DIN 0 dB (L/R) | 9,3 / 9,3 mV | 7,7 / 7,5 mV | 4,3 / 4,6 mV | 4,4 / 4,4 mV | |
empf. Auflagegewicht | 2,3 Gramm | 1,8 Gramm | 1,8 Gramm | 2,0 Gramm | |
Abtastfähigkeit (315 Hz) | 120 Mikrometer | 90 Mikrometer | 80 Mikrometer | 70 Mikrometer |
Man sieht in der Übersicht recht gut, dass die MC-System trotz aller Anstrengungen doch etwas leiser (Ausgangsspannung) als ihre MM-Geschwister sind. Um die Ausgangsspannung eines MC auf MM-Niveau zu heben, ist prinzipiell ein extrem starkes, meist von Neodym-Magneten erzeugtes Magnetfeld erforderlich. Um Verzerrungen im Zaum zu halten, muss dabei im Bereich der kreuzförmig angeordneten Spulen eine möglichst gleichmäßige Verteilung des Magnetfeldes erreicht werden – was alles andere als trivial ist.
Zudem müssen auch die Spulen im Vergleich zu “normalen” Low-Output-MC-Systemen sehr viel mehr Windungen aufweisen,
was die bewegte Masse nur dann nicht ungebührlich erhöht, wenn deren Spulendrähte extrem dünn sind – eine Herausforderung für die Spulenwickelei. Andernfalls kommt es unweigerlich zu einer klangrelevanten Resonanz im Bereich oberhalb von 10 Kilohertz,
die sich im Zusammenspiel aus Spulenmasse mitsamt Nadel plus Nadelträger sowie der federnden Wirkung des Vinyls ergibt.
Betrachtet man die Frequenzgänge der Blue Point MC-Tonabnehmer der Sumiko Oyster Serie, scheint Sumiko hier ein guter Kompromiss gelungen zu sein.
Bei den beiden MM-Einsteigersystemen ist der Frequenzgang bei weitem nicht so ideal. Eine deutliche Senke bis zu 5 dB nimmt sowohl beim Oyster als auch beim Black Pearl etwas Brillanz, aber auch Schärfe aus dem Klangbild (Messung: P. Schüller)
Fazit Sumiko Oyster Serie
Was bei Lautsprechern sehr deutlich wahrnehmbar wäre, fällt bei Tonabnehmern offenkundig nicht ganz so schwer ins Gewicht: Sowohl Oyster als auch Black Pearl klingen weder leblos noch hochtonarm, sondern ausgesprochen angenehm. Und sie klingen trotz der Präsenzsenke – und das ist der ganzen Sumiko Oyster Serie gemein – sehr fein, dezent und natürlich.
Die Wiedergabe der vier Abtaster hält, was der Familienname Oyster (Auster) verspricht: ihre noble zurückhaltende Art ist ein schöner Charakterzug, der jeden dieser Tonabnehmer für Musikfreunde empfiehlt, die gern lange hören und deren Vorlieben über dynamische Pop- und Rockmusik hinausgehen. Unterm Strich sind alle vier Tonabnehmer empfehlenswert. Nicht ganz schlau wird man aus der preislichen Nähe vom Oyster zum Black Pearl. Letzteres ist einfach deutlich besser, aber nur 16 Euro teurer. Da sollte niemand zögern.
Zu den ausführlichen Einzeltests der Sumiko Oyster Serie geht es hier:
Test Sumiko Oyster: musikalischer MM-Abtaster für 100 Euro
Test Sumiko Black Pearl (MM): Der Preisklang-Hammer
Test Sumiko Blue Point No 2: High-Output MC-Abtaster
Test Sumiko Blue Point Special EVO III (MC) Hi: Der Volltreffer
Alle, die nur die Ergebnisse sehen wollen, finden sie in der folgenden Slideshow:
Wie schon angedeutet, haben wir alle vier Testkandidaten der Sumiko Oyster Serie im Klang Orakel aufgenommen, dem LowBeats Soundarchiv, in dem man alle getesteten Abtaster miteinander online vergleichen kann. Jeder Tonabnehmer ist hier optimal justiert und mit dem gleichen Stück und dem gleichen Pegel aufgenommen. Somit ist es relativ einfach, unsere (klanglichen) Testergebnisse nachzuvollziehen. Es bedarf nur eines besseren Kopfhörers und – falls vorhanden – eines guten Kopfhörerverstärkers, den man am Rechner anschließen kann. Je besser die Abhörsituation, umso größer die Unterschiede – ist ja klar.
Übrigens: Seit 2010 gehört Sumiko zur McIntosh Group (ehemals Fine Sound Group), dem größten Firmenkonglomerat im High End weltweit. Neben McIntosh hat die Gruppe bislang Sonus faber, Audio Research, Wadia und eben Sumiko aufgekauft. Innerhalb dieser Gruppe ist Sumiko der einzige Anbieter von Tonabnehmern.
Weitere Infos zu Sumiko und den anderen Marken der Gruppe unter www.mcintoshgroup.com.
Ratgeber:
So gelingt es perfekt: Tonabnehmer selber einbauen
Hintergrund:
So misst LowBeats Tonabnehmer
So funktioniert das LowBeats Klang Orakel