de
KEF LSX Totale2
Klein, frech, hübsch: die KEF LSX ist ein aktiver Fast-Alleskönner für 1.200 Euro pro Paar (Foto: F. Borowski)

Test Aktivbox KEF LSX: klein, wireless, überragend

Die britische Lautsprecherschmiede KEF hat unter Audiophilen einen fast schon legendären Ruf. Seit über 50 Jahren bereichert KEF den Markt mit Maßstab-setzenden Konstruktionen: früher die LS3/5a oder die Reference-Line, heute so atemberaubende Klangmonumente wie die segelförmigen Blade/Blade 2 oder die kompakten Passivspeaker LS 50. Doch auch der Markt für „massentaugliche“ Lifestyle-Speaker ist der britisch-chinesischen Marke nicht fremd. Früh haben sie mit „Egg“ das Thema Surround auch unter Design-Gesichtspunkten betrachtet; mit dem KEF Muo haben sie einen fantastischen, akkubetriebenen Bluetooth-Lautsprecher für unterwegs im Sortiment. Einen ganz großen Wurf aber hat KEF vor etwas über einem Jahr auch mit der aktivierten Version der LS 50 geliefert: Die LS 50 Wireless, Lautsprecher mit LowBeats Referenzstatus, kombinieren den überragenden Klangcharakter der passiven LS 50 mit integrierten Streamingfähigkeiten, Verstärkern und digitaler Raumkorrektur, sodass man neben dem Lautsprecherpaar lediglich noch Quellen wie Smartphone, TV oder Netzwerkplayer benötigt. Außerdem muss man diese Speaker dank digitaler Klanganpassung nicht zwingend nach strengen HiFi-Kriterien aufstellen, sondern kann sie im Regal oder auf Lowboards betreiben, ohne dadurch ihre Klangeigenschaften komplett zu ruinieren. Mit rund 2.300 Euro Kaufpreis liegen die LS 50 Wireless allerdings in einem Bereich deutlich über den herkömmlichen Angeboten für All-in-One-Speaker, die überwiegend unter 1.000 Euro angesiedelt sind. Deshalb wird jetzt nachgelegt: mit der KEF LSX.

KEF LSX – Noch kleiner, noch attraktiver

Die 1.000-Euro-Grenze unterschreiten die brandneuen KEF LSX zwar nicht ganz, aber mit 1.200 Euro (pro Paar) dürften sie doch einen deutlich größeren Käuferkreis ansprechen als ihr technisches Vorbild. Zudem sind sie nochmals erheblich kompakter als die LS 50 Wireless. Trotzdem sollen die in verschiedenen trendigen Farben erhältlichen und mit Designer-Stoffbezug versehenen Mini-Speaker über sämtliche Tugenden ihrer Vorbilder verfügen: einen hochauflösenden, super plastischen und lebendigen Klang, dazu integrierte Streamingfähigkeiten, drahtlose Zuspielung und Steuerung per App oder Fernbedienung. Nur auf das im Master der LS 50W eingesetzte berührungsempfindliche Bedienfeld wird hier verzichtet. Aus meiner Sicht kein großer Verlust.

KEF LSX Totale3
Ohne Touchpanel auf der Oberseite sieht die KEF LSX noch besser aus als die große LS 50 Wireless (Foto: F. Borowski)

In Sachen Wireless gehen die KEF LSX sogar noch einen Schritt weiter, denn im Gegensatz zur LS 50W benötigen die beiden Lautsprecher nicht zwingend eine Kabelverbindung untereinander. Master und Slave können hier drahtlos miteinander kommunizieren (mit 24 Bit/48 kHz), sodass im Idealfall für den Betrieb eines Pärchens LSX nur exakt zwei Strippen benötigt werden, nämlich je ein Stromkabel für den linken und rechten Speaker. Das ist insbesondere dann interessant, wenn man die LSX mal hier und mal dort im Haus betrieben will, also heute im Wohnzimmer und morgen vielleicht für nette Dinnermusik im Esszimmer. Schnelle Standortänderungen sind mit der LSX kein Problem. Hat man hingegen einen festen Platz für die kleinen KEF vorgesehen, kann man Master und Slave wahlweise auch über das mitgelieferte, ca. 3 Meter lange RJ-45-Kabel miteinander verbinden. Das verspricht einen nochmals minimal besseren Klang (24 Bit/96 kHz) und höhere Verbindungssicherheit.

 

KEF LSX Bassreflex_Rear
Sauberer Gehäuseaufbau mit dezent integrierten Kühlrippen und Stoffverkleidung vom dänischen Designer Kvadrat (Foto: F. Borowski)

Die größeren Geschwister LS 50 und LS 50W zeichnet u.a. ein außerordentlich solides, resonanzoptimiertes und Hochglanz-lackiertes Holzgehäuse aus. Damit können die KEF LSX nicht aufwarten. Dank ihrer deutlich geringeren Abmessungen reicht den LSX für anständige Steifigkeit und Resonanzarmut eine Behausung aus sehr solidem Kunststoff, deshalb wiegt die Kleine auch nur 3,5 Kilo pro Stück. Dem Zufall wurde dennoch nichts überlassen, denn die Resonanzeigenschaften wurden auch hier mit aufwändiger „Finite Elemente Analyse“ vorher genauestens am Computer ermittelt und durch gezielt eingesetzte innere Versteifungen optimiert. Zur Festigkeit der Gehäuse insgesamt trägt auch die aus den größeren Modellen bekannte, leicht geschwungene Gehäusefront bei. Ein einfacher Trick, nicht nur zur Resonanzoptimierung, sondern auch zur Vermeidung von Kantenreflexionen bei der Schallabstrahlung. Als besonderes Eye-Candy sind die Gehäuse mit einem Stoff des dänischen Textilherstellers Kvadrat verkleidet. Für das Matching mit der Einrichtung gibt es die LSX derzeit in den fünf Farben Maroon, Blue, Gloss White, Black und Olive. Je nach Gehäusefarbe variiert auch die Membranfarbe. Meine Testmuster habe ich bewusst in Olive bestellt. Mal was anderes – und gefällt mir wirklich gut!

KEF_LSX_Farbvarianten
Die derzeitigen Standardfarben der KEF LSX (Foto: KEF)

Im Inneren der kleinen LSX-Gehäuse finden nicht nur getrennte Endstufen für den Hoch- und Tief-/Mitteltonzweig Platz, sondern auch die nötigen Wandler und Digitalelektronik für die Raumkorrektur. Und sogar die Netzteile sind im Gehäuse verbaut. Bei Aktivlautsprechern dieser Größe ist das absolut keine Selbstverständlichkeit. Nicht selten muss man sich mit externen Teppichbriketts herumärgern. Nicht so bei den LSX.

 

KEF LSX Aufriss
Hier lässt sich der komplexe Aufbau der KEF LSX erkennen. Mit all der Elektronik und den Versteifungsmaßnahmen verbleibt nur noch wenig akustisches Volumen. Umso erstaunlicher sind die Bass- und Grundtonqualitäten der LSX (Grafik: KEF)

Im Gegensatz zur LS 50W, die im Tief-/Mittelton auf Class-D Schaltendstufen und im Hochton auf Class-AB setzt, werkeln in der KEF LSX ausschließlich Schaltendstufen. Pro Box zwei Stück mit einer Systemleistung von 200 W. Also kaum weniger als die 230 W der LS 50W.

Natürlich kommen auch in den LSX KEFs die berühmten, koaxial aufgebauten Uni-Q-Treiber zum Einsatz. Diese arbeiten wie eine Punktschallquelle, bei der im Zentrum eines Tief-/Mitteltöners eine Hochtonkalotte sitzt, was zu einer räumlich und zeitlich optimalen Abstrahlung aller Frequenzen führt. KEF hat dieses Treiberprinzip wie kaum ein anderer Hersteller über viele Jahre immer weiter verfeinert. Die mit dieser Bauart sonst einhergehenden klanglichen Verfärbungen sind längst kein Thema mehr. Im Gegenteil. Heute gelten KEF-Lautsprecher mit Uni-Q als vorbildlich neutral und natürlich. Die in der LSX verbauten Uni-Q sind übrigens im Durchmesser mit 115 mm beinahe so groß wie die in der LS 50W (130 mm). Auch die in KEFs größeren Lautsprechern eingesetzten Uni-Qs bis hin zur Reference Serie, der Blade oder gar der Muon sind ähnlich groß. Allerdings müssen die Treiber dort im Gegensatz zur LSX und LS 50W nicht auch den kompletten Tieftonbereich abdecken. Unterschiede gibt es ansonsten noch beim eingesetzten Magnetsystem für den Antrieb und einigen anderen kleinen Details, wie den in der Membran zu sehenden sternförmigen Prägungen zur Versteifung. Im Grundsatz arbeiten aber alle Uni-Q-Treiber gleich und besitzen damit auch einen ähnlichen musikalischen Grundcharakter.

 

KEF LSX Uni-Q
KEFs Uni-Q Koaxialtreiber, in den KEF LSX mit rot gefärbter Kalotte im Zentrum des Tief-/Mitteltöners (Foto: F. Borowski)

Mehr als nur Lautsprecher. Die LSX sind ein komplettes „Soundsystem“

„All-in-One“ ist so ein typischer Anglizismus, der sich in der modernen Welt der Computer- und Unterhaltungselektronik bei uns durchgesetzt hat, um Komponenten mit mehrfacher Funktionalität zu beschreiben – übersetzt: „Alles in Einem“. Nun ja, „alles“ ist manchmal etwas übertrieben. So wie auch „Wireless“ (kabellos) nicht immer ganz korrekt ist. Ohne Stromkabel geben die LSX keinen Ton von sich. Und ohne irgendeine Audioquelle auch nicht. Als Zuspieler empfehlen sich Smart-Devices, aber auch Computer oder Fernseher. Dafür bieten die LSX verschiedene Zuspielwege.

Der direkteste Weg für digitale Musikzuspielung ist Bluetooth. Die funkbasierte Kurzstreckenverbindung empfiehlt sich immer dann, wenn man ohne große Umwege beispielsweise vom Smartphone eine Playlist aus der darauf gespeicherten Musiksammlung oder von einem beliebigen Streamingdienst an die LSX schicken will. Das Quellengerät muss dazu aber direkt mit den LSX gekoppelt werden, wofür eine Taste an der Rückseite des Masterlautsprechers existiert. Die LSX unterstützen dabei das sogenannte aptX-Protokoll, welches eine höhere Klangqualität als das Standard-Bluetooth-Protokoll SBC bietet. Dazu muss aber auch der Sender aptX unterstützen.

Im Gegensatz zu Macs, die aptX beherrschen, unterstützen Apples iDevices aus unerfindlichen Gründen nur das ähnlich gute AAC-Protokoll – welches die LSX leider nicht anbieten. Sendet man Musik von iPhone oder iPad per Bluetooth an die LSX, fällt die Übertragung auf das klanglich eindeutig unterlegene Basisprotokoll SBC zurück. Der im KEF verbaute Qualcomm Bluetooth (4.2) -Chip müsste eigentlich auch AAC beherrschen. Warum die LSX (wie übrigens auch die LS 50W) das nicht anbieten, ist unklar. Vermutlich eine Lizenzfrage. Allerdings kenne ich viele deutlich günstigere Bluetooth-Kopfhörer, die sowohl aptX als auch AAC bieten. An den Kosten allein kann es also nicht liegen. Schade, dass iPhone/iPad-User in diesem Punkt etwas im Regen stehen gelassen werden.

Vorwärts Zurück
KEF LSX Anschlussfeld Master Close
Die Rückseite des LSX Masterlautsprechers (Foto: F. Borowski)
Anschlussfeld Slave Close
Das Anschlussfeld des Slave-Speakers benötigt natürlich weniger Anschlüsse (Foto: F. Borowski)
Vorwärts Zurück

Klanglich besser bedient und dazu flexibler in der Reichweite ist man mit in jedem Fall mit WLAN. Einmal mit dem heimischen Router gekoppelt, kann man darüber seine Musik von überall im Haus an die kleinen KEF-Speaker schicken. Gibt’s Funklöcher, lassen sich diese mit WLAN-Repeatern stopfen. WLAN ermöglicht, anders als Bluetooth, eine unkomprimierte Signalübertragung mit bis zu 24 Bit und 48 kHz.

Der Nachteil bei WLAN ist, dass es nicht immer absolut zuverlässige Verbindung bietet, selbst wenn die Empfangsanzeige alle Balken zeigt. Je nach Funkband (2,4 oder 5 GHz, die LSX unterstützen beides), Gegebenheiten der Architektur und Belastung des Funknetzes durch andere WLAN-Komponenten oder Störsignale kann die Verbindung schon mal abreißen. Bei mir passierte das hin und wieder, wenn ich vom iPad HiRes-Titel (> 24 Bit/48 kHz) abspielte. Manchmal ging es problemlos, manchmal war die Wiedergabe mit demselben Titel von ständigen Aussetzern betroffen. Musik mit „nur“ CD-Qualität (16 Bit/44,1 bzw. 48 kHz) wurde stets störungsfrei über WLAN wiedergegeben.

KEF LSX: wireless und doch kabelgebunden?

Wer sich auf die Wankelmütigkeit des WLANs nicht einlassen mag und eine zusätzliche Strippe nicht scheut, kann die KEF LSX mit einem handelsüblichen LAN Netzwerkkabel (CAT 5 reicht) direkt an seinen Router anschließen. Dass sich Master und Slave untereinander ebenfalls per Kabel verknüpfen lassen, hatte ich ja bereits erwähnt. Auf diese Weise lassen sich Funknetz-bedingte Aussetzer ausschließen. Natürlich kann man bei dieser Verbindungsart auch weiterhin Musik drahtlos per Bluetooth zuspielen, oder via Tablet/Smartphone drahtlos bis zum Router und von dort dann auf direktem Wege durchs Kupfer in den LSX-Master.

Weitere Möglichkeiten zur kabelgebundenen Nutzung sind der analoge AUX-Eingang, ein analoger Subwoofer-Ausgang per Cinch, sowie Toslink. Letzterer Anschluss bietet sich in erster Linie für den Anschluss eines TV-Gerätes an. Die LXS eignen sich nämlich bestens als Alternative zu ausladenden Soundbars! – Dazu später mehr.

Einen Nachteil in Sachen Anschlussvielfalt haben die KEF LSX gegenüber der LS 50W leider: Ihnen fehlt ein USB-Audio-Eingang. Die an der Rückseite des Masters erkennbare USB-A-Buchse dient nur zur Stromversorgung. Daran könnte man beispielsweise sein Smartphone aufladen, aber der primäre Nutzen ist die Stromversorgung externer Adapter, wie den Chromecast (siehe weiter unten). USB für Audio sucht man vergebens. Schade eigentlich, denn die LSX empfehlen sich dank ihrer kompakten Maße noch eher als die LS 50W für den Einsatz am Computer-Arbeitsplatz. Und da ist USB-Audio nun mal die praktischste, zuverlässigste und auch klanglich eine der besten Lösungen.

Kompaktboxen Größenvergleich
Die KEF LSX eignen sich bestens für den Betrieb auf Lowboards. Im Gegensatz zu großen Soundbars lassen sie dabei Platz für andere Komponenten oder Deko (Foto: F. Borowski)

Neben der bereits genannten Möglichkeit, Musik über Bluetooth oder WLAN in die LSX zu funken, gibt es weitere Quellenoptionen. Im Moment fehlt noch eine – wie ich meine – sehr wichtige: nämlich AirPlay. Über diese von Apple entwickelte und über jeden Mac, iDevices oder auch PCs mit iTunes verfügbare Methode kann man AirPlay-fähige Geräte einfach als Ausgabegerät aus dem Menü auswählen.

Diese Scharte soll schon in Kürze – KEF sagt Anfang 2019 – ausgewetzt werden. Dann wird man per Firmware-Update gleich das neuere AirPlay 2 nachliefern, mit dem eine echte Multiroom-Steuerung möglich wird. In der Auswahl lassen sich dann mehrere im Haus verteilte AirPlay-2-Lautsprecher wählen und einzeln oder gemeinsam und synchron mit Musik beschicken. Mit individueller Lautstärkeregelung für jedes Ausgabegerät. Über AirPlay 2 können kompatible Geräte auch ein- und ausgeschaltet werden. Außerdem soll dank verbessertem Buffering mit lästigen Aussetzern Schluss gemacht werden.

Eine Alternative zu AirPlay ist zum Beispiel Google Chromecast – also ein externer Adapter. Darüber funktioniert auch die Nutzung der KEF Streaminglautsprecher mit der in HiFi-Kreisen so beliebten Software Roon. Dafür ist ab sofort gar kein Chromecast mehr erforderlich, denn kürzlich reichte KEF per Firmware-Update die direkte Roon-Unterstützung nach. Und nicht nur das: seit besagtem Update können Spotify-Abonnenten die LSX und LS 50W ohne zusätzliche App direkt aus der Spotify-App anwählen.

Als weitere Möglichkeit kann man sowohl die LSX als auch die LS 50W per UPnP (Universal Plug and Play) im Netzwerk ansteuern. Dafür braucht man geeignete Player-Software, von denen es eine Menge gibt. Auf dem Mac oder PC bietet sich beispielsweise Audirvana Plus an, das einige exzellente audiophile Features bietet.

Seite 1    KEF LSX: Konzept, Aufbau
Weiter auf Seite 2:    Praxis, Hörtest, Fazit, Bewertung

Autor: Frank Borowski

Avatar-Foto
LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.