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Samrt Townus 2 Paar ohne Bespannung
Die Canton Smart Townus 2 ist eine richtig gute Aktivbox und dank der Smart-Plattform enorm vielseitig, aber gar nicht so teuer. Ihr Preis: 1.500 Euro pro Paar (Foto: Canton)

Test aktiver Kompaktlautsprecher Canton Smart Townus 2

Canton Smart Townus 2: Eigentlich müsste dieser Lautsprecher vom Umwelt-, Wirtschafts- und Gesundheitsministerium gleichzeitig empfohlen werden: Canton ist mit seiner smarten Townus 2 das Vorbild für ein hocheffektives Lautsprecherkonzept der Zukunft.

Some like it hot, some like it big, some like it bigger. Ist der Trend zum immer größeren High-End noch zeitgemäß? Die Zeiten haben sich geändert. Vielleicht sollten wir uns alle auf ein neues Ideal besinnen. Canton vollführt es, wie keine andere Lautsprecher-Company in Deutschland. Man vertraut seinen alten Werten und setzt dennoch die neuste Technik in das Gehäuse.

Die Hessen nennen es „smart“. Das trifft es wunderbar. Das ist nach meinem Sprachgefühl ein Mix aus schlau und kräftig. Dahinter steht eine erworbene Erkenntnis: Canton hat schon früh recherchiert, wie der Musikkonsum der Neuzeit aussehen könnte. Streaming hat sich bereits vor fünf Jahren als starker Trend angedeutet. Auch die einst unter High-End-Fans verpönten digitalen Endstufen legten zu. Mittlerweile sind die Schaltungen nicht nur ausgereift, sondern auch audiophil.

Wie klein geht das Spiel? Wir haben das jüngste Minimum in den Hörraum bestellt. Die Smart Townus 2. Das ist natürlich ein Wortspiel, vielleicht kein Geniestreich, so aber zumindest lustig. Natürlich geht es hier um die englische Town, eben die Stadt mit ihrem Lebensgefühl, zudem um den hessischen Taunus, in dem Canton seit seiner Firmengründung residiert. Mittlerweile ist das Firmengebäude mächtig gewachsen, dazu gibt es noch Fertigungsstraßen in Tschechien, primär für die hauseigenen Chassis – siehe auch den History Report zu 50 Jahre Canton. Dazu ein wichtiges Nebenbei: Canton hat sich auch stark im Car-HiFi aufgestellt und stattet die Mobile von Skoda in der höchsten Klangklasse aus. Genau hier, in der begrenzten Bauweise eines Autos, hat Canton auch enorm viel über Effektivität und kompakte Form gelernt.

Ist die Townus 2 also ein Skoda auf Ständern im Wohnraum? Nein, das wollte ich nicht sagen. Gleichwohl erkennen wir auch im Skoda bekannte Baugruppen. Kein Wunder: Frank Göbl, der oberste Leiter der Entwicklung bei Canton kennt alle Treiber, alle Bausteine – und er kann in den ganz großen Bastelkasten eines Lautsprecher-Schöpfers greifen, neu kombinieren, Neues erschaffen.

Canton Smart Townus 2 – die Konstruktion, das Potenzial

So auch hier. Das kennen wir alles. Eigentlich, nur noch nicht so verfeinert. Im Hochton haben wir die bekannt-bewährte Keramikkalotte mit 25 Millimetern. Unter 3.000 Hertz wird das Signal an einen Tief/Mitteltöner mit 15 Zentimetern übergeben, mit sogenannter Titanium-Membran.

Samrt Townus 2 Tweeter
Der Hochtöner mit 25 Millimeter Keramik-Kalotte ist tausendfach bewährt (Foto: A. Günther)

Frank Göbl ist ein Fan von Metall- und Keramik-Legierungen. Seidenkalotten sind ihm zu empfindsam und nicht schnell genug, Papier im Bass ist in seinen Augen kritisch bei hohen Pegeln. Spannend auch das Umfeld: Die Sicken, die Spulen, die Magnete hat Canton am Computer entworfen und an den Rand des Möglichen gereizt.

Samrt Townus 2 Anschluss
Neben Cinch findet die Canton Smwart Townus 2 kabelgebunden auch Anschluss via XLR, digtal und USB (Foto: A. Günther)

Das braucht es auch, denn durch das Aktivmodul haben wir eine Kraftbereitschaft von 350 Watt – pro Seite. Man zeige mir einmal einen Transistor-Mono-Block dieser Leistungsklasse. Vielleicht finden wir ihn, aber im doppelten Mono-Gehäuse wird es garantiert teuer…

Was wieder das nächste moderne Wunder aufruft: Das Pärchen der smarten Townus 2 kostet nur 1.500 Euro. Das grenzt für alle alten High-End-Propheten an Sittenverfall. Nur für das Lebensgefühl: Wir haben hier zwei komplette Lautsprecher, eine Vorstufe, eine Endstufe, einen Wandler – wer sich in die feine Variante in Nussbaum verliebt, muss hundert Euro mehr bezahlen. Unser digitales Daumenkino zeigt alle Varianten:

Vorwärts Zurück
Samrt Townus 2 Nussbaum
Die Smart Townus 2 in Nussbaum ohne Blende von vorn….
Samrt Townus 2 Nussbaum Bespannung
….mit Blende von vorn…
Samrt Townus 2 Nussbaum Seite
….von der Seite…
Samrt Townus 2 Rückseite
… von hinten …
Samrt Townus 2 schwarz
…. in Hochglanz Schwarz …
Samrt Townus 2 weiß
… und in Hochglanz Weiß (Fotos: Canton)
Vorwärts Zurück

Und das sieht wirklich gut aus. Ok, mattes Weiß und schwarzen Glanz – das hat Canton ‚drauf, doch dieses Holzfurnier könnte selbst weit teurere Lautsprecher schmücken, jede Kante perfekt verarbeitet, dazu ein echter Augenschmeichler im Lebensraum.

Samrt Townus 2 Verarbeitung
Man beachte die saubere Verarbeitung der Canton Smart Townus 2 (Foto: Canton)

Das war für mich so überzeugend, dass ich mir genau diese Kombination zugelegt habe. Aus zwei Gründen. Ich bin umgezogen, und der neue Hörraum erträgt keine großen Standboxen mehr. Zudem war ich des dicken, teuren Klangs überdrüssig.

Jetzt steht die Townus 2 vor mir, sie spielt grandios und souverän. Dazu habe ich meinen Streamer per Roon und dem internen DSP perfekt auf den Raum feingetunt. Eine NAS-Festplatte im Heimnetzwerk, dazu ein Qobuz-Abonnement. That’s the Future – würde Leonard Cohen selig singen. Einer alten Leidenschaft konnte ich nicht entsagen: Ich liebe guten Vinyl-Klang – kein Problem, einfach vom Plattenspieler in den Phono-Amp und dann per Cinch-Kabel an die Townus.

Hier der erste Tipp: Von Haus aus ist der „Master“-Lautsprecher für einen Einsatz links vorgesehen, „Slave“ steht rechts. Passte bei mir nicht, aber ein Anruf bei der Canton-Hotline – und in drei Minuten war das scheinbare Problem gelöst. Auch hier ein Applaus an die Profis am Telefon. Einfach der Smart-Software die gewünschte Aufstellung vorgeben, bestätigen, fertig. Canton liefert eine kleine, sehr reduzierte Fernbedienung mit. Die wurde für alle Smart-Komponenten geschaffen, das spart der Firma Geld, und der Kunde muss nur einmal die Spielregeln lernen.

Canton Smart GLE 9 Fernbedienung
Canton vertraut bei seiner Smart-Serie glücklicherweise auch noch auf die gute alte Fernbedienung (Foto: H. Biermann)

Genau hier kommt eine Zugabe, die sicherlich einige potenzielle Käufer anfixen wird. Alle Smart-Bausteine lassen sich in größere Familien einbinden. Das kann einerseits ein Multiroom-Verband sein, aber ich könnte zwischen meine zwei Townus auch die aktive Soundbar adressieren und als Center aufspielen lassen.

Wie Canton sich überhaupt recht stark auf die mögliche Heimkino-Seite geschlagen hat. Nur für die Fantasie: eine Soundbar wie den Sound L als Center, die Townus 2 als Rear, die Standbox Townus 8 an die Front – und wir hätten einen ganz großartigen Surround-Aufbau deutlich unter 10.000 Euro. Jeder Master-Lautsprecher kann Dolby wie DTS wandeln.

Oder einen Schritt rückwärts: Ich packe die Townus 2 neben meinen Schreibtisch und docke meine digitale Musik vom PC/Mac per USB an. Die ganz entspannten Menschen des modernen Lifestyles denken überhaupt nicht in Kabeln, sondern schicken ihre Songs per Bluetooth an die Lautsprecher. In diesem Aufbau wären nur zwei Kabel unabdingbar – eben Strom für den linken wie den rechten Lautsprecher.

Samrt Townus 2 Schreibtisch
Feiner Klang im realen Leben: Die Smart Townus 2 im Arbeitszimmer des Autors (Foto: A. Günther)

Das funktioniert sehr gut und sicherlich auch für einen Teil der Zielgruppe punktgenau. Aber ich wollte mehr. Eben per Streamer, Roon, DSP… Und trotzdem sagte mir ein guter Freund, dass das allenfalls „Spielzeug“ sei. Da ist man in seiner Ehre gekränkt. Nein, Widerspruch – ich bin jetzt nicht klein unterwegs, sondern vor allem effektiv, man unterschätze das alte audiophile Ideal der kurzen Wege nicht. Lange, große, dicke Lautsprecherkabel? Braucht es hier nicht. Aber die Cinch-Verbindungen sollten hochwertig sein, auch für den digitalen Weg per Koax sollte man etwas Geld in die Hand nehmen. Wer vom Geiz getrieben ist, könnte auch den beigepackten Kabeln von Canton vertrauen, die Hessen lassen es sich nicht nehmen, auch ein gutes, funktionales, optisches Kabel in den Lieferumfang zu packen.

Hörtest

Wollen wir die Kleine doch mal so richtig peinigen. Kein Welpenschutz im ersten Track. Keine Ahnung, was die alten Männer getrieben hat – aber The Who spielten im Wembley Stadium mit einem Symphonieorchester im Rücken. Der Livemitschnitt ist gerade frisch von Universal erschienen. Ein Wort fasst es am besten: Starkstrom – nichts für kleine Akkus, nichts für 220-Volt-Bausteine, man will im Kraftwerk daselbst sein.

The Who Live Cover
Dynamisch eine echte Ansage: The Who „LIve At Wembley“ (Cover: Qobuz)

Fett die Bässe, Pete Townshend lässt seine Gitarren kreischen. Man möchte dabei gewesen sein. Genau diese mächtige Atmosphäre bringt die Townus 2 mit Liebe und Lust in den Raum. Obwohl es laut wird, merke ich keine Grenze bei der Kraftzufuhr, ebenso keine komprimierte Dynamik, die sich durch ein Nadelöhr zwängen will. Das ist souverän, stattlich, weit, smart halt. Ich hatte Angst um die präsenzgebende Macht des Keramik-Hochtöners. Doch das klingt fein, luftig, stets im genauen Timing zu der mitschwingenden, tieferen Membran. Toll diese innere Harmonie des Lautsprechers.

Ja, zugegeben – der ultimative Druck im Tiefbass hat Grenzen. Aber das interessiert mich nicht. Weil ich vornehmlich kleine Jazz-Events und vor allem Klassik höre. Selbst bei Wagner gibt es kaum Impulse unter 30 Hertz. Auch Bruckner beutet maximal acht Kontrabässe aus. Ok, Mahler wirft in seiner achten Symphonie noch eine Orgel bis 16 Hertz in der Tiefe an. Das wäre es aber auch. Ein Streichquartett, ein Konzertflügel – das sind doch in der Tiefe keine Herausforderungen für gute Kompaktlautsprecher. Wer unbedingt mehr erzwingen will, stellt einen Subwoofer hinzu. Braucht man aber nicht, will ich nicht, da wird nur der Gedanke von Leichtigkeit und Stringenz verfälscht.

Jetzt könnte ich mich mit sanfter Kammermusik aus der Argumentationskette schleichen – lege aber lieber meine neue Lieblingsscheibe auf. Element of Crime sind wieder da, „Morgens um vier“ wurde von LowBeats Musikmann Christof Hammer schon zum Album der Woche gekürt. Wie klingt der neue Aufschlag an der Smart Townus 2?

Element Of Crime "Morgens um vier" Cover
Altherrenmusik vom Liebvollsten: „Morgens um vier“ von Element Of Crime (Cover: Qobuz)

Genau so, wie es mich berührt. Toll die schnoddrige Stimme von Sven Regener in der Mitte, links irgendwelche launigen Gitarren-Akkorde, elegant verzerrt, rechts gibt der neu eingestiegene Bassist eine feine Linie vor – das funktioniert an der kleinen Canton perfekt. Da stimmt das Timing zwischen den Membranen, das kann ich auch im Nahfeld genießen oder zwei, drei Meter entfernt, richtig laut aufdrehen. Ich bekomme den schönen Rausch, die Trompete von Meister Regener als Zugabe und zugleich spare ich fette Elektronik und nicht zuletzt Strom.

Fazit Canton Smart Townus 2

Erstaunlich der Preis, toll die Verarbeitung – vor allem das Konzept von aktiv plus Wandlung gefällt. Klanglich sind wir auf der dynamischen Seite, das hat Druck, wird aber nie spröde oder gar angriffslustig. Nebenthema, aber nicht nebensächlich: Die Smart lässt sich auch über den Online-Store von Canton buchen. Die Hessen geben darauf ihr Wort, gefällt das Duo nicht, kann es innerhalb von 30 Tagen zurückgeschickt werden. Unwahrscheinlich.

Canton Smart Townus 2
2023/04
Test-Ergebnis: 4,7
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Erstaunlich „schnelles“, präsent-feines und weites Klangbild
Umfassende Zugänge: digital wie analog. Gute Raumanpassung
Tolle Verarbeitung, exzellente Preis/Klang-Relation
Pegelgrenzen im Tiefton

Vertrieb:
Canton Elektronik GmbH + Co. KG
Neugasse 21 – 23
61276 Weilrod
www.canton.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Canton Smart Townus 2: 1.500 Euro
Canton Smart Townus 2 (Nussbaum): 1.600 Euro
Canton LS 660 (Ständer): 300 Euro

Technische Daten

Canton Smart Townus 2
Konzept: 2-Wege-Aktivbox mit DSP
Bestückung:Hochton: 1 x 25 mm Keramik, Bass: 1 x 15,4 cm Titanium
Ausstattung:Dolby Audio, DTS Digital Surround, Internes Funknetzwerk zum Verbinden mit anderen Smart-Modellen, Fernbedienung
Eingänge:Analog: 1 x Cinch + 1 x XLR. Digital: 1 x Coax, 1 x optisch, 1 x USB, Bluetooth
Besonderheiten:Funk-Übertragung zwischen den Boxen, Voice Funktion für bessere Sprachwiedergabe, Anpassung an räumliche Gegebenheiten, Dynamic Range Control zur Einstellung des Dynamikbereichs
Abmessungen (B x H x T):19,0 x 35,0 x 28,0 cm
Gewicht:
6,8 Kilogramm
Alle technischen Daten
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Autor: Andreas Günther

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Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.