Für Canton ist die Vento-Linie das Gleiche wie für Mercedes die E-Klasse: eine Verkörperung der gehobenen Mittelklasse. Doch während die Benz-Modelle mittlerweile preislich weit oberhalb von “Mittelklasse” liegen, beweist die Canton-Serie nach wie vor Bodenhaftung. Das gilt vor allem für den kleinsten “Vollbereichs-Lautsprecher” der Familie: Die Canton Vento 20 hat zwar so gut wie alle Kennzeichen der neuen Vento-Flotte, kommt aber mit knapp 1.200 Euro erfreulich preiswert daher. Sie war Teil unseres bislang umfangreichsten Vergleichstests…
Canton Vento 20: das Konzept
Was darf man von einer neuen Vento erwarten? Zunächst einmal eine fantastische Verarbeitungs-Qualität. In diesem Punkt hat sich Canton in den vergangenen Jahren einen echten Vorsprung erarbeitet. Man muss sich immer vor Augen halten, dass die Hessen diese fantastische Lack-Qualität bieten, obwohl sie in Europa und nicht – wie so viele andere – in China fertigen. Denn machen wir uns nichts vor: Viele Lacke, die in China anstandslos verarbeitet werden können, würden in Europa niemals eine Umweltprüfung bestehen. Aber glattere Oberflächen ermöglichen diese Lacke natürlich schon…
Zurück zur Vento 20: Das Gehäuse ist genauso makellos wie der in schwarz und weiß angebotene Hochglanz-Lack. Die Außenwände sind leicht geschwungen und bestens bedämpft: Klopft man mit dem Knöchel auf den Korpus, kann man eine erfreuliche Resonanzarmut ausmachen.
Auch der Blick auf die Schallwand zeigt makellose Einfräsungen und – wie man das heute so macht – keinerlei Schrauben. Die werden von Abdeckringen verborgen.
Wie immer bei Canton profitieren neue Linien von der Technik der größeren Linien. Da es oberhalb Vento bei Canton nur noch Reference gibt, ist auch die Vento 20 edel bestückt. Doch wie ebenfalls immer bei Canton sind die Unterschiede in der Treibertechnik zu den Vorgängern kaum zu sehen. Die Hochtonkalotte der Vento 20 mag technisch auf neuestem Stand sein, doch nebeneinandergelegt dürfte wohl auch Kennern die klare Differenzierung schwerfallen.
Das Gleiche gilt für den Tiefmitteltöner, der dank Klippel Simulations-Softwar noch einmal verzerrungsärmer wurde. Seine Membran aus Titanium/Grafit-Folie ist zwar neu, wirkt aber für den Canton-Kenner genauso bekannt wie die vor einigen Jahren verwendete, gewellte „Wave-Sicke“, die große Membranhübe ermöglicht. Im Grunde sind diese Details im Kleinen auch fast egal – wichtig ist, was rauskommt.
Praxis
Und das ist bei der Vento 20 einiges. Die LowBeats Pegelmessungen bescheinigen der kleinen Hessin einen dauerhaften, weitgehend unverzerrten, Maximalpegel von 95 Dezibel. Damit kann man zwar akustisch keine Bäume ausreißen, aber es ist für einen Lautsprecher dieser Größe ganz ordentlich:
Aus der Pegelfestigkeit ergibt sich auch unsere Empfehlung für die Raumgröße. Die Vento 20 eignet sich für Zimmer bis etwa 22 Quadratmeter. Man kann sie natürlich auch in deutlich größeren Räumen nutzen, nur ist dann der Pegel noch stärker begrenzt.
Anders als viele ihre Vorgängerinnen ist die Vento 20 in Bezug auf die angeschlossenen Verstärker sehr verträglich: Die Impedanz (rote Kurve) weist sie als klassische 4-Ohm-Box aus – eine Impedanzhöhe, die auch nicht unterschritten wird. Und auch die Phase (blaue Kurve) zeigt kaum Schwankungen. Klassische Mittelklasse-Verstärker vom Schlage Rotel A11 Tribute oder Cambridge CXA 61 werden damit keine Probleme haben.
Mit der Aufstellung haben wir sehr viel experimentiert – ohne, dass wir zu einer klaren Favoriten-Aufstellung gekommen wären. Durch ihre vergleichsweise saubere Bass-Abstimmung hat sich die kleine Vento auf dem Sideboard genauso gut geschlagen wie bei freier Aufstellung, für die sie ausreichend satten Bass mitbringt. Eine kluge, moderne Wohnzimmer-Abstimmung, die beide Aufstellungs-Varianten erlaubt.
Hörtest Canton Vento 20
Wer Canton-Lautsprecher kennt, weiß, dass sie immer eine herzerfrischende Agilität eingebaut haben. Das ist bei der Vento 20 nicht anders. Mit ihr geht immer die Post ab. Donald Fagons Spätwerk Sunken Condos ist je eh ungemein knackig eingespielt. Da hat jeder Anschlag – egal, ob Bassdrum, Piano oder die Bläsersätze – noch eine Extraportion Drive. Diese Art Musik mit der Canton zu hören ist herrlich. Gerade die Piano-Passagen blitzen und funkeln mit der Vento 20, als hätte Canton Entwickler Frank Göbl Sunken Condos zum Abstimmen genutzt.
Und was dann auffällig wird: Für die Größe dieser Box kommt eine Menge Tiefbass-Schub heraus. Ebenfalls sehr gut ist Präzision im oberen Bass/Grundtonbereich. Die Bassläufe von „The Bed´s Too Big Without You” (Album: Regatta de Blanc), vielleicht das Vorzeige-Stück von Police Bassmann Sting, drückte die Vento so lebensecht in den Hörraum, dass man sich die Augen reiben musste.
Ihre hohe Lebendigkeit und die Basspräzision stellte die Canton auch im Vergleich zur ebenfalls recht neuen Dynaudio Emit 20 unter Beweis. Die Dynaudio gefiel mit den luftigeren, feineren Höhen und einer beeindruckend tiefen Abbildung. Zudem hat die Dynaudio Pegelreserven, von denen die meisten Speaker dieser Klasse nur träumen können. Auch die Canton.
Doch die kleine Vento machte alles mit ihrer wieselflinken Art wieder wett: Bei jeder Art von impulsiver Musik wirkte die Canton schneller, frecher, echter. Und auch bei Stimmen agierte die Canton mitreißender, weil sie durch mehr Details den charakteristischen Tonfall der einzelnen Künstler noch besser herausarbeitete.
Es gibt in dieser Klasse noch den einen oder anderen Vertreter, der vielleicht in den Mitten noch etwas feiner spielt und bei klassischer Musik vielleicht auch noch etwas genauer den Ton von Geige und Oboe trifft. Doch bei Pop, Rock oder Jazz dürften sich alle Mitbewerber gegen dieses Energiebündel ganz schön schwertun…
Fazit: Canton Vento 20
Die kleine Vento macht verlässlich das, was man von einer Vento erwarten darf: einen klanglich blitzsauberen, dynamischen Auftritt kombiniert mit einem tadellos gemachten Gehäuse und einer erfreulich hohen Verstärker-Verträglichkeit. Machen wir es kurz: Wer in der Klasse der passiven Kompakten um 1.000 Euro einen möglichst universellen Lautsprecher sucht, der fast alles kann und auch noch richtig schnieke aussieht, hat ihn hier gefunden.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Lebendig-sauberer Klang mit guter Feinauflösung |
| Exzellente Verarbeitung |
| Gute Verträglichkeit auch mit “kleinen” Verstärkern |
| Für die Aufstellung auf dem Ständer oder dem Sideboard geeignet |
Vertrieb:
Canton Elektronik GmbH + Co. KG
Neugasse 21 – 23
61276 Weilrod
www.canton.de
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Canton Vento 20: 1.200 Euro
Die technischen Daten
Canton Vento 20 | |
---|---|
Konzept: | 2-Wege Bassreflex-Kompaktbox |
Tieftöner: | 1 x 15,4 cm Ø |
Hochtöner: | 1 x 25 mm, Alu-Mangan |
empf. max. Raumgröße: | 22 Quadratmeter |
empf. mind. Verstärkerleistung | >30 Watt pro Kanal (4 Ohm) |
empfohlene Aufstellung: | frei auf Ständer oder auf dem Sideboard |
Abmessungen (B x H x T): | 19,5 x 30,0 x 27,0 cm |
Gewicht: | 6,0 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
Vergleichstest: die besten Kompaktboxen um 1.000 Euro
Erster Test Vollverstärker/CD-Player: Rotel A11 Tribute / CD11 Tribute
Doppeltest Vollverstärker: Cambridge Audio CX61 und CX81
Test Kompaktbox Dynaudio Emit 20
Mehr von Canton:
Test Kompaktbox Canton GLE 30
Test Canton Smart Sounddeck 100: der Flunder-Soundbar
Test Canton Smart GLE 9: Solo für zwei
Test Multimedia-Standbox Canton Smart Vento 9
Test Canton Smart Soundbar 10: Spitzenklang mit Dolby Atmos
Familientest Canton Anniversary Serie: A 55, A 45, A 35 und A 45BS
Test Canton GLE 496.2 BT: Standbox mit BT und 3D-Klang
Test Canton Atelier 1100 – Top-Klang aus der Wand
Neuer CEO und + neue Ideen bei Canton: Interview mit Christoph Kraus
Übersichts-Beitrag Familientest Canton Vento
Hintergrund: Canton DC – mehr Bass, weniger Verzerrungen