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Das Audio-Technica VM520EB am Rega RB 1000 Arm
Das Audio-Technica VM520EB am Rega RB 1000 Arm (Foto: P. Schüller)

Test Audio-Technica VM520EB und 520EB/H

Das Audio-Technica VM520EB das zweitkleinste Tonabnehmersystem der VM-Serie (siehe auch Familientest-Übersicht VM-Serie), dabei aber mit knapp 130 Euro nur 20 Euro teurer als das kleine VM510CB. Auch der Systemkörper des 520 besteht wie wie bei allen 500er Modellen aus Kunststoff, sein Nadeleinschub ist wie bei fast allen MM-Systemen austauschbar.

Vom VM520, vom 530 und vom 540 bietet Audio-Technica auch Varianten mit Headshell für den Anschluss an Tonarme mit Bajonett-Anschluss an, die technisch ja absolut identisch sind, aber halt den zusätzlichen (gesteckten) Übergangswiderstand des Anschlusses haben.

Das Audio-Technica VM520EB/H im SME 3009
Das Audio-Technica VM520EB gibt es auch in der Headshell-Variante VM520EB/H für Tonarme mit Bajonett-Anschluss wie etwa dem SME 3009 II (Foto: P. Schüller)

Wie der Name schon besagt, ist das Audio-Technica VM520EB mit den V-förmig angeordneten Doppelmagneten aufgebaut. Wegen dieses besonderen Aufbaus soll im Vergleich zu üblichen MM-Systemen (bei denen nur ein Magnet bewegt wird) eine höhere Kanaltrennung erzielt werden. Tatsächlich weisen unsere Messungen auf Vorteile in diesem Bereich hin. Dennoch gehört auch das Audio-Technica VM520EB in die Kategorie der klassischen MM-Systeme mit vergleichsweise hoher Ausgangsspannung. Die liegt wie bei allen Abtastern der Familie bei etwa 4 Millivolt. Das heißt: alle üblichen MM-Phonostufen sind geeignet. Die Abschlusswerte sollten – soweit an der Phonostufe einstellbar – bei 47 Kilo-Ohm und möglichst geringer Kapazität (als etwa 100 – 200 Picofarad) liegen. Und wie alle seine Geschwister ist das Audio-Technica VM520EB für den Einbau in die heute meist üblichen mittelleichten Tonarme (z. B. Rega 100er, 200er oder 300er Serie) optimal geeignet.

Audio Technica VM-Serie: VMN20 elliptisch aufgeklebt
Der elliptische Schliff der aufgeklebten Diamantspitze des VMN20. Der Nadelträger ist aus Aluminium (Foto: P. Schüller)

Anders als das kleinere 510CB besitzt das 520 EB einen auf der Nadelspitze verklebten, elliptisch geschliffenen Diamanten, geformt aus einem konischen Diamanten, der vorne und hinten abgeflacht wird. Die folgende Slideshow zeigt die unterschiedlichen Schliffe und Formen der VM-Abtastspitzen.

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Der konische, recht runde Schliff der VMN10-Nadel
Der konische, recht runde Schliff der VMN10-Nadel (Foto: Audio-Technica)
Der elliptische Schliff der VMN20-Nadel
Der elliptische Schliff der VMN20-Nadel. Die Diamantspitze ist kleiner als bei VMN30 (Foto: Audio-Technica)
Der elliptische Schliff der VMN30-Nadel
Der elliptische Schliff der VMN30-Nadel (Foto: Audio-Technica)
Der MicroLine-Schliff der VMN40-Nadel
Der recht scharfe MicroLine-Schliff der VMN40-Nadel (Foto: Audio-Technica)
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Aber kann allein der Schliff über guten Klang entscheiden? Allerdings, wie der Hörtest aufzeigte.

Die Messwerte

Der Frequenzgang ist linealglatt, steigt aber – wie auch beim 510 – zu höheren Frequenzen recht früh an, was auf einen brillanten Klang schließen lässt. Bemerkenswert ist die sensationelle Abtastfähigkeit von 120 Mikrosekunden. Böte die Testschallplatte noch höhere Werte, hätte das kleine Audio-Technica diese womöglich auch noch genommen…

Frequenzgang und Übersprechen des Audio-Technica VM520EB
Frequenzgang und Übersprechen des Audio-Technica VM520EB (Messungen: P. Schüller)

Hier alle elektrischen Mess-Ergebnisse in der Übersicht:

Die Messwerte des Audio-Technica VM520EB
Die Messwerte des Audio-Technica VM520EB (Messungen: P. Schüller)
Klirr und Intermodulation. des Audio-Technica VM520EB
Klirr und Intermodulation des Audio-Technica VM520EB (Messungen: P. Schüller)
Die Differenzton-Verzerrungen des Audio-Technica VM520EB
Die Differenzton-Verzerrungen des Audio-Technica VM520EB (Messungen: P. Schüller)

Der Frequenzgang steigt wie schon beim 510er schon etwas früh an. Auch die Abtastverzerrungen sind auf ähnlich mäßigem Niveau – bis auf die Hochton-Impulsverzerrungen, die sind beim 510 deutlich besser… Dafür ist das VM520EB das lauteste hier gemessene System: LowBeats hat 9,2 Millivolt Ausgangsspannung ermittelt. Die meisten Hersteller – so auch Audio-Technica – verwenden bei ihren Messungen 6 Dezibel weniger. Man muss also, um Hersteller- und LowBeats-Daten miteinander vergleichen zu können, den LowBeats Wert einfach durch zwei teilen. Dann kommt man hin. Beim VM 520 entspricht dies 4,6 Volt mit schöner Kanalgleichheit. Das ist ein guter Wert.

Das Audio-Technica VM520EB im Hörtest

Cover Art: Mahlers 5. Symphonie mit den Wiener Philharmonikern
Mahlers 5. Symphonie, eingespielt von den Wiener Philharmonikern unter Leonard Bernstein ist vor allem auf LP ein herausragendes Werk. Klanglich eine Herausforderung für die Wiedergabekette (Cover: Amazon)

Doch die Messungen sind das eine, die Hörergebnisse das andere. Denn hier stach das 520 das kleinere 510 locker aus. Wie auch schon im Hörtest des VM510 beschrieben, ähneln sich die beiden Abtaster tonal so, wie es unter fast gleich teuren Geschwistern zum guten Ton gehört: Auch das Audio-Technica VM520EB zählt zu den eher dezent kultivierten Abtastern. Stimmen wie die von Sean Rowe (Album: New Lore) haben eine schöne und realistische Färbung und kommen mit viel Volumen. Auch bei satten Basswellen wie auf Yellos Toy gaben sich die beiden Tonabnehmer gleich kraftvoll; nur manchmal schien es, als hätte das 520er etwas mehr Übersicht.

Drastisch wurden die Unterschiede bei klassischer Musik wie Mahlers Fünfter Sinfonie: In dem komplexen Klangbild des Orchesters bewies das Audio-Technica VM520EB mehr Feinsinn, mehr Detailfreude, mehr Luftigkeit. Winzige Details – hier das Klappen der Klarinetten, dort das Rascheln der Musiker – waren mit dem 520er sehr viel deutlicher zu hören. Die Aufnahme atmete mit dem 520EB mehr Leben und Spielfreude. Toll auch, wie realistisch es das Harzige bei den Geigen, die Obertöne der Streicher herausarbeitete. Das war ein spürbar größeres Erlebnis als mit dem VM510CB.

Ein anderes Musikbeispiel, das gleiche Ergebnis: Bei New Lore, dem neuen Album des US-amerikanischen Singer Songwriters Sean Rowe, erfreuten beide mit schöner Tonalität, doch das eigenwillige Timbre der  Stimme und die feinen Obertöne der Gitarre („I´ll Follow Your Trail“) zelebrierte das 520 mit mehr Transparenz, Leichtigkeit und mit mehr Information. Die Klangfarben waren die gleichen, aber das VM510CB malte mit dem gröberen, das VM520EB mit dem feineren Pinsel.

Cover Art Sean Rowe "New Lore"
Plattencover Sean Rowe New Lore (Cover: Amazon)

Auch beim Audio-Technica VM520EB machten wir natürlich den Quercheck mit dem derzeit vielleicht angesagtesten MM-Einsteiger-System, dem Ortofon 2M Red, das durch hohe Lebendigkeit und Spielfreude besticht. Auch diese Gangart wird viele Befürworter haben. Ich würde die etwas dezentere und feinere Gangart des VM520EB vorziehen.

Allen, die sich unsicher sind, welcher Klangcharakter der Richtige für sie ist, sei noch einmal das LowBeats Klang Orakel empfohlen. Hier kann man sehr einfach und so oft man möchte fast alle bei LowBeats getesteten Tonabnehmer unter seriösen, weil absolut identischen Bedingungen vergleichen.

Die Oberfläche des LowBeats Klang Orakel
Die Oberfläche des LowBeats Klang Orakel. Alle Tonabnehmer sind mit dem gleichen Stück und mit gleichem Pegel aufgenommen. Hier kann man alle Tonabnehmer beliebig oft gegeneinander hören

Fazit

Ich hätte nicht erwartet, dass der andere Schliff des Abtasters so viel bringt. Aber das ist das Schöne am HiFi: Es gibt immer wieder Überraschendes. Das Audio-Technica VM520EB mit seinem elliptischen Schliff ist der absolute Preis/Leistungssieger des Familientests: Es distanziert das nur 20 Euro günstigere VM510CB in so vielen Belangen, das man sich fragen muss, warum die Japaner in diesem engen Preisbereich zwei so ähnliche Tonabnehmer positionieren. Aber uns soll es recht sein, denn es beschert uns dieses Klasse-Tonabnehmer-System, das mit seiner neutral-feinen und sehr transparenten Spielweise sicher einen der vorderen Plätze im Bereich der gehobenen Einsteigersysteme einspielen wird. In Schulnoten würde ich sagen: eine glatte Eins. Im LowBeats Ranking: 4,5 Sterne, überragend!

Audio-Technica VM520 EB + VM520 EB/H
2017/07
 Test-Ergebnis: 4,5
 ÜBERRAGEND

Bewertungen
Klang
Praxis
Messwerte

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Natürlicher, dezenter, offener Klang
Fantastische Abtastfähigkeit
Sehr gute Feinauflösung
Exzellente Preis/Klang-Relation

Vertrieb:
Audio-Technica Niederlassung Deutschland
Lorenz Schott Strasse 5
55252 Mainz-Kastel
www.audio-technica.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Audio-Technica VM520EB: 129 Euro

Die anderen Audio-Technica VM-Tonabnehmer:

Audio-Technica VM-Serie: die Familientest-Übersicht
Test Audio-Technica VM510CB: VM-Technik für 100 Euro
Test Audio-Technica VM530EN: feiner Abtaster für 200 Euro
Test Audio-Technica VM540ML: der Preis/Leistungs-Tipp
Test Audio-Technica VM740ML: die noble Art zu Hören

Der Gegenspieler:

Test Ortofon 2M Red: Ein Top-Einsteigersystem
Der Audio-Vergleich im LowBeats Klang Orakel Tonabnehmer

Ratgeber:

So gelingt es perfekt: Tonabnehmer selber einbauen

Hintergrund:

So misst LowBeats Tonabnehmer
So funktioniert das LowBeats Klang Orakel

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.