Das Audio-Technica VM530EN ist das 200-Euro-Modell der VM-Serie (siehe auch Familienübersicht VM-Serie) und besetzt damit einen wichtigen Platz, sind 200 Euro doch ein Wert, den viele Analog-Fans nicht überschreiten wollen.
Äußerlich macht das 530er nicht sehr viel her: Der Systemkörper des 530 besteht aus Kunststoff, sein Nadeleinschub ist wie bei fast allen MM-Systemen austauschbar und es gibt ihn auch in der Variante mit Headshell für Tonarme mit Bajonett-Anschluss an – siehe auch VM520EB.
Wie die anderen Familienmitglieder ist auch das Audio-Technica VM530EN mit den V-förmig angeordneten Doppelmagneten aufgebaut. Audio-Technica meint, mit diesem besonderen Aufbau im Vergleich zu üblichen MM-Systemen (mit nur einem bewegten Magneten) eine höhere Kanaltrennung erzielen zu können.
Wir können diese These von Audio-Technica bestätigen: Unsere Messungen zeigten bei den VM-Abtastern Vorteile in diesem Bereich. Dennoch ist auch dieses VM- ein klassisches MM-System mit vergleichsweise hoher Ausgangsspannung. Die liegt wie bei allen Tonabnehmern der Familie bei etwa 4 Millivolt.
Das heißt: die meisten gängigen MM-Phonostufen sollten gut passen. Als Abschlusswerte wären – soweit an der Phonostufe einstellbar – 47 Kilo-Ohm und eine möglichst geringe Kapazität (also etwa 100 – 200 Picofarad) perfekt.
Und wie seine Geschwister ist auch das Audio-Technica VM530EN für den Einbau in die heute weit verbreiteten und meist üblichen “mittelleichten” Tonarme (z. B. Rega 100er, 200er oder 300er Serie) optimal geeignet.
Die Nomenklatura hilft bei der Bestimmung des Abtaster-Schliffs weiter: EN steht für “Elliptical Nude”. Das VM530 besitzt eine ganz aus Diamant bestehende, elliptisch geschliffene Nadel; also nicht nur die oberste Nadelspitze besteht aus Diamant. Der Unterschied ist sichtbar – siehe folgende Slideshow.
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Aber wie viel genau trägt der Schliff zum guten Klang bei? Eine Menge, wie die umfangreichen Hörtest aufzeigten…
Die Messwerte des Audio-Technica VM530EN
Auch die Messwerte des 530 liegen überwiegend im guten Bereich. Bemerkenswert ist die sensationelle Tiefen-Abtastfähigkeit (315 Hertz) von 120 Mikrosekunden. Böte die Testschallplatte noch höhere Werte, hätte das Audio-Technica diese womöglich auch noch genommen…
Hier alle elektrischen Mess-Ergebnisse in der Übersicht:
Der Frequenzgang steigt zu höheren Frequenzen hin recht früh an, aber später als bei den kleineren Geschwistern VM510 und VM520. Auch ein kleiner, jedoch unwesentlicher Pegelunterschied ist zu erkennen (Rechts minimal lauter, obere rote Kurve liegt oberhalb der blauen). Besonders lobenswert sind dagegen die niedrigen Hochton-Impulsverzerrungen.
Eigentlich ist das VM530 auch messtechnisch relativ unauffällig, aber unser Testexemplar leistete sich bei der Ausgangspannung eine deutliche Kanalungleichheit: 7,8 (links) beziehungsweise 8,7 Millivolt Ausgangsspannung ermittelt das LowBeats Labor.
Da aber Audio-Technica bei seinen Messungen 6 Dezibel weniger ansetzt, muss man die LowBeats Werte durch zwei teilen, um sie mit den Katalogdaten vergleichbar machen zu können. Das entspräche dann 3,9 und 4,3 (sowie gemittelt 4,1) Millivolt. Und das liest sich dann auch nicht mehr so schlimm…
Der Hörtest…
…überzeugte wie auch seine Geschwister. Es ist – familientypisch – ein eher dezentes System, das eher Feinauflösung als Attacke in der DNA hat.
Die Stimme von Sean Rowe (Album: New Lore) hatte diese eigenwillige, gleichwohl schöne Färbung und kam mit viel Volumen. Die begleitenden Instrumente, vor allem die Gitarre brachte das 530EB mit einer Vielzahl feiner Details, die die Aufnahme sehr erlebnisreich machte.
Doch dieses Erlebnis hatten wir auch schon mit dem 520EB. Fraglos ließ das 530er die Hörner noch etwas mehr funkeln, die Saiten der Geigen noch etwas filigraner schwingen. Aber so viel war das dann doch nicht.
Ein richtig großer Fortschritt stellte sich erst ein, als das VM 540 ML unter den Arm kam. Der Testsieger dieses Parcours konnte doch einiges besser – vor allem in Bezug auf Feinauflösung und Basspräzision (Yello Toy) distanzierte der Konkurrent aus eigenem Hause das 530 spürbar.
Brachte das 530 die Basswellen auf Yellos Album Toy zwar ebenfalls satt, aber nur vage kraftvoller und kontrollierter als das 510 und das 520, so war die Tieftonwelt mit dem 540er eine prachtvolle Welt mit vielen Schattierungen.
Genau so deutlich wurden die Unterschiede bei komplexer Musik wie Mahlers 5. Sinfonie. Das Audio-Technica VM540ML zeigte mehr Spielfreude, mehr Detailfreude, mehr Luftigkeit: Die Aufnahme hatte viel mehr Leben und Erleben.
Ein Quercheck mit dem sehr populären Ortofon 2M Blue zeigte die hohe Qualität des Audio-Technica VM530EN, das mit seiner feinen, wunderbar neutralen Art der eher kernigen und sehr lebendigen Spielweise des Ortofon durchaus Paroli bieten konnte.
Nur wird derjenige, der diese feine noble Art der Audio-Technicas zu schätzen weiß, mit dem VM520 günstiger oder mit dem VM540 besser bedient sein.
Nun sind die klanglichen Unterschiede zwischen so sehr ähnlichen Tonabnehmersystemen wie den Modellen der neuen VM-Serie natürlich nicht riesig. Sie sind fein, aber gut hörbar.
Um in etwa ermessen zu können, in welcher Größenordnung die Unterschiede liegen, möchte ich noch einmal auf das Klang Orakel verweisen.
Auf LowBeats einzigartiger Sound-Datenbank kann man sehr einfach und so oft man möchte fast alle bei LowBeats getesteten Tonabnehmer (unter seriösen, weil absolut identischen Bedingungen) vergleichen.
Ein großartiges Tool, das zumindest Eindrücke vermittelt und unsere Hörtests lebendig und nachvollziehbar macht. Einfach mal ausprobieren…
Fazit
Das Audio-Technica VM530EN ist ein sehr guter Tonabnehmer, hat aber innerhalb dieses Familientests das Pech, zwischen den beiden Testsiegern zu liegen: Das VM520EB ist gar nicht so viel schlechter, aber um 70 Euro günstiger.
Das VM540 ist nur 60 Euro teurer, aber gleich eine ganze Welt an Hochtonauflösung und Basspräzision besser. Da fällt es schwer, dieses an sich ordentliche VM530 zu empfehlen.
Auch stellt sich die Frage, warum Audio-Technica überhaupt eine so enge Rasterung vornimmt. Sinn macht das – zumindest in meinen Augen – keinen.
Bewertungen
KlangPraxisMesswerteGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Natürlicher, dezenter, offener Klang |
| Fantastische Abtastfähigkeit |
| Hohe Praxistauglichkeit |
| Ordentliche Preis/Klang-Relation |
Vertrieb:
Audio-Technica Niederlassung Deutschland
Lorenz Schott Strasse 5
55252 Mainz-Kastel
www.audio-technica.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Audio-Technica VM530EN: 199 Euro
Die anderen Audio-Technica VM-Tonabnehmer:
Audio-Technica VM-Serie: die Familientest-Übersicht
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Test Audio-Technica VM520EB und VM520EB/H
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