Currywurst vom Sternekoch: Mit Debut verspricht uns Elac eine Einsteiger-Serie, wie es sie früher sehr viel öfter gab: sparsam beim Gehäuse, reich im Klang. Die Elac Debut Serie umfasst sechs Modelle: eine Standbox, zwei Kompaktlautsprecher, einen Center und zwei Subwoofer. LowBeats hatte die größere Kompaktbox Elac Debut B6 für einige Wochen im Test.
Die Debut Linie ist das Ergebnis der neuen Amerika-Aktivitäten von Elac (ELAC USA), über die sich ein Kontakt zu dem dort lebenden Entwickler Andrew Jones ergab. Jones ist im Bereich der Lautsprecherentwicklung so etwas wie ein Star. In den 1980er Jahren arbeitete er bei KEF und forcierte dort die Anstrengungen, ein jederzeit wiedererkennbares, klanglich überlegenes Konzept zu entwickeln: Das nun bei KEF obligatorische Koax-Prinzip, der Uni-Q, geht auch auf ihn zurück. Richtig bekannt aber wurde Jones als Entwickler bei der Pioneer-Tochter TAD, für die er – natürlich mit Koax-Treiber – mit die besten Lautsprecher weltweit entwarf. In meiner Allzeit-Bestenliste ist „sein“ TAD Model One (mit 20 Zentimeter Beryllium-Koax) immer noch unter den ersten drei – und das aktuelle Modell Reference One nicht weit dahinter.
Wie also kommt es, dass ein solcher Sternekoch sich an Currywurst beziehungsweise einer Einsteigerlinie versucht? Es habe ihn einfach gereizt, sagt Jones. Seine Lust an der Entwicklung der weltbesten Lautsprecher sei immer noch ungetrübt, aber die permanent ansteigende Verteuerung von High End wäre ihm ein Dorn im Auge. „Wie“, fragt Jones, „sollen sich Jugendliche ordentliches HiFi leisten, wenn es so teuer ist?“ Im Interview, das wir mit Jones auf der HIGH END 2016 führten, erklärt der Brite den für ihn hohen Reiz des Günstigen.
Und Jones bestätigt, dass er mit der Abstimmung der Debut Linie versucht, durchaus auch den jugendlichen Geschmack zu treffen – was mich erst einmal Übles ahnen ließ. Was soll das sein? Bass ohne Ende? Nein. Eine Jones-Box ist auch im Billig-Gewand und mit „jugendlicher Abstimmung“ immer noch höchst anspruchsvoll und auch für ältere Semester tragfähig. Mir jedenfalls gefiel die B6 ziemlich gut und ich bin ja nun schon deutlich über 50 …
Doch widmen wir uns erst einmal der Box selbst. Das Klebeschildchen auf der Rückseite über dem Anschlussfeld zeigt, wie Globalisierung heute geht: Ersonnen in Deutschland, entwickelt und abgestimmt in USA, produziert in China. Das MDF-Gehäuse der Zweiwege-Konstruktion (Gewicht: 6,5 Kilo) macht sofort deutlich, dass man sich hier im Budget-Bereich bewegt. Die Foliierung (alle Debut Modelle gibt es nur in Vinyl Schwarz) ist gut – keine scharfen Kanten, wie man es von vielen anderen Günstig-Boxen kennt – aber wirklich gern anfassen mag man das nicht. Die Fräsungen der Schallwand sind sauber und selbst aus der Nähe sieht alles sehr ordentlich aus. Aber richtig lecker darf man zu diesem Preis halt nicht erwarten.
Bei der Treibertechnik und der Frequenzweiche allerdings wurden sehr viel weniger Kompromisse gemacht. Der Hochtöner ist eine 25 Millimeter Seidenkalotte, die über einen Waveguide leicht zurückversetzt in der gleichen Zeitachse wie der Tiefmitteltöner sitzt. Dieser ist ein 15 Zentimeter Treiber mit einer auffälligen Membran aus gewobenen Aramid-Fasern und erstaunlich kräftigem Antrieb, der über eine Bassreflex-Konstruktion (Reflexausgang auf der Rückseite) im Bass unterstützt wird. Weil Jones sehr „flache“ Filter für die Frequenzweiche verwendet, ist die Übergangsfrequenz zwischen Tiefmittel- und Hochtöner nicht genau auszumachen; sie liegt in etwa bei 3.000 Hertz. Das ist vergleichsweise hoch – aber womöglich beabsichtigt in Hinblick auf „jugendlichen“ Gebrauch. Denn je höher die Übergangsfrequenz, desto höher die Sicherheitsreserven des Hochtöners.
Und tatsächlich konnte ich mit der B6 sehr viel lauter hören als gedacht. Im fast 70 Quadratmeter großen LowBeats HiFi-Hörraum schob die Elac bis zu einem Party-tauglichen Pegel immer ausreichend Bass nach. Nicht, wie befürchtet, zu viel, aber vielleicht ein bisschen zu wenig konturiert. Die neue Underworld (Barbara, Barbara we face a shining Future) hat sehr kraftvolle Basslinien, die richtig Spaß machen. Die B6 folgte willig, aber – wie gesagt – nicht ganz genau. Aber hier muss man mit Blick auf das Preisschild auch die Kirche im Dorf lassen. Denn auf der anderen Seite hatte dieses Satte auch was durchaus Schönes. Stimmen kamen über die Elac nämlich sehr sonor. Meine Lieblings-Sprachaufnahme, Peter & der Wolf mit Loriot, brachte die Elac so wie es nur von viel größeren und teureren Systemen her kannte. Der wesentliche Grund dafür waren die sehr seidigen, luftigen Mitten der B6, die gerade so Feinheiten im Stimmbereich hervorragend herausarbeiteten. Toll. Weniger gelungen geriet die Tiefenstaffelung der Instrumente und Abbildungsschärfe. Aber noch einmal: Hier relativiert ein Blick aufs Preisschild des Kritikers nörgelnden Ton.
Fazit: Die Elac Debut B6 ist eine der besten Budget-Boxen
Die Elac Debut B6 macht genau das, was ich mir von ihr erhoffte: Für nicht einmal 400 Euro bietet sie satte Klangfarben, feine Details, erstaunlich hohe Pegelreserven – also ein Klangbild, das man in solcher Größe und Pracht von Lautsprechern dieser Preisklasse nicht gewohnt ist. Mit kleinen Verstärkern, die selbst etwas viel Bass bringen, um voller zu klingen, ist die Elac nicht ausgereizt. Aber mit lebendig-detailgenau spielenden Verstärkern, wie man sie etwa im Programm von Cambridge Audio bei dem Azur 651 findet, ergeben sich klanglich beeindruckend gute Paarungen für nicht einmal 1.000 Euro. Das ist immer noch nicht geschenkt, aber vielleicht dennoch für den jugendlichen Geldbeutel erreichbar. Diese Zielvorgabe hat Andrew Jones mit Bravour erreicht.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Voller und seidiger Klang |
| Recht pegelfest |
| Sehr günstig |
| Schlichtes Gehäuse |
Vertrieb:
Elac Electroacustic GmbH
Rendsburger Landstrasse 215
24113 Kiel
www.elac.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Elac Debut B6: 398 Euro/Paar
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