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Dynaudio Emit 20 Vergleichstest 1000 Euro Klasse
B&W, Canton, Dynaudio, JBL, KEF, Nubert: LowBeats hatte 6 Kompaktboxen um 1.000 Euro im höchst aufwändigen Vergleich. Und es gab mehr als nur einen Sieger... (Foto: H. Biermann)

Vergleichstest: die besten Kompaktboxen um 1.000 Euro

Von wegen „Stille Zeit“: Zwischen Weihnachten und Neujahr herrschte emsiges und keineswegs immer leises Treiben im LowBeats Hörraum. Schon im Spätsommer hatten wir beschlossen, in einem umfangreichen Vergleichstest die besten Kompaktboxen um 1.000 Euro zu ermitteln. Doch erst im Dezember hatten wir alles beieinander und auch die entsprechende Zeit & Muße, die Prüflinge über mehrere Tage am Stück zu messen, zu prüfen und durchzuhören. Und natürlich hat LowBeats Tonmeister Jürgen Schröder alle Testteilnehmer nach unserem Kunstkopf-Verfahren unter optimalen Bedingungen aufgenommen und ins Klang Orakel gestellt. So kann man/frau mit Kopfhörer und DAC am Rechner unsere Einschätzungen nachhören.

Die besten Kompaktboxen um 1.000 Euro: das Testfeld

Für das Testfeld bemühten wir (fast) alles, was Rang und Namen hat. Auch wenn der ein oder andere klangvolle Namen fehlt, so entstand doch ein höchst respektables Crème de la Crème-Testfeld, das ziemlich genau abbildet, was passive Kompaktboxen dieser Klasse heute zu bieten haben. Da wären also:

→ B&W 707 S2, 1.260 Euro
→ Canton Vento 20, 1.200 Euro
→ Dynaudio Emit 20, 950 Euro
→ JBL L 52 Classic, 1.000 Euro
→ KEF LS50 Meta, 1.260 Euro
→ Nubert nuVero 30, 1.190 Euro

Selbstverständlich haben wir zu jedem dieser Modelle ausführliche Einzeltest hinterlegt. Fünf der Tests haben wir in den letzten Tagen veröffentlicht, der der JBL L 52 Classic ist schon etwas älter; sie sollte uns quasi als „Anker“-Gerät dienen.

Vergleichstest 1000 Euro Klasse
Die besten Kompaktboxen um 1.000 Euro im LowBeats Wohnhörraum von links: B&W 707 S2, Canton Vento 20, KEF LS50 Meta, Nubert nuVero 30, Dynaudio Emit 20, JBL L 52 Classic (Foto: H. Biermann)

Die Preisklasse um 1.000 Euro ist deshalb besonders interessant, weil man hier in der Regel mit den kleinsten Modellen Zutritt zu einer eigentlich viel teureren Serie bekommt – wie die B&W, die Canton, die JBL und die Nubert beweisen. Die Ausnahme bildet hier die Dynaudio Emit 20, die als größte Kompaktbox der Emit-Serie auch die mit Abstand größte Box unseres Testfeldes war. Die KEF LS 50 Meta ist ein Solitär, der keiner Serie zugehörig ist.

Auf der Suche nach den passenden Lautsprechern haben wir natürlich versucht, die neuesten Modelle aufzunehmen: die Canton, die Dynaudio, die JBL und die KEF sind noch vergleichsweise jung. Anders stellt sich das mit der B&W (aus dem Jahr 2017) und der Nubert (kam 2015 auf den Markt) dar. Beide sind vor dem Hintergrund der Schnelllebigkeit dieser HiFi-Preisklasse fast schon Oldies. Doch selbst Mitbewerber sprechen höchst respektvoll von diesen beiden, sodass sie diese Runde unbedingt bereichern mussten.

Was darf man in der Klasse der hochwertigen (passiven) Kompaktboxen erwarten? Bei allen sechsen handelt es sich um 2-Wege Bassreflex-Konstruktionen. Das ist die Regel. Es gibt zwar auch in dieser Kompaktklasse einige rare 3-Wege-Boxen (wie die Fishhead 1.6 BS), doch die sind dann meist um einiges größer. Und auch exotische Treiber wie Bändchen- oder AMT-Hochtöner findet man nicht. Alle sechs arbeiten mit klassisch dynamischen Hochtönern, die entweder Kalotten aus einer Aluminium-Legierung (B&W, Canton, JBL, KEF) oder Seidengewebe (Dynaudio, Nubert) haben.

Dennoch hat jeder dieser Lautsprecher Besonderheiten, die ihn zumindest auf dem Papier in den Kreis der interessantesten Speaker dieser Klasse bringt. Das gilt vor allem für die außergewöhnliche KEF, die mit ihrem nochmals verbesserten Uni-Q Koaxial-Treiber (jetzt mit spezieller Resonanzableitung namens Meta) ins Rennen geht. Aber auch die Dynaudio lässt mit ihrem neuesten Hochtöner-Geniestreich namens Cerotar aufhorchen. Die B&W wie auch die Canton sind die Quintessenz etlicher Vorgänger-Serien, die immer wieder verfeinert wurden. Die JBL wiederum macht sehr überzeugend (und erfrischend) auf Retro und hat mit Harman den größten Audio-Konzern der Welt und damit schier unbegrenzte Forschungs- und Entwicklungsmöglichkeiten im Kreuz. Und die Nubert ist sowieso „outstanding“, weil man sie auf Knopfdruck zu einem Dipol-Surroundspeaker machen kann. Von diesem Knopf ließen wir aber im Hörtest die Finger: Im „Direkt“-Modus klang die Schwäbin sehr viel überzeugender.

Der Vergleichstest: macht man ihn richtig, wird es aufwändig

Wenn sich der ein oder andere Leser vielleicht schon gefragt hat, warum wir nicht öfter solche Vergleichstests machen, so muss die Antwort lauten: weil das sehr viel Arbeit ist und viel Zeit frisst. Es geht ja nicht nur um die Bereitstellung der Speaker und die über Wochen währende Blockade des Hörraums. Vor allem müssen die richtigen Bedingungen geschaffen werden. Das heißt: Zunächst müssen die optimalen Positionen für die einzelnen Lautsprecher gefunden werden. Dann muss sichergestellt werden, das nicht nur bei der Single-Speaker-Demonstration, sondern auch im direkten 1:1-Vergleich zweimal die exakt gleiche Signalkette bereitsteht.

Vergleichstest 1000 Euro Klasse
Die Testboxen in Vorbereitung auf den Hörtest im großen LowBeats Hörraum. Alle Tests wurden auf den vorzüglichen Ständern namens „Stand“ von Monitor Audio durchgeführt. Die Endstufen-Elektronik kam von Cambridge Audio: Es ist die Azur 851W. Im Hintergrund sieht man Alfred E. Neumann, unser Kunstkopf-Mikro (Foto: H. Biermann)

Wir verwendeten dafür eigens konfigurierte LS- und XLR-Kabel von Black Science (Fast Audio), ein Paar Stereo-Endstufen Cambridge Audio Azur 851W und eine Vorstufe sowie einige Programme aus der Studio-Technik. Die Zuspielung erfolgt über die Streaming Bridge P1 von Lumin und der Musikverwaltung von Roon. Wir haben ein kleines Filmchen gedreht, in dem LowBeats Messchef Jürgen Schröder den Aufbau der Testkette genau erklärt.

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Hier wird auch deutlich, warum der Fachhandel einen solchen Test in der Regel nicht leisten kann. Allein der Lautstärke-Ausgleich zwischen den Vergleichsboxen ist extrem wichtig: Das Modell, das lauter ist, klingt in der Regel besser und selbst geschulte Hörer können diesen Umstand nicht immer ausblenden.

Das Thema Pegel

Wie üblich werden alle Lautsprecher bei LowBeats auch umfangreichen Mess-Tests unterworfen. Die Pegel-Messungen haben wir hier in der Tabelle aufgelistet. Den Kennschalldruck haben wir bei 2,83 V/1m (1 W/8 Ω; 2 W/4 Ω) ermittelt. Der Wert besagt, wie effizient die Lautsprecher des Testfelds mit der zugefügten Leistung des Verstärkers umgeht. Ergebnis: Keine macht das richtig gut. Die Effizienz liegt zwischen noch ganz ordentlich (Canton, Dynaudio und JBL) und eher schlecht (B&W, KEF, Nubert). Aber kleine Lautsprecher sind in der Regel Wirkungsgrad-schwach, das ist halt in unserem Testfeld nicht anders.

ModellKennschalldruckEmpf. max. PegelEmpf. min. Leistung
B&W 707 S281,5 dB90 dB2 x 20 Watt
Canton Vento 2085,5 dB95 dB2 x 30 Watt
Dynaudio Emit 2084,5 dB98 dB2 x 30 Watt
JBL L-52 Classic85,2 dB96 dB2 x 20 Watt
KEF LS50 Meta83,5 dB86 dB2 x 30 Watt
Nubert nuVero 3082,6 dB97 dB2 x 30 Watt

Der zweite Wert gibt an, wie laut das jeweilige Modell ohne starke Verzerrungen dauerhaft spielen kann. Der Spagat zwischen Wirkungsgrad (Kennschalldruck) und maximaler Pegelhöhe zeigt, dass bei diesen Lautsprechern riesige Verstärker Unfug sind. Die B&W beispielsweise hat den geringsten Wirkungsgrad und den geringsten Maximalpegel. Mit zwei Watt erzielt sie 81,5 dB, mit vier Watt 84,5 dB, mit acht Watt 87,5 dB und mit 16 Watt 90,5 dB – der empfohlenen Schalldruck-Obergrenze. Rechnet man noch eine kleine Reserve mit ein, wäre für die B&W ein Verstärker mit 2 x 20 Watt vollkommen ausreichend. Aber wie verhalten sich die anderen fünf? Kaum anders. Selbst die Nubert nuVero 30, der Lautsprecher mit der größten Differenz zwischen Effizienz und Maximalpegel, kommt zur Not mit Verstärkern der 30-Watt-Klasse gut zurecht.

Fazz Audio Alfa Lupi Front
Der Alfa Lupi von Fezz Audio hat vielleicht 10 Watt pro Kanal und dürfte doch für die meisten der Lautsprecher in diesem Test fast schon ausreichend viel Power mitbringen (Foto: Fezz Audio

Apropos: Wer die Einzeltests der Lautsprecher nachliest sieht, dass die Impedanz aller sechs Boxen bei mindesten 3,5 Ohm (die DIN-Anforderung sind mindestens 3,2 Ohm) oder höher liegt. Damit wird kein handelsüblicher Verstärker überfordert. Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Früher haben wir häufig auch in dieser Preisklasse so niederohmige Boxen ausmachen müssen, dass kleinere Verstärker (oder AV-Receiver) überfordert wurden. Dies Problem aber scheint man in den Entwicklungsabteilungen mittlerweile im Blick zu haben. Noch ein Wort zum angeschlossenen Verstärker: Mehr Leistung als unsere Mindest-Empfehlung schadet natürlich nicht. Gerade die Dynaudio, aber auch die Nubert zaubern mit sehr viel mehr Leistung stattliche Pegel aus den kleinen Boxen.

LowBeats Pegel-Messung Dynaudio Emit 20@98 dB
98 dB weitgehend kaum verzerrter Dauerpegel, kurzfristig bis zu 110 dB:  In dieser Preis- und Größenklasse ist die Pegelfestigkeit der Dynaudio echt nicht von schlechten Eltern. Wer audiophile Klänge aus einer noch kleinen Box gern auch mal mit richtig Pegel genießen will, bekommt mit der Emit 20 eine Menge geboten (Messung: J. Schröder)

Bass- und Gehäusegröße…

… stehen im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Pegel. Die Dynaudio Emit 20 ist die mit Abstand größte Box des Testfelds und hat den größten Tieftöner eingebaut. Kein Wunder also, dass sie höchsten Schalldruck erzeugt und als einzige in der Lage ist, Räume bis 25 Quadratmeter ordentlich zu beschallen. Das geht mit den anderen zur Not auch, aber halt je nach Modell mit mehr oder minder großen Einschränkungen.

ModellGehäusegrößeTieftöner Ømax. empf. Raumgröße
B&W 707 S26,5 Liter13 cm16 Quadratmeter
Canton Vento 209,0 Liter15,4 cm22 Quadratmeter
Dynaudio Emit 2015,0 Liter18 cm25 Quadratmeter
JBL L-52 Classic7,5 Liter13 cm20 Quadratmeter
KEF LS50 Meta7,5 Liter13 cm16 Quadratmeter
Nubert nuVero 308,5 Liter15 cm22 Quadratmeter

Betrachtet man also das Testfeld unter dem Gesichtspunkt, dass der zukünftige Besitzer gern auch mal etwas lauter hören möchte und die Lautsprecher deshalb eine gewisse Pegelfestigkeit mitbringen müssen, landen die beiden englischen Modelle von B&W und KEF auf den hinteren Plätzen.

Die Spitzenreitergruppe, bestehend aus Canton, Dynaudio (die die höchsten Reserven mitbringt), JBL und Nubert, machen es deutlich besser – wobei die Nubert für diese Pegel vergleichsweise viel Leistung braucht. Ein Meisterwerk ist vor diesem Hintergrund die kleine JBL: Sie schafft mit ihren kleinen 13er Tieftöner fantastische 96 Dezibel. Das macht dem weltgrößten Lasutsprecherhersteller, der ja eigentlich aus der Beschallung kommt (siehe JBL History-Story), so schnell keiner nach…

Dynaudio Emit20 und Nubert nuVero30
Die beiden pegelfestesten Lautsprecher des Testfeldes, wobei die Dynaudio (rechts) aufgrund des größeren Tieftöners und des größeren Volumens bei hohen Pegeln eine spürbar größere Bass-Autorität ausstrahlt (Foto: H. Biermann)

Die Gehäuse…

… sind echte Preistreiber und deshalb sehr unterschiedlich in ihrer Qualität. Den beiden günstigsten Modellen des Testfelds, der Dynaudio (950 Euro) und der JBL (1.000 Euro) merkt man das durchaus wohl an. Das Finish der beiden ist recht schlicht gehalten und macht man bei ihnen den klassischen Knöchel-Klopftest, resoniert es am nachhaltigsten. Es sind klassische Budget-Lautsprecher, bei denen der Fokus eindeutig auf der Lautsprechertechnik und weniger auf die Verpackung liegt. Das sieht trotzdem gut aus, aber halt nicht so klasse wie bei den anderen…

Denn B&W und Canton sowie – mit kleineren Abstrichen – die Nubert machen äußerlich richtig viel her. Gerade die B&W und die Canton erfreuen mit einer Finish-Qualität, die ihresgleichen sucht und auch in besonders edlem Wohnzimmer-Interieur nicht abfällt. Der Konzept-Lautsprecher von KEF setzt in gewisser Weise noch einen drauf: Dessen Gehäuse ist nicht nur vom Finish her echt klasse, sondern auch akustisch: Beim Klopftest ist es akustisch mausetot. Ein Verhalten, das man auch bei 10-fach teureren Schallwandlern nur ganz selten findet…

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JBL L 52 Classic Finish
JBL: Die Amerikaner verwenden zwar echtes Furnier, schleifen es aber so glatt und lackieren es so stark, dass man fast den Eindruck hat, es wäre Vinyl. Die Rückseite ist einfach nur schwarz gefärbt (Foto: H. Biermann)
Dynaudio Emit 20 Rückseite, BR
Dynaudio: Die Gehäuse sind vergleichsweise schlicht, das Finish ist eine Vinyl-Folie (Foto: H. Biermann)
Nubert nuVero 30 Schallwand
Nubert: Die Schallwand der nuVero 30 ist vor allem in Rot eine echte Show und 30 mm stark. Der Rest des Gehäuses ist mit einem Nextel-Lack überzogen (Foto: H. Biermann)
B&W 707 SE Gehäuse
B&W: Das Gehäuse der 707 S2 ist Bauhaus-mäßig gradlinig, die die Kanten sind nur minimal gerundet, der Lack ist ohne jeden Fehl & Tadel (Foto: H. Biermann)
Canton Vento 20 Tweeter
Canton: Das Lack-Finish ist so perfekt, dass man sich problemlos darin spiegeln kann. Das Bild zeigt auch den immer wieder verbesserten Hochtöner, dessen 25 mm Kalotte dank einer Aluminium-Legierung noch resonanzärmer wurde (Foto: H. Biermann)
KEF LS50 vorn/hinten
KEF: Mag sein, dass das Design der LS50 Meta polarisiert. Akustisch ist es – in Bezug auf Form, Steifigkeit und Resonanzverhalten – quasi perfekt. Und dass es die LS50 Meta in so vielen originellen Farbkombinationen gibt, macht sie noch ein Stück attraktiver… (Foto: KEF)
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Aufstellung

Unter all den zu beachtenden Faktoren ist dies der vielleicht wichtigste Punkt. Wenn Sie von vornherein wissen, dass der neue Lautsprecher nicht frei auf dem Ständer mit mindestens 20 Zentimeter Abstand zur dahinterliegenden Wand aufgestellt werden kann, sind die B&W 707 S2 und die Dynaudio Emit 20 eigentlich schon aus dem Rennen. Beide sind eher vollmundig abgestimmt, eine direkte Aufstellung an der Wand dürfte ihren Oberbass/Grundton-Bereich etwas sehr füllig werden lassen.

Prinzipiell ist es von Vorteil, wenn Lautsprecher nicht an der Wand, nicht auf dem Sideboard oder nicht im Regal stehen. Eine frei aufgestellte Box wird immer räumlicher und freier klingen. Doch leider hat man ja nicht immer den Platz zur optimalen Aufstellung und dann muss der Lautsprecher auch unter beengten Bedingungen gut klingen.

JBL L 52 Classic Aufmacher
Die JBL kommt mit der Aufstellung auf dem Sideboard an der Wand akustisch gut zurecht (Foto: H. Biermann)

Die Canton Vento 20, die JBL L 52 Classic, die KEF LS50 Meta und die Nubert nuVero sind für diesen Fall etwas besser geeignet. Für die JBL und die KEF würden wir sogar explizit eine wandnahe Aufstellung empfehlen – ihr noch schlanker Tiefton verträgt den bassverstärkenden Effekt einer nahen Wand (der Profi sagt: Grenzfläche) oder eines Sideboards recht gut und macht das Klangbild souveräner.

Die Canton ist eine Zwitterbox, die von ihrer Abstimmung her auf dem Sideboard oder auf dem Ständer gleichermaßen gut geeignet ist. JBL und Nubert sind für eine wandnahe Aufstellung besonders gut gerüstet: Die JBL ist im Bassbereich recht schlank und hat als einzige der Testboxen eine Vorrichtung zur Wandmontage im Rücken; die Nubert hat sogar eine Schaltung zur Bassabsenkung eingebaut.

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JBL L 52 Classic L-Regler
Die JBL lässt sich im Hochton regeln. Das kann in sehr stark bedämpften Räumen ein Vorteil sein (Foto: H. Biermann)
Nubert nuVero 30 Einstellungen
Mit dem großen Kippschalter auf dem Rücken der Nubert lässt sich der Tiefton hörbar absenken – bei wandnaher Aufstellung ein segensreiches Ausstattungsdetail. Aber auch der Hochton lässt sich dezent anpassen (Foto: H. Biermann)
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Übrigens: Wer seine Lautsprecher explizit an der Wand aufstellen will, findet vielleicht in der kürzlich getesteten Guru Junior eine sehr originelle, wenngleich etwas teurere Alternative.

Der Hörtest

Zunächst wurden – wie oben schon berichtet – die einzelnen Lautsprecher exakt ausgepegelt. Hier machen leider Unterschiede von unter einem dB schon eine Menge. Als nächstes wurde eine Lautstärke gefunden, die für alle der sechs Kompakten gut zu leisten war. Diese Abhör-Lautstärke lag auf einem gar nicht so niedrigen Niveau. Wollten wir das Gehörte kommentieren, mussten wir die Stimme schon deutlich heben. Gehört wurde an zwei Tagen: jeweils zwei Sessions à zwei Stunden – nach mehr als zwei Stunden schwindet die Konzentration.

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Die Hör-Crew bestand aus der LowBeats Kernmannschaft (von links: Raphael Vogt, Holger Biermann und Jürgen Schröder). Hinter der Kamera (also nicht auf dem Bild) stand der LowBeats -Lektor und -Autor Andrew Weber, der ebenfalls alle Hördurchgänge mitmachte (Foto: A. Weber)

Nach etlichen Hin- und Her-Versuchen stellte sich die dynamisch-quirlige Canton als bester Vergleichs-Maßstab dieser Gruppe heraus; die ursprünglich dafür vorgesehene JBL L 52 Classic entpuppte sich als nicht klangstark genug.

JBL L 52 Classic

Dass die JBL nicht so gut zum Vergleichs-Maßstab taugte lag keineswegs an der erfrischenden Lebendigkeit der JBL oder ihrem knackigem Punch in den Basslagen. Sondern an ihren Mitten: Bei jeder Art von Musik hatte sie diesen leicht verschleiernden Beiklang. Deshalb bot die kleine Amerikanerin auch weniger Details als die anderen Speaker. Konnten wir mit der Canton die einzelnen Sänger des King Singers Ensemble oder das Sirren der ausschwingenden Gitarrensaiten (Allan Taylor) förmlich vor uns sehen, wirkte die JBL eigentümlich bedeckt. Da änderte auch der Griff zum Hochtonregler nichts. Bei Vollausschlag klingt es heller und etwas greller, aber mehr Information gibt es dennoch nicht.

Es ist schwer vorstellbar, dass Harman hier einfach nur einen durchschnittlichen Lautsprecher entwickelt hat. Vielmehr darf man unterstellen, dass JBL hier die Idee des Retro-Lautsprechers auch akustisch umgesetzt hat. Denn die kleine L 52 Classic klingt ziemlich genau wie ihre Vorbilder aus den 1960er Jahren. Wäre also Musik von früher die optimale Kost für den Retro-Speaker? Wir versuchten es mit Rockmusik von 1970. Der „Speedking“ von Deep Purple (Album: In Rock) brachte uns schnell von dieser Idee wieder ab. Wenig Auflösung ist auch bei schlecht aufgenommener Musik keine Gnade.

Der Punkt, bei dem die JBL wieder an die Canton aufschließen konnte, war bassintensiver Elektro-Pop wie etwa der von Yello. Denn wegen ihrer kernigen Basswiedergabe und ihrer Pegelfestigkeit, agierte die JBL durchaus mitreißend.

Canton Vento 20

Doch die Vento 20 spielt mindestens eine Klasse höher: tiefer, neutraler, offener, richtiger. Canton-typisch geht sie ungemein dynamisch und lebendig zu Werk. Im Bass ähnlich potent wie die JBL, bleibt ihr vor allem in den Mittellagen nur wenig verborgen. Piano-Musik klingt daher mit ihr ungemein herzhaft; die einzelnen Anschläge haben gleichermaßen Kraft wie das richtige Timing. Die Vento agiert auch im Hochton recht forsch. Doch weil sie tonal ausgewogen ist (mit einem minimalen Hang zur Helligkeit), erscheint ihr Klangbild enorm realistisch und wirklichkeitsnah. Unser digitales Daumenkino zeigt einen Hördurchgang, in dem jeder der Testteilnehmer gegen die Canton antreten musste:

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Canton Vento 20 versus JBL 52 Classic
Die JBL gegen die Canton…
Dynaudio Emit 20 Vergleichstest 1000 Euro Klasse
….die Dynaudio gegen die Canton. Hier sogar mit dem Kollegen Jürgen Schröder im Bild…
BW 707 S2 Vergleichstest 1000 Euro Klasse
…die B&W gegen die Canton …
Canton Vento 20 versus Nubert nuVero 30
….die Nubert gegen die Canton…
Canton Vento 20 versus KEF LS50 Meta
… und nicht zuletzt die KEF gegen die Canton (Fotos: H. Biermann)
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Dynaudio Emit 20

Im Vergleich mit der sehr dynamischen und kernigen Canton klingt die Dynaudio fast wie ein Gegenentwurf. Die Bässe der Emit 20 sind zwar um einiges schwärzer und satter, aber es fehlt der herzhafte Punch. Ein Schlagzeug-Solo über die Canton klingt fast so, als würde die Aufnahme ein Stückweit schneller abgespielt.

Auch bei der Dynaudio liegt das überwiegend an den Mitten. Anders als ihre kleine Schwester Emit 10 klingt die Dänin etwas sehr nüchtern, fast schon distanziert. Da geht es nicht nur um die Klangfarben, sondern auch um Energie und um Detailfülle. Die Canton hat beides – wie schon beschrieben – in Hülle & Fülle.

Die Dynaudio ist dennoch ein exzellenter Lautsprecher. Beim direkten Umschalten wird deutlich, dass sie im Vergleich zur Canton den Raum viel weiter nach hinten aufzieht. Sie ist der Lautsprecher des Testfeldes, der die Aufnahmen auch im Basskeller am weitesten ausleuchtet. Vor allem aber zeigt sie auf, dass in Sachen Hochton-Transparenz und Feingeistigkeit die Fahnenstange mit der Canton noch nicht erreicht ist. Wie leicht die Dynaudio zum Teil feinste Hochton-Verästelungen auflöst, ist aller Ehren wert.

B&W 707 S2

Die 707 S2 ist der wahre Wohlfühl-Lautsprecher. Eine leichte Loudness-Abstmmung sorgt für wunderbar warme Stimmlagen, auch akustische Instrumente haben immer einen natürlich-prallen Ton. Kombiniert ist das Ganze mit einem sehr feinseidigen Hochtonbereich und einer beeindruckend stabilen Räumlichkeit, die in seiner Qualität fast der der Dynaudio gleichkamen. Alles in allem aber klingt die B&W organischer und natürlicher als die Dynaudio.

Auch gemessen an der Canton agiert die B&W gefälliger. Die Vento spielt nüchterner und schlanker, aber um einiges dynamischer, kraftvoller und zupackender. Vor allem bei Stimmen und Klavier hatte man das Gefühl, bei der Canton dichter dran zu sein. Die B&W betrachtete das musikalische Geschehen einen halben Schritt weiter zurück. Sie wirkt in den Mitten nicht ganz so informativ, bringt Stimmen und akustische Instrumente aber etwas vollmundiger, wärmer und zieht auch den etwas größeren Raum auf.

Bei höheren Lautstärken bemerkt man die Pegel- und Dynamik-Limits der kleinen Engländerin. Und doch klingt die 707 S2 zauberhaft; bei Pegeln nur knapp über Flüster-Lautstärke war sie ausdrucksstärkste des Testfeldes. Ein Lautsprecher, mit dem man lange hören will.

Nubert nuVero 30

Auch die Nubert ist ein Lautsprecher, den man einfach gern hört. Vom Charakter her liegt die vielseitige Schwäbin in etwa zwischen B&W und Canton: Sie spielt nicht ganz so schnell und quirlig wie die Canton, wirkt aber einen Hauch gefälliger, sehr ausgewogen und bot zudem den tieferen, stämmigeren Bass.

Im Vergleich zur B&W erreicht die nuVero zwar nicht ganz deren audiophilen Charme und Harmonie, klingt aber informativer, differenzierter und bei Pop wesentlich handfester. Mit einem unserer Hörtest-Alben, der Terra Exotica von Jimi Tenor, konnte man die Unterschiede besonders gut ausmachen. Die B&W zog die Bühne weiter auf, setzte feine Glanzlichter, aber in dem Moment, wo die kernigen Bläser der Jazz-Bigband einsetzten, wirkte das Klanggeschehen über die Nubert bedrohlicher, mitreißender, echter.

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Ein gut klingendes Meisterwerk des schrulligen Finnen: Terra Exotica (Cover: Amazon)

KEF LS50 Meta

Die neueste Generation der ikonischen KEF-Lautsprechers war mit viel Vorschuss-Lorbeeren in den Test gestartet – und wurde ihnen in den Hörtests tatsächlich voll gerecht. Wie schon weiter oben angedeutet, hat die LS50 Meta durchaus auch ihre Pegel-Limits (klingt aber um einiges dynamischer als die B&W) und ist im Bass eher schlank abgestimmt. Das kommt zwar der Bass-Präzision zugute, aber bei dem ein oder anderen Elektropop-Stück könnte man sich auch etwas mehr satte Schwärze im Bass vorstellen. Nun gut: Die hat die neue LS50 halt nicht.

Stattdessen diese wunderbar feingliedrige, enorm detailreiche und hochpräzise Wiedergabe. Mehr noch als die anderen Lautsprecher des Vergleichs zog uns die KEF in die Aufnahme, ließ uns ganz dicht teilhaben an dem organischen Miteinander des Bigband-Auftritts der Terra Exotica. Was die KEF alles an Feinst-Informationen aus diesem Klangkörper herausarbeitete, war innerhalb des Testfelds einzigartig. Alles atmete, alles war lebendig. Und vor allem: alles hatte eine so schöne, greifbare Plastizität.

Alle vier Mitglieder der Hör-Crew kannten die erste Version der LS 50 recht gut. Wir waren alle verwundert, um wie viel ein so kleiner konstruktiver Schritt wie eine verbesserte Hochton-Energieableitung bringen kann. Denn von einer Nasalität der früheren Modelle war hier nichts mehr zu hören. Zwar konnte die neue LS50 keine der drei Verfolgerboxen (B&W, Canton, Nubert) komplett distanzieren, dafür war deren Auftritt einfach zu stark. Und doch schafft es die KEF LS50 Meta noch besser als die anderen, die Tür ins absolute High End aufzustoßen. Ihre innere Harmonie, die plastische Abbildung und die enorme Genauigkeit in der Darstellung (etwa von ausschwingenden Gitarrensaiten) zeigt eine Klang-Kultur, von der man gern mehr hätte und die in dieser Klasse ganz selten ist.

Wie oben angedeutet, haben wir auch die Teilnehmer dieses Testfelds nach dem LowBeats Verfahren im Hörraum aufgenommen und für Interessierte auf Soundcloud zur Verfügung gestellt. WMan braucht nur einen guten Kopfhörer und einen DAC für den Ausgang am Rechner.

Das Konzept ist weitgehend selbsterklärend. Dann einfach auf die Grafik klicken und schon kann es losgehen. Übrigens: Was da aussieht wie die Skyline einer Stadt sind die unterschiedlichen Musikstücke, die wir für diesen Zweck in einem File aneinandergereiht haben. Um die sechs Lautsprecher sinnvoll miteinander zu vergleichen, sollte man ein oder zwei Musikstücke auswählen und dann mit der Maus immer wieder zum Anfang des Stücks gehen.

 

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Die besten Kompaktboxen um 1.000 Euro: das Fazit

Ginge es allein nach den audiophilen, qualitativen Kriterien, gäbe es eine klare Hierarchie: Die KEF ist in Bezug auf Auflösung, Präzision, Abbildungsgenauigkeit und Raumdarstellung in dieser Klasse wohl einzigartig. B&W, Canton und Nubert klingen zwar unterschiedlich, aber auf gleichem Niveau überzeugend und teilen sich so Platz 2. Auf Platz 3 landet die günstige Dynaudio und auf Platz 4 die sympathische Retrobox von JBL.

KEF LS 50 Meta vs nuVero 30
Nach Punkten und Sternchen die beiden besten Boxen des Testfeldes: die Nubert nuVero 30 und die KEF LS50 Meta (Foto: H. Biermann)

Aber wie uns das Leben lehrt, gibt es ja leider nie nur eine Wahrheit. Und betrachtet man das Testfeld aus allen Winkeln, zeigen sich mehrere Sieger. Zum Beispiel die Dynaudio, die bei den quantitativen Audio-Kriterien, also Basstiefgang und Pegelfestigkeit, eindeutig vorn liegt. Oder die Canton, die so etwas wie der Universal Soldier ist und eigentlich in allen Kategorien gut ist. Oder die B&W, die die erste Wahl für jene ist, die überwiegend leise hören. Für die bessere Übersicht haben wir hier alle Bewertungen in der Slideshow nebeneinandergestellt.

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LowBeats Bewertung B&W 707 S2
Bewertung B&W 707 S2
LowBeats Bewertung Canton Vento 20
Bewertung Canton Vento 20
LowBeats Bewertung Dynaudio Emit 20
Bewertung Dynaudio Emit 20
LowBeats Bewertung JBL L 52 Classic
Bewertung JBL L 52 Classic
LowBeats Bewertung KEF LS50 Meta
Bewertung KEF LS50 Meta
LowBeats Bewertung Nubert nuVero 30
Bewertung Nubert nuVero 30
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Das Ergebnis unterstreicht die Erkenntnis, dass der geneigte Lautsprecher-Neukäufer sich vorher gut überlegen sollte, wo denn seine persönlichen Schwerpunkte liegen. Denn so sehr uns die KEF LS50 Meta auch im Hörtest fasziniert hat: Einen Wohnraum von 40 Quadratmetern wird sie nur schwerlich souverän beschallen können. Andererseits wird jener Musikfreund, der überwiegend Heavy-Metal im Hochpegelbereich hören will, mit der B&W auch nicht glücklich. Es ist einfach wichtig, sich vor dem Kauf ausgiebig zu informieren. Und dazu hofft das LowBeats-Team, einen Beitrag leisten zu können.

Am Ende noch eine überraschende Erkenntnis. Die B&W 707 S2 und die Nubert nuVero 30 gehören mit ihren vielen Jahren auf dem Buckel ja eigentlich schon zum alten Eisen, oder? Von wegen. Dass beide auf Platz 2 landeten, zeigt, dass gute Konstruktionen einfach nicht alt werden. Eine tröstliche Botschaft.

Die Testteilnehmer:

Test Kompaktbox B&W 707 S2: die Königin der leisen Töne
Test Kompaktbox Canton Vento 20
Test Kompaktbox Dynaudio Emit 20
Test Kompaktbox JBL L 52 Classic: das kleine Energiebündel
Test KEF LS50 Meta: die ikonische Kompaktbox auf den Punkt gebracht
Test Kompaktbox Nubert nuVero 30

Weitere interessante Links:

Test Guru Audio Junior: die kompakte Wohnraum-Konzeptbox
Der LowBeats Hörraum: hier hört man alles
Das Klang-Orakel

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.