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Der LAN-Switch Bonn NX (3.499€) und die Word Clock Genesis GX (3.299€) von Silent Angel sind eine deutliche Aufwertung für hochklassiges Audio-Streaming (Foto: F. Borowski)

Test Master-Taktgenerator Silent Angel Genesis GX und LAN-Switch Bonn NX

Silent Angel, unter anderem bekannt geworden durch ihren fantastischen Server/Roon Core Rhein Z1, hat eine neue Linie von Top-Class-Komponenten im Sortiment, die sich speziell um die Verarbeitung von Digitalsignalen im Front-End der Wiedergabekette kümmert. Gemeint sind der High End LAN-Switch Bonn NX und die Clock Silent Angel Master Genesis GX. Dem Hersteller gelingt damit eine Klangsteigerung, die bisher nur mit erheblich teureren Komponenten zu erzielen war – wenn überhaupt.

Wer im High-End-Audio „Digital“ sagt, muss auch „Switch“ sagen. Und wenn es nach dem Willen mancher Hersteller geht, auch „Clock“. Wir hatten bereits zu anderen Gelegenheiten auf das klangsteigernde Potenzial von speziell für Audio optimierten Netzwerk-Verteilern hingewiesen. Etwa mit dem NuPrime SW-8 und dem kleinen Silent Angel Bonn N8 (Testbericht). Einen noch viel größeren Klangschub erlebte ich mit dem Melco S100, der seit seinem Test als Arbeitsgerät in meiner Kette treue Dienste leistet. Nun legt Silent Angel mit dem besonders aufwändigen Bonn NX nach. Wackelt da ein Thron?

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Silent Angel Bonn NX (Switch) und Genesis GX (Clock), hier mit dem Rhein Z1 Plus Roon Core huckepack (Foto: F. Borowski)

Eine weitere Spielwiese für digitale Perfektionisten sind sogenannte Word Clocks oder auch Master Clocks. Das sind eigenständige Geräte, die als gemeinsamer, hochwertiger Taktgeber für Komponenten wie Server, Streamer und DACs dienen sollen, sofern diese über einen passenden Clock-Anschluss verfügen. Ein prominenter Protagonist und Anbieter von Clock-Lösungen ist dCS, deren Taktgeber aber zwischen knapp 9.000 (Lina) und 25.000 Euro (Vivaldi) kosten.

Mit der Genesis GX will Silent Angel in der Top-Liga der Clock-Lösungen mitspielen, dies aber zu einem erheblich günstigeren Preis – auch wenn 3.300 Euro immer noch viel Geld sind. Wie ihnen das gelingen will, ist Gegenstand dieser Betrachtung. Ebenso wie die Frage, ob der neue Netzwerk-Switch Bonn NX eine weitere Klangsteigerung zu dem bereits sehr guten Melco bewerkstelligen kann.

LAN-Switch für den reinen Klang?

Drahtlose Netzwerkverbindungen per WLAN sind in der Computerwelt und vor allem auch mit Mobil-Devices wie Smartphones und Tablets aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken. Auch die meisten netzwerkfähigen Audiogeräte bieten drahtlose Verbindungsmöglichkeiten mit dem Heimnetzwerk. Die Vorteile liegen auf der Hand. Und mit heute gängigen WLAN-Verbindungen gibt es meist auch keine Probleme mit der Übertragungsgeschwindigkeit, sofern der Empfang stimmt.

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Gute LAN-Kabel erweisen sich in der Praxis gegenüber WLAN klanglich immer wieder als überlegen. Hier abgebildet ist das Furutech LAN-8 NCF (Foto: F. Borowski)

Sogar aus audiophiler Sicht drängen sich Argumente für WLAN und gegen eine Kabelverbindung per LAN auf. So gibt es beispielsweise bei einer Funkverbindung prinzipbedingt keine Probleme mit etwaigen Brummstörungen, da Sender und Empfänger galvanisch voneinander getrennt sind. Auch Kabeleinflüsse fallen komplett weg. Also warum schwören im High-End-Audio so viele auf LAN-Kabel? Ist das vielleicht nur eine Masche, um uns kostspielige LAN-Kabel und Netzwerkswitches wie den Bonn NX anzudrehen?

Bei reiner Betrachtung der Argumente liegt dieser Verdacht durchaus nahe, aber die praktische Erfahrung mit vielen unterschiedlichen Digital- bzw. Streaming-Komponenten besagt etwas anderes. In den allermeisten Fällen klingt es über LAN, wenn es richtig gemacht wird, einfach noch ein ganzes Stück besser als über WLAN. Die technischen Zusammenhänge sind komplex und nach wie vor Gegenstand der Forschung. Neben der reinen Verbindungssicherheit ist es aber wohl vor allem das Thema Rauschen auf der elektrischen Ebene, das hier die Hauptrolle spielt.

Gehäuse und Verarbeitung

Die Gehäuse beider Testkomponenten sind recht außergewöhnlich. Mit rund 44 cm Breite und nur 25 cm Tiefe entsprechen sie keinem gängigen HiFi-Format. So oder so sind die Gehäuse optisch und in Sachen Verarbeitung eine Wucht. Dabei handelt es sich um eine Art Doppelhüllen-Tanker für Digitalinformationen. Ein inneres Stahlchassis wird von einer dicken und optisch gelungenen Alu-Außenhülle umschlossen, was zu einer sehr effektiven Abschirmung gegen RF-Störungen aller Art führen soll. Satte 7,370 Kilo (nachgewogen) wiegt allein der Bonn NX. Das ist mehr als so mancher Streaming-Vollverstärker.

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Breit und edel. Die Fronten der Geräte kommen ganz ohne Anzeige- oder Bedienelemente aus (Foto: F. Borowski)
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Die seitliche Unterbrechung der „Planken“ geben den Geräten einen eigenständigen Look (Foto: F. Borowski)
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Hier noch mal die „Stoßstangen“ in anderem Licht (Foto: F. Borowski)
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Das Gehäuse, wahlweise in Schwarz oder Silber erhältlich, ruht auf drei „Vibration Damping Isolators“. Das hat mir allerdings ein wenig zu viel Marketing-Aroma. Schließlich handelt es sich lediglich um drei massive Edelstahl-Scheiben, die mit einer Rinne versehen sind, in der ein Gummiring klebt, und nicht etwa um ein aufwändiges Sandwich oder Schwingungs-Absorber-System. Beim Verschieben der Komponente ist mir einer der Gummiringe schon mal aus der Nut geflutscht. Also besser immer anheben. Aber an Solidität sind diese Füße kaum zu überbieten. Und sie passen optisch perfekt.

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Die Gerätefüße bestehen aus Edelstahl mit einem eingelassenen Gummiring (Foto: F. Borowski)

Bonn NX Netzwerk-Switch

Ein Blick auf die Rückseite des Netzwerk-Switch Bonn NX fördert Interessantes zutage. Es finden sich acht vergoldeten RJ45-LAN-Buchsen, die erfreulicherweise einen ordentlichen Abstand voneinander halten. Die Anschlüsse sind mit Traffic-LEDs versehen, die bei Datenverkehr auf der Leitung fröhlich vor sich hin flackern. Doch die LEDs sind hier nicht wie üblich in den Buchsen integriert, sondern separat darüber angeordnet. Und wie Melco hat auch Silent Angel sich die Mühe gemacht, diese LEDs per Schalter deaktivieren zu können. Das Geflacker wird ohnehin nur benötigt, um schnell festzustellen, ob und welcher Port gerade Daten transportiert. Wenn alles läuft, wird die Anzeige nicht benötigt. Die LEDs produzieren dann nur unnötiges Rauschen und stören im ungünstigsten Fall in einer abgedunkelten Heimkino-Umgebung mit lästigen Reflexionen. Also einfach den Kippschalter umlegen und die Traffic-LEDs abschalten.

Nicht abschalten lässt sich die LED für die ebenfalls an der Rückseite befindliche Betriebsanzeige. Die flackert auch nicht und ist zum Glück so klein und dezent ausgelegt, dass sie in keiner Situation stören sollte. An der Front sind gar keine Leuchtelemente zu finden. Gut so.

Bei den acht LAN-Ports handelt es sich durchgehend um Gigabit-Anschlüsse. Im Gegensatz zum Melco, der nur vier Gigabit und vier 10/100 Mbit-Ports bietet, was aber auch klangliche Gründe haben soll: Die langsameren Ports sollen besser für Audio geeignet sein. (Der neuere Melco S100/2 hat sechs Gigabit und zwei 10/100er-Ports.) Diese Unterscheidung macht Silent Angel nicht. Alle Ports haben 1 GB Bandbreite. Auf SFP-Lichtleiter verzichtet Silent Angel. Nach Angaben des Vertriebes IAD GmbH (audiolust.de) gab es bereits Versuche mit SFP in einem Prototypen, die klanglich aber weniger gut als mit LAN ausgefallen sein sollen.

Weitere Auffälligkeiten an der Rückseite des Bonn NX sind eine Clock-Link-Buche in BNC-Ausführung plus Umschalter intern/extern, sowie eine Ground-Klemme und ein DC-Anschluss für die Nutzung eines externen Netzteils. Was auch eine recht eigenartige Sache ist, hat der Bonn NX doch ein, wie es auf der Webseite heißt, „Radar Grade“ Schaltnetzteil höchster Qualität und eine AC-Netzbuchse. Der Entwickler Chorus Chuang meint aber, man könne mit einem hochwertigen externen Netzteil, wie dem Forester F2 aus eigenem Hause, noch mehr Klang heraus kitzeln. Das habe ich bis jetzt noch nicht ausprobieren können.

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Rückseiten: Silent Angel Genesis GX: (unten) und Bonn NX. Als sehr angenehm erweist sich, dass die LAN-Buchsen des Bonn NX einen größeren Abstand als üblich haben (Foto: F. Borowski)
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Die vier BNC-Buchsen der Clock (unten) sind in 2 x 25 und 2 x 10 MHz aufgeteilt (Foto: F. Borowski)
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Vier BNC-Kabel werden bei der Clock mitgeliefert. Die Geräte lassen sich optional mit externen Netzteilen aufrüsten. In dem Fall könnte auch die separate Ground-Klemme hilfreich sein (Foto: F. Borowski)
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Eigenwillig ist die Tatsache, dass der Hersteller beim Bonn NX mit einer besonders hochwertigen TCXO-Clock im Inneren wirbt. Demselben Typ, der auch im Genesis GX Master-Taktgenerator steckt. Kann die externe Clock dann ein Update sein? Und es gibt noch mehr Widersprüchliches in Bezug auf die Clock-Lösung? Das klären wir gleich.

Silent Angel Genesis GX – Timing ist alles

Externe Taktgeneratoren für Digitalkomponenten sind ein noch relativ junger Trend bei HiFi-Komponenten. Bislang fanden solche Geräte hauptsächlich im Studio Anwendung. Der Sinn dahinter ist, den Takt aller beteiligten Komponenten auf eine gemeinsame Basis zu stellen. Netzwerk-induzierter Jitter kann dadurch deutlich gesenkt werden. Und warum sollen davon nicht auch Heim-Komponenten profitieren?

Allerdings ist das Thema teilweise recht undurchsichtig und nicht immer besonders benutzerfreundlich. So gilt es, bei Clocks zwischen 50- und 75-Ohm Verbindungen zu unterscheiden. Manche Geräte, wie beispielsweise der Trinnov Amethyst (Testbericht) verfügen zwar über einen Clock-Anschluss, benötigen aber zusätzlich einen Wordclock-Generator der einen 44,1/48 bis 192KHz Takt generiert. Der Anschluss einer Clock wie der Genesis GX funktioniert bei ihm nicht.

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Kritisieren könnte man, dass insbesondere der Server Rhein Z1 und die GX/NX-Kombi designtechnisch nicht wirklich zusammenpassen (Foto: F. Borowski)

Kleine Anekdote aus dem Testeralltag: Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich eine andere Clock eines bekannten und renommierten japanischen Herstellers in den Fingern. Die ist sogar noch deutlich günstiger als die Genesis GX, ebenfalls mit vier Anschlüssen versehen (alle 10 MHz) und hat sogar eine einzelne OCXO-Clock (siehe unten). Das Konzept unterscheidet sich sonst aber in diversen Punkten. Leider ergaben sich damit in der Praxis Probleme in Form eines hörbaren Störsignals in der Musik. Auch macht dieser Hersteller keine klaren Angaben darüber, ob es sich um 50 oder 75 Ohm Verbindungen handelt, liefert aber noch nicht mal ein passendes Kabel mit und sagt auch sonst nicht, welche System-Voraussetzungen zur Kompatibilität mit anderen Produkten erfüllt sein müssen. Vor allem wegen des Störsignals hatte ich den Test abgebrochen, bis alles geklärt ist. Inzwischen ist nun aber Silent Angel mit der Genesis GX eingetroffen – und es gibt ganz andere Fragen zu klären.

Zwei Punkte sind mir besonders aufgefallen:

Punkt eins: Master Clocks arbeiten in der Regel mit EINEM Clock-Generator, welcher seinen Takt über mehrere Ausgänge unterschiedlichen Komponenten zur Verfügung stellen kann. Das klingt auch logisch, denn wenn alle verbundenen Geräte ihren Takt von ein und derselben „Uhr“ bekommen, kann es keine Abweichungen geben. Der Genesis GX arbeitet aber mit VIER Clocks. Eine für jeden Ausgang. Kann das gut sein?

Punkt zwei: Es gibt neben Taktgebern für einfachere Anwendungen im Wesentlichen zwei gängige Arten von besonders hochwertigen Taktgeneratoren. TCXO (Temperature Controlled Crystal Oscillator) -Clocks sind mit einer Schaltung versehen, die Taktabweichungen aufgrund von Temperaturschwankungen in einem gewissen Bereich kompensieren kann. Dann gibt es noch OCXO-Clocks (Oven Controlled Crystal Oscillator). Diese haben eine eigene „Heizung“ eingebaut, welche den Schwing-Quarz stets auf einer einheitlichen Temperatur (meist bei 75° C, also oberhalb üblicher Umgebungstemperaturen) hält.

OCXO-Clocks sind TCXOs grundsätzlich überlegen. Aber sie sind auch teurer, brauchen mehr Leistung und nach jedem Einschalten eine gewisse Zeit, um auf die Nominaltemperatur zu kommen.

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Blick in das Innenleben der Clock. Sieht recht leer aus, aber das ist auch Absicht. Das oberste Ziel lautet, die vier Clock-Module (die kleinen silbernen Kästchen vor den Buchsen) so gut wie möglich vor jeglicher Störung abzuschirmen. Daher auch die dicken Trennwände zwischen den vier Clock-Schaltungen (Foto: Krey Baumgartl)

In der Silent Angel Genesis GX kommen vier TCXO-Clocks höchster Güte zum Einsatz. Der Entwickler sagt, diese Art von Clocks wäre für Netzwerkkomponenten, zu denen Geräte wie Switch oder Server nun mal zählen, besser geeignet. Und sie sind günstiger, wodurch der Genesis GX preislich deutlich unterhalb anderer High-End-Clocks angeboten werden könne. 

Chorus Chuang erklärte mir außerdem, der Einsatz von vier Clocks statt einer einzelnen „Master“-Clock würde hier keine Nachteile durch etwaige Abweichungen im Takt untereinander bewirken. Das muss ich erst mal so hinnehmen.

Aber da ist noch mehr. Die Genesis GX hat vier Anschlüsse. Zwei davon arbeiten mit einer Verbindungsfrequenz von 10 MHz, was gängig im Audiobereich für Clocks ist. Die anderen Beiden arbeiten hingegen mit einer Frequenz von 25 MHz. Sowohl der Switch Bonn NX als auch der Server Rhein Z1 Plus (Testbericht) verfügen über einen passenden 25-MHz-Eingang. Alle vier Anschlüsse arbeiten mit 50 Ohm, aber das System erkennt und funktioniert auch mit 75-Ohm-Kabeln. Das ist schon mal ein großer Pluspunkt.

Die „Direct Clock“ genannte Technologie mit vier Einzel-Taktgebern im Genesis GX bietet laut Silent Angel erhebliche Vorteile, weil sie viel spezifischer auf die Besonderheiten in einer Netzwerkumgebung abgestimmt ist. Das folgende Diagramm erklärt und veranschaulicht das:

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Das Diagramm von Silent Angel ist selbsterklärend

Kurzum: Wenn digitale Audio- und Netzwerkkomponenten zusammenarbeiten, muss in der Regel ein klangverschlechternder Taktsynthesizer mit PLL eingesetzt werden. Nicht so bei der Silent Angel-Lösung.

So langsam wird ein Schuh daraus!

Silent Angel Genesis GX und Bonn NX in der Praxis

Im Gegensatz zu beispielsweise Streaming-Amps sind Geräte wie Switch oder Clock eher stille Begleiter. So wie Kabel. Einmal angeschlossen kann man sie im Grunde genommen vergessen. Es muss auch nichts bedient werden, außer vielleicht einmal den Schalter für die Traffic-LEDs oder den für die Clock-Umschaltung intern/extern in die richtige Position zu bewegen.

Für das Kabelmanagement am Switch macht sich der ordentliche Buchsenabstand des Bonn NX bezahlt. Selbst günstige CAT-8-Kabel sind oft mit ziemlich dicken Metallsteckern versehen, die beispielsweise im Melco schon mal Gehäuse-an-Gehäuse nebeneinander stecken. Das ist nicht nur unschön und fummelig, sondern könnte (mutmaßlich) sogar signaltechnisch Nachteile mit sich bringen, wenn die Stecker sich berühren.

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LAN-Kabel im Melco S100. Die enge Buchsenanordnung führt dazu, dass sich einige Stecker Metall-an-Metall berühren (Foto: F. Borowski)

Auch in Sachen Stromverbrauch kann man diese Komponenten weitgehend ignorieren. Sowohl der Genesis GX als auch den Bonn NX verbrauchen im Betrieb lediglich um 1 Watt. Zum Glück, denn es handelt sich um Komponenten, die nie abgeschaltet werden. Eine Powertaste haben sie gar nicht und es gibt auch keinen Standby.

Für die Clock-Verbindung ist kein großes Studium erforderlich. Silent Angel liefert dankbarerweise vier passende BNC-Kabel mit ca. 1,5 Metern Länge mit. Das sind keine exotischen Strippen. Bei Amazon kann man sich bei Bedarf für wenige Euro auch kürzere oder längere Varianten in exakt der gleichen Machart besorgen. Zu lang sollten sie aber nicht sein. Beim Anschluss muss nur darauf geachtet werden, ob es sich um eine 25- oder 10-MHz-Verbindung handelt. Für den Betrieb mit dem Genesis GX wird am Switch Bonn NX und am Rhein Z1 Plus der Schalter für die Clock von „Internal“ auf „Word Clock“ umgelegt. 

Die Erkennung und Synchronisation hat im Testzeitraum stets einwandfrei und vollkommen störungsfrei geklappt. Es gibt dafür keine Sync-LED, die auf eine korrekte Verbindung hinweist. Ist aber auch nicht wirklich nötig, denn steht der Schalter auf Word Clock und es kommt Musik, dann steht logischerweise auch die Verbindung zur Clock. Gegenprobe: BNC-Kabel abziehen – Musik futsch.

Hörtest: Gemeinsam unschlagbar

Der Hör-Parcours war für den Silent-Angel-Netzwerker und seinen taktgebenden Partner kein Selbstläufer und hat mich sehr viel Zeit mit unterschiedlichen Versuchsaufbauten gekostet. Als Primärgegner stand natürlich meine Switch-Referenz Melco S100 zur Stelle, den ich seit seinem Test als Arbeitsgerät einsetze, und zwar zusammen mit Sbooster-Netzteil als Ersatz für das Standard-Netzteil. 

Der Melco ist per SFP-Glasfaser über einen Konverter mit meinem Router verbunden. Beim Bonn NX musste ein ca. 7,5 Meter langes LAN-Kabel die Verbindung zum Router herstellen. Dafür hatte ich ursprünglich nur ein CAT-7-Kabel aus dem Amazon-Basic-Sortiment. Das funktioniert technisch einwandfrei, stellte sich nach diversen Versuchen aber als besonders schwaches Glied der Kette heraus.

Die ersten Hörvergleiche fanden zwischen den beiden Switches statt, zunächst ohne die Clock am Bonn NX und am Rhein Z1 Plus anzuschließen. Nach einigem Hin und Her konnte ich keinen so großen Vorsprung gegenüber dem Melco ausmachen, wie die Versprechungen es erhoffen ließen. Hmmm. Möglicherweise kann die SFP-Verbindung des Melco in meiner Konstellation ihre Vorzüge besser ausspielen. Also schloss ich den Melco stattdessen auch per LAN-Kabel an. Demselben Amazon-Kabel, das ich auch für den Bonn NX nutzte. Und siehe da: die Silent-Angel-Kombi konnte sich plötzlich klar absetzen, da der Melco per LAN stark an Reinheit und Kontrolle verlor.

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Hier noch mal das Gespann im Test-Setup (Foto: F. Borowski)

Nach diesem und diversen anderen Versuchen probierte ich zuletzt, das Amazon-LAN-Kabel, welches bei mir hinter einer Fußleiste verlegt ist, zu ersetzen. Ohne mir extra ein neues Kabel kaufen oder leihen zu müssen, ging das mit dem ausgezeichneten QED Reference Ethernet Kabel (Testbericht), welches mir in 5 Metern Länge vorliegt „per Luftlinie“. Für eine Verlegung hinter der Fußleiste ist das Kabel etwas zu kurz und vor allem zu dick und steif. Damit stand schnell fest, dass die Amazon-Strippe hier als Hemmschuh wirkte. So deutlich hätte ich das nie vermutet, aber mit dem QED konnte sich der Bonn NX auch im Vergleich zur SFP-Verbindung des Melco durchsetzen. Der Melco profitierte nicht ganz so stark von dem QED-Kabel, so dass der Bonn NX seinen Vorsprung ausbauen konnte.

Wie äußert sich das? Wie bei praktisch allen Verbesserungen innerhalb der digitalen Signalkette hauptsächlich mit einer gesteigerten Ruhe und Offenheit des Klangbildes. Aber auch feine Details und sogar die Basspräzision verbesserte sich mit der Silent-Angel-Kombi nicht unerheblich.

Anschließend kam die Genesis GX Clock zum Einsatz und wurde mit dem Bonn NX Switch und dem Rhein Z1 Plus als Roon Core verbunden. Einen kompatiblen Streamer mit 10 MHz Clock-Link habe ich derzeit nicht. Dafür soll demnächst noch der neue HiFi Rose RS130 Network Transport herhalten. 

Auch ohne taktsynchronisierten Streamer setzte sich das Silent-Angel-Gespann jetzt so richtig gut in Szene. Um es mit einem Vergleich aus der Fotografie zu beschreiben: Es schien, als hätte ich von einem hochwertigen Zoom-Objektiv auf eine Spitzenklasse Festbrennweite gewechselt. Das (Klang-) Bild erschien noch schärfer, noch kontrastreicher und irgendwie viel plastischer. Ein echter Wow-Moment.

Fazit: Rock around the Clock

Es steht fest: Der Silent Angel Bonn NX Switch zusammen mit der Clock Genesis GX sind meine neue Referenz für die Netzwerk-Verteilung in meiner Testumgebung. Insbesondere die Clock Genesis GX schlägt hier eine Brücke zwischen der Daten-Infrastruktur und den signalverarbeitenden Komponenten, wie es in dieser Konsequenz meines Wissens derzeit keine andere Clocking-Lösung macht. Das Ergebnis ist äußerst beglückend und hebt die digitale Wiedergabekette auf ein ganz neues Level. 

Klar, mit zusammen rund 6.800 Euro Listenpreis ist diese Kombi wahrlich kein Schnäppchen, im Konkurrenzvergleich aber definitiv als preiswert zu bezeichnen. Nur zum Vergleich: Die günstigste Lösung von dCS, die Lina Master Clock, kostet schon 8.750 Euro. Und da ist noch kein Switch dabei.

Zu dem überzeugenden Gesamtergebnis trägt auch die hervorragende Gehäusequalität mit tollem Finish bei, die rein gar nichts mehr mit typischem „Computer-Blech“ zu tun hat. Dank großzügiger Buchsenabstände, abschaltbaren Traffic-LEDs, der Option zum Anschluss externer Netzteile und großer Kompatibilität ist auch auf der praktischen Seite alles im Lot. Nicht zuletzt liefert Silent Angel auch vier passende BNC-Kabel für Clock-Verbindungen mit. Eine Plug-Play-and-have-Fun-Lösung, wie sie im Buche steht.

Erhebliche Klangsteigerung, insbesondere mit Clock
Aufwändiges und solides Gehäuse
Ordentliche Buchsenabstände, Traffic-LEDs abschaltbar
Mit externem Netzteil aufrüstbar

Master-Takt optimiert für Netzwerk und Audio
Aufwändiges und solides Gehäuse
Hohe Kompatibilität dank 50/75 Ohm Auto-Sensing
Mit externem Netzteil aufrüstbar

Vertrieb:
IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Str.11
41352 Korschenbroich
Telefon: 02161 / 617830
www.silent-angel.audio

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Silent Angel Bonn NX: 3.499 Euro
Silent Angel Genesis GX: 3.299 Euro

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Technische Daten

SILENT ANGEL BONN NX
Konzept:Audio-optimierter 8-Port LAN-Switch
Anschlüsse:8 x RJ45 Gigabit-Ethernet LAN-Ports, Ground-Klemme
Netzteil:Intern; optional mit externem Netzteil
Besonderheiten: Doppelhüllengehäuse, 25 MHz Clock-Link
Abmessungen (B x T x H):43,9 x 25 x 6,3 cm
Gewicht:7,37 Kilo
Alle technischen Daten
SILENT ANGEL GENESIS GX
Konzept:Word Clock für Netzwerk+Audio
Anschlüsse:4 x BNC 50 Ohm, davon 2 x 25 MHz und 2 x 10 MHz, Ground-Klemme
Netzteil:Intern; optional mit externem Netzteil
Besonderheiten: Doppelhüllengehäuse, 25 und 10 MHz Clock-Link, Direct-Clock-Technologie
Abmessungen (B x T x H):43,9 x 25 x 6,3 cm
Gewicht:6,82 Kilo
Alle technischen Daten
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Im Beitrag erwähnt:

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Test dCS Bartók APEX: Streaming-DAC mit Kopfhörerverstärker der Extraklasse
Test Melco S100: der audiophile Netzwerk-Switch
Test Trinnov Amethyst: Digitale Traumvorstufe mit Profi-Einmessung
Test QED Reference Ethernet Cable: lohnenswerte Klanginvestition oder Voodoo?

Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.