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Denon Home 350: Neueste HEOS Streaming-Technik mit ausgewachsenem 3-Wege-Box-Klang. 699 Euro (Foto: R. Vogt)
Denon Home 350: Neueste HEOS Streaming-Technik mit ausgewachsenem 3-Wege-Box-Klang. 699 Euro (Foto: R. Vogt)

Test Wireless-Speaker Denon Home 350: mit dem Klang einer Standbox

Mit dem Topmodell Denon Home 350 bringen die Japaner unter dem Dach von Sound United eine neue Serie von Musiksystemen auf den Markt, die – etwas unerwartet – die Geräte des gut eingeführten HEOS-Labels ablöst. Das kommt einem ein wenig vor wie „Raider heißt jetzt Twix“, ist aber ein logischer Schritt. Denn HEOS Streaming- und Multiroom-Technik steckt schließlich auch in Marantz Geräten. Und weil es nun als reine Technologie-Plattform im Hintergrund läuft, öffnet dies Tür und Tor für weitere Verwertung. Clever.

Denon Home 350 (Foto: R. Vogt)
Denon Home 350: der Quasi-Nachfolger des HEOS 7 (Foto: R. Vogt)

Wollte die Marke HEOS mit extravagantem Design der Lautsprecher noch Aufmerksamkeit erregen, scheinen die Denon Home Entwürfe eher auf Understatement getrimmt. Hochwertige, glänzende Kunststoffoberflächen mit unifarbenem Textil, ein LED, fertig. Dezent. Alle Technik tritt in den Hintergrund. Das trifft nicht nur meinen eigenen Geschmack. Zumal sich die einzigen Bedienelemente dezent verbergen – bis man sie benötigt.

Man kennt diese kapazitiven Näherungs-Effekte von Navigationsbildschirmen in neueren Autos, etwa bei Volkswagen, die ebenfalls nur bei Annäherung ihre Menüs präsentieren. So auch hier. Quickselect ist schon seit Ewigkeiten eine clevere Einrichtung von Denon Receivern, bei denen man seine gängigsten Quellen und Voreinstellungen mit einer Taste ein- oder umschaltet. Einfach die Taste mit der gewünschten Nummer ein paar Sekunden festhalten, schon sind der aktuelle Sender/Playliste/Quelle und sonstige momentane Einstellungen mit einem Tastendruck wieder verfügbar.

Das Konzept des Denon Home 350

Immerhin sechs dieser Speicher hat der Denon Home 350 auf seinem Top. Dazu kommen Start/Pause, und Plus und Minus für die Lautstärke. Mehr gibt es im Alltag nicht zu bedienen.

Alles andere handhabt man mit der bekannten App, die auch weiterhin HEOS heißen wird, denn sie kontrolliert die HEOS-Module aller Marken, derzeit also auch Marantz. Die App gibt es für Apple und Android Geräte mit Touchscreen. Auf anderen Plattformen findet man, etwa im Microsoft Store, auch kompatible Apps von Drittanbietern.

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Denon Home 350 (Foto: R. Vogt)
Home 350 Aufsicht von schräg oben (Foto: R. Vogt)
Denon Home 350 (Foto: R. Vogt)
Denon Home 350 Front (Foto: R. Vogt)
Denon Home 350 (Foto: R. Vogt)
Denon Home 350 (Foto: R. Vogt)
Denon Home 350 (Foto: R. Vogt)
Home 350 Anschlüsse (Foto: R. Vogt)
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Der Formfaktor der 350er entspricht mit 38 x 23 cm Front und einer Tiefe von 18cm in etwa einem auf die Seite gestellten Schuhkarton. Das klingt zunächst für eine solche Box vergleichsweise groß, wirkt aber recht unauffällig. Und wem der 350er noch zu groß ist, für den es gibt ja die kleineren Geschwister: den Denon Home 250 mit etwa der halben Größe und den Benjamin Denon Home 150 mit ungefähr einem Viertel des Platzbedarfs.

Und weil sich jeweils zwei gleiche Denon Home Boxen auch zu einem Stereo-Paar konfigurieren lassen, tun es vielleicht auch zwei Home 150 oder Home 250 mit etwas weniger Pegel. Doch auch zwei 350er lassen sich koppeln: Das reicht dann Power-mäßig, um zumindest die kleine Discokugel anzuwerfen. Aber dazu später. Koppelt man übrigens zwei Stereo-Boxen wie das Modell 350 zu einem Stereo-Paar, werden die jeweils inneren Hoch- und Mitteltöner entsprechend angepasst angesteuert, um wirklich das Klangbild einer einzigen Stereo-Quelle darzustellen. Clever.

Unterseite (Foto: R. Vogt)
Unterseite mit Füßen, Lüftung und Fixierung (Foto: R. Vogt)

Es bleibt noch ein Blick auf die Unterseite des Gerätes. Gewinkelte Gummifüße entkoppeln den Lautsprecher vom Untergrund. Es gibt zwei Griffmulden. Das breite Gitter lässt Kühlluft für die Elektronik eintreten. Und eine Gewindebuchse aus hochwertigem Messing erlaubt die Sicherung auf Ständern oder Wandhalterungen.

Anschlussterminal (Foto: R. Vogt)
Anschlussterminal mit Kopplungs-Tasten für WLAN und Bluetooth (Foto: R. Vogt)

Nach dem Einstecken und wenigen Sekunden Startvorgang kann es mit einem kurzen Druck auf die Connect Taste losgehen. Der Erstkontakt zur App gelingt entweder über Bluetooth, was bei mit meinem Android Smartphone sofort klappte. In der Apple-Welt funktioniert das ähnlich gut unter Zuhilfenahme des WAC (Wireless Accessory Configuration) Begrüßungsmodus von Apple, den das HEOS-Modul während der ersten 15 Minuten des Betriebs sendet. WLAN richtet sich jeweils automatisch ein. Und ganz ohne das Prozedere geht es wie immer per LAN-Kabel – einstecken: läuft.

Chassis-Anordnung (Foto: Sound United)
Denon Home 350 Chassis-Anordnung. Auch der 16,5 cm Tieftöner ist doppelt ausgeführt – aber nach hinten (Foto: Sound United)

Die Stoffbespannung lässt sich nur mit Spezialwerkzeug im Service entfernen, deshalb nutzen wir eine Zeichnung der Bestückung des Denon Home 350. Da stecken wirklich zwei vollaktive 3-Wege-Boxen drin! Auf das Nettovolumen von 8 Liter arbeiten zwei 16,5 cm Tieftöner, zwei 5 cm Mitteltöner und zwei nach außen gewinkelte 20 mm Kalottenhochtöner. Die beiden Bässe arbeiten Rücken an Rücken in einer so genannten Push-Push-Anordnung, damit sich deren kinetische Energie gegenseitig auslöscht. Das Prinzip funktioniert prächtig: selbst bei vollem Pegel vibriert oder klappert da nix.

Zurück zum Stichwort Discokugel: Der Maximalpegel wird mit realistischen 104 Dezibel angegeben. Das ist fast doppelt so laut wie ein Heos 7. Es kommt noch dicker, denn er spielt fast eine Oktave weiter in den Basskeller. 32 Herz werden als untere Grenzfrequenz angegeben.

Das galt es zu prüfen, denn damit würde die tönende Schuhschachtel tiefer und lauter spielen als manch eine ausgewachsene konventionelle 3-Wege-Box.

Denon Home 350: Frequenzgang mit Rauschen bei 80dB (Messung: LowBeats)
Denon Home 350: Frequenzgang mit Rauschen bei 80dB (Messung: LowBeats)

Weil sich solch eine Box mit dynamischem, aktiven Processing gar nicht so ohne weiteres konventionell messen lässt, verwendete ich ein komplexes, breitbandiges Signal, sprich Rosa Rauschen. Und siehe da: in 1 Meter Entfernung zeigt sich im gemittelten Analyzer-Grafen ein Bilderbuch-Frequenzgang. Es gibt eine kleine Brillanz-Anhebung, die dürfte aber bei größeren Hörabständen und je nach Dämpfung des Raumes dezenter ausfallen. Und der Bass läuft wirklich sauber bis an die 25 Hertz hinab. Kein Wunder also, dass die 350er schon bei ersten Höreindrücken so erwachsen klang. Die Messung entstand übrigens frei aufgestellt, der leichte Abfall zu tieferen Frequenzen kompensiert sich bei Aufstellung nahe einer Wand oder auf einem Sideboard von ganz alleine.

Übereinandergelegt: Frequenzgang bei 86dB (grün) und 72dB (blau) (Messung: LowBeats)
Übereinandergelegt: Frequenzgang bei 86dB (grün) und 72dB (blau) (Messung: LowBeats)

Viele dieser ultra kompakt gebauten All-In-One-Boxen mit aktiver Entzerrung leiden bei steigendem Pegel unter starken Frequenzbeschneidungen im Bass. Das passiert hier nicht. Ich konnte bis über 90dB mittleren Pegels messen, alles linear. Im Gegenteil: Bei geringeren Pegeln verändert sich der Frequenzgang. In der Mess-Grafik oben habe ich mal eine Messung von 86dB und eine bei 72dB übereinander geschoben. Man erkennt eine Loudness-typische leichte Bassanhebung und dezente Höhen- und leichte Grundton-Absenkung. Das hat alles seine Richtigkeit. Aber die Beschneidung des Basses bei größeren Lautstärken kennt der Denon nicht. Super. P.S.: Wem es trotzdem nicht reicht,  kann – wie beschrieben – einen zweiten Home 350 in Stereo-Konfiguration (dann mit doppelten Pegel) koppeln und sogar den HEOS Subwoofer DSW-1H dazu schalten…

Damit ersetzt der Denon Home 350 akustisch tatsächlich eine ausgewachsene Stereoanlage mit  schlanken Standlautsprechern. Und selbst da muss man erst mal welche finden, die unter 50 Hertz noch sauber spielen.

Wie geht sowas? Ohne Bassreflex oder Horn? Ein Geheimnis liegt darin, dass man dank ausreichend Power moderner Digitalendstufen und DSP-Rechenpower heute die eigentlichen Chassis rein auf Wirkungsgrad hin konstruieren kann. Auf Phasengang, Amplitudenfrequenzgang oder Impulswiedergabe nimmt man für die mechanischen Bauteile keine Rücksicht mehr. Denn genau diese drei Eigenschaften kann man elektronisch quasi perfekt kompensieren, genau wie das eigentlich zu geringe Gehäusevolumen. Nur den Wirkungsgrad, den eben nicht. Daher kann man mit Membranfläche anders haushalten als bei einer konventionelle Box mit Passiv-Frequenzweiche. Genial.

Betrachten wir die ökologische Seite: Solch ein Gerät macht ja nur Sinn, wenn es stets bereit im Standby an der Netzdose nuckelt. Im Standby braucht der Denon Home 350 um die 2 Watt. Für den Betrieb ist er mit 37 Watt spezifiziert. In der Praxis zeigte das Leistungsmessgerät bei typischer Berieselungs-Lautstärke genügsame 11 Watt an. Bei fettem Techno und dem Lautstärkeregler auf Vollgas erreichte er Spitzen von immer noch sparsamen 90 Watt. Und heiß wird da auch nichts. Hier sind wirklich mechanischer und elektrischer Wirkungsgrad maximal optimiert. Eine beeindruckende Ingenieursleistung.

Bedientasten auf der Oberseite (Foto: R. Vogt)
Denon Home 350 (Foto: R. Vogt)

Der Klang

Und auch gehörseitig macht das kleine Köfferchen einen guten Eindruck. Es klingt so ausgewachsen wie es sich misst und das auch aus größeren Hördistanzen. Der Denon Home 350 klingt satt, angenehm stressfrei, überraschend fein aufgelöst in den Mitten und mit detailreichen, samtigen Höhen. Wenn man etwas vorwerfen kann, dann dass Stimmen etwas vergrößert dargestellt werden. Aber das sind bereits Maßstäbe für eine „echte“ HiFi-Anlage. Krass. Da merkt man sofort, dass nun die Ingenieure, die sonst bei Denon klassisches HiFi klanglich abstimmen, das Ruder übernommen haben.

Und ja: Die Stereobasis ist schmal, wirkt aber plastisch und breiter als das Gehäuse. Durch die schräg nach außen gerichteten Hochtöner wird auch der Raum mit eingebunden.

Fazit

Der Denon Home 350 ist die erste All-In-One-Lösung, die ich mir selbst als Substitut einer „echten“ Stereoanlage angedeien lassen würde, denn hier passierte deutlich mehr als nur ein Etiketten-Wechsel. Der Home 350 entpuppt sich klanglich und pegelmäßig als deutlich erwachsener als sein Vorgänger Heos 7.

Der 350er klingt leise wie laut angenehm und er kann wirklich verblüffend laut. Erst ganz am Ende der Lautstärkeskala verliert sich die Ausgewogenheit. Übrigens taugt er mit gut 10 Millisekunden Latenz sogar als Lautsprecher für Youtube Videos ohne erkennbaren Verlust der Synchronität zwischen Bild und Ton. Und die Bedienbarkeit ist einfach ausgereift: klasse. Von unserer Seite gibt es dafür ein „überragend“.

Denon Home 350
2020/02
Test-Ergebnis: 4,5
Überragend
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klang einer vollwertigen Standbox!
HEOS Integration für Multiroom & Streaming
geringer Energieverbrauch
Beschallt selbst größere Räume

Vertrieb:
Denon Deutschland
Division of D&M Germany GmbH
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal
www.denon.com/de-de/

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Denon Home 350: 699 Euro
Denon Home 250: 499 Euro
Denon Home 150: 249 Euro

Weitere große Bluetooth-Speaker im Test:

Test: WLAN-Box Denon Heos 7 HS2 mit Bluetooth
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Mehr zu den kleinen Brüdern des Home 350:

Denon Home 150 und Denon Home 250: Drahtlos-Lautsprecher mit HEOS im Test

Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.