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Denon DRA-800H: Stereo-Receiver mit HDMI und HEOS Multiroom und Streaming, 649 Euro (Foto: Sound United)
Denon DRA-800H: Stereo-Receiver mit HDMI und HEOS Multiroom und Streaming, 649 Euro (Foto: Sound United)

Test: Denon DRA-800H Stereo-Receiver mit HEOS Streaming/Multiroom

Der klassische Stereo-Receiver ist eine selten gewordene Spezies. Doch als „digitaler Stereo-Receiver“ hat diese Gattung neuerdings wieder trefflich gute Überlebenschancen – weil sie universell einsetzbar und überragend ausgestattet ist. Gemeint sind Hybride aus digitalem AV-Receiver und klassischem analogen Stereo-Vollverstärker. Davon gibt es mittlerweile einige am Markt, doch der wahrscheinlich interessanteste ist der neue Denon DRA-800H. Und den hatten wir jetzt für einige Wochen im Test.

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Denon DRA-800H in Schwarz (Foto: Sound United)
Denon DRA-800H in Schwarz (Foto: Sound United)
Denon DRA-800H in silber (Foto: Sound United)
Denon DRA-800H in Silber (Foto: Sound United)
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Man könnte meinen, derartige Chimären wüßten nicht recht, wo sie hingehören. Aber ich glaube, in diesem Fall (wie auch beim zuvor getesteten Onkyo TX-8270) ist die Zuordnung einfach. Für die meisten potentiellen Käufer ist der DRA-800H schlicht ein Vollverstärker mit Streamingplayer. Der Blick auf die Rückseite verrät, wieso.

Denon DRA-800H: Klassischer Stereoverstärker plus Digitale Welt (Foto: Sound United)
Klassischer Stereoverstärker, der Streaming- und Video-Möglichkeiten vereint (Foto: Sound United)

Der Denon ist universeller als eine Kombi von separaten Komponenten klassischer Bauart, weil er eben auch HDMI-Eingänge besitzt und so bei maximaler Audio-Auflösung mit bis zu 24Bit mit 192kHz auch Zugang zur Spielekonsole, zum Sat-Receiver oder zum Blu-ray-Player bietet. Für viele fast noch wichtiger: Der HDMI-Ausgang dient dank ARC (Audio Return Channel) auch dazu, den Ton des Fernsehers in die Lautsprecher zu holen. Wem also ein Soundbar zu dünn klingt, der kann Filme, Serien und Konzerte auch mit vollem Klang genießen – so fern er denn die entsprechenden Lautsprecher im Wohnzimmer hat.

Kleiner HDMI-Exkurs:

HDMI-Standards
HDMI kann stets PCM-Ton (Foto: R. Vogt)

Bevor spitzfindige Leser aus dem Heimkino-Lager es reklamieren: Ja, der DRA-800H kann alle aktuellen Videostandars bis 4K mit allen HDR-Varianten verarbeiten. Aber: Nein, er hat keinerlei Surround-Decoder an Bord, kein Dolby, kein DTS, nix dergleichen. Braucht er auch nicht! Alle Geräte, die Surround empfangen oder abspielen können, sind in der Lage, alles selbst in PCM-Stereo zu wandeln und mundgerecht auszugeben. Daher braucht der Denon auch keinen eARC-Eingang, denn den braucht es nur für Dolby Atmos & Co.

Der Aufbau des Denon DRA-800H

Wer die Rückseite genau betrachtet, findet neben Analog- und Digital-Eingängen auch Phono MM und zwei Ausgänge, die man sonst eher aus der AV-Welt kennt: Zone2 und zwei Subwoofer. Und richtig, der Stereo Receiver bietet ein echtes Bassmanagement mit Aktiv-Frequenzweiche zum Betreiben von kleineren Lautsprechern plus Subwoofer, was oft akustisch günstiger und wohnraum-tauglicher zu gestalten ist als große Boxen. Die zwei Ausgänge liegen allerdings parallel und lassen sich nicht separat ansteuern. Immerhin: Pegel, Laufzeit und Übergangsfrequenz kann man weiträumig und fein abgestimmt einstellen. Als Wunsch bleibt eine Raumkorrektur oder gar automatische Einmessung. Ein Blick unter die Haube mit dem dicken Shark-DSP zeigt, dass die Hardware dies beherrschen können sollte.

Wer die Maschine im „Pure Direct“ Modus betreibt, hat einen reinen analogen Vollverstärker beziehungsweise einen integrierten Digital/Analog-Wandler. Dieser ist – ein angenehmes Erbe aus der Surround-Welt – für einen Receiver dieser Preislage ungewöhnlich aufwändig konstruiert. Der Wandlerchip AK4458VN kann nähmlich bis zu 8 Kanäle verarbeiten, welche Fähigkeit die Ingenieure hier in der Stereowelt für eine Doppel-Differenzialschaltung einsetzen. Nutzt man wie hier vier D/A-Wandler entsprechend beschaltet, kann man bis zu einer Zehnerpotenz an Dynamik und Rauschabstand gewinnen, weil sich Störungen aus dem Signal subtrahieren.

Digital/Analog-Wandlung in Doppel-Differenzialschaltung, auch für den Subwoofer (Grafik: Denon)
Digital/Analog-Wandlung in Doppel-Differenzialschaltung, auch für den Subwoofer (Grafik: Denon)

Der Rest der eigentlichen Verstärkersektion ist klassisch aufgebaut, wie ein Denon-Vollverstärker. Das kräftige Netzteil liegt beispielsweise maximal entfernt von den empfindlichen Baugruppen der diskreten Vorverstärkersektion. Die Endstufen führen das Konzept der maximalen Symmetrie durch ihren spiegelbildlichen Aufbau fort. Zahlreiche Bauteile sind zur Minderung von Mikrofonie-Effekten mechanisch bedämpft, das gilt auch für die Kühlrippen der Endstufen. Das Ganze ruht auf einer doppelten Sandwich-Grundplatte. Für die klangliche Abstimmung des DRA-800H war Denons Sound-Meister Yuki Takahashi verantwortlich.

Denon DRA-800H: das Innenleben, top verarbeitet (Foto: Sound United)
Denon DRA-800H: das Innenleben, top verarbeitet (Foto: Sound United)

In der Handhabung macht sich wieder positiv bemerkbar, dass Komponenten aus der Heimkino-Sparte mit verbaut sind. Denn neben den klassichen Drehreglern aus Aluminium am akkurat verarbeiteten Receiver selbst und der aufgeräumten Fernbedienung lässt sich das Gerät per On-Screen-Menü übersichtlich handhaben. Apps für den Receiver und HEOS erlauben Touchscreen-Bedienung und letztlich geht das alles auch ohne App mit jedem Browser per Webmenü. Das Webmenü bietet überdies noch das Feature einer Datensicherung der gesamten Konfiguration.

Denon Fernbedienung (Foto: R. Vogt)
Die Fernbedienung (Foto: R. Vogt)

Angenehm: Die Menüs sind alle inhaltlich identisch und auch in ihrer Ansicht im Rahmen der Möglichkeiten angepasst. OSD, App und Webinterface bieten praktisch einen nahtlosen Übergang.

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Denon DRA-800H Webmenü (Foto: R. Vogt)
Die Bedienung ist weitgehend homogenisiert, hier das On-Screen-Display am TV… (Foto: R. Vogt)
Denon DRA-800H iPad App (Foto: R. Vogt)
…das sich in der App genauso wiederfindet wie hier am iPad…(Foto: R. Vogt)
Denon DRA-800H Webmenü (Foto: R. Vogt)
…oder einem beliebigen Webbrowser (Foto: R. Vogt)
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Dank der Steuerung per App oder Browser macht auch die Zone2 Sinn, die sich eben leicht auch mal eben von der Küche aus kontrollieren lasst. Überhaupt dürfte für viele das integrierte HEOS Modul ein Kaufgrund sein, denn viel universeller und unter einheitlicher Bedienoberfläche kommt man sonst kaum auf ein solch buntes Potpourri aus Diensten und Möglichkeiten, Musik ein- und auszuspielen. Hier finden Spotify, Amazon Music, TuneIn, TIDAL und Deezer ihr Nest. Zugespielt werden kann per LAN, WLAN, AirPlay 2 oder Bluetooth. Nicht zu vergessen ist zusätzlich highendiges lokales Streaming per DLNA/UPnP oder USB in den Formaten WAV, FLAC, ALAC und DSD (2,8/5,6 MHz).

Denon DRA-800H: Praxis und Klang

Wer maximale Klangqualität hören möchte, der steuert entweder eine analoge Klangquelle bei oder spielt über das HEOS-Modul zu. Denn weil dieses als Tochterplatine direkter Bestandteil des Digitalboards ist, arbeitet es praktisch jitterfrei mit dem D/A-Wandler zusammen. Und so klang es dann dank der guten Verstärkerstufen auch für diese Preisklasse angenehm plastisch und transparent luftig, mit breiter, klar gestaffelter Bühne in der Breite bis knapp über die Stereobasis heraus.

Verblüffend highendig gab sich die Tiefenstaffelung. Bei Aufnahmen, die das provozieren, wie Yellos geniales „Till Tomorrow“ präsentieren sich die Musiker von deutlich vor der Lautsprecherebene im Zimmer bis zum viele Meter in die Tiefe rechenden Raum dahinter. Sehr natürliche, will heißen technisch unbehandelte Aufnahmen, wie etwa Ella Fitzgeralds Duett mit Satchmo „Moonlight in Vermont“ von Anno ’56, bildeten sich vorschriftsmäßig in Mono genau zwischen den Lautsprechern ab.

Heco Celan GT (Foto: R. Vogt)
Beim Testen: Die Heco Celan GT mit On-Screen-Menü der Musik von HEOS (Foto: R. Vogt)

Wie schon bei aktuellen AV-Receiver-Modellen bietet der Denon DRA-800H ein hervorragend funktionierendes Energie-Management, das man beruhigt auf „Auto“ stellen kann. Er gibt, abhängig von der Lautstärkestellung und dem anliegenden Signal, stets etwas mehr Energie auf die Endstufen, als diese gerade benötigen. Das hält die Bauteile kühl und spart wirklich Energie. Ein Test bei partytauglichen Pegeln mit „Let’s Groove“ von Earth, Wind & Fire spielte irrsinnig druckvoll und dabei kristallklar, keine Spur von „Handbremse“. Das hat Kraft und Luft, bleibt glockenklar in den Höhen. Toll!

Kritik gibt es wenig. Der Denon ist sehr auf Transparenz bedacht und lässt für meinen persönlichen Geschmack hier und da ein paar wärmere Klangfarben unterbetont. Wem es da wie mir geht, der sollte sich den bau-ähnlichen Marantz NR1200 anschauen. Marantz stimmt seine Geräte etwas erdiger ab, der NR1200 lässt sich zudem auch als echter Vorverstärker (Hauptzone) nutzen. Er kostet 699 Euro.

Fazit: Ein Receiver auf der Höhe der Zeit

Der Denon DRA-800H bietet für 650 Euro ein echt dickes Paket an Ausstattung und positiven Eigenschaften. Er schafft ohne Abstriche den Brückenschlag zwischen analogem Stereo-Vollverstärker und modernem digitalen Streaming-Player. Dazu bietet er Zugang zur Videowelt mit allem HDMI-Komfort, Bassmanagement und Zone2. Ach ja: UKW und DAB+ stecken auch noch drin. Er kommt mit Vinyl genauso klar wie mit Bluetooth und lässt sich modern per App/Webinterface oder mit massiven Drehreglern und Fernbedienung handhaben.

Wer auf glockenklare Höhen mit federndem, kräftigen Bass bei verblüffend plastischer Bühnenabbildung steht, der wird sich schnell zuhause fühlen. Dazu kommt die gute Verarbeitung mit dicken Drehreglern aus Aluminium. Das ist schon ein cooles Gesamtpaket.

Denon DRA-800H
2019/10
Test-Ergebnis: 4,5
Überragend
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Stereo-Receiver mit HDMI
HEOS Integration für Multiroom & Streaming
Bedienung Fernbedienung oder App + Browser
Echtes Bassmanagement

Vertrieb:
Denon Deutschland
Division of D&M Germany GmbH
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal
www.denon.com/de-de/

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Denon DRA-800H: 649 Euro

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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.