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Verarbeitungsdetail der Sonus faber Chameleon
Die Sonus faber Chameleon sind fantastisch verarbeitet und können sich – dank auswechselbarer Seitenwangen – auch nachträglich an sich ändernde Wohnraumgegebenheiten anpassen. Die Standboxen Chameleon T kosten 2.300 Euro pro Paar (Foto: Sonus faber)

Test Sonus faber Chameleon T: schönste Box um 2.000 €

Standbox Sonus faber Chameleon T
Die Sonus faber Chameleon T: Eine 3-Wege-Standbox mit etwas über einem Meter Höhe und außergewöhnlichem Chic (Foto: Sonus faber)

Unter allen Lautsprecher-Herstellern ragt Sonus faber immer etwas heraus. Weil die Italiener schon seit ihrem Bestehen einen kulturellen Ansatz pflegen und Lautsprecher nicht als simple „Boxen“, sondern eher als Musikinstrumente verstehen. Und weil sie es immer schaffen, ihren Lautsprechern eine faszinierend schöne Optik zu verpassen; häufig erinnern sie tatsächlich an alte Musikinstrumente. Auch von der Klang-Idee orientieren sie sich immer an der Natürlichkeit des Tons. Effekthascherei mit irrsinniger Hochtonauflösung oder mit überbordendem Sensationsbass steht nicht im Anforderungskatalog. Chameleon war bislang die günstigste Form, diese Sonus faber Kultur zu erleben. Seit der HIGH END 2016 geht es noch günstiger – mit Principia, einer abgespeckten Version der Chameleon. Aber Principia sieht nicht so lecker aus wie Chameleon und wird auch nicht mehr in Italien, sondern im fernen China zusammengebaut. Aber zurück zur Chameleon, insbesondere zu unserem Testmodell, der Sonus faber Chameleon T.

Die einzige Standbox der Serie ist eine echte 3-Wege Konstruktion mit zwei 18 Zentimeter Tieftönern in einem Bassreflexgehäuse. Wie auch der Mitteltöner sind sie mit einer Polypropylen-Membran ausgestattet.

Interessant. Irgendwie dachte ich, dieser hochdämpfende Kunststoff hätte sich als Membranmaterial überlebt. Aber falsch gedacht.

Tatsächlich begegnet mir Polypropylen neuerdings wieder vergleichsweise häufig. Sein Vorzug liegt auf der Hand: Es klingt einfach von sich aus schon angenehm. Und auch die 29 Millimeter große Kalotte des Hochtöners weist mit ihrem Material (beschichtetem Gewebe) eher in Richtung gutmütige Wiedergabe.

Doch der Klang ist bei der Sonus faber Chameleon T nur die Hälfte der Miete. Dass die Konkurrenz im Bereich um 2.000 Euro extrem stark ist, war den Sonus faber Machern bei der Konzeption ihrer „Einsteiger“-Serie bewusst.

Deshalb spielten sie ihre zweite starke Karte – das ansprechende Äußere. Nicht nur, dass sie einen hocheleganten Entwurf für das Gehäuse hinlegten.

Sie bespannen die Vorder-, Rück, Ober- und Unterseite mit einem eleganten Kunstleder und geben dem Käufer die Möglichkeit, die Lautsprecher sich verändernden Wohnsituationen anzupassen.

Wie? Mit auswechselbaren Seitenwangen in unterschiedlichen Farb-Varianten. Diese Seitenwangen sind durch eine Kautschuk-Schicht bedämpft und sitzen – gehalten über Stifte – auf den eigentlichen Gehäusen.

Das ist perfekt gemacht, da klappert selbst bei höchsten Pegeln nichts.

Wir haben es natürlich ausprobiert: Die Chameleon T spielt auch ohne Seitenwangen gut. Mit klingt es aber noch ein bisschen besser, stabiler.

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Die Verarbeitung der Sonus faber Chameleon T
Die Sonus faber Chameleon T ist „made in Italy“ und gemessen am Preis exzellent verarbeitet (Foto: Sonus faber)
Die Sonus faber Manufaktur von vorn
Die Sonus faber Manufaktur dokumentiert schon von außen den hohen kulturellen Anspruch: Das Dach des Gebäudes hat die Form einer Bratsche (Foto: Sonus faber)
Das BR-Rohr der Chameleon T
Die Schallwand wie auch die Rück- und Oberseite sind mit Kunstleder bespannt. Die Treiber sind mit einer Blende aus Kunststoff abgedeckt, sodass keine Schrauben zu sehen sind. Die Chameleon T ist eine Bassreflex-Konstruktion mit vergleichsweise großer BR-Öffnung (Foto: H. Biermann)
Die Sonus faber Chameleon T von innen
Das Gehäuse der Sonus faber Chameleon T von innen. Man sieht die Verstrebungen und den durchweg soliden Aufbau (Foto: H. Biermann)
Der Tieftöner der Sonus faber Chameleon
Die Tieftöner sind – wie auch der Mitteltöner – mit PP-Membranen bestückt. Die Doppelbass-Konstruktion erzeugt zusammen mit dem BR-Gehäuse einen grandios sauberen, druckvollen Bass (Foto: H. Biermann)
Die Sockelplatte der Sonus faber Chameleon T
Die Sonus faber Chameleon T hat eine Sockelplatte, die die Standfläche vergrößert und für festen Halt sorgt (Foto: Sonus faber)
Anschlussfeld
Auch hinten alles in Kunstleder. Das Bi-Wiring Anschlussfeld gibt uns einen Ausblick auf die Herstellung: Seriennummer 50 – noch eines der ersten Paare, das sich hier zum LowBeats Test eingefunden hat (Foto: H. Biermann)
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Aktuell gibt es sechs Farben: Metal Blue, Metal Grey, Orange, Red, Black und White. Eine Farbe ist natürlich im Kaufpreis enthalten.

Wenn sich aber die Wohnung oder der Geschmack ändern, lässt sich über ein Auswechseln der Wangen (kostet 500 Euro) ein optisch ganz neuer Auftritt erreichen – wie bei einem Chamäleon eben.

Die Idee ist nicht ganz neu, wird aber aktuell nur von Sonus faber umgesetzt. Die Flexibilität des Wechselns erweitert auch das mögliche Farbspektrum für die Lautsprecher.

Unser Testpärchen hatte der Sonus faber Vertrieb vorsorglich in zwei Farbvarianten geschickt: Red und White. Beides machte sich sowohl im HiFi- als auch im Wohnhörraum super.

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Die Sonus faber Chameleon Familie in der Skizze von der Seite
Die Chameleon Familie in der Skizze von der Seite: Alle drei sind auf ihre Art besonders. „C“ steht für Center, „B“ für Bookshelf und „T“ für Tower (Skizze: Sonus faber)
Die Farbvarianten der Serie
Derzeit sind sechs Farben für die Wechselpanele erhältlich – hier am Beispiel der Chameleon B (Foto: Sonus faber)
Die leichte Neigung
Insgesamt ist die Sonus faber Chameleon T leicht nach hinten geneigt. Das sieht chic aus und verbessert das Zeitverhalten – denn so sitzen die Schallentstehungszentren (die Schwingspulen) von Hoch- und Mitteltöner übereinander, wodurch deren Schallanteile zeitgleich beim Zuhörer ankommen (Foto: Sonus faber)
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Sonus faber Chameleon T im Hörtest

Coverbild Mahler Sympjonie No 5 Claudio Abbado
Mahler ist unter HiFi-Freunden ja immer gern genommen, weil die Werke alles bieten – und von der Anlage alles fordern. Die Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern unter Claudio Abbado ist aber noch einmal besser, mehr auf den Punkt (Cover: Amazon)

Im Hörtest ist sie kein Chamäleon,  sondern immer wieder eindeutig zu erkennen. Wir hatten die Sonus faber Chameleon T fast vier Wochen in der Redaktion – also ausreichend Zeit, sie ausgiebig zu testen. Sofort auffällig – und zwar unabhängig vom angeschlossenen Verstärker – war ihr Hang zum schönen Ton.

Selbst das fiese Saxophon auf Yuri Honings „Walking On The Moon“ (Star Tracks) spielte die Chameleon T mit viel Charme und wenig Härte. Bis an ihre Pegelgrenze blieb sie dabei: keine harschen Töne. Äußerliche und klangliche Ästhetik gehen hier Hand in Hand.

Ebenfalls ein Indiz für ihre Güte war das komplette Loslösen des Klangbilds vom Lautsprecher. Die Abbildung war nicht sehr hoch, dafür tief und recht breit. Aber mit den Lautsprechern schien dies alles nichts zu tun zu haben. Fantastisch.

Was ich mir gewünscht hätte, wäre mehr Transparenz und Feinheit im oberen Mittenbereich. Wenn bei Mahlers Symphonie Nummer 5 die Hörner einsetzen, wenn der Trauermarsch beginnt, muss es einfach ein bisschen kernig zugehen.

Aber da muss man sich als Entwickler einfach entscheiden: Wenn Yuri Honings Saxophon nicht das Trommelfell reizen soll, kann auf der anderen Seite nicht die Mega-Auflösung und -Lebendigkeit stehen.

Die Chameleon T entblättert in diesem Bereich die Details etwas weniger leichtfüßig als andere herausragende Lautsprecher dieser Klasse.

Womit sich die Chameleon T hingegen nach oben absetzen kann, ist der Bass. Man traut es einer so stylischen Box gar nicht zu. Aber denkste. Bassdrums, E- oder Kontra-Bässe: Das alles hatte so viel Kraft, so viel Struktur.

Der sauber eingebundene Tieftonbereich der Chameleon T zeigt auf beeindruckende Weise, wie viel Klangfarben und dynamische Schattierungen auch im Bereich unter 250 Hertz stecken. Die Pauken bei Mahler kamen so krachledern, so präzise und druckvoll, dass es die wahre Freude war.

Letztendlich macht die Sonus faber Chameleon T, was man sich von den meisten Lautsprechern wünscht: Sie zaubert große, schöne, nie lästige Klangbilder ins Wohnzimmer und verblüfft mit einem durchzugsstarken Bass, der auch vor Techno nicht einknickt.

Die hohe Präzision und Sauberkeit des Bassbereichs inspirierte mich zu allerlei Versuchen, die Chameleon T auch in Rückwandnähe aufzustellen. Das klappte vorzüglich. Auch mit nur 20 Zentimeter Abstand dickte der Bass nicht auf.

Auch das ist ein Punkt, den ich mir von sehr viel mehr Schallwandlern wünschen würde. Denn die Realität im heimischen Wohnzimmer sieht ja gemeinhin so aus: Die Lautsprecher stehen dort, wo Platz ist – an der Rückwand. Selbst, wenn sie so gut aussehen wie eine Sonus faber Chameleon T …

Fazit Sonus faber Chameleon T: Schöner geht’s nimmer

Klanglich gibt es Ebenbürtige, in manchen Bereichen sogar Bessere. Aber hübschere und äußerlich flexiblere Standboxen gibt es in der Preisklasse um 2.000 Euro nirgends. Das Konzept von Sonus faber, konsequent auch auf feine Optik und pfiffige Praxistauglichkeit zu setzen, geht auf: Die Chameleon T ist eine Bereicherung des Lautsprecher-Angebots.

Wer nicht permanent die Flöhe husten hören will, stattdessen aber auch mit dem Auge hört, ist mit der eleganten Sonus faber bestens bedient. Zumal man sie mit Chameleon B und Center auch zu einem homogenen, gleichfalls äußerlich anpassbaren Surroundset erweitern kann.

im LowBeats HiFi-Hörraum
Die Chameleon T im LowBeats HiFi Hörraum neben den B&W 802 D3. Schlauerweise hatte uns der Sonus Faber Vertrieb Audio Reference ein Paar mit unterschiedlich lackierten Seitenwangen mitgegeben: Red und White. Im Hörraum machte sich beides gut. Im Vordergrund der Referenz-Verstärker Octave V 80 SE (links vorn) und rechts daneben der brandneue DAC Director von SPL  (Foto: H. Biermann)
Sonus faber Chameleon T
2016/06
Test-Ergebnis: 4,2
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Warmer, schöner Klang mit präzisem Bass
Top Verarbeitung, wechselbare Seitenwangen
wandnahe Aufstellung möglich
In den oberen Mitten nicht so luftig

Vertrieb:
SG Akustik
Amalienstraße 45
76133 Karlsruhe
Telefon: 0721 / 921 273-0
www.sg-akustik.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Sonus faber Chameleon T: 2.300 Euro pro Paar

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.