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Startbild Technics SU-GX70
Der Technics Streaming-Vollverstärker SU-GX70 (1.799 Euro) überzeugt mit gutem Klang und ausgereiftem Bedienkonzept (Foto: F. Borowski)

Test Technics SU-GX70: klangstarkes Streaming-Talent mit HDMI-Trick

Technics hat jüngst sein Angebot an netzwerkfähigen Komponenten um den Streaming-Vollverstärker Technics SU-GX70 (1.799 Euro) erweitert. Im zweiten Teil unserer kleinen Serie an Tests von Streaming-Amps, die mit dem Nubert nuConnect ampXL begann, muss nun als Startnummer 2 dieser Kandidat aus Japan sein Können unter Beweis stellen.

Mit dem Streaming-fähigen CD-Receiver SA-C600 (Testbericht) bietet Technics für knapp unter 1.000 Euro eine tolle Musiktruhe mit allerlei Funktionen an. Das kompakte Gerät hat laut Datenblatt fast denselben Funktionsumfang, ähnliche Ausstattung und zusätzlich gegenüber dem SU-GX70 sogar ein noch CD-Laufwerk eingebaut. Also warum sollte man 800 Euro mehr für den Neuling ausgeben wollen?

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Der SU-GX70 ist wahlweise auch in Schwarz erhältlich (Foto: Technics)

Die Besonderheiten des Technics SU-GX70

Nur oberflächlich betrachtet sind die Unterschiede zwischen dem kleinen Technics aus der „Premium Class“ und dem der „Grand Class“ zugehörigen SU-GX70 gering. Nach Durchforstung der Datenblätter ergeben sich folgende prominente Abweichungen gegenüber dem SA-C600:

    • Der SU-GX70 hat ein deutlich größeres und solider verarbeitetes Gehäuse,
    • er hat ein aufwändigeres Netzteil,
    • er hat diskrete Verstärkerzüge, ähnlich denen im SU-R1000,
    • er leistet 2x 80 statt 2x 60 Watt an 4 Ohm,
    • er hat zwei statt nur einen Line-Eingang,
    • er hat einen Pre OUT statt eines Sub-Out,
    • er hat einen HDMI-ARC-Anschluss,
    • der Kopfhöreranschluss ist 6,35 mm statt 3,5 mm Klinke,
    • er verfügt über LAPC (Load Adaptive Phase Calibration) Einmessung,
    • er bietet einen „reinen Verstärkungsmodus“ (Netzwerk- und HDMI-Schaltkreise deaktiviert),
    • und Analogeingänge mit diskreten Verstärkerzügen.

Unter der Haube ist der technische Aufwand gut ersichtlich. Es ergeben sich letztlich weitaus mehr Unterschiede als aus dem reinen Funktionsvergleich ersichtlich. Der SU-GX70 wendet sich weniger an Lifestyle-Nutzer, sondern an Musikfreunde mit höherem technischen und klanglichen Anspruch, die auch optisch und haptisch mehr von einer HiFi-Komponente erwarten.

Mit dem kürzlich getesteten Nubert ampXL wird ein direkter Vergleich noch schwieriger. Während die Grundfunktion (Streaming und Vollverstärker) identisch ist, gibt es tausend kleine Unterschiede im Funktionsumfang und der technischen Ausführung. Im letzten Teil unserer Serie werden wir eine tabellarische Gegenüberstellung der aktuellen und früher getesteten Streaming-Vollverstärker veröffentlichen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Geräte auflistet.

Außeninspektion

Mit dem HiFi-Rastermaß von 43 cm Breite unterscheidet sich der Technics nicht vom Nubert. Doch mit 10 cm mehr Tiefe und 3 cm mehr Höhe wirkt er doch deutlich wuchtiger. Am Gewicht macht sich der Unterschied des Technics mit einem Pfund mehr Downforce bemerkbar. Das in Schwarz oder Silber erhältliche Gehäuse des Technics hat einen Deckel aus gebogenem Alu-Blech Stahlblech statt Voll-Alu, wie im Nubert. Weniger solide wirkt er dadurch nicht, was auch an seiner massiven, sieben Millimeter starken, Frontplatte liegt.

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Die schlichte, aufgeräumte Front wird von dem honigsanft laufenden Lautstärkeregler dominiert (Foto: F. Borowski)

Die Verarbeitung ist einwandfrei. Ob die Lüftungsschlitze im Deckel technisch wirklich notwendig sind, oder nur dazu dienen, die Optik des großen Deckels aufzulockern, vermag ich nicht zu sagen. Wie bei den meisten „Digitalverstärkern“ mit Schaltnetzteilen ist die Hitzeentwicklung auch beim Technics recht gering. Dass ich „Digitalverstärker“ in Anführungszeichen gesetzt habe, hat seinen Grund. Dazu später mehr.

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Durch die Lüftungsschlitze an der Oberseite entweicht dank des Energie-effizienten Konzepts nur wenig Wärme (Foto: F. Borowski)

Die Front des SU-GX70 ist der des Nubert ampXL nicht unähnlich, nur mit einer anderen Verteilung der Elemente. Statt eines Displays dominiert die Mitte der Technics-Front ein großer, weit aus dem Gehäuse ragender und satt gedämpft laufender Lautstärkeregler ohne Rasterung. Eine Drück-Funktion hat er ebenso wenig, wie der rechts außen sitzende kleinere Drehknopf für die Eingangswahl.

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Das bläulich leuchtende Display. Unterhalb der Matrix-Anzeige finden sich vier berührungsempfindliche Steuertasten (Foto: F. Borowski)

Das Display des Technics ist fast identisch mit dem im hier getesteten Technics SA-C600 und bietet ebenfalls am unteren Rand ein paar Steuerelemente mit Touchfunktion. In der linken Hälfte der Frontplatte finden sich noch eine große Powertaste, ein 6,35-mm-Klinkenanschluss, eine USB-A-Buchse für Medienspeicher (oder zum Aufladen von USB-Komponenten) und das IR-Auge für die mitgelieferte Fernbedienung. Letztere ist Technics-typisch relativ groß und hat Ähnlichkeit mit der des SA-C600. Das Tastenlayout wurde jedoch deutlich verändert.

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Die zugehörige Fernbedienung ist recht groß, dafür aber üppig ausgestattet und dennoch übersichtlich (Foto: F. Borowski)
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Zum Vergleich: die Fernbedienung des SA-C600 CD-Receivers (Foto: F. Borowski)
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Am aufschlussreichsten ist stets der Blick auf die Rückseite. Die beiden Stummelantennen für die Drahtlosfunktionen (WLAN/Bluetooth) sind fest montiert. Eine Antennenbuchse (Wurfantenne mitgeliefert) steht für den integrierten DAB+/FM-Tuner bereit. Neben zwei Line-Eingängen, Phono (MM), Pre-OUT und digitalen Inputs (USB, Coax und 2x Toslink) ist auch ein HDMI-ARC-Anschluss vorhanden. Der ist eine Premiere bei Technics Stereo-Komponenten und technisch sehr ausgefallen.

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Der SU-GX70 ist der erste Technics Stereo-Amp mit HDMI-ARC-Anschluss (Foto: F. Borowski)
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Ordentliche Lautsprecherterminals (Foto: F. Borowski)
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Die Technik des Technics SU-GX70

Machen wir gleich mit HDMI weiter: Wie die meisten von Ihnen wohl wissen, ist Technics ein Tochterunternehmen des Elektronikriesen Panasonic. Die sind ihrerseits Teil des Konsortiums, das die Spezifikationen für HDMI festlegt. Da wundert es schon, dass dies der erste Technics-Amp überhaupt mit einer HDMI-Buchse für Ton vom TV ist.

Aus der eigenen Praxis weiß ich, dass HDMI klangtechnisch einer Verbindung via Toslink meist unterlegen ist. Auch Technics ist sich dessen offenbar bewusst, denn für die ARC-Verbindung im SU-GX70 haben die Ingenieure besondere Maßnahmen ergriffen, um den Klang über HDMI zu verbessern.

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Der Innenaufbau. Im rechten Drittel liegt die Stromversorgung, die über getrennte Netzteile für Kleinsignalbereiche und Endstufen verfügt (Foto: F. Borowski)
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Das analoge Eingangsboard: Der Metalldeckel schirmt die Phono-Sektion ab (Foto: F. Borowski)
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Die volldigitale Endstufensektion ist kaum als solche zu erkennen und nimmt nur wenig Raum ein (Foto: F. Borowski)
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Der „Input Selector“ ist genau wie der Lautstärkeregler elektronisch angebunden (Foto: F. Borowski)
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Dazu erst mal ein paar Grundlagen. HDMI ist eigentlich eine Video-Verbindung, die zum Beispiel der Bildübertragung der von Spielekonsolen gelieferten Signale an den Fernseher dient. Auch viele Computer-Monitore und Beamer nutzen HDMI zur Übertragung digitaler Videodaten. Später wurde HDMI mit weiteren Funktionen aufgebohrt. So steht beispielsweise der (selten zu lesende) Zusatz „CEC“ für Consumer Electronics Control. Über separate Datenleitungen können die verbundenen Komponenten Steuerbefehle austauschen. So ist es beispielsweise mit CEC-tauglichen HDMI-Komponenten und -Kabeln möglich, die Lautstärke des Verstärkers über die Fernbedienung des TV-Gerätes zu regeln und ihn gemeinsam mit dem Bildschirm ein- und auszuschalten.

„ARC“ (Audio Return Channel) oder auch „eARC“ (enhanced ARC) sind später in HDMI implementierte Zusatzfunktionen, die dazu dienen, den Ton eines TV digital zum Verstärker zu übertragen. Die im TV eingebauten Speaker sind dann ausgeschaltet. Die ab HDMI 2.1 verfügbare eARC-Version bietet eine größere Datenbandbreite, um auch Multikanalsysteme mit hochauflösendem, unkomprimierten Ton versorgen zu können. Für Stereo reicht ARC (ohne „e“) völlig aus.

Was viele nicht wissen: Obwohl Stereo-Verstärker wie der SU-GX70 (meistens) gar keine Videosignale auf dem TV ausgeben, muss der Verstärker laut Spezifikation bei HDMI-ARC immer auch ein Videosignal erzeugen – warum auch immer. Diese Videodaten auf der Leitung verursachen unweigerlich Rauschen. Reine Spekulation, aber vielleicht ist genau das der Grund, warum Toslink in meinen bisherigen Tests HDMI klanglich immer überlegen war.

Ganz deaktivieren darf man dieses Videosignal, wenn man sich an die Spezifikationen halten will, offenbar nicht. Darum hat Technics im SU-GX70 in die Trickkiste gegriffen. Die notwendige Video-Datenrate wird auf ein Minimum beschränkt und „die digitalen Werte für die Farbkomponenten jedes Pixels werden auf null gesetzt“ – so die Erklärung von Technics. Das Ausbleiben von Spannungswechseln zwischen 0 und 1 soll das Rauschen und damit den negativen Einfluss auf den Ton verringern.

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Das Blockdiagramm der HDMI-Schaltung. Die eigentlich nicht benötigten Videosignale werden auf ein Minimum reduziert, um Beeinträchtigungen der Klangqualität zu vermeiden (Diagramm: Technics)

Auch sonst weicht der SU-GX70 technisch in vielen Punkten von anderen Vertretern seiner Art ab. So handelt es sich beim SU-GX70 und anderen Technics-Amps nicht etwa um Class-D-Verstärker, die entgegen landläufiger Meinung nicht digital, sondern rein analog funktionieren. Tatsächlich nutzt Technics eine durchgehend digitale Lösung bis in die Endstufen. Einen DAC-Chip oder andere Lösungen, die das Signal vor den Endstufen analog wandeln, gibt es hier nicht. Das Konzept soll für noch geringeres Rauschen als Class-D sorgen. 

Schon vor Jahren haben die Japaner zusätzlich ein Schaltungskonzept namens JENO entwickelt, das in den „Reference Class“-Komponenten des Herstellers und auch hier im SU-GX70 eingesetzt wird. JENO kommt hier auch für den HDMI-ARC-Schaltkreis zum Einsatz und soll, stark vereinfacht ausgedrückt, den Jitter im Zaum halten. Technics führt das auf den Produktseiten ausführlicher aus.

Eine absolute Besonderheit der Technics-Schaltung ist die so genannte „Load Adaptive Phase Calibration“ (LAPC). LAPC ermöglicht eine Anpassung der Amplituden-Phasen-Charakteristik des Verstärkers durch Messung der angeschlossenen Lautsprecher über die Terminals. Dadurch soll der Frequenzgang in Amplitude und Phase geglättet werden.

Die Prozedur zur LAPC-Einmessung hat in der Ausführung gewisse Ähnlichkeiten mit einer akustischen Raumeinmessung. Es wird hierfür jedoch kein Mikrofon benötigt. Im Setup-Menü wird der LAPC-Messvorgang gestartet. Dabei wird über die Lautsprecher getrennt für beide Kanäle nach und nach ein immer schneller werdendes Signal ausgegeben. Nach ein paar Minuten ist der Vorgang abgeschlossen und der Nutzer kann nun per Umschaltung einen Vorher-/Nachher-Vergleich machen.

Was von Technics derzeit gar nicht aktiv beworben wird, ist die Einmessfunktion des SU-GX70 auf die Raumakustik. Das geschieht über „Space Tune“ mittels der App und einem iDevice. Neben den Ortsfiltern Free, Wall, Corner, Shelf und Custom gibt es einen Punkt „Measure“. Leider ist die Bedienungsanleitung in diesem Punkt recht vage und auch die Beschriftungen in der App sind nicht eindeutig. Laut Anleitung kann mit der Measure-Funktion nur der „Abstand zwischen dem iOS-Gerät und diesem“ gemessen werden. Bei der Messung in der App erscheint aber eine richtige Messkurve des Amplituden-Frequenzgangs und eine Korrekturkurve wird errechnet. Im Versuch wirkte der Ton eingemessen deutlich ausgewogener.

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Raumeinmessung mittels Apple iOS-Gerät (iPad/iPhone): Technics stellt die nützliche Funktion kaum in den Vordergrund (Screenshot: F. Borowski)
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Die Messung funktioniert nur mit Apple-iDevices, da deren Mikrofon-Charakteristik im Gegensatz zu Android-Devices bekannt ist (Screenshot: F. Borowski)
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Die Raumeinmessung vorher (blau) und nachher (rot) (Screenshot: F. Borowski)
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Bei all den technischen Feinheiten brauche ich wohl nur am Rande zu erwähnen, dass der SU-GX70 selbstverständlich via LAN oder WLAN mit dem Heimnetzwerk verbunden werden und auch direkte Verbindung mit Smartphones, Tablets etc. via Bluetooth aufnehmen kann. Mit der zugehörigen Technics-App, die auch für alle anderen netzwerkfähigen Technics-Komponenten dient, ist der Zugriff auf diverse Musikdienste (u. a. Amazon Music, Qobuz, Deezer, Tidal, Spotify), Internet-Radio, den internen Radio-Tuner und lokal angeschlossene Musikspeicher möglich. Auch AirPlay und ChromeCast unterstützt der Technics. Nur Roon Ready ist er leider nicht.

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Musikdienste und andere Quellen (Screenshot: F. Borowski)
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Der Wiedergabe-Screen (Screenshot: F. Borowski)
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LAPC-Einmessung: Die Grafik ist nur Schmuck und zeigt keine tatsächlichen Messergebnisse (Screenshot: F. Borowski)
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Klangeinstellungen (Screenshot: F. Borowski)
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Andere Systemeinstellungen (Screenshot: F. Borowski)
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Roon Ready ist der SU-GX70 nicht, er kann aber mittels ChromeCast oder USB auch darüber genutzt werden (Screenshot: F. Borowski)
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Die allermeisten der Funktionen können auch bequem über das Display-Menü und die Fernbedienung genutzt werden. Am Gerät selbst lassen sich die Eingänge über einen Dreh des Input Selector umschalten und die Musik mittels der Touch-Elemente am unteren Display-Rand steuern. Ins Setup-Menü gelangt man aber nur über die Fernbedienung oder die App.

Insgesamt bietet der SU-GX70 eine erfreuliche Vielfalt an Konfigurationsmöglichkeiten. Darunter auch Feineinstellungen für das HDMI-CEC-Verhalten, sowie den Zugriff auf „Space Tune“-Ortsfilter für die Lautsprecher (Free, Wall, Corner, Shelf, Custom und Measured). Auch findet sich im Menü eine Einstellung namens „Pure Amplification“. Diese deaktiviert die Netzwerk- und HDMI-Schaltkreise. Somit können diese bei Wiedergabe einer lokalen Quelle keine störenden Einflüsse haben. Einen rein analogen Verstärkermodus gibt es hier prinzipbedingt nicht. Analoge Quellen werden stets digitalisiert.

Praxis

Die Eingewöhnung in das Bedienkonzept des Technics dürfe schnell gehen. Nach dem Anschluss und der ersten Inbetriebnahme ist der SU-GX70 binnen weniger Sekunden spielbereit. Die große Funktionsvielfalt erfordert dennoch hier und da einen Blick in die sehr ausführliche Betriebsanleitung. Etwa, um herauszufinden, wie man den Lieblings-Radiosender, oder Playlists als Favoriten auf der Fernbedienung abspeichert. 

Die Verbrauchswerte nötigen Respekt ab. Im Standby erfüllt der Technics mit rund 0,2 W locker die EU-Spezifikationen und auch im sogenannten Netzwerk-Standby, in dem er stets über die App erreichbar bleibt, genehmigt er sich nur bescheidene 1,2 Watt. Viele andere Streamer liegen hier bei 6 – 8 Watt, manche reißen sogar die EU-Vorgaben für den Netzwerk-Standby von maximal 12 W. Im Betrieb (Leerlauf) liegt der SU-GX70 mit 27 Watt im Bereich einer schwachen, herkömmlichen Glühlampe.

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Power, Kopfhörer, USB und IR-Auge (Foto: F. Borowski)

Mit seiner Ausgangsleistung von „nur“ 40 bzw. 80 Watt (8/4 Ohm) pro Kanal liegt der Technics deutlich hinter dem Kraftmeier ampXL von Nubert (2x 340 W an 4 Ohm), aber im Klassenvergleich durchaus im Durchschnitt. Nicht allzu wirkungsgradschwache und lastkritische Lautsprecher vorausgesetzt, reicht die Motorisierung des Technics auch für hohe Pegel meist aus.

Die Lautstärkeregelung erfolgt im Bereich von -100 bis -54 dB in 1 dB-Schritten und darüber in 0,5-dB-Schritten. Der große, perfekt gelagerte Drehknopf reagiert trotz elektronischer Abtastung ohne Poti und ohne Links/Rechts-Anschlag nahezu analog auf die Drehgeschwindigkeit. Ganz im Gegensatz zu dem Regler des Nubert lassen sich damit auch größere Lautstärkebereiche schnell mit einem beherzten Dreh überbrücken. Die Regelung über die Fernbedienung ist linear, hat aber eine gute Geschwindigkeit, um auch größere Pegelunterschiede schnell einzustellen, ohne dabei feine Regelungen zu erschweren.

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Der dominante Lautstärkeregler aus massivem Alu hat im Gegensatz zum Nubert keine Doppelfunktion und ist nicht gerastert (Foto: F. Borowski)

Oft sind es solche Kleinigkeiten, die beim Umgang mit einer Komponente den Unterschied zwischen Wohl oder Wehe ausmachen. Für den Technics zeigen hier beinahe alle Daumen nach oben. Einschränkungen habe ich nur sehr wenige gefunden. Beispielsweise, dass die Audio-Steuerung über die Tasten der Remote und am Gerät bei USB-Wiedergabe via Roon nicht funktioniert. Andere können das. Und die Technics-App ist nur ok, aber sicher kein Vergleich zu Roon. Aber welche Hersteller-App ist das schon?

Klangtest: So gut ist der Technics

Den Technics auf seine klanglichen Fähigkeiten abzuklopfen, war ein ziemlich aufwändiges Unterfangen. Nicht nur, dass er gegen den Nubert antreten musste. (Die entsprechenden Vergleiche folgen im Abschlussbericht unserer vierteilig angelegten Serie.) Auch galt es herauszufinden, ob und welche klanglichen Auswirkungen die spezielle HDMI-Schaltung für TV-Ton gegenüber Toslink hat und was die LAPC-Einmessung der Lautsprecher bringt.

Wie üblich möchte ich die gesammelten Klangerfahrungen mit dem Technics so kurz wie möglich für Sie zusammenfassen: 

  1. Für sich genommen, und bei Deaktivierung sämtlicher Möglichkeiten zur Klangbeeinflussung, erfreut der Technics trotz seiner relativ eingeschränkten Ausgangsleistung mit einem überdurchschnittlich anspringenden und dynamischen Klangbild. Seine größten Stärken dabei sind das luftige und stimmige Stereopanorama mit exakter Ortbarkeit selbst feinster Details. Das Klanggeschehen löst sich sehr gut von den Boxen. Dabei wirkt der SU-GX70 (aus der Erinnerung heraus) etwas weniger kühl und distanziert als sein kleiner Bruder SA-C600. Auch bei niedrigen Pegeln gefällt, dass das Klangbild nicht verflacht und belanglos wird. Das ist in dieser Klasse absolut keine Selbstverständlichkeit. Im direkten Vergleich mit dem Nubert kann sich der Technics mit einer etwas nuancierteren und damit auch musikalischeren Gesamtperformance leicht absetzen. Grobdynamisch macht sich der Leistungsvorteil des Schwaben spürbar bezahlt, aber bei niedrigen bis mittleren Pegeln wirkt der Technics noch eine Spur ausgewogener.
  2. Die Einmessung meiner Referenz-Kompaktlautsprecher Wilson Audio TuneTot mit LAPC hat einen größeren Klangsprung als gedacht bewirkt. Aber nicht so groß, dass sich dadurch das gesamte Klangbild verändert. Dank der Möglichkeit, LAPC im Menü während der Wiedergabe an- und ausschalten zu können – mit nur einer ganz kurzen Unterbrechung – ließ sich die Wirkung unkompliziert einordnen. In der getesteten Kombination führte LAPC zu einer noch aufgeräumteren Bühnendarstellung und etwas besser durchgezeichneten Höhen. Insgesamt wirkte das Geschehen mit aktiviertem LAPC eine gute Portion stimmiger. Die zusätzliche Raumeinmessung per App und iDevice war das Tüpfelchen auf dem „i“ für die Stimmigkeit.
  3. Technics einzigartige HDMI-ARC-Implementation ist ebenfalls geglückt. Während ich sonst schon nach relativ kurzer Zeit die HDMI-Tonverbindung durch Toslink ersetze, verspürte ich diesen Drang bei dem Technics nicht. Trotzdem musste natürlich ein Quercheck erfolgen, und der lief nahezu auf ein Patt der beiden Verbindungsarten heraus. Die Unterschiede waren so subtil, dass ich hier lieber die HDMI-Verbindung mit deren Komfort-Vorteilen dank CEC-Steuerung wählen würde. Und das ist der entscheidende Punkt. Sonst steht man vor der unglücklichen Wahl: lieber besserer Klang oder etwas mehr Bedienkomfort? Nicht so beim Technics. HDMI kann hier guten Gewissens auch von Klanggourmets gewählt werden.
  4. Der Kopfhörerverstärker des Technics – getestet mit dem dynamischen 80 Ohm Referenzkopfhörer Focal Utopia – bot ebenfalls kaum Anlass zur Kritik. Wie die Lösung im Nubert ampXL ist aber auch der KHV des Technics nicht auf dem Niveau von Kopfhörerverstärkern, wie dem Cambridge Audio DACmagic 200M (Testbericht) oder HiFiMAN EF400 (Testbericht). Die integrierte KHV-Lösung des Technics ist dem Preis des Gesamtsystems angemessen.

Alles zusammen genommen bin ich von den klanglichen Eigenschaften des Technics sehr angetan. Vor allem an Lautsprechern. Anspruchsvolle Kopfhörerfans sollten zu einem externen KHV greifen.

Fazit: Technikriese mit Musik im Herzen 

Die Kunst, einen bezahlbaren, rundum glücklich machenden Streaming-Verstärker zu bauen, besteht nicht allein darin, möglichst viele Funktionen reinzupacken. Mindestens ebenso wichtig ist es, ein stimmiges Gesamtkonzept zu erschaffen. Technics gelingt das mit dem SU-GX70 nahezu perfekt.

Angefangen mit dem überzeugenden Klang, über den durchdachten Funktionsumfang inkl. LAPC- und Raumeinmessung, die einfache Bedienung und benutzerfreundliche Praxisdetails wie die sehr angenehme Lautstärkeregelung, bis hin zu den äußerst niedrigen Verbrauchswerten in allen Betriebsarten, leistet sich dieser Amp keine Schwächen. Gut, der Kopfhörerverstärker reißt keine audiophilen Bäume aus und mit seiner Ausgangsleistung ist die Auswahl passender Lautsprecher nicht ganz so riesig, wie beim Nubert ampXL, aber das sollte keinen Interessierten davon abhalten, sich den überzeugenden SU-GX70 mal selbst anzuhören. Der große Name Technics wird seinem Anspruch hier absolut gerecht.

Nachtrag: Testfazit drei Streaming-Amps um 1.500 Euro: Nubert vs. Technics vs. Yamaha

Technics SU-GX70
2023/08
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.

 

Lebendig-herzhafter Klang
LAPC und Raumeinmessung können deutliche Verbesserungen bringen
Hervoragende Energie-Effizienz in allen Betriebsarten
Klingt auch über HDMI ausgezeichnet

Vertrieb:
Technics
Winsbergring 15
22525 Hamburg
www.technics.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Technics SU-GX70: 1.799 Euro

Technische Daten

TECHNICS SU-GX70
Konzept:Streaming-Vollverstärker, volldigital
Leistung:2 x 80 W an 4 Ohm, 2 x 40 W an 8 Ohm
Streaming:Airplay / ChromeCast / UPnP / Bluetooth / Spotify Connect
Besonderheiten: LAPC-Einmessfunktion für Lautsprecher, Pure Amplification Mode, DAB+/FM-Tuner
Abmessungen (B x T x H):43 x 37 x 10 cm
Gewicht:6,6 Kilo
Alle technischen Daten
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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.