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Die Dynaudio Excite X 18 im LowBeats Wohnhörraum
Die Dynaudio Excite X 18 ist zwar die größere der beiden Kompaktboxen aus der neuen Excite X Serie, dennoch aber ausgesprochen wohnraumfreundlich kompakt. Das Paar kostet 1.400 Euro (Foto: H. Biermann)

Test Dynaudio Excite X 18: die feine Kompaktbox

Müsste man die „Mutter“ aller audiophilen Zweiwege-Kompaktlautsprecher benennen, würde man natürlich den BBC-Monitor LS 3/5a auf seinen Zettel schreiben. Müsste man dann aber auch noch den zweitwichtigsten, stilprägenden Monitor der letzten 20 Jahre hinzufügen, würde bei den meisten Audiophilen wohl Dynaudio Contour 1.3 SE stehen. Diese Box setzte nämlich für ihre Zeit ebenfalls deutliche Ausrufezeichen – vor allem in Bezug auf natürliche Wiedergabe und Abbildungs-Plastizität. Und während die Produktion der LS 3/5a ja längst eingestellt wurde, leben die Gene der Contour 1.3SE in vielen Dynaudio Familien weiter. Die modernste Variante davon ist die neue Dynaudio Excite X 18, die jüngst die Excite-Familie erweiterte.

Mit den Abmessungen von 32 x 19 x 28cm (H x B x T) ist sie zwar noch etwas kompakter als der legendäre Ahn, aber in Bezug auf den Hoch- und den Tiefmitteltöner kaum von der 20 Jahre alten Contour 1.3 SE zu unterscheiden.

Es ist natürlich wieder der Hochtöner mit 28 Millimeter Seidenkalotte (hier in der Ausführung Esotar+) und ein 17 Zentimeter Tiefmitteltöner mit Magnesium-gefüllter Polymer-Membran und außenliegender Schwingspule – siehe Bilder. Das ist immer etwas irritierend bei Dynaudio: Die Treiber sehen seit Ewigkeiten alle gleich aus und doch hat Dynaudio in den nun knapp 40 Jahren seines Bestehens annähernd 1.000 Varianten seiner äußerlich fast immer gleichen Hoch-, Mittel- und Tieftöner entwickelt und verbaut.

Das ist halt der Vorzug von der Produktion im eigenen Hause: man kann auch bestimmen, wie alles aussieht. Noch immer fertigen die Dänen ja ihre Treiber im heimischen Skanderborg, wo wegen der engen Kooperation mit VW – mittlerweile gibt es ja Dynaudio-Ausstattungen in fast allen Modellen – um die 200 Leute beschäftigt sind. Das ist für ein High-End-Unternehmen eine außerordentlich stattliche Zahl.

Ein weiterer Punkt, der Dynaudio neben der hohen Treiber-Qualität und -Kontinuität immer schon auszeichnete, war die Qualität der Gehäuse. Keine außergewöhnlichen Formen, keine Extravaganz, aber gerades, dadurch sehr edles, dänisches Design. Das gilt auch für die Excite X 18.

Wenn auch das Rosewood-Furnier unseres Testmodells wohl überwiegend in asiatischen Gefilden seine Abnehmer findet, muss ich doch festhalten, dass sowohl die Qualität des Furniers als auch das Lack-Finish wie erwartet fantastisch sind. Beim Anfassen gewinnt man den sympathisch-beruhigenden Eindruck, dass man hier ein Produkt von Leuten in den Händen hält, die a.) wissen, was sie tun und b.) Spaß bei der Arbeit haben. Das kenne ich auch anders.

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DYnaudio Esotar+ Hochtöner aus der Excite X28
Typisch Dynaudio: Beim Hochtöner handelt es sich um die in hunderten Varianten bekannte 28 Millimeter Seidenkalotte, deren Frontplatte komplett in der Schallwand versenkt ist. Der Druckgusskorb des Tiefmitteltöners dagegen ist nur aufgesetzt (Foto: H. Biermann)
Der 17 Zentimeter Tiefmitteltöner der EXcite X18
Auch die Tiefmitteltöner sehen bei Dynaudio immer sehr beeindruckend aus. Das liegt am klassischen Dynaudio Antriebssystem mit außenliegender, in diesem Fall 75 Millimeter großer Schwingspule. Der Dynaudio-Weg ist besonders und wurde noch nicht oft kopiert. Vor allem, weil durch die Größe der Schwingspule diese ein recht hohes Gewicht hat. Dafür aber sind thermische Überlastungen bei diesen Treibern extrem selten … (Foto: H. Biermann)
Der Tiefmitteltöner der Dynaudio Excite X 18 in Einzelteilen.
Der Tiefmitteltöner der Dynaudio Excite X 18 in Einzelteilen. Gut erkennbar ist, dass die Schwingspule (2. von rechts auf dem blauen Schwingspulenträger) größer als der Magnet (5-7 von rechts) ist. Ein Metallkorb schützt das Gebilde gegen Einstreuungen (Animation: Dynaudio)
Die Verabeitungsqualität der Dynaudio Excite X 18
Das Rosewood-Furnier ist glücklicher Weise nicht die einzige Ausführung, in der die Dynaudio Excite X 18 zu haben ist: Zur Auswahl stehen ebenfalls Nussbaum, Weiß und Schwarz (Foto: H. Biermann)
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Lange Zeit umgab man sich bei Dynaudio ja gern mit dem Nimbus der Phasen-günstigen, sehr „flachen“ 6-Dezibel-Frequenzweichen. Doch die Zeiten sind schon länger vorbei. Die Entwicklungsabteilung in Skanderborg nutzt die Weichentopologie, die am besten für das jweilige Produkt passt, und unterwirft sich nicht mehr sklavisch der in den 1970er Jahren gefundenen Doktrin.

Zumal, auch das muss man zugestehen, auch steilflankige Weichen ihre Vorzüge haben. Die Weiche der Dynaudio Excite X 18 ist eine Kombination aus 12 dB- (Bass-) und 18 dB- (Hochton) Filter, die zu einem absolut linearen Übertragungsverhalten der beiden Treiber führt.

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Die Frequenzweiche der Dynaudio Excite 18
Der Blick auf die Frequenzweiche der X 18 zeigt, dass auch Dynaudio den Weg des „flachen“ 6-dB-Filters längst verlassen hat. Stattdessen sorgt eine Kombination aus 12 dB- und 18 dB-Filter für einen extrem ausgewogenen Frequenzverlauf (Foto: H. Biermann)
Das Anschlussterminal der Kompaktbox Dynaudio Excite X 18
Die Frequenzweiche sitzt direkt am Single-Wire-Anschlussterminal. Auf der Oberseite der Platine sitzen die Widerstände zur Anpassung des Hochtonpegels und für die IMpedanzkorrektur. (Foto: H. Biermann
Dynaudio Excite X 18 > 150 Hz
Dynaudio Excite X 18 > 150 Hz (Diagramm: LowBeats)
Der Tiefmitteltöner der Dynaudio Excite X 18 in Einzelteilen.
Der Tiefton-Frequenzgang der Dynaudio Excite X 18, simuliert im 67 Quadratmeter großen LowBeats HiFi-Hörraum. Der Anstieg bei 55 Hertz kommt vom Raum und unterfüttert den eigentlich schon abfallenden Frequenzgang der kompakten Dynaudio. Und obwohl es gut aussieht: Die X 18 fühlt sich in Räumen bis 20 Quadratmetern am besten aufgehoben (Simulation: Huneckes Lautsprecher-Rechner)
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Plattencover Carlos Caceres Muros Argentina
Eine fantastische Aufnahme mit rauchiger Stimme und sehr authentischem Tango-Atmosphäre: Carlos Caceres Murga Argentina (Cover: Amazon)

Dynaudio Excite X 18 im Hörtest

Der letzte Punkt der Kontinuität ist natürlich klanglicher Natur. Denn merke: Eine Dynaudio klingt immer wie eine Dynaudio, klingt immer wie eine Dynaudio … und zwar erst einmal sehr unauffällig. „Ausgewogen“, „wenig dynamisch“ und „irgendwie langweilig“ hatte ich nach einer halben Stunde Musikhörens auf meinem Zettel stehen. Aber mit der Zeit wurde sie immer besser und besser.

Dass die Dynaudio X 18 im Tiefton weder ein Präzisions- noch ein Dynamikwunder ist, sollte niemanden verwundern, der schon Dynaudio Lautsprecher gehört hat. So richtig knackig klingen die ja nie: Eine Dynaudio klingt immer wie eine Dynaudio … Aber die Dänen haben ihre unbestreitbaren Meriten. Zum Beispiel eine sehr große, gleichwohl realistische, greifbare Räumlichkeit und Abbildung.

Die Tango-Einspielung von Carlos Caceres (Murga Argentina) ist einfach klasse Musik und grandios aufgenommen: eine rauchige Stimme, ein sehr direkt aufgenommenes Akkordeon, die Wucht der Candombe-Trommel, große Dynamik. Gerade Dynamik ist nicht eben die Lieblingsspielwiese der X 18.

Die wuchtigen Trommelschläge kamen tief und satt, aber vergleichweise müde und immer einen Tick zu weich. Die fantastische Welt der Dynaudio beginnt darüber: Der Raum, den sie aufzieht, ist mitreißend und versetzt den Hörer tief in die Aufnahme.

Das von Carlos Caceres selbst gespielte Akkordeon kommt auf vielen Schallwandlern zu präsent. Die Excite machte das wunderbar: Sie setzte keine Glanzlichter, traf aber den Ton genau. Was mich aber regelrecht umhaute: Auf der Trommel hatte der Percussionist der Band noch ein Art kleine Snare montiert. Das klang mit der Dynaudio Excite X 18 so unfassbar echt – einfach großartig.

Das gilt vor allem im Bereich Stimme. Rebecca Pidgeon, die in der 1990er Jahren mit „The Raven“ sicherlich eines der meistgehörten Hörtest-Alben eingespielt hat, unterstreicht mit Four Marys, dass sie nichts verlernt hat. Ihre glockenklare Stimme ist nach wie vor

Plattencover Rebecca Pidgen "Four Marys"
Eine glockenklare Stimme und die gewohnt überragende Aufnahme-Technik der Chesky-Brüder: Rebecca Pidgen Four Marys (Cover: Amazon)

einzigartig.

Die Excite X 18 arbeitete das Sakrale dieser Stimme super heraus: Jeder Oberton war hörbar. Auch die Klangfarbe selbst. Weil die Dynaudio im Grundtonbereich viel Wärme mitbringt, klingen sonore Stimmen dann auch wirklich authentisch.

In den Mitten zeigt die Dynaudio tonal eine Natürlichkeit, Authentizität und Klangfarbenechtheit, wie man sie nur selten zu hören bekommt – auch nicht, wenn es  teurer wird.

Fazit: keine Party-Box, aber ein Fest für leise, feine Töne

Nein: Große Pegel kann sie nicht, dynamisch wird sie häufig nur zweiter Sieger sein und im Vergleich zu Kompakten wie der B&W 805 D3 oder der KEF LS 50 wirkt die Dynaudio etwas langsamer, bedächtiger.

Das ist nur bedingt ein Nachteil. Viele Musikhörer schätzen ja eine gewisse Zurückhaltung. Und vor allem hat die Dynaudio eine klangliche Natürlichkeit und Schönheit in den Mitten, die sie über das Normale dieser Klasse weit heraushebt.

Und diese Qualitäten sollte sie vor allem in Räumen bis 20 Quadratmeter ausspielen; in größeren Räumen könnten Bassenergie und Pegel nicht ausreichen. Die Verstärker-Elektronik hinter der Excite X 18 sollte unbedingt von frischem Klang-Charakter sein.

Zu der  KEF LS 50 hatten wir im Test den Exposure 2010 S2D empfohlen. Dieser Verstärker ist auch für die X 18 und die meisten der anderen Excite-X-Familienmitglieder eine superbe Ergänzung. Aber aufgrund der sehr hohen Belastbarkeit der X 18 sind auch kräftige Vor-/Endstufen-Kombinationen durchaus sinnvoll – wenn sie halt frisch und fein spielen.

Dynaudio Excite X 18
2016/04
Test-Ergebnis: 4,0
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Sehr natürlich-schöner Klang
Exzellente Verarbeitungsqualität
Etwas weich im Bass
Geringer Wirkungsgrad

Vertrieb:
Dynaudio Germany GmbH
Ohepark 2
21224 Rosengarten
www.dynaudio.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Dynaudio Excite X 18: 1.400 Euro/Paar

Die Mit- und Gegenspieler im Test:

Test B&W 805 D3: Maßstab der Lautsprecher-Kompaktklasse
Test KEF LS 50: Kompaktbox in Tradition der LS 35A
Test Exposure 2010 S2D: Der Puristen-Verstärker

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.