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Buchardt P300 Ambiente
Die günstigste Box im klassisch-eleganten Buchardt-Audio-Design ist die neue P300 – hier im LowBeats Hörraum mit einem Onkyo Vintage-Receiver. Ihr Paarpreis liegt bei 1.400 Euro (Foto: H. Biermann)

Buchardt Audio P300: nordische Eleganz in kompakter Form

Zu dem wunderbaren und komplett im „Danish Design“ hingelegten Auftritt von Buchardt Audio haben wir bei LowBeats schon mehrfach donnernd applaudiert – zumal die Dänen mit ihren aktiven Lautsprechern A500 und A700 einen besonders smarten Eindruck hinterließen. Das neueste Werk allerdings ist ein Passivlautsprecher: Die Buchardt Audio P300 ordnen sich mit 1.400 Euro (Paarpreis) am unteren Ende des Programms ein, obwohl sie äußerlich von den fast baugleichen S400 MKII (2.100 Euro) kaum zu unterscheiden sind. Der Preis scheint hier schon einmal für die Neuen zu sprechen. Zudem verblüffen die P300 mit einem unerwarteten Klangcharakter…

Buchardt P300 01
Neben Schwarz oder Weiß sind die P300 gegen 50 Euro Aufpreis auch farbenfroher in Gelb (Peach), Olive oder Ocean (Blau) erhältlich. Alle Varianten haben ein seidenmattes Finish (Foto: Buchardt Audio)

Die Besonderheiten der Buchardt P300

Die hübsche Kompakte ist sofort als Mitglied der Buchardt-Familie zu erkennen: Dieses blitzsauber gemachte Gehäuse im gradlinigen Danish Design, verfeinert mit der leichten Neigung nach hinten und dem schier riesigen Hochtöner auf der Front. Dessen Kalotte ist mit einem Durchmesser von 19 Millimetern eigentlich vergleichsweise klein, doch durch das vorgesetzte Horn wirkt er so groß. Als Teil des Designs legten die Dänen den Durchmesser des Hochtonhorns (= 15 Zentimeter) genauso groß aus wie den des Tiefmitteltöners – sieht super aus. Im Grunde könnte ich hier fast die Beschreibung der S400 aus dem Jahre 2019 noch einmal einfließen lassen – so ähnlich sind sich die beiden.

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Buchardt Audio P300 Tweeter
Das Buchardt Hochton-Konzept besteht aus einem Hochtöner mit 19 Millimeter Gewebekalotte, die dank des großen vorgesetzten Horns (man sagt heute auch gern: Waveguide) eine vergleichsweise tiefe Grenzfrequenz erreicht (Foto: H. Biermann)
Buchardt P300 Hochtöner hinten
Der eigentliche Hochtöner ist ein kleines Modell mit 19 Millimeter Kalotte (Foto: H. Biermann)
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Um die Unterschiede zu erkennen, die den Preisunterschied von 650 ausmachen (P300 = 1.450 Euro, S400 MKII = 2.100 Euro) muss man schon ganz genau hinschauen.

So wurde beispielsweise der Tiefmitteltöner eigens für die P300 neu entwickelt. Anders als sein gleich großes Pendant bei der größeren S400 MKII, hat der Treiber der P300 eine Papier- statt einer Aluminium-Membran, sowie einen etwas reduzierten Hub. Mit weniger Hub fällt zwar die Bass- und die Pegelausbeute etwas geringer aus, aber die Kontrolle des Magnetsystems über die Schwingspule ist größer. Die Wiedergabepräzision wird dadurch besser.

Ein zweiter Unterschied wird auf der Waage deutlich: Die P300 wiegt 1,2 Kilo weniger, was auf die etwas dünneren Gehäusewände zurückzuführen ist: 15 Millimeter Wandstärke statt 18 Millimeter. Allerdings scheint das Gehäuse klug verstärkt zu sein: Auch bei hohem Pegel bleib die P300 weitestgehend ruhig.

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Buchardt P300 Gehäuse
Das Gehäuse der P300 ist aus 15 mm starken MDF-Platten und sauber gearbeitet. Die Treiber sind exakt eingefräst und werden mittels Metallschrauben in eingelassenen Gewindebolzen festgehalten (Foto: H. Biermann)
Buchardt P300 Frequenzweiche
Die Frequenzweiche sitzt auf einer kleinen Platine. Hier kommen zwar auch günstige Eisenkernspulen zum Einsatz, aber auch eine Luftspule, MOX-Folienwiderstände sowie ein „eleCap“ (parallel zum Tieftöner) vom Edel-Zulieferer Jantzen (Foto: H. Biermann)
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Der dritte Unterschied liegt ganz im Inneren verborgen: die Frequenzweiche. Die Übergangsfrequenz ihrer Filter liegt für Buchardt-Verhältnisse vergleichsweise hoch – nämlich bei 2.800 Hertz (Vergleich S400 MKII: 1.800 Hz). Durch die nach oben verlegte Übergangsfrequenz können die Bauteile kleiner ausfallen, sind also günstiger. Aber auch prinzipiell ist die Frequenzweiche deutlich einfacher aufgebaut – was kein Nachteil sein muss. Aber mit höherer Übergangsfrequenz beginnt der Tiefmitteltöner stärker zu bündeln, das Abstrahlverhalten des Lautsprechers wird etwas „enger“.

Auf der Rückseite der Buchardt Audio P300 ist eine ovale Passiv-Membran untergebracht. Sie hat im Grunde die Funktion eines Bassreflexkanals und kommt meistens dann zum Einsatz, wenn der BR-Kanal (oder das Rohr) zu lang werden würde, um die gewünschte Abstimmfrequenz zu erzielen. Aber eine Passiv-Membran sieht nicht nur besser aus, sondern schließt auch etwaige Mitten-Störungsgeräusche (wie sie bei BR-Rohren durchaus vorkommen) kategorisch aus.

Buchardt P300 Passiv-Membran
Wie auch bei der S400 MKII ist Rückseite der P300 ist fast vollständig mit der ovalen Passiv-Membran belegt. Hinzu kommt noch das Single-Wiring Anschluss-Terminal (Foto: Buchardt Audio)

Praxis

Die P300 sieht auf dem Dreibein-Ständer nicht nur unverschämt gut aus, das ist auch ihr klanglich optimaler Untergrund. Und etwas Abstand zur Rückwand (mindestens 30 Zentimeter) möchte sie ebenfalls. Auf den Sideboards unserer Hörraume (die natürlich recht dicht an der Wand stehen) fand ich es klanglich nicht so überzeugend, weil die P300 einen doch recht kräftigen Bass erzeugt. Aber so soll es ja auch sein. Auf einem Ständer klang es optimal.

Buchardt Audio Tripod
Auch die Tripod-Ständer (Preis: 450 Euro) gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Die Dreibeiner haben den immensen Vorteil, dass sie niemals wackeln… (Foto: Buchardt Audio)

Mit einem von LowBeats gemessenen Wirkungsgrad von 82 Dezibel gehört die P300 zu den Leisetretern unter den Kompaktboxen. Das hält sie aber nicht davon ab, beim Maximalpegel dauerhaft 92 dB und kurzfristig (also mit dynamischer Musik) Spitzen von 100 dB abrufen zu können. Das ist immer noch recht ordentlich.

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LowBeats Pegel-Messung Buchardt Audio P300 @85dBc
Bereits bei der Wohnzimmerpegel-Messung bei 85 dB zeigen sich bis weit in den Hochton niedrige Verzerrungs-Artefakte (Messung: J. Schröder)
LowBeats Pegel-Messung Buchardt Audio P300 @92dBc
Mit steigendem Pegel steigen auch die Verzerrungen breitbandig an. Bei 92 dB erkannten die Messgeräte den sinnvoll höchsten Pegel (Messung: J. Schröder)
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Das elektrische Verhalten ist immer auch ein Hinweis auf den optimalen Verstärker. Im Falle der Buchardt Audio P300 sollte er mindestens 40 Watt pro Kanal an 4 Ohm haben (das schaffen die meisten modernen Verstärker spielend).

LowBeats Messung Impedanz, Phase, EPDR: Buchardt Audio P300
Die Impedanz (rote Kurve) rutscht nur einmal (nämlich bei 100 Hertz) knapp unter 3 Ohm. Kein Problem für Verstärker. Weil aber der EPDR-Wert bei 200 Hertz auf gerade einmal 1 Ohm sinkt, sollte das Netzteile des Verstärkers eine gewisse Stabilität mitbringen. Billig-Verstärker haben damit meist ihre Probleme (Messung: J. Schröder)

Während der Hörtests habe ich die etwas offener klingenden Verstärker an der P300 vorgezogen. Also lieber Atoll IN50 Signature als Cambridge Audio CX61 oder IOTAVX SA3.

Hörtest

Neben ihrem stylischen Äußeren fielen alle Buchardt Modelle bislang durch ihren ebenfalls gradlinigen, in den Mitten sehr direkten Klangcharakter auf. Diese Form der Abstimmung hat den Vorteil, dass man einzelne Details – etwa ausschwingende Gitarrensaiten – wie auf dem Serviertablett vor die Nase gestellt bekommt. Ich mag das ganz gern, weil es mitreißend sein kann, doch vielen Musikhörern wird so ein Charakter schnell zu direkt.

Offenkundig scheint es hier Kritik gegeben zu haben. Denn anders als ihre größeren Schwestern (und somit anders als erwartet) spielt die P300 in den Mitten eher vollmundig-warm und dezent – vielleicht auch als Folge des engeren Abstrahlwinkels in den Mitten. Details arbeitet sie trotzdem gut heraus, aber halt nicht so energisch und agil wie beispielsweise ihre Schwester S400 MKII.

Das bedeutet keineswegs, dass nicht auch die P300 die Information auf den Aufnahmen vielschichtig und genau darstellt – nur etwas zurückhaltender. Der junge Singersong-Writer Tiwayo lieferte mit „Desert Dream“ ein gleichermaßen einfühlsames wie gut klingendes Album ab – das die P300 auf ebenfalls enorm einfühlsamer Art wiedergab.

Die Stimme des jungen Franzosen hat gewisse Ähnlichkeiten mit der von Tracy Chapman und die P300 brachte den gesamten Schmelz, die Feinheiten und die Eigenarten der Stimme wunderbar gelassen und gleichzeitig informativ „rüber“. Die begleitende E-Gitarre war präsent, trat aber nicht in den Vordergrund und der groovende Bass unterlegt das Ganze auf höchst angenehme Art.

Tiwayo „Desert Dream“
Tiwayo „Desert Dream“: Heimelige Singer-Songwriter-Musik, die exzellent aufgenommen wurde (Foto: T. Delavet)

Nachdem ich – zugegebenermaßen sehr spät – auf der HIGH END 2023 das erste Mal die „Hedwigs Theme“ von John Williams Live in Vienna mit Anne Sophie Mutter gehört hatte, ist zumindest dieses Stück fest in mein Test-Repertoire integriert. Und auch die P300 gab diese Aufnahme herrlich körperhaft wieder: die einzelnen Instrumente schienen zum Greifen nah und auch die Tiefe des Aufnahmeraums war beeindruckend.

Insgesamt erinnerte mich der Auftritt der P300 an jenen der legendären LS3/5a. Der BBC-Klassiker schafft es wie kaum ein anderer, intime Stimmungen tonal weitgehend authentisch wiederzugeben. Wir haben die LS3/5a in einer Bausatz-Variante von Harwood (als Fertigbox 1.600 Euro/Paar) im Referenzregal stehen und tatsächlich waren sich die beiden gar nicht so unähnlich. Die Harwood formte das ein oder andere Detail vielleicht noch etwas packender und plastischer aus, dafür reichte die Buchardt deutlicher tiefer in den Basskeller und gab sich alles in allem sehr viel dynamischer. Letztendlich sprach auch der deutlich höhere Maximalpegel eindeutig für die Dänin, der bei elektronischer Musik und satten Bässen noch mehr Freude aufkommen ließ…

Buchardt P300 mit Harwood LS 3/5a im LowBeats Hörraum
Äußerlich Vergangenheit und Moderne, klanglich aber dicht bei einander: die Harwood LS3/5a und die Buchardt Audio P300 im LowBeats Hörraum (Foto: H. Biermann)

Wie auch die LS3/5a ist die P300 ein nicht übermäßig lebendig, aber serös-harmonisch abgestimmter Lautsprecher ohne jegliche Effekt-Hascherei. Einer, mit dem man ermüdungsfrei stundenlang Musik hören kann – und möchte.

Fazit Buchardt Audio P300

Die neue passive Kompaktbox erweitert das hochelegante Buchardt-Programm preislich nach unten und von der Anzahl der angebotenen Lack-Varianten nach oben. Klasse: Ich persönlich kenne niemandem, dem diese Optik – vor allem auf diesen genialen Dreibein-Ständern – nicht zusagt. Aber geschenkt: Schönheit liegt ja stets im Auge des Betrachters…

Wie auch der Klang. Diesbezüglich haben die Dänen mit der P300 ihr Programm ebenfalls erweitert. Die Neue spielt erkennbar zurückhaltender, wärmer, man könnte sagen: kultivierter und weniger direkt-präsent als ihre größeren Schwestern. Das wirkt erst einmal etwas weniger lebendig, hat aber Charme und macht die P300 zu einem wunderbaren Alltagslautsprecher für jede Art von Musik.

Buchardt Audio P300
2023/06
Test-Ergebnis: 4,2
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Dezent volllmundiger Klang
Satter Bass, gute Tiefenstaffelung
Tolle Verarbeitung, fünf Lackvarianten
Exzellente Preis/Klang-Relation

Vertrieb:
Hifi Pilot GmbH
Höhenstr. 7
75239 Eisingen
www.hifipilot.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Buchardt Audio P300: 1.400 Euro
Buchardt Audio P300 in Sonderfarbe: 1.450 Euro
Buchardt Audio Tripod (Ständer): 450 Euro

Die technischen Daten

Buchardt Audio P300
Technisches Konzept:2-Wege Kompaktbox mit Passivmembran
Bestückung Tief-/Mittelton:15,0 cm Papier-Tiefmitteltöner, 12,5 x 20,0 cm Passivmembran
Bestückung Hochton:1 x 19 mm Kalotte mit 15,0 cm Waveguide
Impedanz/Empfindlichkeit:3 Ohm / 82 dB (2,83 V / 1 m)
Maximaler Schalldruck (Dauer/kurzfristig):92 /100 dB
Minimale Leistung für Ma.-Pegel:>40 Watt
Aufstellungs-Tipp:Frei auf Ständer
Besonderheit:
Rückseitige Passivmembran, Sonderlackierungen: Gelb, Blau, Olive
Abmessungen (B x H x T:18,0 x 36,5 x 28,0 cm
Gewicht:
6,3 Kilo
Alle technischen Daten
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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.