Tatsächlich: Die nun wahrscheinlich alljährliche HiFi-Messe im Darmstädter Kongresszentrum “Darmstadium” ist schon deshalb die schönste ihrer Art, weil das Gebäude eine Sensation ist. Mit viel Platz, viel Licht, viel Atmosphäre (mit integrierter alter Stadtmauer) und vor allem mit vielen, akustisch wirklich brauchbaren (und großen!) Vorführräumen. Ich kenne in Deutschland keinen besseren Ort für eine solchen Event. Da hatten die Verantwortlichen der WEKA (Audio, stereoplay, video), welche die Messe ausrichtet, ein glückliches Händchen bewiesen. Und so kam es, wie es kommen musste: Auch die Deutsche HiFi Tage 2019 war eine richtig gelungene Show. Jedenfalls traf ich nur Aussteller, die rundum zufrieden waren. Audium Chef Frank Urban sprach der Darmstadt-Messe sogar ein ganz besonderes Lob aus: “Ich finde, diese Messe liegt optimal zwischen enger Hotelmesse und unpersönlicher Hallen-Messe. Es ist der perfekte Standort.” Der Mann hat Recht.
Die gute Stimmung auf der Messe lag wohl auch am guten Besucher-Zuspruch. Die von der WEKA angegebenen Besucherzahlen von 7.500 darf man stirnrunzelnd hinterfragen, aber 3.000 Besucher waren es sicherlich. Das ist für eine so junge Messe ein Erfolg. Und die hohe Besucherzahl sorgte dafür, dass auch die Vorführungen allesamt proppevoll waren.
Zwei Beispiele: In die Vorführungen von B&W und Nubert versuchte ich zwei Mal hereinzukommen. Keine Chance auf einen Platz, wo ich auch nur einigermaßen hätte hören, geschweige denn ein ordentliches Foto hätte machen können. Und der Auftritt von B&W war richtig interessant. Spielte doch hier die Rotel Vor-/Endstufen-Kombination Michi, der ein Ruf wie Donnerhall vorausgeht, weil sie ein extrem gutes Preis/Leistungsverhältnis verspricht. Aber wie gesagt, es wurde nichts daraus: wegen Überfüllung geschlossen.
Gut finde ich auch die fixe Einbindung von Heimkinos auf der Darmstädter Messe. Dieses Jahr beschallte Quadral das eine, M+K (bei Audio Reference im Vertrieb) das andere. Beide klangen sehr ansprechend und wunderbar dynamisch. Aber auch das Bild war dank entsprechendem Aufwand (JVC Beamer, Steward Leinwand) beeindruckend scharf und farbstark.
Die Leute auf der Deutsche HiFi Tage 2019
Aber neben den Besuchern sind natürlich die Aussteller und Vertreter der einzelnen Marken das Salz in der Suppe. Nimmt die Branche eine Messe ernst – so wie die Deutsche HiFi Tage – dann schickt man keinen Stellvertreter, sondern dann ist als Chef selber vor Ort. Für den Besucher ist das die Gelegenheit, die Informationen wirklich aus erster Hand zu bekommen.
Die Vorführungen auf der Deutsche HiFi Tage 2019…
Eine gute Idee war der große Kopfhörer-Parcours auf einer Zwischenebene der Messe. Hier konnte sich der geneigte Besucher durch die Modelle verschiedener Anbieter hören. Das ist im Fachhandel in dieser Breite meist gar nicht möglich. Ich jedenfalls kenne keinen Händler, der Beyerdynamic, Grado, Sennheiser, Teufel und Ultrasone führt…
Aber noch reizvoller waren natürlich die Demos in den einzelnen Vorführräumen. Einen von allen Besuchern hoch gelobten Auftritt hatte wieder einmal Ascendo mit der Live 15. Der Ascendo Raum hatte auf zwei Seiten nur Glas – das sah natürlich überwältigend gut aus, sorgte aber für akustische Probleme. Aber mit einem so feinfühligen Raum-EQ wie ihn Ascendo verwendet, gelang der Auftritt doch dann sehr überzeugend.
Einen exzellenten Auftritt feierte das Team von Cambridge Audio. Das Verkaufs-Team um Manuel Neitzel und Dalibor Beric kombinierten die Edge Vor-/Endstufe mit einer Dynaudio Contour 60 – was phänomenal gut klang. Sogar mit vielen Besuchern im Raum. Für Dynaudio Händler ist das vielleicht ein Anreiz, sich die Edge Komponenten mal für eine Kombination zu bestellen.
Dynaudio selbst hat ja seit neuerem Moon im Vertrieb. Was wahrscheinlich ein Reflex auf den Verlust von NAD (jetzt bei DALI im Vertrieb) war, entpuppt sich mehr und mehr als Volltreffer. Denn die vorzüglich klingende Moon Elektronik (siehe auch den Test des Kopfhörer-Verstärkers 430 HAD) passt klanglich wie die Faust aufs Auge zum typischen Dynaudio-Klang. In Darmstadt spielte die Dynaudio Evoke 50 an einer Kombination aus Netzwerk-Vorstufe (Modell 390) und Stereo-Endstufe 330A. Das klang fast besser als bei uns im Hörraum. Super!
Bei Audio Components spielten die Paradigm Persona 7F Standbox an McIntosh Monos. Die neuen Paradigm-Lautsprecher mit Beryllium-Tiefmitteltöner sind ja derzeit zu Recht in aller Munde. Auch in Darmstadt faszinierten die schönen Kanadierinnen mit ihren atemberaubend feinen und strukturierten Mitten, allerdings hatte ich sie im Handel schon besser gehört. Aber der große, schlauchförmige Raum erfordert bei der Aufstellung recht große Kompromisse.
Heco feierte erneut einen überzeugenden Auftritt mit der Heco La Diva (Paarpreis: 10.000 Euro). Allerdings hat dieser Lautsprecher ein so großes Potenzial, dass die hauseigene Elektronik, der Röhren-Hybridverstärker Magnat RV 4 und der hauseigene Plattenspieler Magnat MTT 990, hier womöglich nicht alles herausholen… Noch neuer (und besser zur RV4 passend) war die ebenfalls beeindruckende 4-Wege-Box Magnat Signature 905 (Paarpreis: 2.230 Euro). Mit ihr feierte Magnat auf der Messe sogar eine Weltpremiere. Und sie ließ in diesem sehr großen Raum schon erkennen, dass sie wunderbar dynamisch und druckvoll spielen und selbst einen so großen Raum fast mühelos mit Bass füllen kann.
Faszination Klipsch Heritage.
Der Kabel- und Musik-Spezialist in-akustik mausert sich ja immer mehr zum großen HiFi-Vertrieb; erst kürzlich nahm man noch die Kopfhörermarke Koss mit ins Programm. Auf der Messe aber blieben die Breisgauer zurückhaltend und spielten in einem kleineren Raum die dezenten Piega Premium 701 an einer Primare-Kette aus Vollverstärker i35 plus CD-Player CD35 – natürlich an in-akustik Kabeln. Wir hatten ja die gesamte Kette schon im Hörraum und können bestätigen, dass man mit dieser Kombination in kleineren Räumen einen wirklich wunderschönen Ton hinbekommt. Auf der Messe klang es mir etwas zu dezent…
Die teuerste Anlage der Messe stand (mal wieder) bei Audio Reference. Schon bei der Aufzählung der Komponenten sollte dem Kenner das Wasser im Munde zusammenlaufen: Edellautsprecher Sonus faber Aida (Paarpreis: 110.000 Euro), Mono-Endstufen Dagostino Momentum 400 (Paarpreis: 90.000 Euro), Vorstufe Dagostino Momentum Pre HD (Preis: 60.000 Euro), Phonostufe Dagostino Phono Momentum (32.000 Euro), Plattenspieler EAT Forte (10.000 Euro), CD-Player Meridian 808 (15.000 Euro). Und nicht zu vergessen das Zensati Silencio Lautsprecherkabel, das mit einem Gesamtpreis von 200.000 Euro die halbe Million vollmachte.
Normalerweise kann ich diesem Teuer-HiFi nichts abgewinnen, muss aber sagen, dass es hier herausragend gut klang. “Kunststück” werden jetzt viele sagen, “bei so viel Geld.” Es ist dennoch gar nicht so einfach, in einem so großen Raum mit so viel Publikum einen so sauberen Klang hinzubekommen. Für mich der “Sound Of The Show”.
Fazit
Super Location + gute Vorführungen mit attraktiven Produkten + angenehme Stimmung = eine richtig gute Messe. Auch in meinen Augen ist die Deutsche HiFi Tage im Darmstadtium der wohl beste Standort für einen solchen Event. Einziges Manko: Als Fachhändler waren lediglich die HiFi-Profis Darmstadt und Home Tech vor Ort. Das ist etwas mager. Hier muss eine viel stärkere Einbindung des Fachhandels erfolgen, sonst sind die Anstrengungen auch der schönsten Messe rasch verpufft…
Ähnliche Beiträge:
Highfideles Stuttgart: Rückblick auf die SDHT 2019
HIGH END 2019 – der LowBeats Messerückblick
Messerückblick NDHT 2019 – die Highlights