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Rose RA180 Beitragsbild
Extraordinäres Retro-Design und modernste Verstärkertechnik: Der HiFi Rose Vollverstärker RA180 für 6.500 Euro ist eine DER Überraschungen des Jahres. (Foto: F. Borowski)

Test HiFi Rose RA180 analoger Vollverstärker: Alles, nur nicht konventionell

Mit dem RA180 hat der südkoreanische Hersteller HiFi Rose einen Vollverstärker geschaffen, der ins Auge sticht und voller Überraschungen steckt. Womit keineswegs nur sein aufregendes Äußeres gemeint ist. Der HiFi Rose RA180 ist ein Fest für die Sinne und hat im LowBeats-Test auch mit seinen Alltagsqualitäten überzeugt. Das Beste daran: Er ist zwar nicht zum Schnäppchenpreis zu haben, ist aber längst nicht so teuer, wie man vielleicht denken mag…

Schaffen wir zuallererst mal den Elefanten aus dem Raum: Design ist und bleibt Geschmacksache. Wer ausschließlich auf Bauhaus-Minimalismus oder Röhren-Purismus steht, oder wer eine Sprachsteuerung für die einzig wahre Bedienungsmethode hält, wird hier womöglich nicht fündig. Der Rose RA180 ist in jeder Hinsicht opulent. Sowohl optisch als auch mechanisch, haptisch, material-, leistungs- und ausstattungstechnisch. Zugleich setzt er auf modernste Technik. Mehr als man bei seinem Retro-Look ahnt.

Rose RA180 front only
Ein Vollverstärker wie kein zweiter: Der HiFi Rose RA180 (Foto: F. Borowski)

Die Besonderheiten des HiFi Rose RA180

Für jeden erfahrenen HiFi-Fan sofort erkennbar sind die optischen Anleihen an den Schweizer High-End-Hersteller Nagra. Aber das Design des RA180 Vollverstärker steckt voller eigener Ideen und Lösungen, daher möchte ich es lieber mit dem Untertitel „inspiriert von…“ versehen – bezaubernd. Diese Wunderkiste ist durch und durch solide und fein gemacht.

Fast 17 Kilogramm bringt der HiFi Rose RA180 auf die Waage. Mehr als ein T+A PA2500 R. Und das, obwohl in seinem Inneren keine fetten Ringkerntrafos stecken, denn der Rose-Amp ist eine reinrassige Class-D-Konstruktion mit Schaltnetzteilen. Sein hohes Gewicht kommt überwiegend von der aufwändigen Gehäusekonstruktion. So ist nicht nur die Frontplatte mit ihren zahlreichen Details aus einem massiven und dicken Stück Aluminium gefräst. Auch der Deckel ist buchstäblich wie im übertragenen Sinne eine Wucht. Hier ein paar Ansichten:

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Rose RA180 front frei
Spielwiese: Die Front des RA180 (Foto: F. Borowski)
Rose RA180 rear frei
Die Rückseite ist nicht minder spannend (Foto: F. Borowski)
Rose RA180 Top Remote
Dicker Deckel. Bei der Verarbeitung lässt sich Rose HiFi nicht lumpen (Foto: F. Borowski)
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Wie Sie auf den Bildern unschwer erkennen können, ist auch die Rückseite äußerst opulent bestückt und selbst bei den drei Gerätefüßen hat sich HiFi Rose nicht lumpen lassen. Hier gilt es allerdings eine Besonderheit zu beachten: Unser Testgerät war aus der ersten Produktionsreihe (First Batch), die auf 300 Stück limitiert ist. Nur diese erhalten die vergoldeten und besonders soliden Gerätefüße. Und nur die Geräte der limitierten „First Batch“ sind an der Unterseite mit einem Bild und einem Auszug aus Johann Wolfgang von Goethes Gedicht vom „Heidenröslein“ versehen.

HiFi Rose RA180 Unterseite Goethe
300 Mal Goethe für Erstkonsumenten: Die Koreaner schätzen die deutsche Musik und Literatur. Bei HiFi Rose etwa sind es Goethe und Schubert. Ersterer ist bekannt für das Gedicht vom „Heidenröslein“, Letzterer für dessen bekannteste Vertonung (Foto: F. Borowski)

Bevor ich genauer auf die Anschlüsse und Technik eingehe, möchte ich Ihnen zunächst einmal die Front-Elemente des RA180 in einem kurzen Video „live“ vorstellen:

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Ausstattung und Anschlüsse

Die Betrachtung der Rückseite offenbart weitere Details. So finden sich hier nur analoge Eingänge. Der RA180 hat keinen DAC und seine Schaltung ist rein analog. Beim Blick in die Bedienungsanleitung überrascht jedoch der Hinweis, dass der RA180 über ein WLAN-Modul verfügt und eine App für ihn verfügbar ist. Wozu das denn?

Bisher hat sich HiFi Rose ja vor allem mit seinen Streaming-Lösungen einen Namen gemacht, die über beinahe vollflächige und hochauflösende Touch-Displays an der Front verfügen. Wie den RS201E Streaming Amp (Testbericht) und den reinen Streamer RS150B (Produktseite). Der Vollverstärker RA180 dient im Portfolio des Herstellers am ehesten als Ergänzung für den letztgenannten Streamer, der natürlich über seine eigene App verfügt. Die iOS-Anwendung für den RA180 ist aber eine schöne Ergänzung. Sie dient sowohl zur Fernbedienung per Smartphone oder Tablet, als auch für gewisse Zusatzeinstellungen und Firmware-Updates. Hier ein paar Screenshots:

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Rose Amp Screen 1
Die Rose Amp App, hier der erste Screen zur Verbindungsaufnahme (Screenshot: F. Borowski)
Rose Amp Screen 2
Lautstärke und Inputs lassen sich (da motorisch) auch mit der App fernsteuern. Die anderen Parameter werden nur in ihrem Status gemeldet, wobei nach einer Änderung der Screen aber erst mit dem Button oben rechts aktualisiert werden muss (Screenshot: F. Borowski)
Rose Amp Screen 3
Die Möglichkeit zu OTA-Firmware-Updates für analoge Verstärker sieht man auch nicht oft (Screenshot: F. Borowski)
Rose Amp Screen 4
Einige Parameter lassen sich individuell anpassen (Screenshot: F. Borowski)
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Erfreulicherweise gehört zum Lieferumfang des RA180 aber auch eine herkömmliche Infrarot-Fernbedienung. Und auch die ist sehr schön gemacht. Klein, handlich, mit klar fühl- und unterscheidbaren Tasten und im wertigen Alu-Gehäuse. Das Design der Fernbedienung passt nicht so ganz zu dem Steam-Punk-Look des Verstärkers: Sie ist eher B&O-mäßig modernistisch angehaucht, aber in funktionaler Hinsicht ist sie ausgezeichnet. Alle primären Funktionen lassen sich darüber steuern.

Rose RA180 Remote
Die Fernbedienung des HiFi Rose RA180 zeigt eine kleine sprachliche Unstimmigkeit: Die Taste „Balance“ dient nicht zur Pegeleinstellung links/rechts, sondern schaltet auf den symmetrischen Eingang, der eigentlich „Balanced“ mit „d“ heißen sollte. Auch an der Front ist das falsch übersetzt. Siehe Video oben (Foto: F. Borowski)

Weiter mit der Anschlussseite des RA180. Erfahrene Nutzer erkennen hier sofort ein paar Besonderheiten. Am auffälligsten ist wohl die große Anzahl an (sehr massiven) Lautsprecheranschlüssen. 16 an der Zahl. Die erste Vermutung wäre, es handele sich hier um einen Surround-Verstärker, was aber nicht der Fall ist. Die vielen LS-Buchsen dienen einerseits zum Anschluss von zwei unabhängigen Lautsprecherpaaren A (obere Reihe) und B (untere Reihe), die über den Ausgangswahlschalter an der Front umgeschaltet werden können. Eine gleichzeitige Ansteuerung beider Paare ist aber nicht möglich.

Der RA180 besitzt nicht zwei, sondern vier Endstufen mit einer Leistung von je 200 Watt an 8 und 4 Ohm. Nicht für Surround-Zwecke, sondern für verschiedene Anschluss-Szenarien von Stereo-Lautsprechern, die über den dreistufigen Schalter „BTL-Mode“ unter den Terminals umgeschaltet werden. Als da wären:

Rose BTL-Mode 3
BTL-Modus Off (Diagramm: Rose HiFi)

BTL Mode off: Dieser Modus ist recht exotisch und dient dazu Vollbereichslautsprecher mit separat angeschlossenen Superhochtönern anzusteuern. Für diesen Zweck ist auch die an der Front einstellbare und separat zuschaltbare Hochpass-Weiche gedacht, mit der die Übergangsfrequenz und die Verstärkung (Gain) für den Superhochtöner eingestellt werden kann. Es handelt sich dabei also nicht um eine aktive Weiche für den ebenfalls vorhandenen Subwoofer-Ausgang. Für den existieren leider keine Weichen-Einstellungen.

Rose BTL-Mode 1
Modus Bi-Amp A – BTL B (Diagramm: Rose HiFi)

BTL Mode BiAmp A / BTL B: Das Lautsprecherpaar an Ausgang A kann mittels Bi-Amping angesteuert werden, wenn dafür entsprechende Bi-Wiring-Terminals vorhanden sind. Die Lautsprechergruppe B wird hingegen in diesem Modus „bridged“ per Single-Wiring mit 400 Watt pro Kanal gespeist.

Rose BTL-Mode 2
BTL-Modus A / B (Diagramm: Rose HiFi)

BTL A / BTL B: In diesem Szenario werden sowohl die Lautsprecher an Ausgang A wie auch B gebrückt mit je 400 Watt pro Kanal per Single-Wiring angesteuert. Je nach Modus sollten sich Nutzer das Anschlussschema in der Bedienungsanleitung genau ansehen, um nichts zu verpolen oder kurzzuschließen. Der RA180 ist allerdings mit einer Schutzschaltung versehen, so dass Beschädigungen ausgeschlossen sein sollten. – Ich habe es aber nicht darauf ankommen lassen.

Technik – Die Zukunft gehört GaN

Die Leistung der integrierten Endstufen habe ich damit schon verraten. Auch hier darf man getrost von „üppig“ sprechen. Die Konstruktion der Leistungsverstärker birgt aber noch eine Besonderheit. HiFi Rose verwendet hierfür nämlich als einer der ersten HiFi-Hersteller sogenannte Gallium-Nitrid-FETs anstelle herkömmlicher Feldeffekt-Transistoren aus Silizium. Gallium-Nitrid (GaN) hat bisher vor allem im Bereich von USB-Netzadaptern beziehungsweise Netz-Ladegeräten von sich Reden gemacht, denn dieses Halbleiter-Material ermöglicht den Bau deutlich kleinerer Charger bei gleicher Leistung. Hier ein Beispiel für so ein Ladegerät:

Satechi GaN Charger
Satechi 100W Type-C PD GaN Compact Charger. Passt dank GaN-Technik in die Handfläche (Foto: F. Borowski)

Im Verstärkerbau bieten GaN-FETs den Vorteil einer deutlich schnelleren, kürzeren Ansprechzeit. Nicht nur eine bessere Leistungsausbeute, sondern auch höhere Dynamik und verbesserte Präzision, sowie eine erweiterte Bandbreite sollten das Ergebnis sein. HiFi Rose veranschaulicht den GaN-Vorteil auf seiner Webseite mit folgender Grafik:

Rose RA180 GaN Chart
Weniger „Totzeit“ und damit höhere Linearität dank GaN. (Grafik: HiFi Rose)

Das Schaltnetzteil des RA180 wurde ebenfalls komplett selbst und passend für die Leistungselektronik entwickelt. Rose spricht hierfür von 1.100 Watt Spitzenleistung und einem Dämpfungsfaktor von „mindestens 200“. Letzteres erreichen aber auch andere Class-D-Verstärker, wie beispielsweise der T+A A 200 (Testbericht), dessen Dämpfungsfaktor für unterschiedliche Lautsprecher sogar umschaltbar ist.

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Rose RA180 Innen 1
Blick unter die Haube: Auch hier ist alles aufgeräumt und äußerst hochwertig (Foto: Rose HiFi)
Rose RA180 Innen 2
Blick unter die goldene Abdeckung: Hier finden sich die vier Endstufenmodule mit GaN-FETs (Foto: Rose HiFi)
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Zurück zu den Anschlüssen. Drei unsymmetrische, analoge Line-Eingänge, ein symmetrischer Eingang und ein Phono-Eingang sind vorhanden. Da die meisten Quellen heute sowieso digital sind, reicht ein Line-Eingang zur Verbindung eines Streamers/DACs, der die digitalen Quellen sammelt und analog in den RA180 speist.

Der Phono-Input des RA180 ist auch eine Überraschung. Zwar bieten viele Verstärker und sogar Streamer einen Phono-Eingang, wie z.B. der Cambridge Audio EVO 150 (Testbericht), aber die sind meistens auf MM beschränkt und nur selten mit so umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten versehen. Der RA180 ist sowohl für MM- als auch für MC-Systeme geeignet und hat eine Reihe umschaltbarer Entzerrkuven über den zuschaltbaren Phono-EQ an der Front. Zu bemängeln wäre hier lediglich, dass nur eine feste Eingangsimpedanz von 47 kOhm verfügbar ist.

Abgerundet wird das Anschlussfeld des RA180 durch den schon kurz erwähnten Subwoofer-Ausgang, Trigger-Input und einen IR-Anschluss, für den sogar ein Sensor mit Verlängerungskabel beiliegt, sodass der Rose-Amp auch verdeckt aufgestellt werden kann – was vermutlich kaum jemand tun wird. Und noch ein netter Bonus: Alle Cinch-und XLR-Buchsen sind mit Staubschutzkappen bestückt. Diese Liebe zum Detail sollte Schule machen, schließlich handelt es sich bei dieser Dreingabe nur um Cent-Artikel. Auch iFi Audio liefert Staubschutzkappen bei seinen teils sehr günstigen Geräten mit, die meisten High-End-Hersteller aber nicht. Rose ist hier eine lobenswerte Ausnahme.

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Rose RA180 Dust Caps
Vorbildlich: Der RA180 wird mit Staubschutzkappen für die Cinch- und XLR-Buchsen geliefert (Foto: F. Borowski)
Rose RA180 Terminals
Die 16 äußerst soliden Lautsprecherterminals sind Eigenkreationen von Rose (Foto: F. Borowski)
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Der RA180 in der Praxis

Mit der zugehörigen App hatte ich zunächst Verbindungsprobleme, doch das konnte zwischenzeitlich gelöst werden und dank eines Firmware-Updates sollten Käufer diesbezüglich keine unangenehmen Überraschungen mehr erleben. Davon abgesehen ist die Nutzung des RA180 ein Fest für die Sinne.

Über die haptischen Freuden habe ich im Video oben ja schon berichtet. Wenn es hier etwas zu kritisieren gibt, dann höchstens, dass die Drehknöpfe für Klangregelung und Weiche gerne etwas solider hätten gelagert werden können. Nicht, dass sie sich billig anfühlen, aber auch nicht so solide, wie der Rest des Amps.

Manches ist auch etwas anders, als vielleicht erwartet. So wirkt der Lautstärkeregler mit der Zahnradübersetzung etwas „knorrig“ statt butterweich laufend, was aber einfach der aufregenden Zahnradmechanik dahinter geschuldet ist. Schlecht fühlt es sich nicht an, nur eben anders. Etwas aus dem Konzept fällt die Powertaste. Im Gegensatz zu all den vielen mechanischen Schaltern und Reglern handelt es sich dabei um eine rein elektronische Taste. Nicht ohne Grund, denn für den Komfort kann der RA180 bequem per Fernbedienung oder App in einen Standby-Modus geschaltet werden. Und er verfügt über eine automatische Signal-basierte Abschaltung nach in der App voreingestellter Zeit.

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Rose RA180 Detail 1
Der primäre Eye-Catcher des RA180 ist sicherlich seine an Uhrwerke erinnernde Lautstärke-Sektion: (Foto: F. Borowski)
Rose RA180 Detail 2
Hinter dem skelettierten Lautstärke-Drehrad liegt ein Antriebszahnrad… (Foto: F. Borowski)
Rose RA180 Detail 3
… das über ein Übersetzungszahnrad die zwei Antriebszahnräder für den linken und rechten Kanal bewegt (Foto: F. Borowski)
Rose RA180 Detail 4
Über ein weiteres Zahnrad wird die Lautstärkeskala bewegt (Foto: F. Borowski)
Rose RA180 Detail 5
Die zwei Zeigerinstrumente informieren über den Eingangspegel (Foto: F. Borowski)
Rose RA180 Detail 6
Hier nochmal eines der Instrumente in größerer Ansicht (Foto: F. Borowski)
Rose RA180 Detail 7
Links der Eingangswahlschalter, rechts daneben die zuschaltbaren Sektionen für Klangregelung und Hochpass (Foto: F. Borowski)
Rose RA180 Detail 8
Funktionsschalter rechts unten an der Front (Foto: F. Borowski)
Rose RA180 Deckel ambient
Unter dem TV aufgestellt erzeugen die fein gefrästen Kanten im Deckel schöne Lichteffekte (Foto: F. Borowski)
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Im Standby liegt der Stromverbrauch auf EU-konformen 0,5 Watt. Im Leerlauf, ohne Signal, pegelt sich das Messgerät je nach BTL-Modus zwischen ca. 50 und 52 Watt ein. Das ist relativ viel für einen reinen Class-D-Amp mit Schaltnetzteil. Die Oberseite mit den großen Ausfräsungen zur Belüftung wird im Betrieb daher auch relativ warm. Die zuschaltbaren EQ-Module verändern den Leerlauf-Verbrauch übrigens nicht. Das ist einfach eine andere Signal-Route.

Beim Musikgenuss ist die Lautstärkeregelung per Fernbedienung vom Hörplatz natürlich am komfortabelsten, solange der Amp nicht in Griffweite steht. Hier fiel mir aber auf, dass sich nur ein sehr kleiner Regelweg nutzen lässt. Bewegt sich der Zeiger über das linke Viertel der Skala hinaus, wird es sehr schnell viel zu laut. Dabei haben die von mir angeschlossenen Lautsprecher keinen überdurchschnittlich hohen Wirkungsgrad.

In der App gibt es die Möglichkeit, die Geschwindigkeit des Lautstärkereglers anzupassen, was die Sache etwas feinfühliger mit der IR-Fernbedienung regelbar macht. Auch findet sich dort eine Einstellung zur Limitierung des Pegels. Aber leider keine Option, den GAIN anzupassen. Hier sollte Rose noch nachbessern.

Die zuschaltbare Klangregelung mit Anpassungen für Bässe, Höhen und Balance (siehe Grafiken für deren EQ-Kurven) mögen zwar für Puristen eine überflüssige Funktion sein, doch in manchen Situationen ist es durchaus praktisch. Beispielsweise, wenn Sie für den TV-Genuss einen anderen Sitzplatz bevorzugen und dafür Klang und L/R-Balance anpassen möchten. Für den unbeeinflussten Musikgenuss am Sweet-Spot ist die Klangregelung per Schalter mit einem Handgriff aus dem Signalweg genommen.  

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Rose Bassdiagramm
Die EQ-Kurven der Bassregelung (Diagramm: Rose HiFi)
Rose Treble Diagramm
Die EQ-Kurven der Hochtonregelung (Diagramm: Rose HiFi)
Rose EQ HPF
EQ-Kurven Hochpassfilter (Diagramm: Rose HiFi)
Rose Phono EQ
Phono-EQ-Kurven (Diagramm: Rose HiFi)
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Eine kleine Kritik gibt es für den Umstand, dass das Netzteil im Standby ein leises Zwitschern von sich gibt, welches im Betrieb zusätzlich von einem leisen Brummen begleitet wird. Ich möchte aber ausdrücklich erwähnen, dass ich auf solche Dinge besonders streng achte und dass es real in kurzem Abstand vom Gerät kaum bis gar nicht mehr hörbar ist. Nur lege ich hier als sehr hohe Messlatte den Aavik I-580 Vollverstärker an (ebenfalls Class-D), dessen Schaltnetzteil in allen Betriebszuständen selbst mit dem Ohr auf den Deckel gepresst schlicht unhörbar ist.

Klangtest: Nimmt der HiFi Rose RA180 die letzte Hürde?

Das Setup für meinen mehrwöchigen Test bestand aus dem Silent Angel Rhein Z1 als Roon Core und dem Trinnov Amethyst als Streaming-Endpoint und Raumkorrekt, beide angeschlossen an den Melco S100 Switch. Der Trinnov füttert das Signal in den Aavik D-280, der mir als Referenz-als DAC dient und dessen Analogausgänge den Rose RA180 speisten. Die Ausgabe erfolgte über die Børresen 02 SSE Standlautsprecher, für mich nach wie vor die mit Abstand besten Lautsprecher, die je in meinem Raum gespielt haben.

Rose RA180 on Desk
Der RA180 im Test-Setup mit dem Trinnov Amethyst und den Komponenten von Aavik (Foto F. Borowski)

Als Messlatte für den Amp kam der besagte Aavik I-580 Vollverstärker zum Einsatz. Der kostet nach Listenpreis fast drei Mal so viel wie der Rose, ist aber nach meinem Dafürhalten und Kenntnisstand die derzeitige Krönung in der Class-D-Verstärkertechnik. Ebenfalls zum Vergleich stand der preislich eher vergleichbare T+A PA 2500 R.

Die ersten Tage lasse ich neue Geräte erst mal nebenbei mitspielen. Also Hintergrundmusik und TV-Ton. Die erste positive Überraschung ist, wie dynamisch und zugleich mühelos der RA180 selbst bei niedrigen Pegeln zur Sache geht. Keine Spur der früher Class-D-typischen Nervosität und Rauigkeit trüben den Musikgenuss. Mit zunehmender Lautstärke steigert sich dieser Eindruck sogar noch.

Im Vergleich zum Aavik erahnt man die Grenzen des RA180. So geht der Däne im Bass mit (noch) mehr Schub und gleichzeitig Präzision zu Werke, während die Mitten einen Hauch mehr natürlichen Schmelz bieten. Meine Referenz bleibt hier ungefährdet, wenngleich die beiden Amps keineswegs Welten trennen.

Ohne einen solchen direkten Vergleich dürfte aber kaum ein Käufer des RA180 je ernsthaft etwas an seinem Klangbild vermissen oder auszusetzen haben, denn er klingt absolut faszinierend. Gleich, bei welchem Pegel zeigt er eine wunderbare Souveränität und Leichtigkeit bei der Wiedergabe. Im Vergleich zum T+A jedenfalls punkte er – bei ähnlicher Stabilität in den Basslagen und bei der Staffelung in der Tiefe – mit einer hörbaren Überlegenheit in puncto musikalischem Fluss und Natürlichkeit. Ein Verstärker, mit dem es echt Freude macht, Musik zu hören!

Fazit: Deus ex Machina!

Der HiFi Rose RA 180 Vollverstärker ist schon rein optisch eine erfrischende Abwechslung im Markt für Vollverstärker. Doch der Hersteller beweist, dass es ihm absolut nicht nur um den äußeren Schein geht, denn der Amp ist mit seinen vier GaN-Endstufen und zahlreichen anderen Detaillösungen auch technisch voll auf der Höhe der Zeit. Die tolle Bedienung an der mechanischen Spielwiese seiner Front sowie der rundum überzeugende Klang mit hohen Leistungsreserven runden das Gesamtbild positiv ab.

Man könnte einwenden, dass einige seiner Features etwas sehr speziell sind. Wie etwa die Anschlussmöglichkeit von Superhochtönern. Wie viele Nutzer brauchen das wirklich? Hat sich der Entwickler damit vielleicht nur selbst einen Wunsch erfüllt? Ich persönlich hätte mir stattdessen lieber eine regelbare Frequenzweiche für den Subwoofer-Ausgang gewünscht. Aber es sind eben auch genau diese Eigenheiten, die den RA180 aus der Masse hervorheben.

Für den gestalterischen Mut und die innovative technische Umsetzung gibt es von mir beide Daumen hoch. Respekt und Dank nach Südkorea für diesen wunderbaren und einmaligen Verstärker!

Und auch dieser Hinweis darf nicht fehlen: Wer noch ein Gerät aus der limitierten „First Batch“ mit den besonders schönen Gerätefüßen bekommen möchte, sollte sich sputen. Sehr viele gibt es davon in Deutschland nicht zu ergattern…

HiFi Rose RA180
2022/05
Test-Ergebnis: 4,6
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.

 

Satt-präziser Klang mit hohen Leistungsreserven
Einmaliges Designkonzept mit toller Verarbeitung
4 eingebaute Endstufen, verschieden ansteuerbar
Leichter Trafo-Brumm

Vertrieb:
audioNEXT GmbH
Isenbergstr. 20
45130 Essen
www.audiodomain.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
HiFi Rose RA180: 6.499 Euro

Technische Daten

HiFi Rose RA180
Konzept:analoger Stereo-Vollverstärker, Class-D
Leistung:4 x 200 W oder 2 x 400 W an 8 Ohm
Eingänge:3 x Cinch, 1 x XLR, 1 x Phono MM/MC
Besonderheiten:GaN-FETs, Bi-Amping/Bridged-Mode, App
Abmessungen (B x T x H):430 x 350 x 110 mm
Gewicht:16,7 Kilo
Alle technischen Daten

Mehr von HiFi Rose:

Test HiFi Rose RS201E: smarter Streaming-Amp mit riesiger Ausstattung

Im Beitrag erwähnt:

Test Music-Server Silent Angel Rhein Z1 – sichere Bank für Roon-Musik
Test Trinnov Amethyst: Digitale Traumvorstufe mit Profi-Einmessung
Test Melco S100: der audiophile Netzwerk-Switch
Test Standbox Børresen 02 SSE: mehr Silber, mehr Musik?
Test Aavik I-580: Dieser Vollverstärker macht vieles anders – und klingt überirdisch gut
Test T+A PA 2500 R – so baut man Vollverstärker

Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.