AVM hatte einen Teil seiner Jahres-Neuheiten ja schon auf den Norddeutschen HiFi Tagen gezeigt – nämlich die wirklich attraktiven Plattenspieler Evolution R 5.3 und Inspiration R 2.3. Dass sich AVM Chef Udo Besser zudem auch Lautsprecher wünscht, um die AVM Angebotspalette komplett zum machen, war schon länger klar. Die Lösung, die er nun aber präsentierte, überraschte mich doch – und zwar höchst positiv. Zum einen, weil er mit Wolfram Szentiks (Audiograde) einen Entwickler gefunden hat, der immer wieder in allen Bereichen Neues ausprobiert und mit aktiv-entzerrten Lautsprecherkonzepten viel Erfahrung hat. Zum anderen haben Besser und Szentiks eine Designsprache gefunden, die akustisch Vorteile hat (breite Schallwand), dabei dennoch dezent-edel wirkt und irgendwie auch sehr gut zu den AVM Komponenten passt. Super.
Die AVM AM 6.3 ist eine vollaktive, DSP-entzerrte 3,5-Wege Konstruktion, die man über diverse Eingänge, aber auch kabellos ansteuern kann. Auf der HIGH END 2018 hatte ich einige Minuten Gelegenheit, die AM 6.3 zu hören. Gute Durchzeichnung, hohe Neutralität und eine erstaunliche Raumabbildung waren Punkte, die ich meinte – trotz der etwas ungünstigen Bedingungen meines Besuchs – heraushören zu können. Das muss verifiziert werde. Denn ich finde, dass die M 6.3 für 14.900 Euro/ Paar ein sehr faires Angebot darstellt. Doch Udo Besser bremst erst einmal alle Euphorie: vor Herbst 2018 wird sie nicht zu haben sein.
Eine der beeindrukendsten Vorführungen gab es fraglos bei Bohne Audio zu erleben. Die BA BB-18 ist ein Schallwandler mit 18 Zoll JBL Tieftöner und Hochwirkungsgrad-Dipolbändchen, das bereits ab 600 Hertz läuft. Diese ungewöhnliche 2-Wege-Kombination wird mit einem Trinnov Prozessor als Aktivweiche und Raumkorrektur perfekt auf die technisch-akustischen Gegebenheiten und den Geschmack dses Hörers eingestellt.

Und was dieser Lautsprecher bewegen kann, ist gewaltig. Den meisten Besuchern ging es wie uns: man kann sich schwer losreißen…
Burmester hat wie auch die letzte Jahre richtig aufgefahren. Die Mono-Endstufen 159 (Paarpreis: 148.000 Euro), der Plattenspieler 175 (31.700 Euro) und vor allem die neuen Superlautsprecher BC350 (Paarpreis: 218.000 Euro). All die Jahre zuvor waren die Anlagen auch immer groß, aber die Komponenten hatten häufig noch Vorserienstatus. Zur HIGH END 2018 aber war alles fertig.
Bei so viel teurem Schwergewichtigs-HiFi winke ich normalerweise ab. Aber hier hat mich die Vorführung gefesselt. Es war sicherlich die beste Vorführung, die ich bei Burmester jemals gehört habe: druckvoll, absolut mühelos, aber nicht wie eine PA, sondern mit allen Klangfarben und der Fähigkeit auch leise Töne in voller Souveränität und mit allen Klangfarben wiederzugeben. Ein alter Freund aus der Schweiz sagte: Ich bin seit 40 Jahren im Geschäft und bin echt kaum noch zu begeistern. Aber in der Burmester Vorführung kamen mir die Tränen.” Soweit ging es bei mir nicht. Aber trotzdem fraglos eine der Top-Vorführungen auf der Messe.

Cambridge Audio feiert 2018 seinen 50. Geburtstag und schenkt sich selbst die neuen Technologieträger der Edge-Familie. Bislang sind das der Vollverstärker Edge A, die Vorstufe Edge NQ und die Endstufe Edge W. Folgen soll in Kürze auch ein Plattenspieler im 5.000 Euro Bereich. Mit diesen Komponenten stoßen die eigentlich immer so preisgünstigen Briten die Tür ins bezahlbare High End weit auf. Den ausführlichen Cambridge Audio Messebericht lesen Sie hier…

Bei Canton spielte so etwas wie der Wolf im Schafspelz. Wie soll man denn darauf kommen, dass diese A55 nur 4.400 Euro kosten soll? Gut: Man hätte es ahnen können, weil die kleineren Geschwister A35, A45 und A45 BS ja noch günstiger sind. Aber ein so großes Klangbild, einen solch druckvollen Bass und eine insgesamt so souverän-natürliche Vorstellung, diese These wage ich, gibt es in der 4.000 Euro-Preisklasse andernorts nirgends.
Möglich wird diese extrem günstige Preis/Klang-Relation durch den Umstand, dass Canton die Lautsprecher der A-Serie (stand mal für “Anniversary)” ausschließlich direkt über das Netz verkauft. Da fällt fast die gesamte Händlerspanne weg und ermöglicht äußerst faire Preise.

Die nagelneue A55, die Canton tatsächlich erst zur HIGH END 2018 aus dem Hut zauberte, ist eine stattliche 3-Wege-Konstruktion (Abmessungen: 115 x 27,5 x 48,5 cm (H x B x T), einem Gewicht von 49 (!) Kilo und bestückt mit drei Tieftönern der 20 cm Klasse sowie den üblichen Hoch- und Mitteltönern der A-Linie. Viel mehr Holz und Klang fürs Geld geht kaum.
Chario hatte sich wie üblich etwas außerhalb der HIGH END einen Ausstellungsraum im Hotel zur Mühle in Ismaning gemietet und zeigte ein Vorserienmodell der neuen (aber schon länger geplanten) Chario Belong-Serie. Belong ist durchaus etwas Besonderes, weil sie explizit unter der Beücksichtigung von Ressourcen-Schonung entwickelt wurde.

Christoph Mertens, der Chef des hiesigen Chario Vertriebs CMI, formulierte es so: “Belong ist mit so natürlichen Grundstoffen aufgebaut, die kannst man quasi aufessen…”

Noch ein Jubiläum: Clearaudio wird 40 und auch hier muss man den Hut ziehen. Was die Erlanger vor allem in den letzten Jahren aufgestellt haben, ist aller Ehren wert. Und sie hatten auch einen wirklich schönen Stand, auf dem man gefühlt kilometerweise über Plattenspieler schauen konnte.

Besonders originell war der VW-Bulli mit eingebautem, aufwändig gefedertem Concept Laufwerk. Wie der Vorführer nicht ohne Stolz immer wieder zeigte: Die Abtastung kam nicht ins Schlingern, obwohl er das Laufwerk in mächtige Schwingungen versetzte.
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