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Marantz 40n Lifestyle 01
Streaming-Vollverstärker Marantz MODEL 40n, hier in der schwarzen Version. Ein Fast-Alleskönner für 2.500 Euro (Foto: Marantz)

Marantz Model 40n im Test: Schön und gut

Remixes großer Hits waren in den 1990ern total angesagt. Und in aller Regel waren sie auch viel cooler als die Originale, ob es sich jetzt um Frankie Goes To Hollywood bis Depeche Mode handelt. Unbestritten waren sie vor allem eines: länger, viel länger. Viel mehr Spaß bei maximaler Abwechslung haben kann man auf jeden Fall auch mit dem neuen Marantz Model 40n – so viel stand schon vor dem Test fest. Die japanische Premium-Marke konzeptionierte den neuen Vollverstärker nach eigenen Angaben salopp ausgedrückt als Remix-Longplay-Version aus dem Vollverstärker PM7000n, dem Streamer NR1200 und dem neuen Glamour-Vollverstärker Model 30.

MarantModel 40n versus Model 30 von vorn
Marantz Model 40 n und der größerer Bruder Model 30 (ohne Netzwerk-Fähigkeiten) sind von vorn schier nicht zu unterscheiden (Foto: H. Biermann)

Die Verwandtschaft mit letzterem sticht dabei sofort ins Auge. Das neue Design mit der dreidimensional geprägten Frontplatte und dem aufgesetzten Areal um das kleine Display und die Bedienungselemente wirkt zeitlos modern und edel. Die indirekte Beleuchtung der umlaufenden Fuge lässt sich anpassen oder abschalten. Das hat sie mit der Klangregelung gemeinsam.

Das Besondere des Marantz Model 40n

Doch die Verwandtschaft mit dem PM7000n und dem NR1200 geht allerdings fast noch tiefer. Das neue Model 40n bietet mit seinem 24Bit/192kHz-Streaming-Modul volle HEOS-Kompatibilität. Das bedeutet die Verbindung aus hohem Bedienungskomfort via Smartphone App für Android und iOS sowie eine sehr große und vielseitige Produktfamilie, die auch Denon miteinschließt. Online-Musikdienste wie Spotify oder TIDAL, aber auch die Drahtlos-Schnittstellen AirPlay 2 und Bluetooth sind an Bord der Streaming-Abteilung.

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Marantz 40n inside
Innenansicht: Die Digitalelektronik (rechts) ist extra abgeschirmt (Foto: Marantz)
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Das Digital-Board des MODEL 40n (Foto: Marantz)
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Die Phono-Platine des Model 40n (Foto: Marantz)
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Die DAC-Sektion des MODEL 40n mit ES9016 Sabre DAC-Chip (Foto: Marantz)
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Best of both worlds: HDMI für zwei Kanäle

Und das Model 40n bietet eine Schnittstelle zur AV-Welt in Form eines HDMI-ARC-Eingangs, der allerdings wegen des fehlenden Surround-Decoders auf Downmixes in 2-Kanal-PCM angewiesen ist. Was das Marantz Model 40n darüber an digitalen Klängen annimmt, wird über einen ESS ES9016K2M Sabre gewandelt, genau wie die Signale, die über USB und die beiden S/PDIF-Eingänge (je einmal optisch und koaxial) hereinkommt.

Der erwähnte HDMI-Eingang ist nicht das einzige Indiz für die technische Diversität des Model 40n. Es wandelt auch sonst zwischen den üblichen Gerätegattungen für HiFi- und AV-Anwendungen. Der Stereo-Amp hält nicht nur einen Subwoofer-Ausgang bereit. Er bietet sogar ein richtiges Bass-Management. Der Nutzer kann damit selbst bestimmen, ab welcher Frequenz (40 Hz / 60 Hz / 80 Hz / 100 Hz / 120 Hz) das integrierte Tiefpassfilter den Subwoofer hinzuzieht. Solche Details machen den Marantz zu einem der gerade angesagten Vertreter einer neuen Art von Amps, die alte Rollenverteilungen aufbricht.

Heimkino-Affinität ist Programm

Und wer am Ende durch die Berührung mit der Heimkino-Materie ganz ins andere Lager wechseln möchte, für den baut Marantz ebenfalls eine Brücke: Über den Endstufen-Eingang kann man dem Stereo-Vollverstärker über einen AV-Prozessor die Rolle einer 2-Kanal-Endstufe für die vorderen Kanäle zuweisen. Damit bleibt das Model 40n auch im Spiel, wenn sich die Prioritäten ändern. Bei reinem Stereo-Betrieb – etwa mit einem Plattenspieler am Phono-MM-Eingang – ist so puristischer Sound mit kurzen Signalwegen gewahrt, weil sich das ganze AV-Anhängsel jederzeit bequem aus dem Signalweg nehmen lässt.

Doch nicht nur das Model 40n will sich nicht in eine Schublade stecken lassen. Die Experimentierfreude mit unterschiedlichen Konzepten zieht sich durch die neue Model-Reihe. Wer sich nicht vom gekapselten Ringkerntrafo des Model 30 täuschen ließ, konnte unschwer erkennen, dass es sich beim großen Bruder des 40n um einen Schaltverstärker handelt, der auch von einem effizienten Schaltnetzteil gespeist wird. Der Ringkern bedient nur die Vorstufen-Sektion des 3.200 Euro teuren Top-Models.

Nun kommt auf einmal der günstigere kleine Bruder mit einem viel fetteren Trafo daher. Das mag erst mal ähnlich die Hierarchie auf den Kopf stellen, als wenn Porsche auf einmal dem kleinen Cayman mehr PS aus sechs Zylindern angedeihen ließe als der Ikone 911, der immer die stärkeren Boxer-Motoren vorbehalten blieben. Doch auch hier werden demnächst die Karten neu gemischt, denn der nächste Cayman fährt nur noch elektrisch vor und wird dann auch mehr Pfunde zu kaschieren haben.

Keine eineiigen Zwillinge

Ja, tatsächlich setzt Marantz hier auf zwei unterschiedliche Konzepte in der gleichen Generation von Vollverstärkern. Das Model 40n ist der lebende Elvis, der überlebende Klassiker mit konventionellem Klasse-A/B-Transistorverstärker, der von einem linearen Netzteil gespeist wird. Deshalb der größere Ringkerntrafo, denn der versorgt auch die Ausgangsstufe. Da es nicht wenige gibt, die von Class-D-Amps nicht restlos überzeugt sind (was nicht zuletzt auch an deren inzwischen allerdings in vielen Fällen überkommenen Empfindlichkeit auf unterschiedliche Impedanzen lag), dürfte sich der kleinere der beiden Model-Verstärker nicht nur wegen des günstigeren Preises etlicher neuer Verehrer erfreuen.

Klar, dass Marantz es sich nicht nehmen ließ, seine erprobten Zutaten wie ELNA-Kondensatoren nach Maß, Schottky-Dioden und HDAM-SA3-Verstärkern (Hyper Dynamic Amplifier Modules) einzupflanzen.

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Auch in der Gehäuseausführung Silber macht das Model 40n eine gute Figur (Foto: Marantz)
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Auch das gehört zum Konzept des Model 40n: hohe Ausstattung mit einer möglichst einfachen Bedienbarkeit (Foto: Marantz)
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Selbstverständlich gehört ein HDMI-ARC-Anschluss heute ins Pflichtenheft eines modernen Verstärkers (Foto: Marantz)
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Hörtest: trocken und stark

Im Hörtest kombinierten wir den Marantz unter anderem mit den Totem Acoustic Element Metal v2 (Test in Kürze), natürlich den FinkTeam Borg und den unbestechlichen Heritage Special von Dynaudio. Und am Ende des ausgiebigen Hörtests stand der Vergleich mit seinem großen Bruder. Bevor wir auf die Unterschiede respektive Gemeinsamkeiten der beiden Geschwister eingehen, lassen Sie uns erst einmal das Augenmerk (oder das Ohrenmerk) auf die Fähigkeiten des Model 40n richten.

Der Vollverstärker erwies sich als kraftvolle, souveräne Antriebsquelle auch für anspruchsvollere Lautsprecher. Ohne Anzeichen von Mühe ermöglichte er sowohl hohe Abhörpegel als auch eine sehr gute Kontrolle im Bass. Was ebenfalls aus der Darbietung im LowBeats-Hörraum herausstach, war seine hingebungsvolle Detailwiedergabe. Sehr schön konnte man das mit Konzert-Aufnahmen wie David Gilmour „Live At Pompeii“ oder „Roseland NYC Live“ von Portishead heraushören. Die Reaktionen des Publikums wie Pfiffe oder Mitsingen bei „Wish You Were Here“ klangen einfach lebendig und der Applaus nicht wie Starkregen auf einem Blechdach. Bei solchen Anlässen konnte sich auch die dreidimensionale, stabile Abbildung optimal in Szene setzen. Ebenso die besonders hohe Transparenz.

Was Klangfarben betraf, wandelte der Marantz eher auf der hellen Seite der Natürlichkeit. Soll heißen, er arbeitete perfekt alle Feinheiten heraus, ließ aber nicht unbedingt jenes Maß an Emotionalität wie manch schwächerer Amp von englischer oder französischer Provenienz aufkommen.

Was den internen Vergleich betraf, überzeugte natürlich Hi-Res-Audio aus dem On-Board-Streamer. Doch gerade in Sachen Drive konnten sich analoge Signale über die Hochpegel-Eingänge überraschend gut in Szene setzen. Das galt vor allem für den Punch im Bass. Allerdings blieb die Wiedergabe von Drums oder Synhtie-Beats stets auf der trockenen Seite und glänzte eher durch Kontur als durch Fülle.

Überraschend gut schnitten auch die neuen, bequemen „Vertriebswege“ für Musik ab. Bluetooth und besonders AirPlay 2 lieferten eine Spritzigkeit und Bandbreite, die gerade bei gängigen Pop- und Rock-Aufnahmen wenig bis gar nichts zu wünschen übrig ließ. Für Einsteiger-Plattenspieler machte auch der Phono-MM-Eingang einen richtig guten Job. Da hatte Marantz schon immer ein gutes Händchen…

Marantz Model 40n und Model 30 im LowBeats Hörraum
Im LowBeats Hörraum (hier mit den Dynaudio Heritage Special im Hintergrund) ging es ans Eingemachte – und auch gegen den großen Bruder Model 30 (Foto: H. Biermann)

Insgesamt erwies sich das Model 40n als ungemein spielfreudig und aufgeräumt, wenngleich einen Hauch stählern. Ein zum Vergleich herangezogener „reiner“ Vollverstärker wie der INT 200 Signatur von Atoll klang ähnlich agil, aber noch den einen Tick feiner und eleganter. Doch das ist verschmerzbar: Selbst mit allen möglichen Zusatz-Platinen kann der Atoll das Rundum-glücklich-Vollausstattung-Gefühl des Model 40n nicht bieten.

Und im Grunde interessierte uns der Vergleich zum optisch gleichen, aber technisch und preislich deutlich ambitionierteren Model 30 doch um einiges mehr. Und die Unterschiede sind hörbar. Das in klassischer A/B-Endstufentechnik aufgebaute Model 40n spielte etwas offener, druckvoller und spritziger. Beim ersten Vergleich dachten wir: „Hoppla: Schießt der seinen audiophilen Bruder auch noch klanglich ab.“

Doch mit dem längeren Hören eroberte sich das Model 30 das Terrain Stück für Stück zurück. Seine Schaltendstufe ist ebenso kraftvoll wie die des Model 40n, klingt insgesamt etwas zurückhaltender, wärmer, sonorer. Stimmen, Geigen, praktisch alle akustischen Instrumente klangen mit dem Model 30 habhafter, „schöner“ und hatten die natürlicheren Klangfarben. Man erkennt hier den von Ken Ishiwata geprägten Marantz-Sound sehr viel eher als beim Model 40n. Auch wenn das Model 30 in den Mitten einen Hauch bedeckter erscheint, vermittelt es die Eindrücke eines ergreifenden Live-Konzerts im gleichen Maße emotionaler.

Fazit Marantz Model 40n

Um nicht immer Auto-Vergleiche zu bemühen: Wenn man Röhrenverstärker mit handaufgezogenen Analoguhren gleichsetzt, dann ist das Model 40n die Analogie zur Apple Watch, die ein riesiges Bündel praktischer Funktionen gekonnt vereint. Das entwickelt seine eigene Faszination einer zeitgemäßen, erschwinglichen Funktonalität. Dagegen können etwa eine klassische Omega Speedmaster Professional (nicht der lizenzierten Volksversion von Swatch) oder ein 60er-Jahre Fliegerchrono von Heuer (damals noch ohne TAG) in Sachen Leuchten in den Augen trotzdem punkten, obwohl sie sich nicht einmal automatisch aufziehen.

Da das Marantz Model 40n (wie auch die Apple Watch) schon zur gehobenen Klasse zählt, kommt es dann schnell zu einem Vergleich, bei dem Emotionen die Oberhand gewinnen. In der Redaktion sympathisieren die meisten Mitstreiter eher mit den Analog-Uhren. Und dennoch fand das Model 40n bei LowBeats  viele Fürsprecher. Weil es – ähnlich den Streaming-Amps von Naim – ein wunderbarer Brückenbauer sein und selbst streitsame Anhänger des Oldschool-HiFi mit der Moderne verbinden kann. Und im gleichen Maße schafft es mit seiner sehr ordentlichen Anfass- und Klangqualität, vor allem aber mit seiner Ausstattung und der einfachen Bedienbarkeit, auch anspruchsvolle Nicht-HiFiisten zu begeistern. Gut gemacht.

Marantz Model 40n
2022/02
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Lebendige Abstimmung, viel Leistung und große Sauberkeit
Tolle Konnektivität mit HEOS und HDMI
Guter Phono-MM-Eingang
Solide Verarbeitung

Vertrieb:
Marantz Deutschland
Division of D&M Germany GmbH
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal
www.marantz.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Marantz Model 40n: 2.500 Euro

Technische Daten

Marantz Model 40n
Konzept:Vollverstärker mit Streaming-Modul
Leistung:2 x 70/100 W (4/8 Ohm)
Besonderheit:Roon tested
Eingänge:4 x analog (inkl. Phono): (Cinch), digital: 1 x Coax, 1 x optisch, 2 x USB, BT, AirPlay 2
Abmessungen (B x H x T):44,3 x 13 x 43,2 cm
Gewicht:
16,7 Kilogramm
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test FinkTeam Audio Borg: die neue LowBeats Referenz
Test Dynaudio Heritage Special: in der Tradition der großen Sondermodelle
Test Vollverstärker + CD/SACD-Player: Marantz Model 30 + SACD 30n

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.