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Marantz PM7000N vereint klassischen analigen Vollverstärker mit HEOS Streaming und Digitalaudio. 1.200 Euro (Foto: R. Vogt)
Marantz PM7000N vereint klassischen analigen Vollverstärker mit HEOS Streaming und Digitalaudio. 1.200 Euro (Foto: R. Vogt)

Test: Marantz PM7000N Vollverstärker mit HEOS Streaming

Im Kern ist der Marantz PM7000N ein ganz klassischer, solider, analoger Mittelklasse-Vollverstärker. Eben das, was Marantz besonders gut beherrscht. Aber da ist noch mehr: Digitale Eingänge und das Konzern-übergreifende HEOS Streaming adeln den PM7000N zu einer Art Multifunktions-Maschine, die ihm – mit viel Zusatznutzen – den Anschluß an die digitale Gegenwart sichert. Und mit dem Test des Streaming-Amps haben wir noch eine weitere Frage beantwortet: Lassen sich die nagelneuen „Home“-Bluetooth-Speaker der Konzern-Schwester Denon problemlos im Musiksystem einbinden? Aber ja – wie unser Erklär-Video belegt.

Das Konzept des Marantz PM7000N

Marantz PM7000N (Foto: R. Vogt)
Verrät von außen nichts von seiner Vielseitigkeit: der Marantz PM7000N (Foto: R. Vogt)

Wer einen soliden, klassischen Vollverstärker sucht, der ist hier schon einmal richtig. Warum aber einen externen Streamer kaufen, wenn man den gleich mit integriert haben kann, ohne dass die Maschine gleich den Charakter eines Receivers bekommt? Genau dieses Konzept bringt in der alltäglichen Handhabung einige Vorteile. Beispiel gefällig? Schließt man den Fernseher an den richtigen optischen Eingang an, schaltet sich die Anlage mit dem TV automatisch ein. Der Fernseher spielt über die Anlage gerade so wie über einen Soundbar, nur eben besser. Sie möchten klassisch CD, gar SACD oder Schallplatte gelegentlich im Arbeitszimmer oder der Terrasse genießen? Kein Problem dank der HEOS Vernetzung. Doch wir starten mit den klassischen Anschlüssen – siehe Slideshow:

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Marantz PM7000N (Foto: R. Vogt)
Anschlussfeld mit Phono-MM und Tape-Schleife. Extra: Subwooferausgang (Foto: R. Vogt)
Marantz PM7000N (Foto: R. Vogt)
Obere Etage. HEOS-Streaming und D/A-Wandlersektion über der analogen Sektion (Foto: R. Vogt)
Marantz PM7000N (Foto: R. Vogt)
Robuste und gut isolierte „SPKT-1+“ Lautsprecher-Kabelklemmen aus versilbertem Messing (Foto: R. Vogt)
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Die Rückseite verrät das Innenleben des PM7000N schon ganz gut. Da gibt es die WLAN/Bluetooth-Antennen-Buchsen sowie eine schmale Zeile digitaler Anschlüsse mit LAN. Der Rest ist klassisch analoger Vollverstärker. Der gleich teure Marantz PM8006 hat im Vergleich dazu doppelte Lautsprecher-Terminals, Vor- und Endstufen-Buchsen und eine etwas aufwendiger beschaltete Phono-Stufe. Er zielt klar auf reine Analogfans. Dagegen bietet der PM7000N eben die digitale Welt gleich mit, ohne Entscheidendes weg zu lassen.

Und er bietet ein sinnvolles Feature mehr als sein Analog-Bruder: einen Subwoofer-Ausgang. Dieser verfügt über ein Summensignal mit schaltbarer Tiefpass-Frequenz. Doch das ist leider inkonseqent: entweder man filtert am Subwoofer oder – besser – man hat ein komplettes Bassmanagement und kann die Lautsprecher ebenfalls filtern, was hier nicht der Fall ist. Schade.

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Dreigeteiltes Innenleben: Kleinsignal/Digitalsektion, Leistungsverstärker, Netzteil (Foto: R. Vogt)
Dreigeteiltes Innenleben: Kleinsignal/Digitalsektion, Leistungsverstärker, Netzteil (Foto: R. Vogt)
Komplett geschirmte Digitalsektion mit HEOS Modul (Foto: R. Vogt)
Komplett geschirmte Digitalsektion mit HEOS Modul (Foto: R. Vogt)
Profiliertes, einfaches Bodenblech zur Schirmung und Montage (Foto: R. Vogt)
Profiliertes, einfaches Bodenblech zur Schirmung und Montage (Foto: R. Vogt)
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Löst man vorsichtig die Marantz-typisch verkupferten Blechschrauben (Nachahmung wegen Verfalls der Garantie nicht empfohlen!), öffnet sich der Blick auf die Elektronik. Das Gehäuse ist dreigeteilt: Aufteilung mit Netzteil, den Endstufen mit großdimensionierten Kühlrippen und der Kleinsignal-Abteilung. Über der analogen Abteilung mit separater Phono-Platine befindet sich, im Metallkäfig isoliert, die digitale Signalverarbeitung, von der nur die Kühlung des HEOS-Moduls nach oben offen heraus schaut. Ein D/A-Wandlerchip AK4490 übernimmt die Transformation ins Analoge für Signale bis 192 Kilohertz Samplingrate oder DSD-Ströme bis 5.6 Megahertz.

Auf dem Foto nicht zu erkennen: Im Vorverstärker und in der Phonostufe verbaut Marantz die diskret und symmetrisch aufgebauten HDAM Treiberstufen (Hyper-Dynamic Amplifier Modules) die rauschärmer und mit breiterem Frequenzspektrum die sonst gängigen Operationsverstärker-ICs ersetzen. Ein Blick unter das Chassis zeigt das vielfach durch Falze versteifte, aber einfache Bodenblech. Die dicken Kunststoff-Füße besitzen schmale Filz-Unterlegscheiben, auf denen sie minimal über dem Rack „schweben“.

Bedienung und Streaming

Marantz PM7000N: die Fernbedienung (Foto: R. Vogt)
Marantz PM7000N: die Fernbedienung (Foto: R. Vogt)

Die Handhabung des Marantz PM7000N geschieht klassisch am Gerät, mit der Fernbedienung oder eben mit der HEOS App. Der Infrarot-Handgeber ist angenehm ergonomisch und kontrolliert neben den Verstärker-Funktionen auch gleich die Steuerung der Streaming-Musik-Quellen oder auch einen Marantz CD-Spieler.

Ein dreizeiliges, monochromes OLED-Display in der Front erlaubt eine recht übersichtliche Bedienung und Navigation in der Musik oder auf dem Server. Dank OLED-Technik bietet das Display stets sehr guten und nicht vom Blickwinkel abhängigen Kontrast. Es ist, obwohl nicht besonders hell, kristallklar lesbar. Die Ingenieure haben die Darstellung sogar hübsch animiert:

Das schlagende Argument für viele Käufer des PM7000N dürfte aber die nahtlose Integration von HEOS darstellen. Damit verbunden sind denn auch drei digitale Eingänge und die Möglichkeit, Musik per USB-Speicherstick oder -Festplatte zuzuführen, ohne ein weiteres Gerät einbinden zu müssen. HEOS erlaubt sogar die Sprachsteuerung per Alexa oder Google Assistant. Wer gerne seine mobile Musik zuspielt oder den Sound von Youtube-Konzerten in groß hören möchte, kann über die Antennen mittels Bluetooth oder Airplay 2 Signale senden.

Was sich mit der HEOS App und mehreren HEOS-Gerätem im Haus so alles anstellen lässt, habe ich mal in einem Video zusammengefasst:

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Klang und Praxis

Auf dem Datenblatt stehen zwar scheinbar unspektakuläre 60 Watt pro Kanal. Doch die liefert der Japaner völlig ungebremst ab. Das sind – auch das muss man es sich stets vor Augen halten – nur 3 Dezibel weniger je 120 Watt. In Sachen Impulstreue jedenfalls ist er stets von kraftvoll federndem Charakter und voller Energie. Davon profitieren Snaredrums genauso wie ein Vibraphon; beides manifestiert sich verblüffend greifbar zwischen den Lautsprechern. Aber auch die Bühnenabbildung profitiert von solch knackigem Timing und spannt sich entsprechend klar gegliedert auf: Schnell bemerkt man eine erstaunlich tiefe Bühnenwirkung mit lang und weit ausklingendem Raum. Instrumente stehen meist hinter der Stereobasis, Sänger oder Sängerinnen mehr vor den Lautsprechern.

Das gelingt dem PM7000N sogar mit Monoaufnahmen wie der guten alten Ella and Louis von anno ’56, die ich gerne als (durch moderne Studiotechnik unberührte) „natürliche“ Referenz heranziehe. Und die Aufnahme zeigt eine Charakterzug des Marantz: Hellste Klanganteile zeichnet er ein wenig dunkler als beispielsweise der Atoll IN 50 Signature oder ein Pioneer A-70 DA. Es ist so, als würden die Becken und High Hats eher von Kerzen als Scheinwerfern ausgeleuchtet. Aber das ist durchhaus angenehm und gehört zum Wesen der meisten Marantz-Komponenten.

Marantz PM7000N (Foto: R. Vogt)
Marantz PM7000N (Foto: R. Vogt)

Der Kopfhörerausgang klingt ebenfalls sehr energiegeladen, ohne dabei aggressiv oder lässtig zu wirken.Hier tönt alles straff und dabei sehr detail- und klangfarbenreich. Und noch ein Pluspunkt: Der große Klinkenausgang bietet gigantische Leistungsreserven, um praktisch jeden Kopfhörer an seine Pegelgrenzen zu treiben.

Fazit: Der Vollverstärker für das Digitalzeitalter

Man kann beim Marantz PM7000N eigentlich nicht mehr vom Spagat zwischen Digitalem und Analogem schreiben. Das gehört hier wie selbstverständlich zusammen. Er vereint sozusagen Spulentonband-Klassiker, Phono, Digitalaudio und Streaming ohne Widerspruch und alles gemeinsam auf Augenhöhe. Das HEOS Multiroom- und Streaming-System ist ausgereift und der PM7000N ermöglicht damit unter anderem, Vintage-Quellen und digitalen TV-Ton im ganzen Haus zu verteilen, ohne einen komplizierten AV-Receiver zu verwenden. Zu guter Letzt: Er klingt wirklich toll, kraftvoll und impulsiv, mit exzellenter weiter Bühnenstaffelung von vor den Lautsprechern bis weit dahinter. Ein unkompliziertes, modernes Spaßgerät.

Die Kritik fällt dementsprechend kurz und knapp aus: Die Subwoofer-Ansteuerung könnte etwas konsequenter gemacht sein und wegen der prallen Ausstattung ist die Verarbeitung zwar gut, aber nicht ganz so perfekt wie bei anderen Marantz Geräten dieser Preisklasse.

Marantz PM7000N
2020/05
Test-Ergebnis: 4,5
überragend
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
HEOS Streaming & Multiroom
Impulsiver, plastischer Klang
Vollausstattung mit BT und Phono
Subwoofer-Ansteuerung inkonsequent

Vertrieb:
Marantz Deutschland
D&M Germany GmbH
A division of Sound United
An der Kleinbahn 18
D-41334 Nettetal
www.marantz.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Marantz PM7000N: 1.200 Euro

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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.