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Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Eingang
Am 17. und 18. September fand die "Mitteldeutsche HiFi Tage 2022" erneut im Auerbach Verlagshaus statt. Und wieder war die kleinste unter den großen deutschen HiFi-Messen ein total netter Event (Foto: H. Biermann)

Messereport Mitteldeutsche HiFi-Tage 2022: schön wars

Die „Mitteldeutsche HiFi Tage 2022“ fand dieses Jahr etwas früher statt als gewohnt. Das aber änderte nichts am Zuspruch. Die kleinste der großen deutschen HiFi-Messen (die ja seit einigen Jahren im Gebäude des Leipziger Auberbach Verlags stattfindet) war wieder einmal voll bis unters Dach: 2.500 Besucher haben die Veranstalter gezählt – was angesichts der ja gar nicht so riesigen Ausstellungsmöglichkeiten ein großer Erfolg ist. Hier hat das Team um Verlagsleiter Stefan Goedecke offenkundig einiges richtig gemacht.

Das Auerbach-Verlagshaus (die ehemalige Alte Handelsdruckerei zu Leipzig in der Oststraße 40-44) ist zwar für einen Verlag recht großzügig, für eine Messe indes muss man schon fast alle Räume für den Zweck umgestalten. So sind hier etliche Zimmer fast so klein wie im Stuttgarter Holiday Inn (Süddeutsche HiFi Tage), die bislang in meiner Wahrnehmung den Mindestflächenrekord halten.

Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Manger / SPL
Platz ist in der kleinsten Hütte: Die beengten Verhältnisse stellten die Aussteller (hier Manger und SPL) vor Herausforderungen, die bei den HiFi-Fans zu Hause ja durchaus Realität sind (Foto: H. Biermann)

Der herzlich-familiären Stimmung tat das wie immer keinen Abbruch; die konnte nicht besser sein. Zumal es ja auch deutlich größere Räume und ein ausgewachsenes Kino gibt. Doch dazu später mehr.

Mitteldeutsche HiFi-Tage 2022: Impressionen

Der Vorteil solch überschaubarer Masse ist: Man kann sich wirklich alles anhören – was mir auch fast gelang…

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Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Eingang
Im Eingangsbereich konnte man sich informieren und die ersten Anregungen aufschnappen. Hier hatte klugerweise Roterring sein Präsentation – siehe nächstes Bild (Foto: E. Hentschke)
Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Roterring Scaena Phono Kemper
Thomas Kemper von Roterring präsentierte auf der „Mitteldeutsche HiFi Tage 2022“ unter anderem das neueste Baby der Möbel-Manufaktur: das Scaena Phono MT (ab 2.650 Euro). Für Kemper ist es die „Renaissance der guten alten Musiktruhe“. Nun: zumindest passt alles rein – auch der Plattenspieler (Foto: H. Biermann)
Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Ausblick
Der Ausblick aus dem vierten Stock zeigt, in welch attraktiver Gegend das Verlags-/Messehaus liegt (Foto: H. Biermann)
Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Canton
Canton modernisiert ja sein Programm sukzessive in Richtung „smart“ Im Fokus hier stand Smart Townus und die wiederbelebte Karat (weiß), die Teil des 50-jährigen Jubiläums ist (Foto: H. Biermann)
Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Nubert Demo
Das klassische Nubert-Phänomen auf fast allen Messen: Es ist immer voll, man bekommt nur mit Mühe einen Platz. (Foto: H. Biermann)
Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Screen Professional
Screen Professional war der einzige Anbieter mit Bild – aber mit was für einem! Vertriebschef Ralf Lulay zauberte hier auch unter viel Tageslicht ein so beeindruckendes Großbild, das machte sofort Lust auf eine größere Beamer-Lösung – natürlich mit der entsprechenden Leinwand (Foto: H. Biermann)
Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Lautensänger Phoenix
Lautensänger hat neben seinen Kopfhörern jetzt auch ein Subwoofer-/Satelliten-System mit den internen, schwingenden Platten aufgebaut. Phoenix heißt das System und wird knapp unter 5.000 Euro kosten. Einen Hörtest unter Messebedingungen habe ich mir geschenkt und das Ganze stattdessen in die Redaktion bestellt. Da sind wir alle mega-gespannt… (Foto: H. Biermann)
Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Mission 700
Die Mission 700 ist deutlich kleiner und günstiger als die bereits getesteten Mission 770 und könnte dadurch ebenfalls ein Volltreffer werden. Ein Testmuster jedenfalls ist bestellt… (Foto: H. Biermann)
Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Elac
Wie so oft hatte Elac auch dieses Mal wieder den schönsten Stand, weil die Kieler mit kluger Dekoration einem schönen Wohnraum schon sehr nah kommen (Foto: H. Biermann)
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Die Höreindrücke der Mitteldeutsche HiFi Tage 2022

Audio Physic hatte ja schon vor einigen Wochen eine Kooperation mit Cambridge Audio bekannt gegeben: Es gibt Bundle-Preise und auch auf Messen scheint man zusammenarbeiten zu wollen. In Leipzig spielte deshalb die Audio Physic Codex an der auch bei LowBeats bestens beleumdeten Vor-/Endstufen-Kombination Edge NQ + Edge M. Das Klangbild war nicht spektakulär-flirrend, aber unglaublich souverän, mit großartigen Klangfarben und weiter Ausleuchtung der Raumtiefe als auch des Basskellers.

Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Audio Physic
Reinkommen, zurücklehnen, genießen: Die Audio Physic Codex spielten in Kombination mit der großen Cambridge Elektronik wunderbar souverän und relaxed (Foto: H. Biermann)

B&W gibt sich ja nie mit kleinen Räumen zufrieden – warum auch? Die Briten füllen immer ganze Säle. Auch in Leipzig hatte man den größten Raum gemietet und der Messe-bewährte B&W-Senior Product Manager Ulf Soldan zeigte an einem Rotel Vollverstärker Michi X5 warum die 804 aus der aktuellen D4-Serie unter Preis-/Leistungs-Aspekten fraglos die Beste ist. Der Bass ist unglaublich fest, Neutralität und Pegelfestigkeit enorm hoch und die Raumabbildung exzellent.

Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 B&W Ulf Soldan
Auf hunderten Präsentationen gestählt: B&W-Mann Ulf Soldan hatte dieses Mal die 804 D4 im Gepäck. Die schlanke Standbox ist so etwas wie der Universalist der Serie – die klingt fast überall gut (Foto: E. Hentschke)

Armin Kern vom Cabasse-Vertrieb ATR demonstrierte die Vorzüge der „smarten“ Kugeln, bei denen Endstufen und DSP im ebenfalls runden Subwoofer stecken. Wir hatten ja auch schon einige dieser Systeme im Test. Die Einmessung funktioniert recht gut. Im akustisch gar nicht so optimalen ATR-Demoraum jedenfalls spielten die kleinen Kugeln als wären es ausgewachsene Standboxen – nur, dass man fast keinen Lautsprecher sah. Dass Kern hier auch ein System vorführte, das um die 2.000 Euro kostet, machte fraglos Werbung für diese Art Lautsprecher.

Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 ATR Armin Kern
ATR-Mann Armin Kern ist schon über 40 Jahre in der Branche. Da ist natürlich enorm viel Erfahrung in seiner Präsentation… (Foto: H. Biermann)

Auch Focal/Naim vertraute in ihrer Demo auf Bewährtes, nicht allzu Großes. Hier spielte in dem recht großen Raum eine Focal Kanta No1 an einem Naim Uniti Streaming-Amp. Die Kombination funktioniert so gut wie immer. Das passt einfach zusammen und dürfte für den Musikfreund, der gut 10.000 Euro ausgeben möchte, immer eine ernsthafte Alternative sein.

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Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Focal/ Naim Olaf Stienert
Die kleine Focal Kanta No1 (Paarpreis: 6.000 Euro) füllte den Raum recht gut. Vertriebs-Mann Olaf Steinert (stehend) ist ein Vorführ-Profi, der natürlich genau weiß, welche Stücke beim Publikum verfangen…  (Foto: H. Biermann)
Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Focal Utopia 2022
Die in meiner Wahrnehmung einzige Messe-Neuheit in Leipzig: die neueste Version des Focal Utopia Kopfhörer. Er ist zwar überarbeitet, aber sein Preis liegt immer noch bei 5.000 Euro (Foto: H. Biermann)
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Aus welchen Gründen auch immer haben wir aktuell nicht so viel mit den Lautsprechern von ME Geithain zu tun. Warum eigentlich, musste ich mich während der Demo fragen. Denn der Auftritt der ME 150 (Preis 5.600 Euro) an einer Exposure-Kette (XM7 Pre + 2 x XM9 Mono) war echt beeindruckend. Hier klang es so offen, so frei, so präzise und grob- wie feindynamisch so überzeugend, dass ich gleich am nächsten Tag noch einmal für längere Zeit kam. Das ist echt High End mit Augenmaß. Vor allem unter dem Aspekt „Preis/Klang“ war dies mein „Best Sound Of The Show“.

Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 ME Geithain
Die Geithaim ME 150 spielten hier an den bezaubernden Exposure Verstärkern der XM (Midi-) Serie. Mit dabei die Vorstufe, zwei Monos sowie der CD-Player und das dazugehörige Extra-Netzteil (Foto: H. Biermann)

Am spannendsten für mich war die Vorführung von KEF. Der Vertrieb machte hier einen Vergleichstest zwischen LSX II, LS 50 Meta und der neuen Standbox LS 60.Die beiden Kompaktboxen LSX und LS 50 wurden dabei vom Subwoofer KC 62 unterstützt. Die LS 60 braucht keinen Subwoofer; die hat ausreichend Bassenergie eingebaut.

LSX und LS 50 klangen so, wie ich es kannte: sehr harmonisch, detailreich, räumlich glaubhaft und dank Subwoofer auch untenrum enorm habhaft. Doch die LS 60 spielte noch einmal so viel anders, am Ende besser, wie ich es nicht gedacht hätte. Der Bass der LS 60 kam druckvoller, dabei homogener und die Räumlichkeit wurde mit ihr sehr viel großzügiger. Da freue ich mich schon jetzt auf den bald anstehenden Test…

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Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 KEF
Die Unterschiede zwischen den einzelnen KEF-Aktivmodellen waren auch für das Leipziger Publikum höchst interessant. Und dass die extrem schlanke LS 60 (blau) dabei so gut abschneidet… (Foto: H. Biermann)
Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 KEF
Wie die Orgelpfeifen – von links: KEF LSX II, LS 50 Meta und LS 60 (Foto: H. Biermann)
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Die Kombination aus Manger und der Elektronik von SPL ist auf dutzenden von Messen bewährt. Beide Firmen sprechen von einem „perfect match“. Und tatsächlich spielte die Kombination aus Manger w1 (5.600 Euro) dem Vorverstärker Director II und der ebenso genialen Stereo-Endstufe s1200 (beide bei LowBeats Referenz) wie aus einem Guss: detailreich und dabei völlig unangestrengt. Das klang so gut, dass wir umgehend ein Pärchen w1 geordert haben.

Daniela Manger
Daniela Manger mit ihrer w1, die von einem Martin Logan Subwoofer standesgemäß in den Basslagen unterstützt wurde (Foto: H. Biermann)

PMC ist ja seit neuestem im AVM-Vertrieb und hat sich mit den Vertrieb-Profis Harald Feld und Michael Stolz verstärkt. Da hat man also einiges vor. In Leipzig spielte der Vertrieb die PMC twenty5 22i an einer AVM-Kette. Die kleinen Transmissionline-Speaker sind ja eh für ihre – vergleichsweise – tiefen Bässe bekannt. Für mich war es dennoch verwunderlich, wie souverän die Kleine den doch recht großen Raum zu füllen wusste. Als Elektronik kam hier der Streaming CD-Receiver AVM Evolution CS 5.3 zum Einsatz – der allerdings mit seinen 7.500 Euro deutlich über dem Einstiegspreis der PMC tewnty5 22i (Paarpreis: 4.400 Euro) liegt.

Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 PMC Michael Stolz
PMC-Vertriebsmann Michael Stolz geht vor seinem Publikum auf die Knie, aber nur, um die Anlage zu bedienen (Foto: H. Biermann)

Das Highlight der Messe: Heimkino mit JVC, Perlisten & Yamaha

Ich habe selbst in mehreren großen Verlagshäusern gearbeitet, aber so ein Kino wie bei den Kollegen von Auerbach stand mir nie zur Verfügung; da darf man durchaus neidisch werden. Ein großer Raum mit über 20 Kinosesseln auf einer treppenförmigen Empore. Das ist schon mal große Klasse. Die Mannen vom Audio Reference Vertrieb haben dann in schweißtreibender Arbeit die ursprünglichen Lautsprecher gegen die klangstarken Modelle von Perlisten ausgetauscht, denen auch LowBeats höchste HiFi- und Kino-Tauglichkeit aussprach. Unterstützt wurde das Ganze im Subbereich – wir sind bei Audio Reference – vom größten Subwoofer aus dem Velodyne-Programm. Das klingt schon auf dem Papier gut.

Es wird aber noch besser. Elektronikseitig kam der große Yamaha RX-A8A 11-Kanal AVR zum Einsatz, der durch eine Krell Chorus 5200 XD 5-Kanal Endstufe unterstützt wurde. Bildseitig machten eine Screen-Professional-Leinwand und der Beamer JVC DLA-NZ9 deutlich, was heute schon im Heimkino möglich ist. Übrigens: JVC-Urgestein Peter Hess ist der festen Meinung, dass der NZ9 der aktuell beste Projektor am Markt ist. Der Mann muss es wissen.

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Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Kino Andfeas Riekhoff
Das Kino des Auerbach-Verlags ist große Klasse. Mit der elitären Perlisten/Yamaha/JVC-Bestückung war es schlicht ein Erlebnis (Foto: H. Biermann)
Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Kino Peter Hess
JVC Urgestein Peter Hess wollte eigentlich schon längst im Ruhestand sein, hat aber für JVC – und spezielle für solche Events – sein Engagement noch verlängert (Foto: H. Biermann)
Mitteldeutsche HiFi Tage 2022 Kino
Fast noch besser als die üblichen Action-Filme performte das Kino mit Musik in Dolby Atmos – das produzierte durchgehend Gänsehaut. Moderiert wurde das Ganze von Yamaha-Mann Andreas Riekhoff, der hier wieder einmal sein großes Wissen unter Beweis stellte (Foto: H. Biermann)
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Es war also angerichtet. Nun war der Klang natürlich nicht überall gleichgut. Aber ich hatte die Möglichkeit, einen Durchgang auf einem optimalen Platz in der Mitte (auf den das System eingemessen war) zu machen. Das war großartig. Weil die Perlisten Speaker so wunderbar dynamisch und präzise agieren, saß ich quasi im Geschehen und die Schüsse, die James Bond galten, flogen authentisch um mich herum.

Noch besser ist so ein fast perfektes System für die Wiedergabe mit Musik. Wenn die Abmischung richtig gut ist, lässt sie den Zuhörer noch viel tiefer in die Aufnahme eintauchen als es mit klassischen Stereo möglich ist. Wichtig dabei ist allerdings das Bild, das die Hörerfahrung maßgeblich stützt und sogar verstärkt. Auch in diesem Punkt war das Messe-Kino erstklassig.

Mansour Perlisten
Perlisten hat diese Standbox nicht im Programm. Audio Reference Chef Mansour Mamaghani wollte sie aber trotzdem gern – und ließ sich kurzerhand eine Audio-Reference Version by Perlisten aufbauen. Das gute Stück kommt jetzt für 15.000 Euro /Paar in den Handel (Foto: H. Biermann)

Das Kino war das Highlight einer durchweg gelungenen Messe, die ihrem Ruf als „netteste“ Messe der Republik wieder einmal voll gerecht wurde.

Weitere Messeberichte 2022:

Norddeutsche HiFi-Tage 2022: der Messebericht
Endlich wieder Messe: Rückblick auf die HIGH END 2022

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.