Ein Test, der lange überfällig war. Seit gut einem halben Jahr ist der SPL Director Mk2 in der Redaktion und hat sich im Schatten der beeindruckenden SPL Mono-Endstufenblöcke namens Performer m1000 still und leise die Position einer Vorstufen-Referenz erarbeitet. Auch bei LowBeats brauchten wir unsere Zeit, um die klangliche Qualität dieser DAC/Vorstufe umfänglich zu erfassen. Aber je länger man mit ihr hört, umso deutlicher wird, dass hier die Transistor-Technik bis zum Äußersten ausgereizt wurde…
Der Director war ja schon einmal da. In seiner ersten Generation (zum Test geht es hier) begleitete er uns viele Monate als unbestechlicher Schiedsrichte bei etlichen Hörtests. Seine Schnörkellosigkeit, sein klanglich jederzeit gelassener Auftritt und seine hohe Betriebssicherheit machten deutlich, dass der Director aus dem Studio-Bereich kommt, in dem die niederrheinische Pro-Fi-Schmiede SPL seit vielen, vielen Jahren eine bedeutende Rolle spielt.
Der erste Director konnte zwar schon fast so viel wie der Nachfolger, war aber nur etwa halb so hoch. Der etwas höhere Aufbau leitet uns gleich auf einen Punkt, mit dem der neue Director vom ersten Moment an überzeugt: Er sieht – vor allem mit der Frontplatte in diesem knackigen Rot – rattenscharf aus. Auch, weil die Proportionen im Vergleich zum ersten Director sehr viel harmonischer ausfallen.
Nun liegt die Schönheit ja immer im Auge des Betrachters. Aber selbst jene, die eher auf klassisches HiFi-Design stehen, werden mir zustimmen, dass diese Quasi-Studio-Optik mit der geringen Breite von 27,8 cm echt was hat und sich deutlich von der Masse der üblichen Pre-Amps abhebt. Und natürlich sind auch diese VU-Meter (für alle, die das mögen) absolut becircend…
Die Technik des SPL Director Mk2
Hat man den Vorgänger auf den Rücken gelegt, wurde ein Mäuseklavier sichtbar, in dem man einige, vor allem im Studio sinnvolle Anpassungen vornehmen konnte. Diese zusätzlichen Möglichkeiten bietet der Neue nur noch zum Teil und schon gar nicht in Rückenlage; es ist ja irgendwie auch wenig sexy, wenn man das Gerät immer mal wieder ausbauen und umdrehen muss. Der neue Director ist also noch einmal mehr eine “echte” HiFi-Komponente geworden.
Doch es gibt natürlich auch technische Veränderungen. Die vielleicht wichtigste ist der Digitalbereich, der weitestgehend vom Phonitor XE übernommen wurde. Zentraler Baustein ist hier der AK4490EQ Chipsatz von AKM. Gerade bei ihm zeigt sich die Philosophie der Pro-Fi-Schmiede, die SPL-CEO Hermann Gier beim letzten LowBeats Besuch noch einmal sehr lebendig umrissen hat. Sie lautet: Alle relevanten Bauteile werden gehört und so ausgewählt.
Durch diesen Prozess kam der AK4490EQ von AKM ins Spiel. Er ist bestens bewährt, wird von vielen Digitalspezialisten verwendet, beherrscht alle wesentlichen Formate bis hin bis PCM768 und DSD256 und klingt in den Ohren der SPL-Entscheider einfach den bestimmten Tick besser als die anderen Angebote am Markt. Aber er wird – auch das ist SPL – um seine Filter beraubt. Die baut SPL Entwickler Bastian Neu nämlich selbst. Und zwar analoge.
Es ist eine Haltungsfrage. Wir haben ja auch die analoge Aktiv-Weiche SPL Crossover schon seit einiger Zeit in der Redaktion. Auch da stellt sich die Frage, ob man die Trennung der einzelnen Zweige auf digitalem Wege nicht viel einfacher, effektiver und günstiger bekommen kann. “Klar”, sagt dann ein grinsender Hermann Gier. “Aber die analoge klingt halt besser.” Und er hat Recht.
Weil bei SPL viel gehört wird, hatte man beim alten Director eine kleine Schwäche im Netzteil ausgemacht. Also wurden einfach aus zwei großen 5.000 μF Siebkondensatoren zehn kleine à 1.000 μF. Das brachte, so Gier, noch einmal mehr Druck und Leichtigkeit in die Wiedergabe.
Die Technik eines modernen SPL-Geräts wäre aber unvollständig beschrieben, ließe man die Hochvolt-Technik – bei SPL ganz philosophisch “Voltair” genannt – außer Acht. Zum Hintergrund: Klassische HiFi-Geräte arbeiten intern mit einem Spannungshub von plus/minus 15 Volt. Das ist ausreichend, meinen fast alle Entwickler. “Reicht nicht”, sagen Gier und Neu, die nicht nur im Studio-Bereich die Limitierung dieser Spannungs-Bandbreite erfahren haben. Ihre Hochvolt-Technik setzt auf einen internen Spannungshub von plus/minus 60 Volt. Das ist viermal so viel und ermöglicht einen deutlich höheren, verzerrungsarmen Leistungsbereich. Die Folge, so Gier: “Es klingt einfach lässiger”.
Auch die Hochvolt-Technik ist eine Haltungsfrage, denn ihre Umsetzung ist mit einigem Aufwand verbunden. Viele Bauteile sind für so hohe Spannungen gar nicht ausgelegt. So hat man beispielsweise seinen eigenen Hochvolt-Operationsverstärker entwickelt, was für eine eher kleine Firma wie SPL schon ein erhebliches Investment bedeutet. Aber es verhilft den Rheinländern zu einem (fast-) Alleinstellungsmerkmal: Unter den bekannten deutschen High-End-Anbietern hat lediglich T+A die Vorzüge des größeren Spannungshubs für sich entdeckt, setzt es aber nur in seinen sündhaft teuren Top- (HV-) Komponenten ein. Alles klar?
Praxis
Der SPL Director ist kinderleicht zu bedienen und hat ein paar echte Schmankerl an Bord. Beispielsweise die bei SPL schon bekannte Adaption aller lernfähigen Fernbedienungen. Sie werden quasi auf Knopfdruck auf den neuen Director eingeschworen. Oder die Tape/Monitor-Schleife mit Pegel-Anpassung für Bandmaschinen.
Nicht weniger als 10 Eingänge bietet die Rückseite des kompakten Director Mk2. Das ist üppig. Zwei Dinge allerdings hat der kompakte Vorverstärker nicht: Erstens: einen Kopfhörerverstärker. Nun gelten die Pro-Fi-Spezialisten vom Niederrhein ja als ausgewiesene Kopfhörer-Verstärkerspezialisten. Und dass sie hier keine, in irgendeiner Art abgespeckte Kopfhörerstufe einbauen wollten, liegt in der Natur der Sache. Denn sie haben gleich vier extrem anspruchsvolle Kopfhörer-Amps im Sortiment, die den Musikhörer klanglich ganz weit nach oben bringen.
Zweitens könnten dem einen oder anderen HiFi-Fan asymmetrische Ausgänge fehlen, weil die vielleicht schon vorhandene Endstufe nur Cinch-Eingänge hat. Aber der Ansatz von SPL ist hier vollkommen richtig: Bei den meisten Anwendungen (Endstufen stehen bei den Lautsprechern, oder Betrieb von Aktivboxen) sind die Kabelwege weit über einen Meter lang. Und dann sind die symmetrischen Verbindungen wegen ihrer Störungsarmut natürlich haushoch überlegen. Und es gibt ja für alles Adapter…
So klingt der SPL Director Mk2
Was erwartet man von einer solchen Vorstufe, die aus dem Spannungsfeld zwischen Studiotechnik und HiFi kommt? Doch wohl eine ungemein genaue, eher neutral-nüchtern klingende Präzisionsmaschine. Sozusagen den preußischen Ministerialbeamten unter den Vorstufen. Der Director Mk2 enttäuscht solche Erwartungen auf angenehmste Weise.
Für die Tests kombinierten wir natürlich die unterschiedlichsten Endstufen. So war der neue Director unter anderem beim großen Pegelfest der Rotel Michi Endstufen an der JBL Everest DD 67000 die Schaltzentrale. Auch Audiolab 8300MB und Nubert nuPower A kamen zum Einsatz. Aber am Ende – wen wundert’s, beim gleichen Stall? – blieben wir doch bei unseren Referenz-Endstufen SPL Performer m1000. Sie harmonierten auch mit den Vergleichs-Vorstufen am besten.
Doch der Reihe nach. In den ersten Hörtests haben wir versucht, die Qualität der DAC-Sektion auszuloten. Weil der Wandler keinen Digitalausgang hat und wir dementsprechend den Director MK2 zwangsweise als Vorstufe nutzen mussten, hat dieser Versuch natürlich Schwächen. Trotzdem waren die Unterschiede zwischen den verschiedenen externen DACs gut hörbar. Die meisten der (dann über einen analogen Eingang) angeschlossenen Mitbewerber-DACs hielt der Director Mk2 mit seiner sehr dynamischen und neutral-ausgewogenen Spielweise auf Abstand.
Erst der LowBeats Referenz-Wandler, der Merason DAC-1, glänzte durch noch mehr Information und besseren musikalischen Fluss. Doch der Schweizer Ausnahme-DAC kostet für sich schon 4.500 Euro, hat keinerlei Vorstufenfunktionen und mit ihm bewegen wir uns schon recht weit oben im DAC-Firmament.
Zum eigentlichen Vorstufen-Vergleich waren die Questyle CMA 800P (3.000 Euro) und die Rotel Michi P5 (3.500 Euro) angetreten. Der kleine Preisvorteil der Questyle ist eigentlich keiner, weil die chinesische Ausnahme-Vorstufe keinen DAC eingebaut hat. Also: Man bewegt sich in etwa auf preislicher Augenhöhe. Gehört wurden folgende Konfigurationen: Alle drei Vorstufen mussten sich an den unbestechlich gut klingenden ATC Monitoren SCM 50 beweisen: sowohl in aktiver (ASL-) auch in passiver (PSL-) Ausführung bewähren.
Ebenfalls zum Zuge kamen die drei Pre-Amps an der Gauder Audio RC7/9 (hier über die SPL m1000) und an der JBL Everest DD 67000. An den wuchtigen JBLs dienten die Rotel Monoblöcke Michi M8 als Energie-Lieferanten.
Trotz der unterschiedlichen Konfigurationen war das Ergebnis immer das gleiche: Die Questyle entpuppte sich schnell als die Quirligste unter den Dreien. In Bezug auf Detailtreue und Feinauflösung machte ihr keiner was vor. Rotel und SPL klingen tonal ruhiger, satter, souveräner – und dabei irgendwie wesensverwandt.
Und irgendwie auch nicht. Wo die Rotel manchmal den Eindruck erweckt, vor lauter Kraft nicht schnell vom Fleck zu kommen, erweist sich der Director MK2 als erstaunlich handlungsschnell. Snare-Drums klingen noch knackiger, authentischer, Stimmen nicht ganz so offen wie bei der Questyle, aber kraftvoller, deutlich körperhafter und detailreicher als bei der Rotel.
Beispiel Felix Laband Dark Days Exit, eines meiner Lieblings-Abhör-Alben. Hier brilliert die kleine Questyle, weil ihre Hochton-Auflösung perfekt zum Tragen kommt. Doch wenn die satten Tiefbässe einsetzen, muss sie das Feld dem SPL überlassen. Die Rotel schiebt zwar auch enorm viel Energie an die Endstufen, aber es fehlt der knochige Biss.
Nach vielen Tagen des Hörtests wurde immer deutlicher, wie gut diese bei den ersten Höreindrücken doch eher “unauffällige” SPL Vorstufe in Wirklichkeit ist. Tonal sowieso perfekt ausgewogen und mit einer wunderbar relaxt-sonoren Attitude versehen, entpuppt sie sich auch im dynamischen Bereich als echter Könner und zieht den Zuhörer ganz unaufgeregt an den entscheidenden Punkt: Man denkt nicht mehr über diesen oder jenen Teilaspekt nach, über Raumtiefe oder dynamische Abstufungen bei den Bläsersätzen, sondern ist auf einmal in der Musik. Ich finde, das ist die gehobene Kunst.
Ein Blick in die Aufzeichnungen meiner Mittester zeigte dann eine erstaunliche Überschneidung: Unterm Strich befanden nämlich alle den Mk2 als jene Vorstufe, mit der sie selbst zu Hause am liebsten hören würden. Ein starkes Votum.
Fazit
Die Überschrift zum Kapitel SPL Director Mk2 lautet: “klangliche Gelassenheit”. Der SPL Direcctor Mk2 fällt nicht nur optisch durch das Raster des üblichen 19 Zoll-HiFi. Dank audiophiler Abstimmung und Hochvolt-Technik klingt er sehr viel herzhafter, natürlicher und eben entspannter, als man es ihm als Spross aus dem Studio-Millieu zutrauen würde. Er macht Lust auf langes, intensives Musikhören und zeigt bei der Gelegenheit, wie weit man heute auch unter musikalischen Gesichtspunkten mit klug eingesetzter Transistor-Technik kommen kann.
Auch ausstattungstechnisch bietet die SPL Vorstufe ein Paket, das so gut wie alle Anforderungen erfüllt und mit einem integrierten Wandler-Board überzeugt, welches die meisten (separaten) Oberklasse-DACs ziemlich alt aussehen lässt. Vor diesem Hintergrund können und müssen wir dem Herrn Direcctor ein exzellentes Preis/Leistungs-Zeugnis ausstellen.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitung |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Erdiger, souverän-entspannter Klang, hohe Natürlichkeit |
| Kompakte Bauform, viele Farbvarianten |
| Hochklassiger DAC mit bis zu 768 KHz/DSD256 |
| 10 Eingänge, 3 davon symmetrisch |
Vertrieb:
SPL electronics GmbH
Sohlweg 80
41372 Niederkrüchten
spl.audio/de/professional-fidelity/
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
SPL Director Mk2: 3.500 Euro
Mit- und Gegenspielerspieler:
Test Vor-/Endstufen-Kombinationen Rotel Michi: P5, S5, M8
Test Line-Preamp Questyle CMA800P – der Purist
Audiolab 8300 CD und 8300 MB – Vor-/End-Kombi für Kenner
Test Kompaktbox ATC SCM 50 ASL: aktiv besser als passiv?
Mehr zu SPL:
Test SPL Performer m1000: High End Mono-Amps aus dem Studio
Test SPL Phonitor x – Kopfhörerverstärker mit 3D-Klang
Test SPL Director: Profi D/A-Wandler-Preamp für zuhause
Erster Test Leistungs-Stereo-Endstufe SPL Performer s800
Test SPL Phonos: Phonovostufe mit enormen Drive