Als KEF anlässlich seines 50. Firmenjubiläums (siehe auch LowBeats History-Report) einen ideellen Nachfolger der legendären LS3/5a ankündigte, runzelten die meisten HiFi-Fans die Stirn: Eine moderne Version der Ikone? Geht doch gar nicht. Als dann die LS50 auf dem Markt erschien, kamen doch viele Zweifler ins Grübeln. Diese LS50 war konzeptionell so durchdacht, so anders, so gut, dass sie vielleicht doch ein Nachfolger des kleinen, weltweit immer noch hoch geschätzten BBC-Monitors sein könnte. Die Presse jedenfalls überschlug sich (und ich war voll dabei) mit Lobes-Hymnen, obwohl der knuffige Koax-Speaker nicht immer frei von nasalen Anklängen war. Noch einmal 10 Jahre später ist mit der KEF LS50 Meta eine Version am Start, die auch die stärksten Kritiker von koaxialen Systemen verstummen lassen dürfte. Denn rein klanglich ist dieser Lautsprecher wohl das beste Angebot seiner Klasse – was auch unser bislang umfangreichster Vergleichstests bewies…
Wer ein Faible für Lautsprecher hat, kann sich der Faszination eines solchen Kunstwerks wie dem der LS50 kaum entziehen. Gleich, wo man hinschaut, entdeckt man zu Ende gedachte Detaillösungen. Und als HiFi im Hinterhof die kleine Kompakte im Mai 2020 für 666 Euro anbot (und uns so zu der Rubrik “Kauftipp der Woche” inspirierte) verweigerten meine Finger fast den Dienst: Das war doch viel zu billig für einen solchen Ausnahme-Lautsprecher. Aber KEF hat mittlerweile nachgelegt. Das Gehäuse wurde zwar nur marginal verändert, der koaxiale Treiber hingegen – und damit die klangliche Performance – durch eine ausgeklügelte Resonanz-Ableitung auf die Meta-Ebene gehievt…
Das Besondere an der KEF LS50 Meta
Schon allein mit dem Gehäuse setzten die KEF-Entwickler damals (wie heute) Maßstäbe. Die in alle Richtungen gewölbte Schallwand kommt dem Ideal der Kugel schon recht nah. Früher fand man hier Magnesium-Druckguss, in der aktuellen Version besteht die Schallwand aus einem schweren gegossenen Kunststoff, der beste akustische Eigenschaften aufweist.
Doch auch in der LS50 kommt Holz in Form von MDF zum Einsatz – als Material für die Seitenwände und zur Versteifung. Die Grafik zeigt die internen Verstrebungen, bei denen Dämpfungs-Elemente verhindern, dass Resonanzen von der einen Wand auf die andere übertragen werden. Dass hier überhaupt Holz im Einsatz ist, wird bei der dicken, eingefärbten Kunststoff-Oberfläche gar nicht deutlich. Man merkt es nur am Gewicht: Mit 7,8 Kilo ist die LS50 Meta eines der Schwergewichte dieser Klasse.
Man kennt diesen Aufbau von den großen Reference-Modellen von KEF. Aber er ist in dieser Klasse alles andere als üblich. Wer den üblichen Fingerknöchel-Test macht, merkt sofort: Hoppla! Dieser Lautsprecher ist anders. Er klingt einfach nicht nach Holzgehäuse. Eigentlich klingt dieses Gehäuse gar nicht.
Der Fixstar der LS50 aber ist trotz alledem der Uni-Q. Seit den 1980er Jahren forscht KEF an diesem 2-Wege-Koaxialtreiber; mittlerweile zählen wir die Generation 12. Permanent wurde das komplexe Zusammenspiel zwischen Hoch- und Tiefmittelton verfeinert – was eine echte Kunst ist. Durch das Einsetzen des Hochtöners in den Magneten des Tiefmitteltöners entsteht eine Punktschallquelle, die bei guter Umsetzung kaum Phasenversätze aufweist und in alle Richtungen die gleiche Abstrahl-Schalleistung hat. Das ist eine optimale Voraussetzung für perfekte Räumlichkeit. Leider modulieren die Bewegungen der Tiefmitteltonmembran prinzipbedingt die Hochton-Schallwellen. An diesem kritischen Punkt arbeiten sich die Treiber-Entwickler weltweit ab.
Doch dieses Problem gilt bei KEF als quasi gelöst und so rückt ein anderes Problem in den Fokus: der nach hinten abgestrahlte Hochtonschall. Man muss sich vor Augen halten, dass der Hochtöner ja fast genauso viel Energie nach hinten wie nach vorn abgibt. Dieser Schall aber ist eher klangschädlich, er muss also irgendwie reduziert werden. B&W beispielsweise nutzt in der 800er-Linie hinter dem Hochtöner eine Röhre, in der sich der Schall “totläuft”.
KEF geht nun einen anderen Weg. Die Engländer nutzen eine Art Mini-Labyrinth, das sogenannte Meta-Material hinter dem Hochtöner – siehe Bild. Die Idee hatte KEF womöglich gar nicht selbst, sondern wurde in Kooperation mit der Metamaterials Group entwickelt. Aber gute Ideen darf man auch von anderen übernehmen. Und das Meta-Labyrinth erwies sich als überragend gute Idee…
Praxis
Zunächt einmal ist die KEF LS50 Meta enorm praktisch, weil man sie bei beengten Verhältnissen auch querliegend betreiben kann. Das bewirkt akustisch nur einen minimalen, komplett zu vernachlässigenden Unterschied. Mit üblichen Mehrweg-Konstruktionen macht man das besser nicht.
Punkt zwei: Der kleine Tiefmitteltöner im 13-Zentimeter-Format kann natürlich in Bezug auf Tiefbass und Maximalpegel keine Rekorde aufstellen. Eher im Gegenteil. An der LowBeats Pegelmessung kann man sehen, dass die kleine KEF unterhalb 60 Hertz (der KEF-Prospekt spricht sogar von 80 Hertz) kaum noch Schalldruck erzeugt. Das ist kein Unfall und mir allemal lieber, als wenn ein solcher Mini-Tieftöner auf echten Tiefbass macht. Eine Tiefbass-orientierte Abstimmung kostet nämlich immer Schalldruck. Und davon hat die KEF LS50 Meta eh nicht so viel: Die Maximalpegel-Messung des LowBeats Labors kam gerade mal auf 86 Dezibel.
86 Dezibel sind auch in der kompakten Klasse nicht eben viel. Zum Vergleich: Die ähnlich große (und etwas günstigere) JBL L52 Classic kommt unter gleichen Messbedingungen auf satte 96 Dezibel. Doch für die in normalen Wohnzimmern üblichen Lautstärken reicht die KEF allemal.
Allerdings geben die geringe Pegel- und Tiefbass-Ausbeute einen Hinweis auf die optimale Position der kleinen KEF: Sie spielt am besten mit der Wand im Rücken oder auf dem Sideboard. Die angrenzenden Flächen unterstützen den Bass und führen zu mehr Substanz in der Wiedergabe. Wenn man Die LS50 Meta auf die schicken Ständer stellen möchte (was sich absolut positiv die räumliche Wiedergabe auswirkt) sollten sie dennoch am besten mit nicht mehr als 20 Zentimeter zur Rückwand stehen – so wie auf dem Bild unten.
Weil die kleinen KEF eh nicht sonderlich laut aufspielen können, müssen auch die angeschlossenen Verstärker keine Leistungsriesen sein. Und trotzdem ist die KEF LS50 Meta anspruchsvoll – wie unsere Messungen ausweisen. Denn der aus Impedanz und Phase resultierende EPDR-Wert (graue Kurve) liegt im Bereich zwischen 100 – 1.000 Hertz recht niedrig – und belastet das Verstärker-Netzteil kräftig.
Die Verstärker-Empfehlung lautet deshalb: Atoll IN 50 Signature, Cambridge Audio CXA 81, Rotel R-A11 (am besten in der Tribute-Ausführung).
Hörtest
Zu unserem 60-Jahre-History-Report von KEF haben wir (wieder einmal) ausgiebig mit Johan Coorg plaudern können. Coorg, seit 1989 bei KEF und als heutiger KEF-Botschafter mittlerweile selbst so etwas wie eine KEF-Ikone, hatte die neue LS50 Meta auch erst vor zwei Monaten bekommen und sagte in seinem wunderbaren Deutsch/Englisch-Slang: “Die neue Meta? Waaaahnsinn. Hätte ich nie gedacht, dass sie so gut ist.”
Nun wird der Mann dafür bezahlt, KEF-Produkte gut zu finden, doch die Begeisterung war echt. Und sie ist absolut nachvollziehbar. Nachdem wir die richtige Position für die LS50 Meta gefunden hatten, war erst einmal Staunen angesagt. Denn ein so feines, so offenes und präzises Klangbild hatten wir mit der Meta-Variante nicht erwartet.
Zum Beispiel bei der immer wieder gern genommenen Doors Cover-Version “Light My Fire” vom Akustik-Duro Friend n Fellow (Album: Covered). Es ist wirklich “Waaaahnsinn” wie präzise und selbstverständlich die kleine KEF das Ausschwingen der Basssaiten nachzeichnete, wie körperhaft sie das Instrument in den Raum stellte. Die KEF schafft, was man sich auch von deutlich teureren Lautsprechern wünscht: Sie klingt bisweilen so echt wie ein professioneller Studio-Monitor. Aber sie hat auch eine Abbildungsgenauigkeit wie sie die Lautsprecher aus dem Studio nur selten zu bieten haben. Man meint fast, die Instrumente oder die Musiker anfassen zu können. Hier zeigt der Koax seine prinzipbedingten Vorteile.
Aber konnte das die alte LS50 nicht auch schon? Ja. Aber nicht mit dieser Genauigkeit. Und auch nicht mit dieser Leichtigkeit. Klugerweise hatten sich nach dem LowBeats Kauftipp zur LS50 etliche Bekannte aus dem Redaktions-Umfeld mit dem ikonischen Kompaktspeaker eingedeckt. So war es kein Problem, zum LS50-Test den Vergleich alt gegen neu zu machen. Und da war ich doch einigermaßen verblüfft. Denn die kleinen Lästigkeiten, die die Ur-Version fraglos noch mitbrachte, waren mit “Meta” wie weggeblasen. Ein echter Fortschritt.
Im Vergleich zur kürzlich getesteten Canton Vento 20 blieb die KEF zwar in Bezug auf Tiefgang und quirliger Lebendigkeit immer nur zweiter Sieger. Aber das Mehr an filigraner Mittenpräzision, die deutlich höhere Genauigkeit in der Darstellung all dieser kleinen Details, war schon außergewöhnlich. Schließt man die Augen, hört man mit der Canton ein erfrischend dynamisches Klangbild, mit der KEF ergibt sich dagegen noch mehr ein harmonisches Ganzes.
Ein seit Jahren hoch geschätzter Lautsprecher dieser Klasse ist die Nubert nuVero 30. Die vielseitige Kompaktbox ist ungemein breitbandig und klingt bisweilen, als ob sie eine Oktave tiefer spielt als die KEF. So viel mehr satter Bass hat durchaus seine Reize. Doch die KEF schob sich am Ende mit ihrer höheren Präzision (auch im Bass), der größeren Lockerheit in den Mitten, der besseren Abbildung bei allen Testern nach vorn. LowBeats Tonmeister Jürgen Schröder meinte dazu: “Die KEF klingt einfach weniger nach Lautsprecher.” Wer die trockene Art des Herrn Schröder kennt, weiß das als womöglich größtes Kompliment zu werten…
Fazit KEF LS 50 Meta
Die Form ist bekannt und bewährt, der Vorzug des Koax unbestritten. Doch mit der neuen Meta-Schallabsorption setzt KEF der Geschichte der LS50 den i-Punkt auf. Sicher hat dieser Lautsprecher nicht nur Vorteile: Er ist nicht sonderlich pegelfest und elektrisch anspruchsvoll. Aber sicher ist auch, dass es unter audiophilen Gesichtspunkten keinen Lautsprecher in der 1.000 Euro Klasse gibt, welcher der LS50 Meta das Wasser reichen kann. In jedem Fall ist die kleine KEF so gut, dass man sie für größere Räume durchaus ins Auge fassen sollte – dann halt hochpassgefiltert mit einem oder zwei potenten Subwoofern (wie etwa dem KEF KC62) an ihrer Seite.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Präziser, räumlicher und begeisternd offener Klang |
| Diverse Farbvarianten verfügbar |
| Überragende Gehäuse-Qualität |
| Geringer Maximalpegel, wenig Tiefbass |
Vertrieb:
GP Acoustics GmbH
Kruppstraße 98
45145 Essen
https://de.kef.com
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
KEF LS50 Meta: 1.300 Euro
KEF S2 Floor Stand: 450 Euro
Die technischen Daten
KEF LS 50 Meta | |
---|---|
Konzept: | 2-Wege Bassreflex-Kompaktbox (Koax) |
Tieftöner: | 1 x 13,0 cm Ø Aluminium-Membran |
Hochtöner: | 1 x 25 mm Aluminium-Kalotte (Meta-belüftet) |
empf. max. Raumgröße: | 16 Quadratmeter |
empf. mind. Verstärkerleistung | >30 Watt pro Kanal (4 Ohm) |
empfohlene Aufstellung: | frei auf Ständer oder auf dem Sideboard |
Abmessungen (B x H x T): | 20,0 x 30,2 x 28,1 cm |
Gewicht: | 7,8 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
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Test Kompaktbox Canton Vento 20
Test Vollverstärker Atoll IN 50 Signature: volle Klangpracht für 750 Euro
Doppeltest Vollverstärker: Cambridge Audio CX61 und CX81
Erster Test Vollverstärker/CD-Player: Rotel A11 Tribute / CD11 Tribute
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