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Pro-Ject Automat A2
Mit dem A2 erweitert Pro-Ject seine Plattenspieler-Linie mit Vollautomatik. Und typisch Pro-Ject, wird einem hier für 1.200 Euro extrem viel geboten... (Foto: Pro-Ject)

Pro-Ject Automat A2: analoger Komfort für 1.200 Euro

Als Pro-Ject Chef Heinz Lichtenegger die Firma Rekkord aus der Taufe hob, holte er sich damit gleichzeitig auch die Technik/Mechanik der halb- und vollautomatischen Dual-Laufwerke nach Hause – die er prompt auch bei Pro-Ject zum Einsatz bringt. Den Anfang machte der Automat A1, dem nun der etwas größere Pro-Ject Automat A2 folgt. Einige Parallelen zu den Dual-Laufwerken sind unübersehbar: unter anderem die ausgereifte Vollautomat-Mechanik, die ohne jede (womöglich störende) Elektronik auskommt sowie der Ultraleicht-Tonarm.

Die Besonderheiten des Pro-Ject Automat A2

Nun kommen wir aber zu den Besonderheiten: Anders als bei den meisten Dual-Laufwerken (oder deren Derivaten) wollte Lichtenegger beim A2 die sensiblen Mechanik-Teile der Automatik nicht aus Kunststoff belassen, sondern ließ neue Werkzeuge für Metallteile erstellen. Der A2 verspricht schon deshalb eine lange Lebensdauer. Und da wir gerade bei der Automatik sind: Der A2 kann auch LPs mit 45er Geschwindigkeit zielgenau ansteuern. Das ist natürlich genial!

Pro-Ject Automat A2 Einstellung
Die ausgefuchste Mechanik erlaubt es auch Spezialplatten per Automatik anzusteuern (Foto: Pro-Ject)

Zusätzlich zu den bekannten Geschwindigkeiten von 33 und 45 U/min bekam der A2 nun auch noch 78 U/min hinzu – für den seltenen Fall, dass jemand a.) noch Schallack-Schallplatten hat und sie auch spielen will und b.) über einen entsprechenden Tonabnehmer beziehungsweise eine geeigneten Nadeleinschub verfügt. Ortofon hat natürlich so etwas: den 2M 78.

 

Pro-Ject Automat A2 Subchassis
Die gelbe Fläche (eine Platte aus massivem Aluminium) trägt den Tonarm und den Plattenteller. Sie ist über ein Stoßdämpfersystem vom Boden entkoppelt (Grafik: Pro-Ject)

Interessant ist die MDF-Zarge. Zum einen, weil sie ungewöhnlich flach ist und – so heißt es im Katalog – „aufwändigst“ (heißt in acht Schichten) lackiert ist. Vor allem aber, weil sie in ihrem Bauch eine Subchassis-Konstruktion verbirgt. Anders als beispielsweise der preislich vergleichbare Classic EVO, der lediglich über eine dämpfende Matte vom Untergrund entkoppelt wird, eliminieren beim Pro-Ject Automat A2 ein richtiges Federsystem und eine massive Aluminiumplatte Vibrationen: Tonarm und der Plattenteller bleiben also weitgehend von Erschütterungen verschont. Das ist – wenn man kein spezielles Wandregal für den Plattenspieler hat – ein riesiger Vorteil.

Pro-Ject Automat A2 Tonarmlager
Der ULM-Arm verfügt über ein kardanisches 4-Punkt-Lager mit Stahlspitzen-Kugellagern aus eigener Produktion. Die Auflagekraft wird durch Einstellen einer Präzisionsfeder aus der Uhrenindustrie direkt am Tonarmlager eingestellt (Foto: Pro-Ject)

Überarbeitet wurde auch der ultraleichte 8,3″-Aluminium-Tonarm, der klanglich angeblich (wir haben es noch nicht ausprobieren können) perfekt zum vorinstallierten 2M Red passt. Warum Pro-Ject hier einen normalerweise eher ungebräuchlichen ULM-Arm verwendet? Dazu die Pressestelle der Österreicher: „Wenn es um Automatik-Plattenspieler geht, BRAUCHEN wir Ultra-Light-Mass Tonarme. Denn die Automatik-Mechanik funktioniert wie die einer mechanischen Uhr: klein und präzise. Ein schwerer Tonarm würde zu einer gröberen Mechanik führen, da viel größere Massen bewegt werden müssen.“

Vorinstalliert in den ULM-Tonarm ist ab Werk ein 2M Red. Zu dem Ortofon Megaseller muss man keine vielen Worte verlieren: Für das Geld gibt es kaum Besseres.

Das Ortofon 2 M Red am Rega RB 1000
Das Ortofon 2 M Red ist der günstige Einstieg in die schöne Welt der 2M-Familie. Es kostet laut Liste 110 Euro, der Straßenpreis liegt bei 99 Euro (Foto: P. Schüller)

Hier noch einmal alle Besonderheiten des Pro-Ject Automat A2 im Überblick:

• NEU Sub-chassis Prinzip
• NEU 8-fach handlackiertes MDF-Hauptchassis
• NEU Aluminiumdruckguss Automatikabdeckung
• NEU 8,3“ schwarzer, ultraleichter Aluminium Tonarm
• NEU 33/45/78 RPM elektronisch regulierter DC Motor
• NEU Masselose Auflagekrafteinstellung
• NEU Gedämpftes Gegengewicht gegen Resonanzen
• NEU Silikongedämpfte Aluminiumfüße
• NEU Voreingestellter Ortofon 2M Red Tonabnehmer (US-Version mit Sumiko Rainier)
• Präzise, mechanische, automatische Start- Stoppfunktion
• Carbonfaserverstärkter, antimagnetischer Headshell
• Halbsymmetrisches Connect it E Phonokabel, Vergoldete RCA Kabelstecker
• In Deutschland handgefertigt

Der letzte Punkt ist ungewöhnlich für einen Plattenspieler mit tschechisch/österreichischer Herkunft: „Handmade in Germany“. Aber es stimmt: Der A2 wird an den alten Fertigungsstätten der großen Dual-Zeit produziert – und zwar von jenen Spezialisten, die auch jahrzehntelange Erfahrung im Aufbau von Dual Laufwerken haben. Und wäre das allein nicht schon hohes Erbe genug, verpassten die die Pro-Ject Designer dem A2 nun auch noch das Aussehen eines Braun-Plattenspielers. Naja: Mir gefällt’s…

Pro-Ject Automat A2
Das Aussehen des A2 kommt einem irgendwie bekannt vor… (Foto: Pro-Ject)

Preis & Verfügbarkeit

Der Pro-Ject Automat A2 ist ab Juli diesen Jahres erhältlich, sein UVP liegt bei 1199 Euro. Weitere Informationen in Kürze auf www.audiotra.de

Technische Daten

pro-ject Automat A2
Konzept:Vollautomatischer Plattenspieler
eingebauter Tonabnehmer:Ortofon 2M Red
Drehzahlen
33 / 45 / 78 Umin
Zubehör:5V DC / 0,8A Netzteil, Staubschutzhaube, 7‘‘ Singlesadapter, Filzmatte, Phonokabel
Besonderheiten:Subchassis, Automatik auch für LPs mit 45 Umin
Abmessungen (B x H x T): 43,0 x 15,0 x 36,5 cm
Gewicht:
7,3 Kilogramm
Alle technischen Daten
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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.