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Schick in Schale: Der Denon DNP-2000NE kann sich sehen lassen und ist sehr gut ausgestattet, unter anderem auch mit einem regelbaren Kopfhörerausgang. Der Preis: 1.600 Euro (Foto: Denon)

Streamer Denon DNP-2000NE: Beherrscher der Algorithmen

Denon denkt mit. Im Gegensatz zum einen oder anderen Mitbewerber kümmert sich Denon auch um die Stammkunden klassischer Stereokomponenten. Heißt, wer einen Verstärker wie den PMA-1700NE oder Vorgänger sein Eigen nennt, kann dank des neuen Streamers Denon DNP-2000NE optisch und technisch passend die kaum noch wegzudenkenden Dienste von Spotify, Tidal & Co. in Anspruch nehmen und muss nicht auf „Fremdgeräte“ zurückgreifen.

Denon DNP-2000NE: eine Wucht

Als der DNP-2000NE die Redaktionsräume im Münchner Westend erreichte, überraschte als erstes das Gewicht – fast 10 KIlo bringt der Jüngste auf die Waage. Das lässt einiges an technischem Aufwand erahnen. Optisch reiht sich das Gerät in die aktuelle Verstärker-Linie ein, so war es ja auch vorgesehen. Denon hat sogar so weit mitgedacht, dass der aktuelle Streamer gegen einen Aufpreis von der Gehäusefarbe her ideal zum Top-Amp Denon PMA-A110 passt – „Graphite Silver“ heißt das dann. Sieht gut aus. Ob das Teil auch gut klingt (oh ja!) und gut bedienbar ist (da geht noch was), zeigt dieser Test. Wir erwarten viel, denn immerhin baut die in Kawasaki gegründete Firma auf eine über 110-jährige Tradition in der Herstellung musikreproduzierender Geräte auf.

Denon kann nicht nur klassisches Stereo, Denon kann auch Profi-Equipment und Denon kann besonders gut digital. Bereits 1972 haben die Japaner mit dem 8-Spur-Recorder DN-023R das Zeitalter der digitalen Musikaufzeichnung eingeläutet. Um dieses Ereignis angemessen zu zelebrieren, ließ man seinerzeit eigens das populäre Smetana Quartett aus der damaligen Tschechoslowakei nach Tokio einfliegen (siehe auch 110 Jahre Denon) und deren musikalisches Wirken digital konservieren. Auch bei der gut 15 Jahre später aufkeimenden Surround-Welle mischt Denon von Anfang an mit und bringt 1988 einen ersten echten Dolby Pro-Logic Surround-Amp auf den Markt – den AVC-2000. In den vergangenen fünf Jahrzehnten hat sich Denon einen exzellenten Ruf in Sachen Digitaltechnik erarbeitet, auch die ersten Stereo-Verstärker mit eingebautem DAC, die es bereits ab 1987 (!) gab, zeugen von der Innovationskraft und Weitsicht der Japaner. Dementsprechend waren unsere Erwartungen an den Denon DNP-2000NE hoch und sie wurden nicht enttäuscht, denn Denon hat seine Neuentwicklung sowohl von den Anschlussmöglichkeiten als auch vom Einsatzzweck und dem technischen Aufwand her großzügig ausgestattet.

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Schönes Paar: Optisch passt der neue Streamer Denon DNP-2000NE gut zum aktuellen Amp PMA-1700NE. Auch eine Variante in Graphite Silver ist zu haben, die auf den Top-Verstärker PMA-110 abgestimmt ist (Foto: Denon)

Ausstattung und Design

Wenn man es möchte, ersetzt der Streamer auf Wunsch eine Vorstufe, denn der Denon DNP-2000NE kommt mit zwei Hochpegelausgängen – einem fixen und einem regelbaren. Das bedeutet, dass das Gerät auch als digitaler Vorverstärker, etwa an Aktivboxen, dienen kann. Ein regelbarer Kopfhörerausgang unterstreicht die Ernsthaftigkeit dieses Ansinnens. Zwar muss man erst die (nicht beigelegte) Bedienungsanleitung bemühen, um die regelbaren Cinch-Buchsen zu aktivieren (siehe „Nickeligkeiten“), aber das macht man ja in der Regel nur ein einziges Mal.

Dass der Denon DNP-2000NE durchaus als Schaltzentrale gedacht ist, demonstriert auch der HDMI-ARC-Anschluss. Dazu gesellen sich reichliche fünf USB- und S/PDIF-Eingänge und ein digitaler Ausgang plus der Kontaktmöglichkeit via AirPlay 2 und Bluetooth. Befehle nimmt der Streamer per HEOS-App oder der mitgelieferten Fernbedienung entgegen, mit der sich auch ein bereits vorhandener Denon-Verstärker bequem steuern lässt.

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Anschlussfreudig: Dank des Cinch-Ausgangs mit variabler Ausgangsspannung lässt sich der Denon DNP-2000NE auch als Vorverstärker, etwa an Aktivboxen, einsetzen. Digitale Eingänge sind fünf Stück (einer auf der Frontseite) vorhanden (Foto: Denon)

Kommen wir zu den inneren Werten, die sich übrigens auch optisch sehen lassen können. Denon setzt auf einen konsequent getrennten Aufbau von Netz-, Analog- und Digitalteil, der das gesamte Gehäuse in Anspruch nimmt. Leerstand gibt es hier nicht. Alles ist fein säuberlich voneinander isoliert, um den analogen Part bloß vor jeglicher klanglicher Beeinflussung zu schützen. Digitales Herz ist ein Wandler von ESS der im Denon DNP-2000NE gleich in vierfacher Ausführung verbaut wird, ein Sabre ES9018K2M. Dieser Aufwand verspricht unter anderem einen besseren Rauschabstand und weniger Verzerrungen. Das Ultra AL32 Processing von Denon sorgt für ein konsequentes Upsampling der angelieferten Signale bis 384 kHz und eine Erweiterung der Auflösung bis zu einer Tiefe von 32 Bit. Als FPGA (Field Programmable Gate Array) setzt Denon auf ein frei programmierbares Modell der Trion-Baureihe des chinesischen Spezialisten Efinix. Ein Unternehmen, das unter Fachleuten hoch gehandelt wird, Investoren wie Samsung oder AMD sprechen da eine deutliche Sprache. Die klangoptimierenden Algorithmen stammen aus dem Hause Denon und bearbeiten jegliches dargebotene Musiksignal auf das Optimum an Wiedergabequalität hin. Das funktioniert in der Praxis entsprechend unauffällig und ausgesprochen gut (siehe unten). Hier merkt man Denon die jahrzehntelange Digitalerfahrung ganz deutlich an.

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Sauber getrennt: Zwei Trafos, einer für den digitalen, einer für den analogen Teil. Links das Netzteil, oben das Streamingmodul, rechts der D/A-Wandler (Foto: Denon)

Via USB unterstützt der Streamer zudem 11.2 Mhz DSD und digital In (PCM) bis 192 kHz/24 Bit. Die gängigsten Streaming-Anbieter, wie Spotify Connect, Deezer (Premium), Tidal und Amazon sind an Bord. Qobuz fehlt, soll aber in einem künftigen Update nachgereicht werden. Auch Roon beherrscht das Gerät derzeit nur via Airplay 2 und USB, der Lizensierungsprozess bei Roon sei aber bereits im Gange, wie uns Denon versicherte.

Nickeligkeiten

Bei der Einrichtung des Denon DNP-2000E fühlte ich mich allerdings vereinzelt in die Vergangenheit versetzt – und zwar in die düstere Bedienungsvergangenheit der 2000er-Jahre (hat das Gerät eventuell deshalb diese Modellbezeichnung erhalten?). Wollen Sie etwa die Sender des Internetradios auch per Fernbedienung abrufen, müssen Sie sich erneut bei Ihrem HEOS-Konto anmelden. Via Fernbedienung. Erinnern Sie sich noch, wie mühselig es war, damals eine SMS zu versenden? Um das Wort „Hallo“ einzutippen, bedeutete dies zu Beginn zweimal die Taste mit der Ziffer 4 für ein „H“ zu drücken. Dann einmal die Ziffer 1 für „a“, darauffolgend zweimal dreifach hintereinander die Ziffer 5 für je ein „l“ drücken, um schließlich mit einem dreimaligen pressen der Ziffer 6 auch das „o“ zu erhalten. Wenn Sie diesen Spaß vermisst haben, wird Ihnen das Denon Hightech-Gerät Freude bereiten. Wenn nicht, bekommen Sie spätestens dann Wutanfälle, sobald Sie sich vertippen. Haben Sie nämlich vermeintlich alles korrekt eingetippt und bestätigen zum Schluss mit „Enter“ und es war doch etwas falsch, dürfen Sie von vorne beginnen. Alle vorherigen Eingaben sind futsch!

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Gruß an das Jahr 2000: Will man das Gerät auch per Fernbedienung steuern, um etwa Internetradiosender aufzurufen, ist ein erneutes, einmaliges Anmelden beim HEOS-Konto erforderlich (Foto: A. Weber)

Wer also etwa eine E-Mail-Adresse wie [email protected] sein Eigen nennt und diese mit einem schwer zu erratendem Passwort mit Sonderzeichen garniert hat, braucht mindestens einen kräftigen Schluck aus der Sake-Pulle, bevor er wieder von vorn beginnen kann. Warum die zuvor auf dem Tablet eingegeben Daten aus der HEOS-App nicht im Streamer landen, damit Sender nicht nur via App, sondern auch mit der beigelegten Fernbedienung abgerufen werden können?

Laut Denon arbeite man an einer Lösung. Es sind diese, wie es Holger Biermann gern so treffend nennt, „kleinen Nickeligkeiten“, die einem die uneingeschränkte Freude an diesem doch so hervorragend verarbeiteten und gut klingenden Gerät verhageln. Oder warum muss ich die Cinch-Ausgänge mit variabler Ausgangsspannung erst umständlich händisch aktivieren? Ohne Bedienungseinleitung ist man da aufgeschmissen. Ja, klar, die Fernbedienung versteht sich auch mit Denon Amps, aber die Verstärker-Fernbedienung ist doch grundsätzlich sowieso die Bedienung erster Wahl. Sofern man einen Denon-Amp hat. So muss ich mich durch die Anleitung bis auf Seite 100 wühlen (pdf, eine vollständige, gedruckte Bedienungsanleitung gibt es nicht), um dort zu erfahren, dass ich die Tasten ENTER und 2 für fünf Sekunden gleichzeitig gedrückt halten muss, erst dann ist der variable Cinchausgang freigeschaltet.

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Durchlaufposten: Das horizontale Display zeigt Titelinformationen monochrom per Laufschrift an. Cover können nicht dargestellt werden (Foto: A. Weber)

Frederick, darauf nehmen wir gleich noch einen Sake. Und wenn ich schon bei den Nickeligkeiten bin: Warum hat man sich für ein einfarbiges Display mit horizontaler Darstellung entschieden? Das erinnert an die 1990er, aber da konnte man es schließlich auch kaum anders. Abbildung der Plattencover? Pustekuchen! Nur per App. Zum Glück kann man die Anzeige wenigstens dimmen und auch ganz abschalten, damit den Musikliebhaber die fallweise auftretende Laufschrift nicht vom Hörgenuss ablenkt. Einer geht noch: Warum kann ich gespeicherte Favoriten nicht einzeln verschieben? Bevor die Flasche leer ist: Und warum kann ich zum Beispiel innerhalb der HEOS-App etwa bei TIDAL die Titel nicht nach Hinzufügedatum sortieren, sondern nur nach Titelnamen? TIDAL Connect würde hier helfen.

Auf diese „Nickeligkeiten“ angesprochen, berichtete man mir bei Denon, dass es während der Corona-Zeit massive Probleme mit Zulieferern gab, die schlussendlich etwa zu der komplizierten Anmeldeprozedur via Fernbedienung führten. Wie auch immer: Das Gerät wirkt in einzelnen Bedienpunkten noch nicht ganz fertig.  Glücklicherweise ist es klanglich ein großer Wurf.

Der Klang

Im kleinen LowBeats Hörraum ließen Kollege Holger Biermann und ich den Denon DNP-2000NE an einem Soulnote A-2 spielen, als Lautsprecher dienten uns die Kompakt-Referenzen Dynaudio Heritage Special. Zum Vergleich zogen wir einen Cambridge Streamer vom Typ CXN hinzu. Nachdem wir die Lautstärke auf beide Geräte eingepegelt hatten, folgte der Sofateil – Musikhören. Zum Start gab‘s „Moonlight on Vermont“ aus dem Album Ella & Louis über den Cambridge. Ein Klassiker von 1956. Umschalten auf den Denon. Moment mal. Konnte das sein? Zurückschalten. Und wieder auf den Denon. Es war, als hätte jemand einen Vorhang aufgezogen. War das der historischen Aufnahme geschuldet? Nein. Das gleiche Ergebnis auch bei dem Titel „Velvet Curtains“ von Silje Nergaard, einem Album von 2021. Der Cambridge überzeugt mit seinem dezent audiophilen Klang, bringt aber im Vergleich zum Denon weniger Details und Leben ins Spiel: Mit dem DNP-2000NE kamen die Stimmen glasklar rüber, Silje Nergaard stand mitten im Raum, das Saxofon hatte Kraft, die Mikrodetails kamen feinaufgelöst und präzise. Das hatte was!

Ebenso erfreulich sind die Upsampling-Qualitäten. Eine uralte MP3-Aufnahme von Prince „The Truth“ aus historischen Napsterzeiten wirkte wie frisch gewaschen, gebügelt und gestärkt und ich fragte mich, ob das wirklich meine Aufzeichnung war, die da seit mehr als 20 Jahren im USB-Stick verharrte. Stimmen kommen über den Denon DNP-2000E feingezeichnet rüber, mit gleichzeitig absolut präziser Ortung des gesamten Klanggeschehens. Das Schöne an all den Algorithmen, die im Denon DNP-2000NE vor sich hin werkeln: Sie funktionieren einfach, ohne dass man irgendwelche Knöpfchen drücken möchte, in der Hoffnung, dass es dann noch besser klänge. Das ist nicht notwendig (abgesehen davon sind keine da). Wir hatten jedenfalls zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, etwas „optimieren“ zu wollen, egal welche Art von Musik auch anlag.

Fazit Denon DNP-2000NE

Nicht nur, wer schon im Denon-Universum mit einem Amp unterwegs ist, sollte hier zugreifen. Denn der Klang des DNP-2000NE ist überragend. Man merkt, dass Denon sich seit über 50 Jahren mit der Aufzeichnung und Wiedergabe von digitalen Musiksignalen beschäftigt. Die Verarbeitung ist auf sehr hohem Niveau, das Design ansprechend. Die Nickeligkeiten verlieren sich im Alltag vermutlich zusehends, denn letztendlich geht es um den guten Klang. Und da zeigt der Denon keine Schwächen.

Denon DNP-2000NE
2023/09
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse
Äußert feinaufgelöster Klang
Perfektes Upsampling
Reichhaltige Ausstattung, auch als Vorverstärker verwendbar
Bedienungskomfort ausbaufähig

Vertrieb:
Denon Deutschland
D&M Germany GmbH
A division of Sound United
An der Kleinbahn 18
D-41334 Nettetal
www.denon.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Denon DNP-2000NE Schwarz und „Premium-Silber“): 1.599 Euro
Denon DNP-2000NE (Silber-Graphit): 1.799 Euro

Die technischen Daten

Denon DNP-2000NE
Konzept:Streamer
DAC:4x ES9018K2M
Analog Out:fixed/variabel
max. Auflösung/Abtastrate:32 Bit/384 kHz
Audioformate:MP3, WMA, AAC, FLAC, ALAC, WAV
Streamingdienste:
Amazon Prime Music/HD/Unlimited, Deezer Premium, Spotify Connect, Tidal, Webradio TuneIn
Farben:silber/schwarz; graphite-silver gegen Aufpreis (200 Euro) erhältlich
Abmessungen (H x B x T):
54,8 cm x 52,0 cm x 21,0 cm
Gewicht:
9,7 kg
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler

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Autor: Andrew Weber