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Test Cambridge Audio YoYo (S)
Für Cambridge Verhältnisse ist der YoYo (S) wirklich small. Trotzdem ist er ein ganz schöner Brummer. (Foto: S. Schickedanz)

Test Cambridge Audio YoYo (S): Bluetooth auf Britisch

Den Briten sagt man bekanntlich einen guten Sinn für Humor nach. Das denke ich mir auch bei der ersten Begegnung mit dem Cambridge Audio YoYo (S). Wenn ein Bluetooth-Lautsprecher die Abmessungen von 24,6 x 12,8 x 6,7 cm (B x H x T) und ein Gewicht von 1,2 Kilogramm auf die Waage bringt, dann würde ich das nicht unbedingt mit (S) wie „Small“ bezeichnen.

Doch innerhalb der Markenhierarchie stimmt die Relation immerhin im Vergleich zum Cambridge YoYo (M), den wir im letzten Jahr getestet haben. Aber auch dieser Vergleich hinkt in gewisser Weise, denn die M-Version setzt auf ein Paar Stereo-Boxen mit Bluetooth-Streaming, beim Cambridge Audio YoYo (S) handelt es sich dagegen um einen Einteiler. Allen gemeinsam ist der edle Zwirn vom britischen Weber Marton Mills, den es in den Farben Hellgrau, Dunkelgrau, Blau und Grün zur Auswahl gibt.

Die Produktpalette von Cambridge Audio Yoyo
Cambridge bringt eine ganze Range von Bluetooth-Lautsprechern: das Yoyo (L) links für 399 Euro, das YoYo (M) in der Mitte für 349 Euro und das Yoyo (S) für 179 Euro (Foto: Cambridge Audio)

Gemessen an der im Umfeld einzigartigen, besonders hochwertigen Hülle entspricht zumindest der Preis dem Label (S): Mit 180 Euro Listenpreis bleibt es noch unter dem, was Bose für das vergleichsweise unscheinbare, deutlich kleinere SoundLink Mini II aufruft. Allerdings lässt sich das amerikanische Brikett bequemer in einer Tasche verstauen und bleibt auch beim Gewicht um fast die Hälfte leichter.

Wie das Bose SoundLink Mini II oder das Anker SoundCore setzt das Cambridge Audio YoYo (S) auf einen passiven Bassradiator, der allerdings freiliegend auf der Rückseite den frontseitig zentral angeordneten Tieftöner unterstützt. Links und rechts im Gehäuse sitzen daneben ebenfalls hinter der Kammgarn-Hülle zwei Breitbänder, die einen maximalen Stereo-Effekt erzeugen sollen.

Die Oberseite des Cambridge Audio YoYo (S) beherbergt das nach Bedarf beleuchtete Tastenfeld, das sich unter einem vor Staub und Feuchtigkeit schützenden elastischen Polymerüberzug verbirgt. Durch einen Sensor reagiert es auf Gesten mit den Fingern, die aber nur zur Steuerung der Bluetooth-Wiedergabe vom Handy dienen. Das erscheint zwar irgendwie smart, birgt aber auch Nachteile.

Test Cambridge Audio YoYo (S)
Der 1,2 Kilo schwere Cambridge Audio YoYo (S) hat auf der Rückseite eine Passiv-Membran für den Bass. Ihre seidenmatte Polymeroberfläche lässt zieht Schmutz allerdings magisch an. (Foto: S. Schickedanz)

Das Ganze funktioniert nicht intuitiv. Wenn Bekannte zu Besuch sind, die logischerweise nicht in die Bedienungsanleitung sehen, kommen sie kaum auf diese versteckten Funktionen. Selbst unter den Minus-Punkten eines Tests in einer HiFi-Zeitschrift wurde das Fehlen der Skip-Funktion am Cambridge Audio YoYo (S) bemängelt – einfach, weil es die Kollegen nicht bemerkt hatten.

Viel mehr stört mich aber daran, dass es beim „Umparken“ des Bluetooth-Speakers des Öfteren zu ungewollten Titelsprüngen oder Abbrüchen kommt. Außerdem bieten die Lautstärketasten keinerlei Feedback. Immerhin sind sie mit der Regelung des Smartphones über Bluetooth synchronisiert.

Recht synchron mit dem Bild läuft auch die Tonübertragung, wenn man den Cambridge Audio YoYo (S) als Drahtlos-Lautsprecher zum Filmeschauen mit dem Handy verwendet.

Über eine Taste kann man sogar Anrufe für das drahtlos verbundene Smartphone annehmen und über die integrierte Freisprecheinrichtung führen. Beim Koppeln mit dem Smartphone, hilft übrigens NFC, die Nahfeldkommunikation, die allerdings bei den iPhones fehlt.

Neben Bluetooth-Streaming lassen sich auch analoge Quellen über 3,5-mm-Mini-Klinke mit dem Cambridge Audio YoYo (S) verwenden. Der Eingang sitzt auf der Unterseite, wo sich sogar eine USB-A-Buchse zur Versorgung von Smartphones findet. Die können dann vom großzügig dimensionierten Akku zehren, der dann aber garantiert nicht die versprochenen 14 Stunden durchhält.

Was das Laden des Cambridge Audio YoYo (S) selbst betrifft, bringt er immerhin ein eigenes Netzteil mit, was in seiner Preisklasse inzwischen absolut unüblich ist. Dank mitgelieferter Adapter für Großbritannien, die EU und USA empfiehlt sich der Brite für Weltenbummler.

Ein weiteres Extra hat die Konkurrenz erst recht nicht zu bieten: Mit einem Gewinde lässt sich der Cambridge Audio YoYo (S) sogar auf Stativen festschrauben oder mit bestimmten Wandhalterungen verwenden.

Cambridge Audio YoYo (S) im Hörtest: Warm-Offensive

Beim Betrieb schadet eine nahegelegene Wand nicht. Der Cambridge Audio YoYo (S) kam zwar tief in den Basskeller und wirkte auch sehr trocken, konturiert. Aber Pop-Musik ertönte damit nicht unbedingt satter als mit dem kleineren und günstigeren JBL Flip 4.

Aber der Cambridge Audio YoYo (S) klang in sich sehr stimmig. Er malte eher in dunklen, warmen Klangfarben, wirkte niemals schrill. Stimmen standen allerdings nicht so plastisch und farbenprächtig im Raum wie beim JBL Flip 4, ganz zu schweigen vom B&O Beoplay A1, der trotz geringfügig höherem Preis auch noch zur Klasse der kleinen Bluetooth-Lautsprecher zählt.

Der dänische Mitbewerber setzt übrigens konsequent auf Mono (sofern man ihn nicht mit einem zweiten Beoplay A1 koppelt) und nutzt einen Tief-Mittel- sowie einen Hochtöner statt der verbreiteten zwei Breitbänder, die sich bei dem geringen Abstand dann noch selbst ins Gehege kommen.

Test Cambridge Audio YoYo (S)
Auf der Unterseite verstecken sich die Anschlüsse. Die USB-Buchse dient der Versorgung von Handys. Die Kabel lassen sich durch eine Mulde hinten herausführen. (Foto: S. Schickedanz)

Um den erwünschten Stereo-Effekt beziehungsweise eine merklich breitere Bühne als mit kleineren oder monauralen Bluetooth-Speakern herauszuhören, bedarf es aber auch beim Cambridge Audio YoYo (S) sehr viel gutem Willens. Selbst extrem „breit“ abgemischte Aufnahmen wie Pink Floyds Klassiker Whish You Were Here mit den beiden deutlich auseinandergezogenen Gitarren am Anfang, hatten kaum Bühnenbreite.

Aber um es klar zu sagen: Jegliche Schattenseiten des Cambridge kommen allein daher, dass durch seine stattliche Größe einfach noch höhere Erwartungen weckt, als er letztlich in direkten Hörvergleichen befriedigen kann. Für sich genommen gelang den Engländern eine stimmige, tendenziell audiophil abgestimmte Bluetooth-Box, mit der man stundenlang entspannt Musik hören kann.

Fazit

Der Cambridge Audio YoYo (S) ist zweifelsohne ein hochwertiger, stylischer und dabei fair gepreister Bluetooth-Lautsprecher. Für den Outdoor-Einsatz ist er vergleichsweise sperrig und schwer. Eine Trageschlaufe fehlt obendrein und seine Gestensteuerung ist meist irritiert, wenn man ihn in die Hand nimmt. Er ist auch nicht besonders gegen die Elemente gewappnet. Im Gelände wirkt er etwa so deplatziert wie ein britischer Gentleman im Maßanzug.

Und dennoch gelang Cambridge hier so etwas wie die Neuerfindung des Kofferradios in edel und digital. Wer sein Smartphone an die Ladebuchse hängt und darauf eine App wie TuneIn startet, kann damit ewig Internetradio hören. Das Gleiche geht auch mit Apple Music, Amazon Music oder Spotify. Es ist halt eine echte Top-Lösung für zu Hause.

Den Cambridge YoYo (S) gibt es unter anderem bei idealo.de

Cambridge Audio YoYo (S)
2018/06
Test-Ergebnis: 4,5
Überragend
Bewertung
Klang
Praxis

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Warme, angenehme Abstimmung, recht schlanker, aber vergleichsweise tiefreichender Bass
Netzteil wird mit samt Adaptern für andere Länder mitgeliefert
Wunderschönes Finish mit Kammwolle von Marton Mills
Wenig Outdoor-geeignet

Vertrieb:
Cambridge Audio Deutschland
Alter Wandrahm 15
20457 Hamburg
www.cambridgeaudio.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Cambridge YoYo (S): 180 Euro

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.