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Test Chord QUTEST: sweet little High End DAC

Zur Spannungsversorgung liegt ein 5V-Steckernetzteil Typ „Wandwarze“ bei. Dabei handelt es sich um ein recht simples Zukauf-Teil – fast schon etwas unwürdig für einen DAC dieser Preisklasse. Trotzdem behandelt Chord das Thema der Energieversorgung keineswegs stiefmütterlich. Der QUTEST kann nicht per USB-Busspannung betrieben werden. Chord hat die Power-Pins des USB-Ports lahmgelegt und ihn galvanisch vom angeschlossenen Computer getrennt. Dadurch kann der DAC nicht durch die mit Störungen verseuchte Busspannung gestört werden. Deswegen ist aber auch zwingend ein externes Netzteil erforderlich.

Eine weitere Besonderheit in Sachen Stromversorgung: Der Chord QUTEST ist als „Always-On“-Device ausgelegt. Er besitzt keinen Netzschalter und hat auch keinen Standby-Modus. Aus klanglicher Sicht ist das eine gute Entscheidung, denn insbesondere der Taktgenerator benötigt eine möglichst gleichbleibende Betriebstemperatur für maximale Genauigkeit. Über die Stromrechnung braucht man sich deswegen aber nicht allzu sehr den Kopf zu zerbrechen. Laut meinen Messungen nuckelt der QUTEST im Betrieb bei 2V Ausgangsspannung gerade mal 3,4W (USB) bzw. 3,6W (TOS) aus der Dose.

Chord QUTEST Waage
Für die Größe ein ganz schönes Schwergewicht: der QUTEST wiegt satte 778 Gramm (Foto: F. Borowski)

Verpackt ist all der High-Tech-Spaß in einem 41 x 160 x 72 mm (H x B x T) großen und mattschwarzen „Clamshell“ Aluminium-Block. Clamshell, also zu Deutsch Muschelschale, weil es aus zwei annähernd gleich großen Gehäusehälften für Ober- und Unterteil zusammengesetzt ist. Aus optischen Gründen hätte ich es schöner gefunden, wenn das Innenleben stattdessen unsichtbar von unten eingesetzt würde. Dadurch entfiele die mittig verlaufende Naht. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Insgesamt gefällt der QUTEST mit seiner kompakten wie überaus massiven Konstruktion. Auf dem Desktop nimmt er nicht mehr Platz weg als ein durchschnittlicher Papierlocher. Wer gar keinen Respekt vor der schönen Technik hat, kann ihn dank seines satten Gewichts von 778 Gramm auch als luxuriösen Briefbeschwerer mit audiophilem Zusatznutzen einsetzen. Und nein, ich würde mir so einen Frevel niemals erlauben.

Chord QUTEST von unten
Rutschfeste Gummifüße an der Unterseite sorgen für zusätzlichen Halt (Foto: F. Borowski)

An der Oberseite findet sich – typisch für viele Chord-Komponenten – ein lupenartiges Fenster, das Einblick auf das Innenleben gewährt.

Chord QUTEST von oben
Tiefer Einblick: Durch das Lupenglas an der Oberseite ist der Artix-7 FPGA zu erkennen. Die LED signalisiert per Farbcode die am Eingang anliegende Samplingfrequenz (Foto: F. Borowski)

Eine LED auf der Platine sorgt für magisches Glühen und zeigt über die Lichtfarbe an, welche Samplingfrequenz gerade am Eingang anliegt. Das ist, genau wie die kugelförmigen und bunt hinterleuchteten Tasten, eine weitere Chord-Spezialität. Farben signalisieren unterschiedliche Betriebszustände. So zeigt beispielsweise die Taste INPUT über die Farbe, welcher Eingang gerade aktiv ist und die Taste FILTER – Sie ahnen es – welcher Filter gewählt wurde. Das ist sehr individuell und optisch attraktiv, hat aber den Nachteil, dass es nicht selbsterklärend ist. Im Gegensatz zu einer alphanumerischen Anzeige, einem Grafikdisplay oder auch nur einer beschrifteten LED-Reihe gibt es hier keinen Klartext. Man muss erst die Farbcodes lernen und sie sich möglichst dauerhaft einprägen. Ansonsten wird irgendwann wieder der Griff zur Bedienungsanleitung fällig. Dass manche der Farben ohne direkten Vergleich durch eine Skala kaum voneinander zu unterscheiden sind, macht die Sache nicht einfacher. Aber schick isses!

Chord QUTEST Resolution
Farbcodierungen für Samplingraten: Auswendig lernen allein reicht manchmal nicht, weil einige der Farbschattierungen sich kaum voneinander unterscheiden (Foto: F. Borowski)

In der Praxis gibt sich der QUTEST entsprechend seiner puristischen Natur ansonsten völlig unproblematisch. Seinen persönlichen Lieblings-Filter hat man nach einiger Zeit gefunden und wird ihn danach nur noch selten wechseln. Also bleibt für die regelmäßige Nutzung lediglich die Eingangswahltaste übrig. Die kennt gemäß der Eingangsbuchsen vier Farben: Weiß (USB), Gelb (Coax 1), Rot (Coax 2) und Grün (TOSLINK). Wem die LEDs zu hell sind, der kann sie durch gleichzeitiges Drücken beider Tasten auf ein deutlich gedämpfteres Niveau absenken. – That’s it.

Hier zwei ergänzende Screenshots vom Mac:

Chord QUTEST Setup
macOS Audio-MIDI-Setup: An dem rot markierten Hinweis ist zu erkennen, dass der QUTEST mit einem asynchronen USB-Anschluss arbeitet. Der Takt wird vom QUTEST vorgegeben, nicht vom Computer. Auflösungen bis 32 Bit und Samplingfrequenzen bis 768 kHz verdaut er darüber problemlos (Foto: F. Borowski)

Der Chord QUTEST im Hörtest

Die Klangbeurteilung von DACs birgt ein fundamentales Problem: Da diese Gerätegattung prinzipbedingt immer aus einem digitalen und einem analogen Part besteht, kann man bei etwaigen Klangbesonderheiten nie genau sagen, worauf diese zurückzuführen sind. Ist es nun Rob Watts einzigartige FPGA-DAC- und Filterarchitektur, die den Chord QUTEST so wunderbar transparent und musikalisch macht? Oder liegt das doch eher an den Qualitäten der analogen Ausgangsstufe? Das kann ich Ihnen nicht sagen.

Aber mein Motto bei HiFi lautet sowieso: Es zählt nur, was hinten rauskommt. Zwar liebe ich es, mich mit den technischen Besonderheiten und auch den dahinterstehenden Technologien zu befassen, aber wenn das Ergebnis am Ende nicht überzeugt, ist alles nur Schall und Rauch. Buchstäblich – nein, halt… im übertragenen Sinne! Der QUTEST ist jedenfalls keine Enttäuschung. Ganz im Gegenteil.

Verglichen habe ich ihn sowohl mit dem sehr viel günstigeren USB-DAC Meridian Explorer² (ca. 250 Euro), als auch mit dem gut doppelt so teuren T+A DAC 8 DSD, der beim aktuellen Stand meiner fortwährenden Suche der DAC-Goldstandard im Bereich um 3.000 Euro ist. Der Vergleich mit dem Explorer² war schnell beendet. Nicht, dass der kleine Meridian schlecht wäre. Keineswegs! Aber der QUTEST ist schon eine andere Liga und fährt klanglich Kreise um den ebenfalls von der Insel stammenden Meridian.

Chord QUTEST Schreibtisch
Seinen ersten Gegner, den für seinen Preis von rund 250 ganz ausgezeichneten Meridian Explorer², konnte der Chord schnell aus dem Rennen werfen (Foto: F. Borowski)

Viel faszinierender ist, dass der QUTEST selbst dem DAC 8 DSD dicht auf den Fersen ist. Ich muss feststellen, dass sich diese beiden DACs klanglich unheimlich nahe sind. Ich habe sie abwechselnd via Audirvana vom Mac mit ausgewählten Musikstücken sowohl per Lautsprecher im Nahfeld (ELAC BS312) als auch im Hörraum (KEF Reference 1) gehört. Außerdem habe ich per Kopfhörer (beyerdynamic T 1 II und Sonus faber Pryma) gelauscht, die zur besseren Vergleichbarkeit am Kopfhörerausgang meines Referenz-Verstärkers T+A PA 2500 R angeschlossen wurden, weil der Chord QUTEST im Gegensatz zum DAC 8 DSD ja keinen eigenen Kopfhörerverstärker hat.

Chord QUTEST Schreibtisch
Der QUTEST im Nahfeld-Test-Setup zwischen dem T+A DAC 8 DSD und den hervorragenden kleinen ELAC BS312 Lautsprechern (Foto: F. Borowski)

Im Mittel- und Hochtonbereich sind sich die beiden DACs so ähnlich, dass es mir schwerfällt, einen Favoriten zu wählen. Transparenz gepaart mit exzellenter Feinauflösung und Impulsfreudigkeit teilen sich der Chord und der T+A ebenso wie einen absolut tiefschwarzen, rauschfreien Grund, der für die nötige Kontraststärke und Farbintensität in der Musik sorgt. Am Ende kann sich der T+A aber doch knapp dank seiner Paradedisziplin Tiefbassenergie und etwas mehr Schmelz in den Mitten vom QUTEST absetzen. Möglich, dass er dies seiner aufwändigeren analogen Ausgangsstufe verdankt, aber da wären wir wieder bei der eingangs beschriebenen Misere, dass sich Digital- und Analogteil in DACs klanglich nicht trennen lassen.

Natürlich muss vor allem beim Preis der Umstand berücksichtigt werden, dass der QUTEST bei weitem nicht den Funktionsumfang des T+A bietet. Aber genau darum geht es Chord: wer schlicht einen hervorragenden Desktop-DAC ohne Zusatzfunktionen wie Vor- und Kopfhörerverstärker sucht, wer mit wenigen Eingängen und nur einem unsymmetrischen Ausgang auskommt, dürfte zu diesem Preis kaum einen besseren Spezialisten als den QUTEST finden.

Fazit Chord QUTEST – den muss man einfach gernhaben

Dass der QUTEST in erster Linie als DAC für den Einsatz an Computern gedacht ist, erkennt man nicht nur an den wenigen Eingängen. Die Tatsache, dass ihm im Gegensatz zu seinen mobiltauglichen Brüdern HUGO 2 und MOJO spezielle Buchsen zur Ergänzung eines optionalen Streamingmoduls fehlen, unterstreicht das ebenfalls. Schließlich bietet jeder Computer von Haus aus Streaming-Möglichkeiten ohne Ende. Diese jedoch klanglich ausreizen zu können, erfordert einen hochkarätigen Spezialisten wie den QUTEST.

Das Fehlen eines Kopfhörerausgangs könnte den einen oder anderen Interessenten abschrecken. Wäre irgendwie nett gewesen, wenn Chord auch einen dedizierten Kopfhörer-Amp eingebaut hätte. Aber das Konzept „DAC only“ sieht das hier einfach nicht vor. Hierin könnte auch die Antwort auf die weiter oben gestellte Frage liegen, welche künftigen Produkte es im „Chordette System“ geben könnte, zu dem der QUTEST zählt: ein passender, rein analoger Kopfhörerverstärker (eventuell mit Vorstufenfunktion) drängt sich förmlich auf.

Tatsächlich ist das kleine mattschwarze Brikett eine Klasse für sich. Der Chord ist deutlich günstiger als andere DACs auf diesem Klangniveau, dazu strom- und platzsparend, aufs Wesentliche reduziert und wunderbar unkompliziert – wenn man mal von den Chord-typischen Farbkodierungen für die Funktionsanzeigen absieht…

Chord QUTEST
2018/04
 Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.

Sehr offener, feiner, natürlicher Klang
Massives, exakt verarbeitetes Alu-Gehäuse
PCM bis 32bit/768kHz, DSD 512
Exzellente Klang/Preis-Relation

Vertrieb:
G8 & friends GmbH
High Quality Distribution
Schwelmer Str. 8
40235 Düsseldorf
https://g8friends.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Chord Electronics QUTEST: 1.549 Euro

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Die Mitspieler im Test:

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.