Der schicke, flache JBL Bar 5.1 gibt schon in seinem Namen einen Hinweis auf seine Bestimmung: er verkörpert ein komplettes 5.1-Kanal-System. Dazu setzt der Amerikaner nicht etwa auf psychoakustische Tricks, sondern auf zwei diskrete Lautsprecher für die beiden Surround-Kanäle, die sich hinter dem Hörplatz positionieren lassen.
Das ist allerdings nur eine Variante, den JBL Bar 5.1 zu betreiben. Die beiden kompakten Lautsprecher lassen sich auch an den Enden des 114,8 x 5,8 x 9,3 Zentimeter (B x H x T) breiten Mittelstücks andocken. Dann gehört auch der 5.1 zu der Gattung von Soundbars, die alle Kanäle von vorne bedienen. Der Hauptanlass, die beiden drahtlos über Funk angesteuerten Außenborder aufzustecken, dürfte für die meisten Benutzer allerdings darin liegen, ihre Akkus nach spätestens rund 10 Stunden Wireless-Betrieb wieder aufzuladen.
Das Konzept ist nicht ganz neu. Philips hatte bereits vor einigen Jahren solche Lösungen im Angebot. Die Idee hat auch schließlich einen gewissen Charme, denn wenn es darauf ankommt richtig großes Kino aufzuführen, lässt sich das bequem und vor allem ohne Kabelsalat zwischen vorne und hinten realisieren. Die kleinen Akku-Lautsprecher benötigen nicht einmal eine Verbindung mit der Steckdose und lassen sich deshalb leicht an einer akustisch günstigen Position platzieren. Dort müssen sie aber nicht auf immer und ewig im Weg herumliegen, nach Ende der Vorstellung sind sie im Handumdrehen an dem schlichten schwarzen Soundbar verstaut.
JBL Bar 5.1: Der Abnehm-Bar
Positiv hervorzuheben sind am JBL Bar 5.1 die solide Verarbeitung und die auf der Oberseite des Soundbars untergebrachten Bedienungselemente. Der 13 Kilo schwere Subwoofer ist mit seinen Abmessungen von 30,5 x 44 x 30,5 Zentimetern nicht unbedingt in allen Wohnzimmern ein gern gesehener Gast. Doch er verheißt mit seinem 25 Zentimeter durchmessenden Downfiring-Tieftöner und der Bassreflex-Unterstützung ein zünftiges Tieftonfundament für das 5.1-Surround-System, das eine Gesamtleistung von über 500 Watt auffährt.
Auf der Rückseite des Soundbars finden sich auch drei HDMI-Eingänge und ein Ausgang mit Audio-Rückkanal (ARC). Ultra-HD-Bild sowie HDR-Metadaten lassen sich durchschleifen. Außerdem gibt es einen analogen 3,5-Zentimeter Klinken-Eingang für analoge Quellen und einen optischen Digital-Eingang für CD-Player oder DVD-Spieler. Und JBL legt sogar je ein Anschlusskabel für jeden Buchsen-Typ bei.
Häufiger benötigt werden dürfte allerdings die Bluetooth-Schnittstelle für Smartphones oder Tabletts. Mit der Sound-Shift-Funktion kann der Benutzer schnell zwischen dem Sound des Fernsehers und seines Telefons oder Tablets wechseln. Der JBL Bar 5.1 kann zwar beim Fernsehgucken mit einer Vielzahl von TV-Fernbedienungen gesteuert werden, für die Einrichtung oder zum Musikhören liegt ihm aber auch eine eigene Fernbedienung bei.
Der Infrarot-Transmitter ist sehr übersichtlich gestaltet und gestattet direkten Zugriff auf eine ganze Reihe nützlicher Funktionen. So kann der Benutzer schnell mal den Pegel der Surround-Boxen anpassen oder den Subwoofer bändigen – was keine leichte Aufgabe ist, wie sich im Hörtest zeigen sollte.
Es gibt auch einen Night-Modus, der allerdings gerade auf den Subwoofer wenig Einfluss zeigte. Immerhin ist die Lautstärke-Regelung des JBL Bar 5.1 via Bluetooth mit dem Smartphone synchronisiert und beeinflusst auch dessen Pegelsteller. Ebenfalls positiv fiel die Lippensynchronisation mit einem Regelbereich bis 200 Millisekunden auf. Damit lassen sich gerade beim Schauen von YouTube-Videos mit Bluetooth-Tonwiedergabe vom Handy, das über keine entsprechende Anpassung verfügt, lästige Zeitverzögerungen zwischen Bild und Ton korrigieren. Bei all den Justage-Operationen informiert der JBL Bar 5.1 über eine große LED-Anzeige hinter dem Frontgitter.
So klingt der JBL Bar 5.1
Für die fünf Hauptkanäle stehen in dem 5.1-Surround-Lautsprecher-System insgesamt sechs 5,6-Zentimeter-Mitteltöner sowie drei 3,2-Zentimeter-Hochtöner zur Verfügung. Weil keine Hochtöner für die Surround-Module übrigbleiben, ist das natürlich ein Kompromiss, der aber, wie der Hörtest zeigte, sehr gut aufgeht. Der JBL Bar 5.1 überlässt dabei nichts dem Zufall. Mit seinem mitgelieferten Messmikrofon lässt er sich ohne besondere Kenntnisse automatisch an dem Raum anpassen, um das optimale Zusammenspiel seiner drei Lautsprechereinheiten für perfekte Räumlichkeit zu gewährleisten. Wer die Markierungen für rechts und links auf den beiden abnehmbaren Surround-Boxen-Modulen nicht übersieht, kann eigentlich nichts falsch machen. Allerdings produzierte der Prozessor, der das seitlich eingesteckte Mikrofon erkannte, erst mal eifrig Fehlermeldungen.
Erfreulicherweise verarbeitetet der Decoder des JBL Bar 5.1 neben Dolby Digital und Dolby Pro Logic II auch DTS, was immer noch keine Selbstverständlichkeit ist. Mit seinem ordentlichen Decoder und den diskreten Surround-Lautsprechern setzte sich der JBL Bar 5.1 in Sachen Räumlichkeit von den meisten anderen Soundbars positiv ab. Selbst bei gutem Virtual-Surround ist spätestens dann Schluss, wenn man nicht genau in der Mitte des „Stereo-Dreiecks“ Platz nimmt, was bei größeren Gruppen immer ein Problem ist. Weil bei diesem Soundbar die Surround-Boxen wirklich neben oder hinter dem Hörplatz aufgestellt werden können, gibt es in diesem Punkt für die Gerätekategorie der Soundbars absolut nichts zu meckern. Vorbeifahrten von Stockcars hinter den Zuhörern wie in Tage des Donners mit Tom Cruise gelangen natürlich klar besser als bei Mitbewerbern, die alle Kanäle von der Vorderfront abstrahlen.
Ganz ohne Kritik kam der JBL Bar 5.1 allerdings nicht davon. Der mächtig anschiebende Subwoofer ließ sich nur schwer an die restlichen Kanäle anpassen. Je nach Tonlage erschien der Bass deshalb mal zu laut und mal zu leise. Auf jeden Fall regte er auch bei geringen Pegeln aufgrund des sehr lautstärkefesten Systems heftig den Boden an. Daran änderte selbst der Night-Mode praktisch nichts. Einzig die Pegelsteller lindern das Problem ein wenig, wobei man durch die eigenwillige Charakteristik des Subwoofers irgendwann einen dünnen Sound eingestellt hat, der bei bestimmten Frequenzen immer noch zu dick für die Nachbarn aufträgt. Werte zwischen 10 und 12 ergaben aber einen ganz guten Kompromiss.
So füllig und satt wie der Bass wirkte, so dünn und drahtig wirkten bisweilen die Mitten. Im Grundton fehlte es leicht an Volumen und Schmelz. Ein Grund dafür ist in den kleinen Durchmessern der Mitteltöner zu suchen, die bereits im Schalldruck abfallen, bevor der vergleichsweise große Bass richtig einsetzt. Wer keine Probleme mit den Nachbarn zu befürchten hat und einen nicht zum Dröhnen neigenden Raum, kann diesen Bereich durch die Einstellung einer möglichst hohen Übergangsfrequenz zwischen Subwoofer und Soundbar “auffüllen” Aber das ist auch nur ein Kompromiss, ein Herumdoktern an den Symptomen. Interessanterweise tritt das Problem der ausgedünnten Mitten mit Musik-Entzerrung der vier Equalizer-Presets stärker hervor als mit dem Standard- oder Movie-Modus.
Trotz allem ist die Problemzone bei Filmen, bei denen es wie bei den Expendables von Teil I bis Teil III vor allem auf mächtig Rums bei Explosionen und Spezialeffekten ankommt, weniger störend als bei Konzertmitschnitten oder Musik-Aufnahmen. Wer allerdings vorwiegend Hip-Hop über den JBL Bar 5.1 hört, wird sich eher am satten Bass-Fundament erfreuen, als sich an der kleinen Lücke zum Mittel- und Hochtonbereich zu stören. Immerhin klang, wie bei JPL üblich, via Bluetooth vom Smartphone diskrete Musik sehr lebendig, breitbandig und differenziert, selbst wenn es sich um ein iPhone handelt, das bekanntlich nicht den verbreiteten Apt-X-Codec unterstützt.
Fazit: JBL Bar 5.1
JBL beweist immer wieder mit überraschend guten preiswerten Bluetooth-Lautsprechern wie dem Flip 4, was sie drauf haben. Entsprechend liefern die Amerikaner mit dem JBL Bar 5.1 ein von der Ausstattung und Handhabung routiniert konzipiertes Surround-System, das sich leicht in die meisten Wohnzimmer integrieren lässt und trotzdem vollwertigen Heimkino-Sound mit kraftvollen Bässen und stabiler Raumabbildung liefert.
Auch anschlussseitig ist mit vier HDMI-Buchsen und Bluetooth die Basis für hohe Praktikabilität gelegt. Weitere Pluspunkte bringt in der Praxis die Einmess-Automatik. Einziger Kritikpunkt bleibt der nicht ganz optimal gelöste Übergang zwischen den Mittel-Hochton-Sektionen und dem üppigen Bass.
Doch diese kleine Schwäche geht letztlich auf das Konto des zierlichen Soundbar-Designs des JBL Bar 5.1, das keine größeren Treiber zulässt. Dennoch sollte man das Problem vor allem durch eine andere Entzerrung des Subwoofers oder einen wirkungsvolleren Night-Mode lösbar sein. Dann kann man den JBL Bar 5.1 ohne Wenn und Aber empfehlen.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Kann wirklich laut spielen, Räumlichkeit besser als bei Virtual Surround |
| Lautstärke von Bar und Smartphone via Bluetooth synchronisiert |
| Lippensynchronisation auch mit Bluetooth bis zu 200 Millisekunden einstellbar |
| Sehr dominanter Bass erschwert die Anpassung von Subwoofer und Soundbar |
Vertrieb:
Harman Deutschland GmbH
Parkring 3
85748 Garching b. München
www.harmankardon.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
JBL Bar 5.1: 750 Euro
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