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Mit dem Liberty DAC II (1.500 Euro) bietet Mytek einen extrem konpakten, dennoch vielseitigen und superb klingenden DAC/Kopfhörerverstärker der Spitzenklasse an (Montage: F. Borowski)

Test Mytek Liberty DAC II mit Kopfhörerverstärker: der unkomplizierte Feingeist

Mit dem Mytek Liberty DAC II bietet der Studio- und Digitalspezialist einen DAC an, der PCM/MQA/DSD USB2 in Perfektion beherrschen soll. Mit 1.500 Euro ist der DAC-Kopfhörer-Vorverstärker das günstigste Angebot im ambitionierten Mytek-Programm. Und er ist klein, durchaus portabel, aber nur mit dem Nötigsten ausgestattet, um die ihm zugetragenen Aufgaben bestmöglich erfüllen zu können. Was das für die Praxis bedeutet, haben wir für Sie eingehend überprüft.

Die Produktlinien von Mytek heißen unter anderem Liberty, Manhattan und Brooklyn. Dreimal dürfen Sie raten, wo der Hersteller seinen Firmenhauptsitz hat. Gegründet wurde das Unternehmen 1992 von Michal Jurewicz in – tadaaa! – New York City. Der zuvor in berühmten New Yorker Studios mit Größen der Popmusik tätige Jurewics erarbeite sich einen exzellenten Ruf als Techniker in den Skyline Studios, mit dem solch illustre Namen wie Nile Rogers (Produzent) und Musiker wie Mariah Carey und James Taylor verbunden sind.

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Vielseitig einsetzbar dank integriertem Netzteil und kompakter Abmessungen: der Mytek Liberty DAC II (Foto: Mytek)

Gut, nur weil jemand in der Nähe oder vielleicht auch zusammen mit Promis der Musikszene gearbeitet hat, macht ihn das noch nicht zu einem kompetenten Entwickler von beispielsweise DACs oder Verstärkern. Doch auch auf diesem Gebiet hat sich Jurewicz im Laufe der Jahre seine Sporen verdient. Das Unternehmen Mytek wird heute, nachdem es seinen Geheimtipp-Status überwunden hat, immer häufiger mit den großen Namen der Branche in einem Satz genannt.

Jurewicz hat seine Ursprünge nicht vergessen und ein Herz für Europa. Die Geräte tragen den Aufdruck „Designed in USA“ und „Made in Poland“ oder „Made in European Union“. Hierzulande werden die Mytek-Produkte europaweit über eine eigene Mytek-Dependance in Warschau, Polen ans Fachhändlernetz vertrieben. Der frühere Vertrieb HEM Sp.z.o.o. ist nicht mehr autorisiert, Mytek in irgendeiner Weise zu vertreten oder zu unterstützen – heißt es auf der Webseite.

Im Gedächtnis bleiben von Mytek am ehesten die Komponenten der teureren Serien mit ihren auffällig geschliffenen Gehäuseteilen, wie am Beispiel der Top-Serie Empire zu sehen:

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Myteks Spitzenserie Empire. Auffällig ist auch hier die aufwändig gemachte Oberfläche (Foto: Mytek)

Der Mytek Liberty DAC II vorgestellt

Die Geräte der Liberty-Serie, zu denen auch der hier besprochene DAC gehört, fliegen da eher unter dem Radar. Sie vermitteln mit ihrem schlicht-schwarzem „Labor-Look“ eher den Charakter von Studio-Komponenten. Unterstrichen wird der Eindruck auch von dem 1/3-Rack-Size-Format (1 HE) mit 5,5 Zoll (13,97 cm) Breite. Am auffälligsten ist da noch der mit dem typisch „gepixelten“ Mytek-Logo gelochte Deckel. 

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Das “gepixelte” Mytek-Logo im Deckel dient auch als Belüftung. Das Gerät wird aber nicht sehr warm (Foto: F. Borowski)

Der Liberty DAC II ist primär als Heim-Audio-Komponente ausgelegt und optimal für den Desktop-Betrieb. Sein relativ kompaktes Format und die Tatsache, dass der Trafo im Gehäuse integriert (statt in einem Steckernetzteil untergebracht) ist, macht ihn aber auch zu einem praktischen Gerät für schnelle Standortwechsel.

Bei Begutachtung des Funktionsumfangs bleiben Überraschungen aus. Der Liberty DAC II ist D/A-Wandler, Kopfhörerverstärker und Vorverstärker in einem Gehäuse. Das können auch viele andere. Mytek hat aber vor allem auf der Rückseite den verfügbaren Platz bis hart an die Kanten ausgenutzt, um eine möglichst große Anschlussvielfalt zu bieten…

2 x S/PDIF Digitaleingänge (Cinch)
1 x AES/EBU Digitaleingang (XLR)
1 x Toslink Digitaleingang
1 x USB-Audio
Stereo Pre-Out Cinch
Stereo Pre-Out XLR
1 x Kaltgeräteanschluss

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Picke-packe-voll: Die Anschlussseite wurde voll ausgereizt (Foto: F. Borowski)

Als Kopfhörerverstärker bietet der Liberty hingegen nur die Basics: Eine 6,35-mm-Klinkenbuchse steht parat. Symmetrische Anschlüsse via XLR4 oder Pentaconn sind nicht dabei. Die Front wird dafür von einzelnen LEDs für die Eingangsanzeige, Auflösung und Samplingrate dominiert. Bedienelemente gibt es lediglich zwei: Einen elektronischen Dreh/Drück-Regler für Lautstärke und Mute, sowie eine Taste für On-/Standby (lange gedrückt halten) und Quellenumschaltung (im Betrieb kurz drücken). Mitgeliefert wird eine Apple Remote, über die die Lautstärke geregelt und die Quellen umgeschaltet werden können. Ein nicht zu unterschätzendes Plus, dass sich viele Nutzer gewünscht haben, die einen kompakten Kopfhörer-DAC in ihr System integrieren möchten.

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Zwei Bedienelemente (plus Fernbedienung) reichen dem Liberty DAC II. (Foto: F. Borowski)

Der Hersteller beschreibt den Liberty DAC II als DAC und Kopfhörerverstärker. Der Schwerpunkt dürfte hier aber klar auf dem Wandler liegen, der als kleiner Bruder des Brooklyn DAC konzipiert wurde. Da es in der Liberty-Serie noch den analogen Kopfhörerverstärker Liberty THX AAA gibt, der ebenfalls rund 1.500 Euro kostet und u. a. auch symmetrische Kopfhöreranschlüsse, Gain-Anpassung und Crossfeed bietet, liegt der Upgrade-Pfad für Mytek-Einsteiger auf der Hand. Der Liberty DAC II ist die erste Wahl für Nutzer, die eine integrierte DAC/KHV-Lösung suchen, vielleicht später aber noch aufrüsten wollen.

Technik wie aus dem Lehrbuch

Der Blick unter die Haube offenbart dem Kenner, dass Mytek mit dem Liberty DAC II vor allem Wert auf bodenständige, aber kompromisslose Technik wert legt. Das beginnt mit dem großzügig (über-) dimensioniertem 60 W Ringkerntrafo mit reichlich Unterstützung von Pufferkondensatoren, geht über die hochwertige Platine, bis hin zum ESS9038 DAC-Chip und dem kräftigen (300mA, 3 Watt) Kopfhörerausgang mit 0,1 Ohm Ausgangsimpedanz. Ein piekfeiner Aufbau, wie man ihn auch in dieser Preisklasse nicht oft zu sehen bekommt…

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Wie ein V8 im Kleinwagen: Der Liberty DAC II ist mit einem überdimensionierten Linearnetzteil bestückt (Foto: F. Borowski)

Der verbaute ESS Technology DAC-Chip, den Mytek lediglich „ES9038“ nennt, unterstützt hier Samplingfrequenzen bis 384 kHz PCM, DSD256, DXD und ist voll MQA-kompatibel. Welche Chip-Version genau verbaut wurde, ist nicht ganz klar. Eigentlich können die ES9038-Varianten alle bis 768 kHz PCM verarbeiten. Der Blick unter den Deckel hilft da auch nicht weiter. Bei vielen ICs sind die Beschriftungen abgeschliffen. Allerdings lassen sich von dem tatsächlich verbauten Chip-Modell sowieso keine exakten Rückschlüsse auf die Klangqualität ableiten. Die hängt schließlich noch von vielen anderen Faktoren ab, insbesondere der analogen Ausgangsstufe. Doch es ist hier wie immer: Es zählt nur, was hinten rauskommt.

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Der Lautstärkeregler ist voll elektronisch (Foto: F. Borowski)

So schlägt sich der Liberty DAC II in der Praxis

Positiv unauffällig – so lassen sich Funktion und Bedienung zusammenfassen. Das Ein- und Ausschalten durch das Gedrückthalten der Taste an der Front geht schnell ins Blut über. Kurzes Drücken zur Quellenumschaltung, Lautstärke einstellen und gut ist. Der Pegel wird übrigens mit runden, um den Drehregler angeordneten LEDs angezeigt, die durch verschiedene Helligkeiten auch kleinere Lautstärkeschritte anzeigen.

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Die LEDs um den LS-Regler zeigen mit unterschiedlicher Helligkeit am Ende der Kette auch kleinere Lautstärkeschritte an (Foto: F. Borowski)
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Taste für die Eingangsumschaltung. Längeres Drücken schaltet den DAC an oder aus (Foto: F. Borowski)
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Einen harten Ein-/Ausschalter besitzt der Liberty DAC II nicht. Es gibt daher nur ON oder Bereitschaft. Der Stromverbrauch im Betrieb (Leerlauf) liegt bei rund 10 Watt. Im Standby oder Ruhezustand genehmigt er sich 1,2 Watt.

Welcher Quelle gewählt ist und welche Auflösung/Samplingrate am Eingang anliegt, ist selbsterklärend und wird über die entsprechend beschrifteten LEDs in der Frontplatte angezeigt. Im Gegensatz zu Herstellern wie beispielsweise Chord verzichtet Mytek darauf, die unterschiedlichen Werte durch verschiedenfarbige Anzeigen darzustellen, was voraussetzt, dass man sich den jeweiligen Farbcode gemerkt hat. Der Mytek-Weg ist eindeutiger. Dafür ist die Front mit den vielen Beschriftungen nicht so aufgeräumt.

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Weiße LEDs informieren über Eingang, Auflösung, Samplingrate und Lautstärke (Foto: F. Borowski)

So anschlussfreudig sich der Liberty DAC II an der Rückseite gibt, ich hätte mir doch zusätzlich noch einen symmetrischen Kopfhörerausgang und die Möglichkeit gewünscht, die hinteren Ausgänge bei Bedarf auf Fixed Level umschalten zu können. Etwa zum Anschluss an Aktivboxen per Cinch und mit Pegelregelung, und gleichzeitig per XLR und Fixed Level an einen Kopfhörerverstärker wie den Liberty THX AAA, der eine eigene Lautstärkeregelung bietet. Quasi-Festpegel geht beim Liberty DAC II nur gleichzeitig für beide hinteren Ausgänge, indem der Lautstärkeregler auf Maximum gedreht wird. 

Hörtest – saubere Sache

Für den Hörtest wurde der Mytek überwiegend per USB am Mac genutzt und mit Musik von Roon beschickt. Online-Streaming erfolgte über Qobuz. Beinahe alles, was derzeit im Hörraum an Kopfhörern greifbar ist, kam zum Einsatz. Vom unglaublich günstigen HiFiMan HE400se (ca. 110 Euro; Test) bis hin zur jüngsten LowBeats Referenz, dem Focal Utopia 2022 (5.000 Euro; Test). 

Mit Ausnahme des ebenfalls genutzten Beyerdynamic T 1 (II), der über eine nur noch selten zu findende Impedanz von hohen 600 Ohm verfügt, ist keiner der eingesetzten Hörer besonders kritisch für moderne Kopfhörerverstärker. Schon gar nicht für den Mytek, der auch mit dem T1 ein beschwingtes Tänzchen aufs Parkett legte.

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Spitzenkopfhörer wie der T+A Solitaire T, Focal Utopia und weitere wurden für den Hörtest eingesetzt (Foto: F. Borowski)

Nach vielen Stunden des Hörens musste sich der Liberty DAC II auch mit meiner rund 2.500 Euro teuren Referenz von Questyle, dem CMA fifteen, messen. In Roon wurden beide Geräte in einer Gruppe zusammengeschaltet und mit derselben Musik beschickt. Nach dem Pegelausgleich reichte ein Umstecken der Kopfhörer für den Direktvergleich.

Auch wenn der Mytek dem Questyle letztendlich nicht gefährlich werden konnte, überzeugte er doch mit seiner Ausgewogenheit und einem tollen Feingefühl für Details. Egal mit welchem Kopfhörer: Der New Yorker drückte stets die richtigen Knöpfe meiner Gehörnerven. Heißt im Umkehrschluss: Schwächen waren ihm absolut nicht nachzuweisen. Tatsächlich war es erst der Vergleich mit dem viel teureren Questyle, mit dem klar wurde, dass in Sachen Dynamik, Auflösung und Klarheit noch etwas mehr geht. Ohne diesen Direktvergleich bleibt nur das positive Fazit, dass der Mytek in seiner Preis-Range einen souveränen Job macht.

Fazit Mytek Liberty DAC II

Der Mytek Liberty DAC II ist ein echter Geheimtipp für Puristen, die ihr hart Erspartes möglichst nur in klanglich überzeugende und funktionale Technik statt in Design-Experimente und aufwändige Gehäusekonstruktionen investieren wollen. Sein schlichtes und kompaktes Äußeres sollte nicht darüber hinwegtäuschen, wie praktisch der Liberty DAC II in vielen Situationen ist. Er überzeugt als kompakter Universal-Wandler und als Vorstufe für Endstufen oder Aktivlautsprecher. Und er überzeugt als unkomplizierter und kräftiger Kopfhörerverstärker und nicht zuletzt als Einstiegsoption, um später mit einem analogen Mytek Liberty THX AAA nachzurüsten.

Dank mitgelieferter Fernbedienung muss er dabei auch nicht immer in Armreichweite stehen – wie viele andere Komponenten seiner Art und Gattung. Eine getrennte Umschaltmöglichkeit der hinteren Cinch- und XLR-Ausgänge auf Fixed Level hätte sein Einsatzspektrum allerdings noch mal erweitert…

MYTEK Liberty DAC II
2023/02
Test-Ergebnis: 4,2
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
lebendiger, hochauflösender Klang
kompaktes Format, integriertes Netzteil
kommt mit so gut wie jedem Kopfhörer klar

Vertrieb:
Mytek Europe Corporation Sp.
Tel.: +48 22 869 29 06

E-Mail: [email protected]
Web: https://eu.mytek.audio

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Mytek Liberty DAC II: 1.499 Euro

Technische Daten

MYTEK Liberty DAC II
KonzeptDAC, Kopfhörerverstärker und Vorverstärker
Besonderheiten:1/3 Rack-Format, 1 HE
Ausstattung:Internes Linearnetzteil, Fernbedienung, hochwertiges USB-Kabel
Wandlung/Decoder:384kHz, 32bit PCM, natives DSD bis DSD256, DXD; MQA Full Decoder
Eingänge/Ausgänge:
Digital In: USB-B, Toslink, 2x Coax, AES/EBU
Out: XLR, Cinch; Kopfhörer: 6,3mm Klinke
Maße und Gewicht:
(B x H x T):
140 x 44 x 225 mm; 2 kg
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Questyle CMA Fifteen DAC und Kopfhörerverstärker – Flaggschiff mit Current-Mode-Technologie
Test Focal Utopia Modell 2022 – Dem Himmel so nah
Test T+A Solitaire T – Der neue Goldstandard für Bluetooth-Kopfhörer
Test Over-Ear-Hörer HiFiman HE400se – Planartechnik zum Taschengeldpreis
Test Qudelix 5K Mobil-DAC: in Kombi mit HiFiMAN HE400se Over-Ear kaum zu schlagen

Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.