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Startbild T+A Solitaire T
High End und Bluetooth: Passt das zusammen? T+A beweist mit dem Solitaire T (1.300 Euro), dass sich beides sehr wohl unter einen Hut bringen lässt (Foto: F. Borowski)

Test T+A Solitaire T – Der neue Goldstandard für Bluetooth-Kopfhörer

Wie bitte? Ein Bluetooth-Kopfhörer von der Herforder High-End-Schmiede T+A? Und dann gleich für stolze 1.300 Euro? Oh bitte! Das kann doch nur in die Hose gehen. Mann, was habe ich mich da getäuscht. Ich hatte den T+A Solitaire T für einige Wochen zum Test und kann den Herfordern nur gratulieren. Sie haben mal eben den besten Allround-Kopfhörer für hohen Klanganspruch geschaffen. Hier der ausführliche Testbericht.

Für mich war dieses Jahr Weihnachten nicht nur von 24. bis 26. Dezember, sondern fast den ganzen Monat hindurch. Was an der glücklichen Begebenheit liegt, dass sich gleich mehrere hervorragende Kopfhörerverstärker und absolute Traumkopfhörer zeitgleich zum Test bei mir eingefunden haben. Allesamt in ihrer jeweiligen Klasse absolutes State-of-the Art. Darunter ein tolles Exemplar Made in Germany. Gemeint ist der T+A Solitaire T. Dass es sich dabei im Kern um einen Bluetooth-Kopfhörer handelt, sollte Analog-Puristen und High-Ender keineswegs abschrecken.

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Der T+A Solitaire T ist wahlweise auch in Weiß erhältlich (Foto: F. Borowski)

Natürlich hatte ich zuvor schon vom Solitaire T gehört, aber bei Bluetooth-Kopfhörern erodiert meine Aufmerksamkeitsspanne inzwischen ziemlich schnell, denn die können alle mehr oder weniger dasselbe. Unterschiede in Details sowie im Klang sind natürlich vorhanden, doch es gibt nur sehr wenige wirklich faszinierende Ausnahmekandidaten. Der T+A Solitaire T ist so eine Ausnahme. Besser. Großartiger. German Engineering at it’s best. Anhand der Featureliste, die auch nur die üblichen Häkchen bei aktivem Noise Canceling (ANC), Transparenzmodus, Freisprechen mit dem Smartphone und aptX sitzen hat, ist das aber kaum zu erkennen. Also warum meine schon so früh offenbarte Begeisterung für diesen Kopfhörer?

T+A Solitaire T: wenn schon Bluetooth-Kopfhörer, dann richtig

Die Herforder HiFi-Ingenieure sind normalerweise nicht zurückhaltend, wenn es darum geht, ihre Produkte auf der Webseite technisch genau zu erklären. Das gilt durchaus auch für den Solitaire T, doch über diesen Kopfhörer gibt es noch weitaus mehr Spannendes zu erfahren, wie ich im Gespräch mit T+A-Gründer und Diplom Physiker Siegfried Amft erfuhr. 

Nur wo fange ich am besten an? Ich muss ziemlich weit ausholen, denn alles beginnt bei der Frage, wie und für wen Bluetooth Kopfhörer normalerweise entwickelt werden. Die überwältigende Mehrheit der potentiellen Kunden sind „Normalanwender“ und am ehesten an In-Ears für so wenig Geld wie möglich interessiert. Wer es sich leisten kann, kauft (überwiegend) Apple AirPods. Apple ist damit absoluter Weltmarktführer. Nur um mal eine Zahl in den Raum zu werfen: Der iPhone-Erfinder hat von den AirPods 2 kurz nach deren Verfügbarkeit in nur drei Wochen 4,2 Mio. Einheiten verkaufen können, wie MacTechNews berichtete. Eine astronomische Zahl, von der selbst die größten HiFi-Hersteller nur träumen können.

Apple AirPods 2
Keiner verkauft mehr Bluetooth-Kopfhörer als Apple. Hier die AirPods 2 In-Ears mit Watch-Lader (Foto: Apple)

Bluetooth Bügelkopfhörer sind demgegenüber schon fast ein Nischenprodukt für sich. Und auch da mischt Apple mit den AirPods Max und der Marke Beats kräftig mit. Doch diese Marktnische ist immer noch groß und lukrativ genug, dass beinahe jeder Hersteller von Rang und Namen sich mit eigenen Produkten daran beteiligt. Diese liegen meistens im Preisbereich zwischen etwa 200 bis 800 Euro. Darüber gibt es nur wenige Ausnahmen, wie etwa den Mark Levinson No. 5909 für rund 1.000 Euro (Testbericht). T+A steigt nun mit dem Solitaire T noch eine Preisklasse darüber bei 1.300 Euro ein. 

Bluetooth gilt bis heute wegen seiner begrenzten Bandbreite und verlustbehafteten Datenübertragung als „nicht High-End-fähig“. Wer Klangqualität oberste Priorität einräumt, greift bei Kopfhörern eher zu kabelgebundenen Modellen mit Zuspielung aus einem passenden DAC plus Kopfhörerverstärker. Wenn die Voraussetzungen stimmen, ist Bluetooth aber nicht so schlecht, dass man es komplett verschmähen und dadurch auf den Komfort verzichten sollte, den es insbesondere bei mobiler Nutzung nun mal bietet. Nicht nur wegen der drahtlosen Übertragung, sondern auch dank zusätzlicher Features von Aktivkopfhörern, wie Geräuschunterdrückung, Telefonie oder Sprachassistenz. Bei T+A hat man sich viele Gedanken gemacht, wie sich die Vorteile drahtgebundener Spitzenklasse-Kopfhörer mit mobilem Bluetooth-Komfort am besten verbinden lassen.

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Als drahtgebundener Kopfhörer kann der Soiltaire T auch symmetrisch angesteuert werden. Ein passendes Kabel mit Pentaconn-Stecker liegt bei (Foto: F. Borowski)

Punkt 1: Die allermeisten BT-Bügelkopfhörer am Markt werden aus Kostengründen klanglich nicht manuell akustisch abgestimmt, sondern einfach mittels DSP-Korrektur nach dem Geschmack der Entwickler „zurechtgebogen“. Ohne DSP würden diese Hörer kaum das Prädikat HiFi verdienen. Es gibt durchaus einige Ausnahmen, die einen Passivmodus bieten und auch damit ganz ordentlich klingen. Dann aber meistens deutlichen anders als im Aktivmodus.

T+A hat den Solitaire T von Grund auf erst mal als (möglichst kompakten) passiven Kopfhörer nach allen Regeln der Kunst und mit großem Aufwand akustisch abgestimmt. Und zwar als klassisch ohrumschließenden, dynamischen, geschlossenen Kopfhörer. Dafür kommt eine komplett neu entwickelte Zellulosemembran mit 42 mm Durchmesser und einem speziellen Dämpfungsrand zur Unterdrückung der Spulenresonanz zum Einsatz. Die Membran soll problemlos 120 dB Schalldruck mit geringsten Verzerrungen bewältigen. Das Gehäuse wurde zudem als Druckkammersystem mit genau definierten Schallführungen und Akustikfiltern versehen, um den Frequenzgang zu linearisieren und einen druckvollen Bass zu ermöglichen.

Das Ergebnis ist ein ausgezeichneter passiver Kopfhörer, der auch ganz ohne digitale Klangverbiegung in der Spitzenklasse mitspielen kann. Erst auf dieser Grundlage gingen die Entwickler daran, den Kopfhörer zu aktivieren und um Bluetooth und einen USB-C-Modus zu ergänzen. Dass hierfür Elektronik in die Gehäuse muss (was die Akustik beeinflusst) wurde natürlich schon zuvor bedacht. Aber erstmal sollte der Kopfhörer ganz ohne elektronische Hilfen einfach ausgezeichnet klingen. Auf diese Weise muss im Aktivmodus nicht mehr per DSP klanglich nachgeholfen werden.

Punkt 2: Bei der Aktivierung ging T+A kompromissloser vor als jeder andere mir bekannte Hersteller. Normalerweise entscheidet man sich bei der Entwicklung je nach Kosten für irgendeinen BT-Chip, wobei der Hersteller Qualcomm den mit Abstand größten Marktanteil und die größte Auswahl hat. Auch im Solitaire T steckt so ein Chip, und zwar der Qualcomm QCC 5127 mit Bluetooth 5.1 Klasse 2 und Unterstützung für aptX (HD) und AAC. Dieser Chip hat im Grunde genommen alles auf dem Silizium, was für einen BT-Kopfhörer benötigt wird. Einschließlich einer einfachen ANC-Funktion, DAC und Ausgangsstufe. Thema erledigt, könnte man meinen. Nur noch die Treiber anschließen und fertig ist der BT-Kopfhörer. So läuft das meistens.

T+A Solitaire T Elektronik
Einzigartige Schaltung mit verschiedenen Prozessoren für die unterschiedlichen Modi (Foto: T+A)

Das Problem: Der QCC 5127 bietet die besten Bluetooth-Eigenschaften, hat aber weder das wirkungsvollste ANC noch den feinsten DAC, noch kann seine Ausgangsstufe als wirklich passend für so einen hochklassigen Kopfhörer angesehen werden. Bei der Frage nach dem besten ANC steht Sony derzeit ganz oben auf der Liste der Nennungen. Und wenn es um den DAC geht, besetzt  ESS Technology mit seinen Sabre-DACs die Spitzenplätze. Was machte nun T+A? Sie verpflanzten einfach zusätzlich einen Sony-Chip für ANC und einen ESS-DAC in den Solitaire T und entwarfen eine Schaltung, die je nach aktiviertem Modus auf den Chip mit den dafür besten Eigenschaften wechselt. In den folgenden Bildern sehen sie das vereinfachte Schaltbild und die Signalwege in den jeweiligen Modi:

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Blockschaltbild T+A Solitaire T 03
Blockschaltbilder: Im Passiv Mode wird die komplette Elektronik umgangen (Grüner Pfad unten) (Grafik: T+A)
Blockschaltbild T+A Solitaire T 01
Im ANC Mode liefert der Qualcomm Chip (QCC) das Signal an den Sony Chip (Mitte). Der kümmert sich hier auch um die Wandlung und Class-AB-Verstärkung (Grafik: T+A)
Blockschaltbild T+A Solitaire T 02
Im HQ Mode wird das Signal direkt an den ESS Chip geleitet, der sich um die D/A-Wandlung kümmert und die Verstärkung in Class-A übernimmt (Grafik: T+A)
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Die Wiedergabemodi

Besitzer des Solitaire T haben mehrere Möglichkeiten, mit ihrem Kopfhörer Musik zu genießen. Im Passiv-Modus ist die interne Elektronik komplett abgeschaltet und die Zuspielung erfolgt vollkommen analog über ein Kabel von einem externen DAC/Kopfhörerverstärker. Im Lieferumfang findet sich dafür sowohl ein Kabel mit 3,5 mm Klinkenstecker (plus ein Adapter auf 6,35 mm und ein Flugzeugadapter), sowie ein symmetrisches Kabel mit Pentaconn-Stecker. Der Anschluss an Smartphones oder andere iDevices mit analogen Kopfhörerausgang ist möglich, aber nicht ratsam. Sowohl aus qualitativer Sicht als auch wegen der meistens integrierten Pegelbegrenzung solcher Geräte.

Aktiver Modus mit eingeschaltetem ANC: Der Qualcomm-Chip nimmt hier die digitalen Eingangssignale entweder über Bluetooth (wenn Bluetooth-Schalter auf ON) oder über ein ebenfalls mitgeliefertes USB-C-Kabel entgegen, das auch als Ladekabel dient. Analoge Musiksignale werden im Aktivmodus über den symmetrischen Line-In Eingang (2,5 mm Klinkenbuchse) verarbeitet und anschließend hochauflösend AD gewandelt. Außerdem steuert der Qualcomm Chip den Telefonmodus mit dem Hauptmikro und einem der ANC Mikros zu einen Array, um optimale Sprachqualität zu erzeugen. Die Geräuschunterdrückung bei Musik übernimmt in diesem Fall der Sony-Chip, der sich hier auch um die D/A-Wandlung und die Verstärkung mit Class-AB-Technik kümmert. Der HQ-Chip (der Sabre) ist im ANC Modus zum Energiesparen abgeschaltet.

Im HQ-Modus wird der Sony Chip vollständig abgeschaltet. Die digitalen Signale werden direkt und ohne Lautstärkeregelung vom Qualcomm an den Sabre Chip durchgereicht. Dieser verfügt über einen besonders hochwertigen und rauscharmen Wandler. Nach der Wandlung werden die Signale mit analoger Lautstärkeregelung an dessen Class-A-Endstufen übergeben, die direkt an die Schallwandler angebunden sind. Weil Class-A-Verstärkung mehr Strom verbraucht, sinkt in diesem Modus die Akkulaufzeit von überragenden 70 Stunden auf immer noch ausgezeichnete 35 Stunden. Apropos: Im Solitaire T ist ein vergleichsweise großer Akku mit 1.200 mAh verbaut. Sollte der irgendwann einmal sein Lebensende erreichen, bietet T+A einen kostengünstigen Austausch im Werk an.

Der T+A Solitaire T im Detail

Alle Theorie ist grau. Natürlich garantiert ein hoher technischer Aufwand allein noch keinen guten Klang und überzeugende Praxistauglichkeit. Beim Auspacken des Solitaire T steigt die Vorfreude auf den Hörtest aber noch mal enorm. Der Kopfhörer ist so piekfein und perfekt verarbeitet, dass selbst manche mehrfach so teuren Ultra-High-End-Kopfhörer dagegen wie lieblos hingeschustert wirken.

Beginnen wir mit dem Transport-Case. Zwar handelt es sich hierbei um ein herkömmliches Hard-Shell mit Textilverkleidung, wie man es auch von zahllosen anderen Mobilkopfhörern kennt, doch das T+A-Case bietet nette kleine Details, die ins überzeugende Gesamtbild passen. Etwa der sanft laufende und geschützte Reißverschluss des Case, mehr aber noch das im Inneren eingesetzte Fach mit magnetischem Deckel für die unterwegs benötigten Kabel und Adapter. Ganz besonders habe ich mich darüber gefreut, dass das Case nicht zwanghaft auf Taille geschnitten wurde, sondern ein klein wenig Luft lässt. Dadurch kann der Kopfhörer auch mit auf meine Größe eingestelltem Kopfbügel ins Case gelegt werden, ohne den Bügel jedes Mal komplett zusammen schieben zu müssen.

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Das mitgelieferte Hardcase ist schlicht, aber äußerst funktional (Foto: F. Borowski)
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Für den Transport wird der „T“ zusammengefaltet ins Case gelegt. Das ist ohne Puzzle-Arbeit möglich. (Foto: F. Borowski)
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Das bei Bedarf herausnehmbare Zubehörfach hat einen magnetischen Deckel (Foto: F. Borowski)
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Kabel und Adapter für jeden Zweck werden mitgeliefert. (Foto: T+A)
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Mehr noch: Mit nur ein klein wenig Übung ist es möglich, den Kopfhörer in einer einzigen fließenden Bewegung vom Kopf zu nehmen, zusammenzufalten und in das Case zu legen. Wie oft habe ich mich bei anderen Hörern schon darüber geärgert, dass es ein echter Fummelkram und Puzzle-Arbeit ist, den Hörer im Case zu verstauen. Nicht so beim T+A. – Kleinigkeiten, die das Hantieren mit dem Solitaire P unterwegs enorm erleichtern und so die Freundschaft erhalten.

Zum Kopfhörer: Alles was hier wie Aluminium aussieht, ist auch Leichtmetall, und nicht etwa billiges, auf Alu-Look getrimmtes Plastik. Das Design des Solitaire T ist stark an das seiner größeren Brüder P und P-SE angelehnt, womit T+A nun für seine Kopfhörer auch unterwegs einen echten und leicht wiedererkennbaren Markenlook hat. Dank der edlen Alu-Teile mit der massiven Gabel-Aufhängung und den geräuschlos und sanft drehenden Hartmetall-Gelenken, sowie nicht zuletzt den schlicht schwarz oder weiß gehaltenen Gehäusen und Ohrpolstern, ist der Look nicht nur eigenständig, sondern wirkt äußerst Edel. Ich bin mir sicher, dass der Solitaire T im Flugzeug oder in der Bahn viel eher bewundernde Blicke auf sich ziehen wird als selbst ein B&W Px8. Bei alledem ist der T durchaus kompakt und mit nachgewogenen 326 g (genau wie vom Hersteller angegeben) buchstäblich sehr tragbar.

Die Ohr- und Bügelpolster sind mit Kunstleder bezogen. Nicht etwa aus falschem Geiz, sondern aus rein praktischen Erwägungen. Von echtem Leder ist das Material kaum zu unterscheiden, sehr soft und angenehm auf der Haut und dabei antiallergen. Nicht zuletzt werden Veganer den Verzicht auf tierische Bestandteile zu schätzen wissen.

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T+A Solitaire T 07
Links der Ein/Ausschalter und die Akku/Status-LEDs. Am rechten Hörer sind weitere Tasten und Bedienelemente (Foto: F. Borowski)
T+A Solitaire T 08
Ungewöhnlich: Bluetooth kann separat abgeschaltet werden. Näheres im Text. (Foto: F. Borowski)
T+A Solitaire T 09
Am rechten Hörergehäuse sind der USB-C-Anschluss zum Laden und für Musikwiedergabe vom Mac/PC, sowie der analoge, symmetrische Klinkeneingang (Foto: F. Borowski)
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Farbakzent: Die roten Treiberabdeckungen aus Stoff. (Foto: F. Borowski)
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Die Polster umschließen die Ohren vollständig, bieten aufgrund der kompakten Ausführung der Hörer aber erwartungsgemäß nicht ganz so viel Freiraum für die Lauscher wie bei Full-Size Over-Ear-Modellen. Trotzdem ist der Tragekomfort einmalig gut. Zumindest auf meinem Kopf rastet der Solitaire T förmlich ein, ohne dabei irgendwie unangenehm zu drücken oder unsicher zu sitzen. Stundenlanger Hörgenuss ist damit kein Problem.

Schon die passive Geräuschdämmung des Solitaire T ist erstaunlich gut. Aber viel faszinierender dabei ist, dass ich mich unter den Muscheln des T+A weit weniger als mit anderen geschlossenen Hörern fühle, als würde mir jemand fremdes die Ohren zuhalten. Klar wird auch unter den T+A das akustische Ambiente dumpfer und „mulmiger“, jedoch stört mich das hier weit weniger. Ich habe lange über die Ursache gegrübelt. Bis mir klar wurde, dass der Solitaire T dank seiner 1a-Konstruktion selbst praktisch keinerlei Tragegeräusche verursacht und auf den Schädel leitet. Nur wenn die Gehäuse angefasst werden, überträgt sich natürlich auch hier Schall auf die Ohren. Aber insgesamt ist der „T“ der mechanisch leiseste mir bekannte geschlossene Kopfhörer. – Einfach Klasse! Mit einem kleinen Wermutstropfen: Im Kabelbetrieb sind leichte Geräusche durch Berührung der Leitung oder durch die Reibung des Kabels auf der Kleidung vernehmbar.

Die Praxis – So geht das!

Im Funktionsumfang unterscheiden sich die meisten modernen Bluetooth-Kopfhörer kaum. Auch der Solitaire T muss sich diesbezüglich mit dem begnügen, was die verfügbaren Bluetooth-Chips hergeben. Dass sich T+A geschickt die Fähigkeiten unterschiedlicher Prozessoren zunutze macht, hatte ich ja schon beschrieben, aber in Sachen Features ist hier alles altbekannt. Die Frage ist am Ende nur, wie gut das Bedienkonzept gelungen ist.

Kurz gesagt: Ausgezeichnet! Am linken Gehäuse gibt es einen griffigen Schiebeschalter für On/Off. Mehrere kleine LEDs darunter informieren beim Einschalten über den Ladezustand und den Betrieb. Am rechten Gehäuse gibt es zwei kleine, gut fühlbare Tasten, einen weiteren Schiebeschalter und noch eine LED. Letztere informiert per Farbcode über das gerade aktive Verbindungsprotokoll (SBC, AAC, aptX oder aptX HD). Nicht viele Kopfhörer bieten diese Information an, und wenn, dann höchstens über eine Companion-App.

Die Taste „DA“ aktiviert den Sprachassistenten. Unterstützt werden derzeit Siri, Google und Alexa. Über die Taste „Mode“ wird zwischen den drei Modi ANC, ANC off und HQ umschaltet. Eine männliche Stimme, extra für T+A eingesprochen, informiert über den jeweiligen Modus. In der erst kurz vor Weihnachten erschienenen Companion-App für den Solitaire T (iOS und Android) können nun unter anderem auch noch ein paar Abstufungen für den ANC-Modus eingestellt werden. Außerdem bietet die App verschiedene vordefinierte EQ-Kurven. – Wobei die Einstellung „Flat“ für meinen Geschmack dank der tollen Abstimmung des „T“ völlig ausreicht.

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Die brandneue Companion App des Solitaire T (Screenshot: F. Borowski)
T+A Companion App 02
Verschiedene EQ-Modi zur Klanganpassung stehen zur Verfügung (Screenshot: F. Borowski)
T+A Companion App 03
Updates werden über die App eingespielt (Screenshot: F. Borowski)
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Ein Update ist in wenigen Minuten erledigt (Screenshot: F. Borowski)
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Ein kleines Fragezeichen hinterließ bei mir zunächst der Bluetooth-Schalter. Zum Aktivieren des Pairing-Modus muss der – wie bei vielen anderen BT-Hörern – zwei Sekunden nach oben geschoben werden. Lässt man ihn wieder los, federt er zurück. Soweit alles normal. Aber in die feste Schaltposition nach unten geschoben wird damit das Bluetooth deaktiviert. Fragt sich nur, wozu? Die Bedienungsanleitung schweigt sich dazu aus. Auf Nachfrage nannte mir Siegfried Amft zwei Gründe. Erstens: Wer möchte, kann BT im DAC-Modus mit angeschlossenem USB-Kabel ausschalten, was potenziell weniger klangstörende Einflüsse bedeutet. Lässt man BT aber eingeschaltet, kann kann trotz USB-Wiedergabe die BT-Verbindung zum Smartphone aufrechterhalten werden, um Telefonate entgegen nehmen zu können. Zweitens: Wird BT ausgeschaltet, kann der Solitaire T zur reinen Geräuschunterdrückung aufgesetzt werden – wenn die Kinder mal wieder zu laut sind. Beides sicherlich seltene Fälle, aber trotzdem interessant, welche Möglichkeiten sich ergeben.

Auch Musiksteuerung bietet der Solitaire T. Dafür ist am rechten Gehäuse ein Touch-Bedienfeld integriert. Mit verschiedenen Tipp- und Wischgesten kann die Lautstärke geregelt, Play/Pause und Titelsprung gesteuert und der Transparenzmodus aktiviert werden. Solche Touchfelder sind nicht ganz so mein Ding, weil sie oft nicht gleich beim ersten Mal reagieren oder zumindest etwas Übung erfordern. Das ist auch bei T+A so, aber hier hatte ich den Kniff schnell raus. Nach dem letzten Firmware-Update funktionierte das sogar noch besser.

T+A Soiltaire T Touch Bedienfeld
Am rechten Hörer kann per Touch-Bedienung die Lautstärke geregelt und die Titel gesteuert werden. Eine Berührung des runden Elements aktiviert den Transparenzmodus (Foto: F. Borowski)

Hörtest – Klangspaß mit und ohne Draht garantiert

Meine Klangbeurteilung begann ich – nach angemessener Einspielzeit – so, wie der Solitaire T im Kern entwickelt wurde: analog. Mit dem beiliegenden symmetrischen Kabel am Pentaconn-Ausgang des Questyle CMA Fifteen DAC/Kophörerverstärker (Testbericht) war endgültig klar, T+A hat einen Gewinner am Start.

In den Ring schickte ich keine geringeren Gegner, als den 1.500 Euro teuren nur-analog-Kopfhörer Focal Clear MG und den ebenfalls kabelgebundenen Fostex TH-909 (€2.000). Beides dynamische Schallwandler mit offener Konstruktion und daher tendenziell im Vorteil, wenn es um Luftigkeit und Weite der Abbildung geht. Doch der geschlossene Solitaire T schlägt sich gegen beide nicht nur wacker, sondern überzeugt mit einer äußerst ausgewogenen und zugleich für einen Closed-Back-Hörer wunderbar befreiten Wiedergabe. Gehäuse-Einflüsse sind so gut wie nicht feststellbar.

Da er gleichzeitig vollkommen verfärbungsfrei aufspielt und keine tendenziösen Eigenschaften aufweist, sammelt er weitere Punkte. Der Fostex ist demgegenüber etwas heller, der Focal wärmer abgestimmt. Die vorbildliche Neutralität des T+A geht aber nicht mit Nüchternheit einher. Er spielt kraftvoll, herzhaft und farbstark. Im Bass kommt ihm seine geschlossene und ungemein resonanzarme Konstruktion zugute, die ihm zu ordentlich Punch verhilft, ohne aufgedickt zu wirken. Entgegen weniger guten geschlossenen Konstruktionen (und den meisten In-Ears) wirkt der Klang des „T“ auch niemals aufdringlich und zu direkt.

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Großeinsatz: Am Desktop musste sich der Solitaire T im Passivmodus an hochklassigen Verstärkern und gegen teils sehr illustre Konkurrenz u. a. von Focal und Yamaha beweisen (Foto: F. Borowski)

Die faustdicke Überraschung dabei ist, dass ich einen geschlossenen (und zugleich deutlich günstigeren) Kopfhörer den beiden wirklich guten offenen Konkurrenten meistens vorziehe. Etwas, das mir so noch nicht passiert ist. Bleibt die Frage, wie viel von diesen Qualitäten der Solitaire T im aktiven Betrieb und mit Bluetooth erhalten kann.

Mit dem iPhone gekoppelt und Musik via Qobuz zugespielt lautet die erste erfreuliche Erkenntnis, dass sich der Klangcharakter des „T“ im Aktivbetrieb so gut wie gar nicht verändert. Genau darum ging es ja auch bei der Abstimmung, dass der Kopfhörer aktiv, wie passiv stets eine gleich gute Figur macht. So gelungen wie hier habe ich das noch bei keinem anderen BT-Hörer erlebt.

Auch schön: Das Grundrauschen ist minimal. Im Modus ANC off und HQ Mode ist es nahezu unhörbar. Mit aktivem ANC ist ein leichter Rauschteppich bislang nicht ganz zu vermeiden, aber auch hier verhält sich der T+A vorbildlich.

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Viel massives Alu und Hartmetallgelenke sorgen für mechanische Präzision und tolle Haptik (Foto: F. Borowski)

Wird die aktive Geräuschunterdrückung bei laufender Musik aktiviert, verringert sich das Niveau lauter Umgebungsgeräusche noch mal deutlich, ohne dass darunter der Klangcharakter leidet. Was absolut keine Selbstverständlichkeit ist. Bei maximaler ANC-Einstellung und wenn keine Musik läuft, spüre ich eine Art leichten Druck auf den Ohren. Wie in einem steigenden Flugzeug, nur nicht ganz so stark und nicht kontinuierlich zunehmend. Aber das zeigt, dass die ANC-Schaltung in dieser Stellung nicht ganz neutral auf das Gehör wirkt, was mir auch bei anderen ANC-Schaltungen schon aufgefallen ist. Bei laufender Musik merkt man das aber nicht. Über die Companion-App kann bei Bedarf die ANC-Wirkung in zwei Stufen abgeschwächt werden. Mir persönlich reicht übrigens meistens die rein passive Geräuschdämmung des „T“. Aber auf einem längeren Flug würde ich das ANC definitiv zuschalten.

Dass Bluetooth-Übertragung und audiophiler Anspruch sich nicht zwingend ausschließen müssen, weiß ich schon lange. Trotz verlustig gehender Daten ist der Klang mit einem guten BT-Hörer keineswegs gleich unerträglich. Schon gar nicht unterwegs. Und der T+A Solitaire T beweist, dass Bluetooth in seiner jetzigen Form – und mindestens mit AAC-Verbindung – durchaus tollen Musikgenuss ermöglicht. Nach ausgiebigen Versuchen mit den Verschiedenen Modi des „T“ steht für mich fest, dass der HQ-Modus seinem Namen alle Ehre macht, selbst wenn er auch nur mit demselben verlustbehafteten Bluetooth-Datenstrom arbeitet. Doch der Sabre DAC und die Class-A Ausgangsstufen sorgen gegenüber der Route über den Sony-Chip noch mal für etwas mehr dynamische Spielfreude und besseres Feingefühl in den Mitten und Höhen. Und auf Dauer für entspannteres Hören. Immer wieder erfreulich dabei ist, dass alles ohne massive Klangverbiegungen und „Computational Audio“ erreicht wird. Das macht die Musik nach meiner Erfahrung nämlich in aller Regel seltsam artifiziell und klingt einfach nur nach Party-Box. Falls Sie sich ein wenig mit Fotografie auskennen: Wie ein HDR-Foto mit überzogen aufgedrehten Schatten, zu stark reduzierten Lichtern und Ghosting-Effekten.

Zurück am Mac verbinde ich wieder das Kabel mit dem Questyle und lasse den Solitaire T ausgeschaltet passiv spielen. Ja, hier geht noch mal einiges mehr. In allen Frequenzbereichen gewinnt die Musik an Druck und Spannung, wirkt dabei aber zugleich müheloser und selbstverständlicher. Ganz klar: lokal bevorzuge ich den Kabelmodus. Aber zum Glück ist auch die Bluetooth-Wiedergabe über den T+A durchaus ein Genuss. – Ich bin begeistert!

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Headphone Heaven – und der T+A mittendrin (Foto: F. Borowski)

Fazit: der Rundum-Glücklich-Kopfhörer

Der T+A Solitaire T verbindet das Beste aus zwei Welten. Er ist nicht nur ein hervorragender High-End Passivkopfhörer, sondern auch ein Überflieger unter den mobilen Bluetooth-Bügelkopfhörern und in beiden Anwendungsszenarien absolut kompromisslos. Was will man mehr?

Angesichts seiner rundum gelungenen Performance ist der „T“ für mich zur Zeit der mit Abstand attraktivste All-Round-Kopfhörer für Musikliebhaber mit hohem Klanganspruch. Wer einen besseren kabelgebundenen und geschlossenen Hörer will, muss lange suchen – und wahrscheinlich viel tiefer in die Tasche greifen. Und auch wenn er als BT-Kopfhörer einer der teuersten überhaupt ist, überflügelt er seine Mobilkonkurrenten letztlich mühelos, bietet dazu eine fantastische Optik und Verarbeitungsqualität und somit auch hier ein herausragend gutes Preis/Leistungsverhältnis. Was das unterm Strich heißt? Referenzstatus!

 

T+A Solitaire T
2022/12
Test-Ergebnis: 4,8
REFERENZ
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
einer der bestklingenden BT-Over-Ears überhaupt
äußerst elegant und top verarbeitet
tolle Ausstattung, sehr lange Akkuausdauer
leichte Kabelgeräusche

Vertrieb:
T+A Elektroakustik GmbH & Co. KG
Planckstraße 9–11
D-32052 Herford

T +49 (0) 5221-7676-0
F +49 (0) 5221-7676-76
www.ta-hifi.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
T+A Solitaire T: 1.300 Euro


Technische Daten

T+A Solitaire T
Konzept:geschlossener, dynamischer, ohrumschließender Kopfhörer mit Bluetooth und ANC
Bestückung:42 mm Zellulose-Membran
Nennimpedanz:nicht angegeben
Übertragungsbereich:4 – 22.000 Hz
Akku-Laufzeit:
70 h, 35 im HQ Mode, 2 Std. Ladezeit
Besonderheiten:
3 Prozessoren für unterschiedliche Modi, 1.200 mAh Akku, Bluetooth 5.1, 3-stufiges ANC, Transparenzmodus, teilw. Touch-Bedienung
Zubehör:Hardcase, USB-C-Ladekabel, Klinkenkabel 3,5 mm mit Adapter auf 6,35 mm, Flugzeugadapter, Pentaconn-Kabel
Gewicht:
326 Gramm
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Fostex TH909 offener High-End Bügelkopfhörer
Test Questyle CMA Fifteen DAC und Kopfhörerverstärker – Flaggschiff mit Current-Mode-Technologie

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.