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Focal Stellia Ambiente
Geschlossener Over Ear Kopfhörer mit höchsten Ambitionen: Was kann der Focal Stellia für 3.000 Euro? (Foto: Focal)

Test Over Ear Kopfhörer Focal Stellia + HP-Amp Focal Arche

Der Lautsprecher-Spezialist Focal verspricht, mit seinem neuen geschlossenen Over Ear Kopfhörer Focal Stellia (Preis: 3.000 Euro) klanglich ziemlich dicht an die Performance des Focal Spitzen-Kopfhörers Utopia (4.000 Euro) heranzureichen. Oha. Wir hatten den Utopia ja auch schon im Test und waren sehr, sehr angetan. Also musste ein Test und der Vergleich zeigen, wie belastbar das Versprechen der Franzosen ist. Und weil Focal fast zeitgleich den sehr gut passenden DAC/Kopfhörerverstärker Focal Arche (Preis: 2.500 Euro) auf den Markt bringt, orderte LowBeats gleich beide Neulinge zum mehrwöchigen Test – und erlebte echten Hochgenuss.

Focal Stellia mit Arche
Focal Stellia und Kopfhörerverstärker Arche – eine gelungene Einheit (Foto: F. Borowski)

Fast jeder namhafte HiFi-Hersteller, der etwas auf sich hält, hat heute Kopfhörer im Produktsortiment. Doch nur wenigen ist es gelungen, quasi von Null auf Hundert ein so überzeugendes und umfangreiches Angebot an Kopfbeschallungen zu etablieren wie Focal. Als weltweit renommierter Lautsprecherspezialist war es nur logisch, sich der Renaissance der Kopfhörer nicht zu verschließen. 2012, noch vor dem ganz großen Kopfhörerboom, gelang mit dem Spirit One ein respektabler Einstieg, später folgten noch fortgeschrittenere und anspruchsvollere Modelle, wie der Elegia. Aber auch In-Ear-Fans lassen die Franzosen nicht im Regen stehen und bieten mit den Modellserien Sphear und Spark Ein- und Aufsteiger-freundliche Ohrstöpsel für Smartphone-User.

Focals große Kompetenz und ihr guter Ruf im Bau von hochklassigen Lautsprechersystemen führte aber geradezu zwangsläufig in Richtung High-End-Kopfhörer. Mit der Vorstellung des Utopia im Jahr 2016 war es dann so weit. Der Utopia ist ein dynamischer Kopfhörer mit vielen technischen Superlativen.

Wie die meisten Kopfhörer der absoluten Spitzenklasse ist aber auch der Utopia nach offener Bauart konzipiert. Das heißt, der von den Treibern nach hinten abgestrahlte Schall dringt mehr oder minder ungedämpft nach außen. Aus klanglicher Sicht hat das viele Vorteile, weshalb ich ein großer Freund der offenen Bauweise bin. Doch es hat nicht unerhebliche praktische Nachteile. So werden umstehende (Mitreisende im Bus/Zug, Familienmitglieder etc.) von dem nach außen dringenden Schall gestört. Im Umkehrschluss wird man selbst von Außengeräuschen nicht abgeschirmt, weshalb sich offene Kopfhörer kaum für den Mobil-Einsatz eignen.

Die große Kunst ist es, einen geschlossenen, schallisolierenden Kopfhörer zu konstruieren, der klanglich gegenüber offenen Hörern keine Abstriche macht. Sennheiser ist mit dem HD 820 ein solcher Geniestreich gelungen, wie Kollege Jürgen Schröder kürzlich befand. Genau dieser Herausforderung hat sich nun auch Focal mit der Entwicklung des Stellia gestellt.

Der Focal Stellia: die Kunst des geschlossenen Over Ears

Beim Blick auf das Äußere des Stellia sticht aber erst mal eine andere Besonderheit dieses Modells ins Auge: sein extravagantes Design mit bronzefarbenen Elementen. Focal nennt es „Cognac- und Mocca-Finish“. Ist der Utopia, der technisch als Vorbild diente, stilistisch eher technophil verkleidet, bietet der Stellia bei sehr ähnlicher Gehäuseform einen Look, der ihn auch für mehr Lifestyle-orientierte Kunden zu einem Hingucker macht. Und das funktioniert tatsächlich. In meinem Familien- und Bekanntenkreis fiel der Stellia sofort positiv als sehr außergewöhnlicher Kopfhörer auf. Ich schließe mich dem gerne an.

Focal Stellia Kapsel
Das Design des Stellia hat einen Schuss Extravaganz, jedoch ohne übertriebenes Bling-Bling. Die Verarbeitung und Materialqualität ist exzellent (Foto: F. Borowski)

Die Verarbeitung ist, wie bei Focal nicht anders zu erwarten, auf hohem Niveau. Nichts knirscht oder klappert, alle Teile sind piekfein verarbeitet und von höchster Materialqualität: von den herrlich weichen Ohrpolstern aus Memory-Schaum mit zartem Lederbezug über die Bügelkonstruktion mit satt rastenden Stufen für die Größeneinstellung bis hin zu den mitgelieferten Kabeln. Von letzteren werden gleich zwei Varianten mitgeliefert. Eine ca. 1,2 Meter lange mit 3,5 mm Klinke (plus 6,35 mm Klinkenadapter) und eine 3-m-Version mit vierpoligem XLR-Stecker für symmetrischen Betrieb an geeigneten Kopfhörerverstärkern wie dem Focal Arche. Dazu später mehr.

Das zugehörige Case mit Tragegriff deutet schon darauf hin, dass Focal diesen Over Ear Hörer auch für den mobilen Betrieb geeignet sieht. Die vergleichsweise niedrige Impedanz von 35 Ohm und ein Kennschalldruck von 106 dB (1mW @ 1kHz) ermöglichen tatsächlich den Betrieb direkt am Smartphone, oder besser an einem geeigneten Mobil-DAC. Mit einem Gewicht von rund 430 g ohne Kabel und den Maßen 25,0 x 24,0 x 12,0 cm ist der Stellia allerdings nur für größeres Gepäck geeignet.

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Focal Stellia Zubehoer
Die beiden mitgelieferten Kabel werden in einer schicken Aufbewahrungsbox geliefert (Foto: F. Borowski)
Focal Stellia Tasche
Das Case mit Tragegriff passt optisch sehr gut zum besonderen Stil des Stellia (Foto: F. Borowski)
Focal Stellia in Tasche
Zum Transport im Case muss das Anschlusskabel abgenommen werden (Foto: F. Borowski)
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Auf dem Kopf macht sich das Gewicht dank des fein ausbalancierten Tragekomforts kaum bemerkbar. Selbst bei stundenlangem Hören wurde der ohrumschließende Bügelkopfhörer nie lästig. Dazu zählt auch die Tatsache, dass ich den Over Ear trotz geschlossener Bauweise nie als „erdrückend“ oder klaustrophobisch empfand. Oftmals erzeugen geschlossene Kopfhörer ein akustisches Ambiente, als befände man sich unter Wasser oder stecke mit dem Kopf in einer Kiste. Nicht beim Focal Stellia! Dafür ist seine Außenschallisolierung auch nur mittelhoch. In den meisten Fällen reicht das aber völlig aus, um schon mit gemäßigter Lautstärke störungsfrei Musik zu genießen.

Um echten High-End-Klang mit den Vorteilen der geschlossenen Bauweise in Einklang zu bringen, hat Focal großen technischen Aufwand betrieben. So arbeitet der Stellia-Kopfhörer mit einer neuen Generation von Breitband-Schallwandlern aus Beryllium (eine Focal-Spezialität), die selbst bei minimalen Volumen präzisen Klang garantieren sollen. Ein hinter den Treibern positionierter EVA-Schaum absorbiert hohe Frequenzen und akustische Diffusoren brechen stehende Wellen, um eine resonanzfreie und luftig offene Wiedergabe zu erreichen.

Focal Stellia Explosion
Der Kapselaufbau von links: Ohrpolster, Adapter, Membranaufhängung, Beryllium-Membran, Schwingspule, Neodym-Magnet, Halterung, Außenhülle (Foto: Focal)

Um den Stellia günstiger als den Utopia anbieten zu können, war an eine 1:1-Adaption der Technologien und Teile des Topmodells aber nicht zu denken. So muss der Neue beispielsweise auf die Bügelhalterungen aus Carbon verzichten und hat stattdessen welche aus Aluminium.

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Focal Utopia vs Stellia
Stellia und Utopia teilen sich wesentliche Konstruktionsmerkmale, unterscheiden sich aber im Detail doch erheblich (Foto: F. Borowski)
Focal Utopia Kapsel
Während der Utopia über Hörergabeln aus echtem Carbon verfügt… (Foto: F. Borowski)
Focal Stellia Verarbeitung
… muss der Stellia an dieser Stelle mit Aluminium Vorlieb nehmen (Foto: F. Borowski)
Focal Utopia vs Stellia
Das Kabel wird am Utopia mit Bajonett-Steckern angeschlossen. Im Stellia sind herkömmliche Klinkenbuchsen (3,5 mm) verbaut (Foto: F. Borowski)
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Auch wenn der Stellia aus technischer Sicht durchaus für den mobilen Gebrauch an iPhone & Co. geeignet ist, dürfte diese Einsatzart doch eher die Ausnahme bleiben. Sein natürliches Revier liegt in geschlossenen Umgebungen, wie dem Wohnzimmer oder Büro. Nicht nur aus praktischen Erwägungen, sondern vor allem aus klanglichen. Denn wie sich herausstellt: ohne anständige Ausgangsstufe (sprich: Kopfhörerverstärker) kann der Stellia sein klangliches Potenzial nicht wirklich entfalten. Und da kommt der Focal Arche ins Spiel.

Der Focal Arche

Wer so hochklassige Kopfhörer wie einen Utopia oder Stellia kauft, der möchte natürlich auch sicher sein, dass diese unter bestmöglichen Bedingungen spielen. Ein guter Kopfhörerverstärker – gegebenenfalls mit integriertem DAC – sollte daher zum Kaufpreis stets hinzugerechnet werden. Schließlich käme auch keiner auf die Idee, Superboxen wie die LowBeats Referenz Fink Team Borg an einem 200-Euro-Receiver zu betreiben, nur weil der auf dem Papier genügend Watt hat.

Um seinen Kunden eine Rundum-Glücklich-Lösung bieten zu können, ist Focal eine Kooperation mit dem ebenfalls in Frankreich ansässigen Elektronikspezialisten Micromega eingegangen, um gemeinsam das ideale Front-End für die hauseigenen Kopfhörer zu entwickeln. Und zwar nicht nur passend für die Spitzenmodelle, sondern für alle (kabelgebundenen) Focal Kopfhörer.

Focal Stellia mit Arche
Der DAC/Kopfhörerverstärker Arche passt perfekt zu den Focal-Kopfhörern – und bringt auch noch eine Kopfhörerhalterung mit, die in ihrer Form an die Focal-Flamme im Markenlogo angelehnt ist. (Foto: F. Borowski)

Der Name „Arche“ stammt übrigens nicht von dem biblischen „Rettungsboot“, sondern ist Französisch für “Bogen”. Der Focal Arche spannt selbigen zwischen Musikquelle und Kopfhörer.

Das desktoptaugliche Gerät (32,1 x 20,0 x 29,7 cm) bietet ähnliche Ausstattungsmerkmale wie viele andere gängige Kopfhörerverstärker, kann sich aber mit einigen besonderen Merkmalen von der Masse abheben. Ein integrierter DAC (384kHz – DSD 256) verarbeitet digitale Eingangssignale via Coax, Toslink oder USB, sowie analoge per Stereo-Cinch. Eine zusätzliche USB-Buchse dient zum Einspielen von Firmware-Updates.

Focal Arche von hinten
Die Rückseite des Arche bietet alle wesentlichen Ein- und Ausgänge (Foto: F. Borowski)

An der Front steht eine 6,35 mm Klinkenbuchse und zusätzlich ein vierpoliger XLR-Anschluss für symmetrisch ansteuerbare Kopfhörer wie Stellia und Utopia zur Verfügung. Die Kopfhörerausgänge können auch gleichzeitig mit zwei Kopfhörern genutzt werden, wobei dann aber mit Lautstärkeunterschieden gerechnet werden muss. Die Rückseite bietet darüber hinaus analoge Cinch- und XLR-Ausgänge. Der Arche kann also auch als Vorverstärker für Aktivlautsprecher oder zum Anschluss an Endverstärker genutzt werden. Die Schaltung ist eine vollsymmetrische Doppel-Mono-Konstruktion.

An der Oberseite des Gehäuses sind mittig Lüftungsschlitze implementiert. Darin lässt sich der mitgelieferte, massive Kopfhörerhalter montieren. Praktisch, denn so hat man immer einen Aufbewahrungsort, der keine zusätzliche Stellfläche beansprucht.

Die größte Besonderheit des Arche: Über das mit dem Dreh-/Drück-Steller gesteuerte Menü hat der Nutzer die Wahl zwischen verschiedenen Verstärker-Modi. So kann der Nutzer beispielsweise zwischen „Voltage“ (reiner Spannungsverstärker) und „Hybrid“ wählen. Bei letzterem kommt nach einer etwas knappen Auskunft von Focal eine Mischung aus Spannungs- und Stromverstärker zum Einsatz. Dies soll sich speziell für Kopfhörer „mit besonders guter Basswiedergabe“ eignen. Eine sehr schwammige Aussage…

Das nicht sonderlich hoch auflösende, aber gut ablesbare Display des Arche erleichtert die Bedienung: Über den Dreh-/Drück-Steller können die in den folgenden Screenshots gezeigten Menüoptionen gesteuert werden:

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Arche-Screenshot_01
(Screenshot: F. Borowski)
Arche-Screenshot_02
(Screenshot F. Borowski)
Arche-Screenshot_03
(Screenshot F. Borowski)
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(Screenshot F. Borowski)
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(Screenshot F. Borowski)
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(Screenshot F. Borowski)
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Wer also einen Focal Utopia, Elear, Clear, Elegia oder Stellia sein Eigen nennt, findet hierfür im Menü spezielle Verstärker-Presets. Auch hierzu sind die Auskünfte des Herstellers bislang etwas dünn. Auf meine Anfrage bekam ich lediglich die Antwort, dass der Dämpfungsfaktor auf das jeweilige Kopfhörermodell optimiert wird. Demnach kommt also keine Frequenzanpassung zum Einsatz. Um zu klären, wie sich die unterschiedlichen Modi auswirken, kommen wir nun zum Wesentlichen:

Focal Stellia + Focal Arche im Hörtest

Zu Beginn habe ich den Stellia ausgiebig am iPhone 6 (noch mit Klinkenausgang) und am Mac über einen Meridian Explorer² gehört, was auch dem Umstand geschuldet war, dass der Arche erst sehr viel später zum Test eintraf.

Dieses Kapitel lässt sich schnell abhaken. Am iPhone wirkt die Wiedergabe flach und blutleer. Man erkennt zwar das Potential des Kopfhörers, kann es aber nicht freilegen. Schon deutlich besser klingt es am Meridian Explorer², der über USB an meinem Mac angeschlossen ist und Musik von Audirvana empfängt. Mehr Dynamik, feinere Details, bessere Substanz – aber noch immer kein Klang, der meine von Kopfhörern wie dem LB Acoustics My Sphere oder dem Sonoma M1 verwöhnten Ohren irgendwie beeindrucken konnte.

Das ändert sich schlagartig nach der Verbindung mit dem Focal Arche. Schon mit den allerersten Takten gibt sich der Stellia plötzlich um Welten natürlicher. Das Klangbild hat über den Arche – egal ob symmetrisch oder unsymmetrisch angeschlossen – zwar noch immer die selbe Signatur, klingt aber weitaus dynamischer und ausgewogener. Es ist der entscheidende Schritt von gewöhnlichem HiFi hin zu High-End-Audio.

Das Tolle dabei: Der Stellia wirkt trotz geschlossener Hörkapseln stets ungeheuer luftig und … ähh, nun ja… offen! Es ist den Focal-Ingenieuren tatsächlich gelungen, dieses häufig unterbewusste Gefühl des eingekapselt-Seins nahezu vollständig aus dem Stellia heraus zu operieren. Da war es umso spannender, wie sich der Stellia gegen den nochmal 1.000 Euro teureren Utopia schlagen würde.

Um es kurz zu machen: Die Sensation blieb aus und der Respektabstand gewahrt. Und zwar deutlich. So gut Focal die Abstimmung des Stellia auch gelungen ist, der Utopia spielt noch eine Liga höher. Erstaunlicherweise fällt mir zuerst auf, dass der Utopia im Bass etwas prominenter und gefälliger spielt. Normalerweise sind es eher geschlossene Kopfhörer, die im Bass etwas fülliger sind.

Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass geschlossene Hörer häufiger mobil und in lauterer Umgebung eingesetzt werden. Um tieffrequenten Außenschall, der nur schlecht abgeschirmt werden kann, zu übertönen, sind diese Art Kopfhörer daher meist etwas basslastiger abgestimmt. Nicht so beim Stellia, der sich angenehm neutral gibt – aber ohne dabei dünn oder kraftlos zu wirken. Nur ist eben der Utopia im Tiefton noch etwas zupackender – und dabei trotzdem traumhaft sauber. Mit bassbetonten Kopfhörern der Einsteiger- und Konsumerklasse lässt sich das nicht vergleichen. Dazwischen liegen Welten.

Was mich störte, waren leichte Kabelgeräusche bei Berührung. Kein Beinbruch, doch sollte das Problem in dieser Preisklasse besser gelöst sein. Immerhin haben wir es hier mit einem der besten geschlossenen Hörer am Markt zu tun.

Der DAC/Kopfhörerverstärker Arche erweist sich bei alledem als perfekter Spielpartner für die beiden mir vorliegenden Focal Kopfhörer. Und er ist ein hervorragender Beweis dafür, wie wichtig eine hochwertige Ausgangsstufe für den Klang von Kopfhörern ist.

Bleibt nur noch zu klären, wie sich die unterschiedlichen Verstärker-Modi und Kopfhörer-Presets auswirken. Diese lassen sich während des Betriebs über das Menü umschalten, was vollkommen ohne Unterbrechung oder auch nur den geringsten Knackser abläuft. Allerdings tue ich mich mit der Einordnung ehrlich gesagt etwas schwer. Zwischen „Voltage“ und „Hybrid“ ist zumindest noch ein kleiner Lautstärkeunterschied vernehmbar. Die verschiedenen Presets für die unterschiedlichen Modelle fördern dagegen so gut wie keine unmittelbar wahrnehmbaren Abweichungen zutage. Ob ich den Stellia nun mit seinem oder dem Preset für den Utopia spiele – es macht keinen nennenswerten Unterschied. Jedenfalls nicht sofort. Bei längerem Hören fällt eine etwas bessere Kontrolle im Bassbereich auf. Dramatisch ist das nicht, aber ein schönes Feintuning.

Fazit: Offen für neue Erfahrungen mit geschlossenen Kopfhörern?

Focal hat (wie auch Sennheiser mit seinem HD 820) erstaunliches geschafft und einen geschlossenen Over Ear Hörer fast auf das Niveau der offenen Top-Hörer gehievt. Der Stellia reiht sich damit nahtlos in Focals durchwegs überzeugendes Kopfhörer-Line-up ein: oberhalb des Clear (offen) und Elegia (geschlossen), aber unterhalb des Utopia (offen). Er ist ein in jeder Hinsicht musikalischer Vertreter seiner Spezies, der mit den irritierenden Eigenarten, die geschlossene Kopfhörer gemeinhin zeigen, weitgehend Schluss macht und zu stundenlangen, entspannenden Hör-Sessions einlädt.

Dem Utopia als derzeitigem Familienoberhaupt in Focals Kopfhörer-Range kann er aber nicht das Wasser abgraben. Das Spitzenmodell ist weiterhin ein würdiger Fahnenträger für Kopfhörer in offener Bauweise.  Aber: Wer einen Kopfhörer sucht, mit dem man seinen Partner im Wohnzimmer nicht stört und wer sich selbst ein wenig von den Geräuschen in der Umgebung abschirmen will, ist mit dem Stellia besser beraten. Zwar eignet er sich rein technisch gesehen als auch von der Bauart her für den Mobilbetrieb, aber ohne hochklassigen Mobil-DAC und stabile Ausgangsstufe bleibt er klanglich weit hinter seinen Möglichkeiten.

Deshalb sollte der geneigte Stellia-Kunde unbedingt auch einen guten DAC/Kopfhörerverstärker einkalkulieren. Hier emfiehlt sich der Focal Arche. Auch er ist nicht günstig, aber ein äußerst gelungener und vor allem vielseitig einsetzbarer Vertreter seiner Gattung. Er reizt die klanglichen Fähigkeiten der angeschlossenen Kopfhörer richtig aus. Und den Stellia treibt er zu absoluten Höchstleistungen.

Focal Stellia
2019/07
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Harmonischer Klang. Klingt fast so frei wie ein offener Kopfhörer
Tolle Verarbeitung und Materialqualität mit frischem Design
Ausgezeichneter Tragekomfort
Leichte Kabelgeräusche

Vertrieb:
Focal Naim Deutschland
Hainbuchenweg 14–18
21224 Rosengarten
www.music-line.biz

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Focal Stellia: 3.000 Euro
Focal Arche: 2.500 Euro

Im Vergleich gehört:

Focal Utopia – der beste Kopfhörer der Welt?
Test Over-Ear-Kopfhörer Sennheiser HD 820 – der Geniestreich
Test ESL-Kopfhörer Sonoma M1: absolute Spitzenklasse
Test LB-acoustics MySphere: der „Hover Ear“-Kopfhörer

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.