Der noch junge Lautsprecherhersteller Inklang zählt fraglos zu meinen Lieblingen in der Branche. Nicht nur, dass der Direktanbieter mit einer schier unendlich großen Farbpalette seiner Modelle aufwartet: Auch akustisch überraschen die Hamburger immer wieder mit eigentümlichen Lösungen, die in der Regel aber stets in exzellentem Klang münden. So auch bei der schlanken Standbox Inklang Ayers Three, die für nicht wenige Musikfreunde die perfekte Lösung darstellen dürfte…
Die Besonderheiten der Inklang Ayers Three
Optisch unterscheidet sich die “Three” natürlich nur unwesentlich von ihren Ayers-Geschwistern: Die großzügig gerundeten Kanten oben und unten treffen auf die starke Fase an den Seitenwänden. Das Design ist raffiniert, weil es auch größeren Lautsprechern eine optische Leichtigkeit verleiht. Bei der Ayers Three allerdings ist das unnötig: Hier sind die Proportionen nahezu perfekt.
Das liegt vor allem an der schlanken Bauform. Diese wird möglich, weil Inklang hier einem nur 12 Zentimter großen Tiefmitteltöner auf der Schallwand vertraut; der deutlich größere Tieftöner (Durchmesser: 18 Zentimeter) sitzt auf der deutlich breiteren Innenseite.
Das Konzept kennen viele sicherlich noch von Cantons Karat-Speakern der M-Klasse, die vor 20 Jahren auf den Markt kamen und in gewisser Weise Meilensteine setzten. Aber schon bei diesen Karat-Speakern war das Problem mit dem Seitentreiber-Tieftöner kein triviales: Lässt man nämlich den Bass zu hoch laufen (kritisch wird es so ungefähr ab 150 Hertz) und entlastet dadurch den Mitteltöner, wird der Tieftöner für das Ohr ortbar. Und dann geschehen mit der räumlichen Abbildung solcher Lautsprecher die eigenwilligsten Dinge…
Die Inklang-Entwickler umschiffen diesen Problembereich, indem sie den kleinen Tiefmitteltöner bereits ab 100 Hertz einsetzen. Wir haben es hier also eher mit einer Subwoofer-/Satelliten-Kombination zu tun, die der Einfachheit halber in einer hübschen Standbox untergebracht ist.
Der Vorteil: Weil der kleine Treiber schon ab 100 Hertz läuft, bildet er zusammen mit dem Hochtöner eine sehr kompakte, sehr breitbandige Einheit. Das ist die optimale Voraussetzung für eine homogene Wiedergabe. Nachteil: Weil der kleine Tiefmitteltöner schon ab 100 Hertz läuft, muss er halt auch sehr viel Bassarbeit leisten und ist daher nur wenig belastbar. Die LowBeats Messungen (siehe unten) belegen das.
Doch während die tiefe Ankopplung des Mitteltöners noch irgendwie gängig ist, dürfte das Ankoppeln des Hochtöners schon fast rekordverdächtig niedrig sein: Bereits bei 750 Hertz lässt das Entwicklerteam um Inklang-Chef Thomas Carstensen die Hochtonkalotte einsteigen. Da kenne ich einige Lautsprecher, bei denen selbst die Mitteltöner deutlich höher angekoppelt sind…
Doch offenkundig kennen die Entwickler ihre Treiber gut. Das LowBeats Verzerrungs-Diagramm zeigt, dass nicht der Hochtöner, sondern der Mitteltöner den Pegel limitiert. Und wenn man den Hochtöner so tief ankoppelt, bekommt man eine sehr breite Abstrahlung – ebenfalls ein Kennzeichen der aktuellen Inklang-Lautsprecher.
Werfen wir noch einen Blick auf den Bass. Der 7-Zöller sitzt vergleichsweise hoch und verzichtet so auf die Bass-verstärkende Wirkung des Fußbodens, mit der andere Lautsprecher (mit niedrig sitzendem Tieftöner) elegant die Effizienz erhöhen. Allerdings auf Kosten der letzten Präzision. Die Idee hinter der Ayers Three ist eine andere: Sie soll nicht allzu weit von der Rückwand aufgestellt werden können. Da hat man dann die Nähe zu einer Bass-verstärkenden Grenzfläche. Merke: Zu viel Bass hat man schnell und das Problem ist schwer zu lösen. Zu wenig Bass kann man in der Regel durch die passende Aufstellung korrigieren.
Inklang-Chef Thomas Carstensen ließ im Gespräch durchblicken, dass die ursprüngliche Ayers Three deutlich mehr Pegel im Tiefbass hatte. In der aktuellen Version läuft der Tiefton immer noch bis fast 20 Hertz, jedoch lassen die Entwickler die Basskurve unterhalb 60 Hertz sanft abfallen.
Praxis & Messungen
Im normalen Wohnraum bietet dieser sanfte Bassabfall echte Vorteile – eben, weil man die Ayers Three vergleichsweise dicht an die Rückwand stellen kann, ohne dass der Bass aufdickt. Bei uns betrug der Abstand zwischen Boxenrückwand und der dahinterliegenden Wand etwa 25 Zentimter. Das war perfekt.
Wie oben schon angedeutet, ist die Ayers Three durch die sehr tiefe Trennung der Mittel- und Hochtöner nicht sehr pegelfest. Der Wert von 97 dB Dauerpegel (bezieht sich auf eine Box in 1 Meter Abstand) ist für einen Lautsprecher dieser Größe – zumal mit einem ordentlichen 18-Zentimeter-Bass ausgestattet – nicht sehr hoch.
Natürlich kann sie mit dynamischen Signalen wie Musik um einiges lauter. Dennoch muss man sich beim Kauf dieser schlanken Box darüber im Klaren sein, dass sie eher der feine Lautsprecher für kleine und mittlere Pegel ist. Das bedeutet auch, dass der Hörabstand nicht allzu groß sein sollte: Man muss die Ayers Three trotz des großen Tiefgangs wie eine Kompaktbox betrachten: Ein Hörabstand von mehr als 2,5 – 3 Meter ist nicht zu empfehlen.
Und das gilt unabhängig von der Raumgröße. Inklang selbst empfiehlt eine maximale Raumgröße bis 25 Quadratmeter. Wie der Hörtest im großen LowBeats Hörraum (70 Quadratmeter) bewies, spielt sie auch in sehr viel größeren Räumen tadellos – nur halt nicht mörderisch laut.
Elektrisch ist die Ayers Three vergleichsweise anspruchslos, weil ihre Impedanz (rote Linie) nie unter 3 Ohm fällt. Beim Übergang zwischen Bass und Mitteltöner (der liegt bei etwa 100 Hertz) fällt allerdings das Produkt aus Impedanz und Phase, der EPDR-Wert (graue Kurve), schmalbandig auf 1 Ohm. Aber gute Verstärker der 1.000 Euro Klasse, das ist die Liga, die ich für die “Three” mindestens empfehlen würde, schultern so etwas in der Regel ohne größere Mühe. Die von uns versuchsweise herangezogenen Vollverstärker Atoll IN 100 Signature, Cambridge CX81 oder Rotel A14 klangen – jeder auf seine Art – mit der Ayers Three absolut überzeugend.
Während der meisten Hörtests liefen die Ayers dann aber doch an den Referenzen: dem Vollverstärker Neukomm CPA 155S und der SPL Vor-/Endstufen-Kombination bestehend aus Director MK2 / s1200. Da hatten wir dann auch bei den Hochpegelversuchen mehr Leistung und Kontrolle.
Hörtest
Es gibt Tests, bei denen wir die Lautsprecher ewig hin und herschieben, bis es einigermaßen klingt. Und es gibt solche, da stellt man die Lautsprecher auf den vorher ausgerechneten, idealen Platz und es zündet sofort. Bei der Inklang Ayers Three passte augenblicklich alles. Der Streamer spielte gerade die remasterte Version von Sades “Smooth Operator”. Hallo? Hatte ich dieses lasziv gespielte Saxofon schon mal so eingängig-schön gehört? Ich konnte mich jedenfalls nicht daran erinnern. Auch Sades Stimme hatte alles: die nötige Wärme, den charaktervollen Glanz. Und unter all dem dieser groovige, im Falle der Inklang wunderbar feste und habhafte Bass. Da schauten wir uns erst einmal ziemlich überrascht an. Einen so herausragend guten Auftritt hätten wir der kleinen “Three” nicht zugetraut.
Bei Dota Kehrs “Dein Haar” (Album: “Wo soll ich suchen”) ist zu Beginn ein Akkordeon, bei dem sich viele Lautsprecher schwertun, die Details sauber herauszuarbeiten. Die Inklang schaffte das spielend: die Feinheiten – auch in der Stimme von Dota Kehr – waren alle da, ohne dass irgendetwas nervig aufgesetzt wirkte. Wir hatten zur gleichen Zeit einige, sehr viel teurere Lautsprecher im Hörraum. Die waren erwartungsgemäß auch besser. Aber nicht viel. Die warm-seidige Homogenität, mit der die Inklang Stimmen zelebriert, ist einfach exzellent.
Und auch der Tiefton ist auf seine Art großartig: Man spürt die Tiefe, die Bässe kommen aber nicht mit üppigem Druck, sondern eher präzise und federnd. Die Ayres Three versetzt den Hörer in die Lage, die vielschichten Tiefton-Samples der Yello Toy erstaunlich genau auseinanderzuhalten und animiert zum kräftigen Dreh am Lautstärkeregler.
Aber das wird schnell zum Stimmungskiller. Der dann überlastete Mitteltöner ist schnell beleidigt und quittiert zu hohe Pegel mit verschliffenen Details und einer harscheren Tonalität. Also mäßig bleiben.
Aktuell stehen auch die Quadral Chromium Style 105 im Hörraum. Das sind ebenfalls Vertreter der 3.000 Euro Klasse, aber anders als die Inklang wahre Energie- und Dynamik-Bolzen. Selbst nach peniblem Einpegeln der Lautstärke hatten wir das Gefühl, dass die Quadral über die Inklang hinwegfegt: So schnell, dynamisch und kernig agierte die (deutlich größere) Hannoveranerin. Zudem schob sie im Bass sehr viel mehr Energie vor sich her…
Aber die Ayers Three verlor auch gegen dieses Energiebündel keinen Deut ihrer Faszination: Die Inklang spielte – einen moderaten Pegel vorausgesetzt – feiner, stimmiger, irgendwie sanfter und um einiges räumlicher. Man könnte sagen: Es ist absolut erfreulich, welche Performance-Bandbreite diese Preisklasse bietet. Man könnte aber auch sagen, dass für einen Großteil der in Mietshäusern wohnenden Audiophilen die Ayers Three ein ganz heißer Tipp ist…
Fazit Inklang Ayers Three
Eine ganz feine Standbox, die Inklang hier abgeliefert hat. Dieser Lautsprecher hat die gute Verarbeitung und die schier endlosen Finish-Möglichkeiten, die Inklang sowieso auszeichnet. Aber sie hat auch eine solche Homogenität und Feinnervigkeit, dazu einen gleichermaßen tiefen, wie präzisen Bass, dass ich mich schwer tue überhaupt einen anderen Lautsprecher in der Preisklasse um 3.000 Euro zu benennen, der so vielen Musikfreunden gefallen dürfte wie die Ayers Three. Man darf nur nicht dem Irrtum verfallen, von ihrer Größe auf die Pegelfestigkeit zu schließen. Doch wer sich mit kleinen und mittleren Pegeln bescheidet, wird hier überreich mit tonaler Richtigkeit und beeindruckend präziser Raumdarstellung beschenkt.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Traumhaft homogener, präzise-feiner Klang. |
| Erstaunlich tiefe Bässe, tolle Räumlichkeit |
| Vielfältige Individualisierungs-Möglichkeiten |
| Nicht sehr pegelfest |
Vertrieb:
Inklang Lautsprecher Manufaktur GmbH
Peutestraße 53 C
20539 Hamburg
Telefon: 040 180 241 100
www.inklang.de
Paarpreis:
Inklang Ayers Three: 3.300 Euro
Die technischen Daten
Inklang Ayers Three | |
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Konzept: | 3-Wege Standbox, Bassreflex |
Bestückung: | 1 x 18,2 cm TT, 1 x 12 cm MT, 1 x 30 mm HT |
Übergangsfrequenzen: | 100 und 750 Hz |
empf. max. Raumgröße: | 40 Quadratmeter |
empf. Verstärkerleistung: | >30 Watt an 4 Ohm pro Kanal |
Aufstellungs-Empfehlung: | frei, mit mindestens 20 cm zur Rückwand |
Farben: | so gut wie jede Lackfarbe möglich |
Abmessungen (H x B x T): | 101,3 x 15,4 x 35,3 cm |
Gewicht: | 20,5 Kilo |
Alle technischen Daten |
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