Nach dem Auspacken sieht man gleich, dass sich bei dem Berliner Lautsprecher-Bauer offensichtlich jemand Gedanken über Usability gemacht hat. Auf der Oberseite des Teufel Holist M findet sich ein Aufkleber über dem Tastenfeld, der Anweisungen zur Installation gibt. Bevor er seine Arbeit aufnimmt, will der Smart Speaker erst mal mit dem WLAN verbunden werden. Dazu benötigt der Besitzer die Teufel Holist App für iOS oder Android. Um die Suche in den entsprechenden Stores zu verkürzen, hat Teufel einen QR-Code auf den Aufkleber gedruckt, der allerdings beim iPhone nicht wie beschrieben zur App in den Apple App Store führte, sondern die Teufel-Homepage im Browser öffnete.
Nun gut, es war keine Raketenwissenschaft, die App manuell im Store aufzuspüren und dann den Anweisungen darin zu folgen. Teilweise schüttelte ich dabei den Kopf, weil ich auch hier wieder – wie bei vielen anderen Smart Speakern – zur Installation neben WLAN auch Bluetooth aktivieren sollte. Schließlich forderte die App noch Ortungsdienste und ließ sich trotz alledem nur mit einer manuellen Eingabe von Netzwerknamen und Passwort einrichten. Nach dem lästigen Getippe auf der kleinen Tastatur wollte der Teufel Holist M schließlich noch, dass ich mich mit meinem Amazon-Account bei Alexa anmelde, denn der smarte Speaker will mit Sprach-Assistenz verwöhnen.
Nach der Einrichtung kann man Bluetooth wieder deaktivieren, es sei denn, man möchte seine Songs direkt aus der Musik App des iPhones wiedergeben. Das geht nämlich nur via Bluetooth, denn Apple AirPlay wird nicht unterstützt.
Gut gemacht: die Teufel Holist App
Gewöhnlich bildet die Teufel Holist App den Knotenpunkt der Wiedergabe. Neben dem Zugriff auf die Musikdienste Amazon Music, Spotify, Tidal, Napster und TuneIn kann sie auch bei entsprechender Zugriffsgenehmigung die Songs vom Smartphone wiedergaben. Die meisten jedenfalls. Wie viele dieser Lösungen weigerte sich die Teufel Holist App nämlich, ältere Songs aus den frühen Jahren des Apple App Stores wiederzugeben. Das lag am Kopierschutz, der das Abspielen vereitelt. Auch hier schafft die Kombination aus der generischen Musik-App des iPhones und Bluetooth eine Brücke.
Was die Bedienung betrifft, geben App und auch das leicht zugängliche Bedienfeld am Teufel Holist M keine Rätsel auf. Man kann die Lautstärke und die Wiedergabe (Start/Pause/Titelsprung) direkt am Gerät regeln und kriegt visuelles Feedback von einem umlaufenden LED-Licht, welches das Bedienfeld einrahmt.
Natürlich bietet sich auch Alexa als Bedienhilfe an. Die kann neben Auskünften zum Wetter und der Welt auch bestimmte Titel abspielen. Das Aufrufen erfolgt mit dem einem Befehl vorangestellten Wake Word „Alexa“. Das klappte im Test auch auf einige Meter Distanz und während der Musikwiedergabe. Dabei sollte die Wiedergabelautstärke aber im mittleren Bereich bleiben und der Nutzer sich nicht all zu weit vom Teufel Holist M entfernt befinden.
Die Reaktion erfolgte schnell und bei Beachtung dieser beiden Kriterien auch sehr zuverlässig. Hinter der ordentlichen Zuverlässigkeit beim Erkennen von Sprachbefehlen aus allen Richtungen stehen vier HD-Mikrofone und Electronic Noise Cancelling. Um die Privatsphäre wirksam zu schützen, lässt sich das Mikrofon Array mit einem Hardware-Schalter stummschalten.
Im Inneren der Teufel Holist M finden sich insgesamt drei Treiber. Im Zentrum steht ein waagerecht übereinander angeordnetes 3-Wege-System, das im Mittelt-Hochtonbereich indirekt auf Kegel abstrahlt, die den Schall nach allen Seiten gleichmäßig verteilen. Der zusätzliche Front-Fire-Breitbänder strahlt im “Direct-Modus” direkt nach vorne ab und soll damit die Sprachverständlichkeit bei Hörspielen und Nachrichten verbessern.
Mit dem stattlichem 16,5-cm-Tieftöner und drei seitlich angeordneten Passiv-Membranen will Teufel den Wunsch nach Bass überzeugend erfüllen. Immerhin stehen insgesamt stramme 120 Watt RMS auf vier Verstärker-Kanäle verteilt als Antrieb bereit.
Der Hörtest: Verblüffend guter 360-Grad-Klang
Mit der Teufel eigenen 360-Grad-Sound-Technolgie namens Dynamore soll der Holist M optimale Klangausbeute an jedem Platz im Raum ermöglichen. Verschiedene Klangmodi sorgen für eine Anpassung an unterschiedliche Programme und Geschmäcker. Zum omnidirektionalen Konzept des Holist M passt der ab Ende 2020 separat erhältlich Standfuss für freie, zudem dekorative Aufstellung im Raum.
Im Hörtest verschaffte sich der Holist M gleich Respekt. Der Sound wirkte so richtig satt und erwachsen. Natürlich konnte der einzelne sechseckige Lautsprecher unabhängig von seiner Omidirektional-Charakteristik kein Panorama wie eine Stereo-Anlage aufbauen – schon allein deshalb, weil es sich um ein Mono-System handelt. Er wirkte aber von der Bandbreite und dem Klangvolumen wie ein größerer HiFi-Lautsprecher. Seine Stimmwiedergabe bot die nötige Neutralität, die Musikhören auch über längere Zeiträume zum Vergnügen macht.
Doch wie schon beim kürzlich getesteten Teufel Motiv Go, zog der fast schon knackig zu nennende, satte Bass die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Damit ließen sich die Drums in „Africa“ von Toto genauso goutieren wie elektronische Beats bei Molokos “Sing It Back”. Hier zeigt sich einmal mehr der Fortschritt durch konsequente Nutzung der Aktiv-Technik. Sie befähigt moderne leistungsfähige Treiber zu einer Performance, die passiv schlicht nicht denkbar wäre.
Der Teufel Holist M klingt sehr ausgewogen
Erfreulicherweise überzeugte die 360-Grad-Chassis-Konfiguration auch in Sachen Ausgewogenheit. Stimmen wirkten angenehm und natürlich. Damit kann man laut und deutlich Musik hören. Das Piano bei “Limit To Your Love” von James Blake besaß auch in in einem großen Wohnzimmer noch eine beachtliche Autorität, wobei Klangbalance, Auflösung und Attacke regelrecht begeisterten.
Und auch die Party-Fraktion kommt voll auf ihre Kosten. Was der Teufel Holist M an Dynamikreserven bot, war schon sehr ordentlich für ein All-in-One-System dieser Größe. Wem der hohe verzerrungsfreie Pegel noch nicht reicht, der kann wegen des Multi-Room-tauglichen Systems mehrere Holist M in einem Raum synchron mit der gleichen Musik ansteuern. Dann kann man für ein vergleichweise kleines Geld den Fensterkitt fliegen lassen.
Jedenfalls gab es klanglich auch nach vielen unterschiedlichen Tracks nichts zu meckern. Blieb am Ende nur die Frage nach den drei Sound-Modi, die sich über einen Schalter unten links im Sockel des Teufel Holist M wählen lassen. Neben den drei verschiedenen DSP-Modi (“Wide” “Neutral” und “Direct” findet sich auch noch ein Drehpotentiometer, um den Bassanteil nach Belieben zu regeln. Dieses mächtige, zugleich gefährliche Werkzeug sollte man mit Bedacht bedienen. Wir hörten in Mittelstellung.
“Direct” erreichte wirklich eine hohe Sprachverständlichkeit, wie sie etwa bei Hörbüchern gewünscht wird. “Neutral” klang da schon ein ganzes Stück weiträumiger – ein Effekt, der sich im “Wide”-Modus noch einmal steigern ließ. Immerhin übertreibt es Teufel nicht mit den DSP-Effekten, sprich, die Umschaltung zwischen den Presets stellt nicht die ganze, gelungene Klangabstimmung auf den Kopf. Zudem glitt der Klang selbst im “Wide”-Modus nicht ins Diffuse ab.
So kann sich jeder seinen bevorzugten Sound heraussuchen. Das einzige Negative, was man zu den Sound-Modi sagen kann; Teufel hat sie unnötigerweise hinten, ganz unten, unter einem umlaufenden Sockel versteckt. Dort sind sie nicht gut zu finden und es ist nicht leicht, die gewählte Einstellung abzulesen.
Fazit Teufel Holist M
Der eigenwillig geformte Wireless-Lautsprecher überzeugt durch eine natürliche Abstimmung und verblüffend tiefen, sauberen Bass. Seine Verbindung mit Alexa ist fruchtbar. Das Mikrofon-Array mit Noise Cancelling beflügelt die Dialoge mit Amazons Sprachassistentin und erschließt hohen Bedienungskomfort und weitreichende Nutzungsmöglichkeiten. Jenseits aller Smartheit liefert Teufel mit dem Holist M auch einfach einen tollen Aktiv-Lautsprecher zu einem attraktiven Preis, mit dem sich drahtlose Multi-Room-Anwendungen mit vielen Hörzonen im ganzen Haus einrichten lassen.
Bewertung
KlangPraxisVerabeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Sehr ausgewogener, voluminöser und räumlicher Klang |
| Amazon Alexa versteht die Sprachbefehle auch aus der Distanz und bei nicht zu lauter Musik sehr gut |
| Ausgezeichnete, durch Regler anpassbare Basswiedergabe |
| Schalter, Regler und Anschlüsse unten auf der Rückseite schwer zugänglich |
Vertrieb:
Lautsprecher Teufel
Bikini Berlin,
Budapester Str. 38-50
https://teufel.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Teufel Holist M: 440 Euro
Teufel Holist M Stand: 97 Euro
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