Das Radio ist tot – es lebe das Radio. So wollen es zumindest die Lautsprecher- und Elektronik-Macher von Teufel. Dazu kombinieren die Berliner in ihrer smarten Klangschatulle namens Teufel Radio 3sixty moderne Entertainment-Tools à la Webradio, Bluetooth oder Network-Streaming mit Old-School-Tugenden wie Sender-Hopping via UKW- oder DAB/DAB+. Dabei soll der „Dynamore“-360-Grad-Sound die Musik packend-lebendig im Raum verteilen. Gelingt dieser Rundum-Schlag?
„Video Killed The Radio Star“ – Streaming tut das genauso. Oder doch nicht? Als die Buggles den Niedergang des guten alten Radios besangen, schrieben wir das Jahr 1980. Anno 2018 blüht das Radio mit abertausenden Stationen nach wie vor – aber kaum mehr mit neuen Geräten, die diesem Begriff im Kern Rechnung tragen. Musik via Streaming vom Smartphone oder vom heimischen Computer verlangen eben nach anderer Hardware.
Doch denkste, dachten die Berliner HiFi-Spezialisten frech, heckten einen teuflischen Plan aus und schickten ihr Teufel Radio 3sixty auf die Erde. Vermessen? Naiv? Nun, wir wollen ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen, sondern einfach gut zuhören. Auch was die Berliner damit im Schilde führen. „Das Radio 3sixty ist der Weltempfänger des 21. Jahrhunderts.“ So die Verlautbarung aus Teufels Küche. „Weltempfänger“. Aha. Klingt nach Kofferradios der 70er Jahre. Immerhin schwingt beim live Radiohören anders als beim individuellen Streaming das heimelig-wohlige Schwarmgefühl mit, dass da draußen jetzt zur selben Zeit viele, viele andere dem gleichen Song lauschen.
Das Outfit adaptierten die Radionauten von der Spree dabei aus der DNA der guten alten Radioempfänger à la Grundig aus den 50er Jahren; ein dicker Knubbelknopf links und rechts, dazwischen die Anzeige, drunter die Bedientasten, grob gesagt. Warum auch nicht, wenn es Sinn macht nach dem Motto „form follows function“. Und Funktionen gibt es genug: Radioempfang per UKW oder Digital Audio Broadcasting (DAB/DAB+), Internetradio, Bluetooth sowie Netzwerk-Streaming plus USB- und Miniklinkenports.
Und was soll uns der Slogan „3sixty“ sagen? „360-Grad-Sound für besten Klang an jeder Hörposition im Raum.“ Mutige Aussage. Wir werden hören. Aber die Voraussetzungen sind gegeben: Für live-haftigen Klang setzt das Teufelchen ein Team aus zwei Mittelhochtönern mit Kegel-Diffusor auf der Oberseite des Radios ein.
Hinzu kommt ein Subwoofer, der als sogenannter „Downfire“-Tieftöner am Gehäuseboden angebracht ist; sein Bassreflexsystem gibt noch zusätzlichen Bass-Kick.
Übrigens: „3D-Klang“ gab es bereits bei den Radio-Urahnen mit Röhrenglimmen, zum Beispiel mit dem Grundig „4055“, das seinen für die damalige Zeit voluminösen Klang über mehrere, auch seitlich platzierte Lautsprecher ins rustikal eingerichtete Wohnzimmer blies.
Eigentlich könnte das Teufel Radio 3sixty auch als Stand-Alone-Box wie die hauseigenen Geschwistermodelle Boomster, Bamster XS oder Rockster Air durchgehen, schließlich haben die teils ähnliche Funktionen unter der Haube. Doch das Etikett „Radio“ bringt die Vielseitigkeit des „Weltempfängers“ am besten auf den Punkt.
Die Bedienung: alles easy
Doch vor der ersten Hörsession muss man das 3sixty erstmal dazu vorbereiten. Der Strom kommt aus der Steckdose, einen Akku für eventuelle Open-Air-Sessions haben die Berliner nicht verbaut. Nach dem Einstöpseln des – nicht sehr passgenauen – Netzteilstöpsels auf der Rückseite führt ein clever gemachter Einrichtungs-Assistent Schritt für Schritt verständlich durchs Menü.
Steuern lassen sich die Befehle mit dem rechten „Select“-Knubbeldrehrad aus Kunststoff. Über das linke lässt sich – klassisch – die Lautstärke regeln, aber auch Wiedergabe, Pause und Schlummern für den eingebauten Wecker dirigieren.
Sowohl das Einrichten der WLAN-Verbindung, die Netzwerkstreaming von integrierten Quellen wie einer NAS erlaubt, als auch das Pairing des Smartphones via Bluetooth 4.0 klappte schwuppdiwupp reibungslos.
Ebenso das Suchen von Internetsendern, die das Archiv logisch nach Erdteilen und Ländern offeriert. Beim Drücken des rechten Dreh- und Drückreglers flutschte jedoch gelegentlich mal der gewünschte Menüpunkt weiter. Da diese Programmiertätigkeit jedoch nicht oft anfällt, drücken wir an dieser Stelle ein Auge zu. Wesentlich schwerer wiegt jedoch das Fehlen einer Fernbedienung und der Port für ein LAN-Kabel; da hätte man ja vielleicht noch einige Möglichkeiten mehr. Das gab Abzüge in der Praxisnote.
Auch gut: Der Musik-Streamingdienst Spotify lässt sich für Premium-Abonnenten via Smartphone-App ebenso auf dem Teufel Radio 3sixty aktivieren. Und wer Songs vom USB-Stick abspielen möchte, steckt diesen einfach am rückwärtigen Port ein und kann so WAV-, FLAC-, MP3- AAC- und WMA-Dateien abspielen – oder das Smartphone aufladen.
Für DAB/DAB+, UKW (mit RDS) oder Internet-Radio-Sendungen gibt’s fünf Stationstasten für Lieblingssender. Das Display zeigt die gewählten Aktionen, zum Beispiel Sendernamen, Interpreten oder Titel in bleue an. Album-Covers gibt’s nicht zu sehen. Und was ich mit Freude notiert habe: Teufel hat dem kleinen Radio eine sehr ordentliche, gedruckte Bedienungsanleitung beigelegt. Normalerweise wird man bei solchen Produkten heutzutage nur noch mehr oder minder freundlich aufs Internet verwiesen…
Der Klang des Teufel Radio 3sixty
Das verbaute Zweiwege-Bassreflexsystem strahlt die Musik dank der Schallkegel in alle Richtungen ab. Das ist, wie erwähnt, gewollt. Des Teufels General für „360-Grad“-Einsätze hört auf den Namen Dynamore. Und tatsächlich: beispielsweise im Wohnzimmer auf dem Tisch platziert, beschallt das 3sixty den Raum recht souverän, mit ausgewogenen Klangfarben und auch mit ziemlich packendem Bass, wenn’s mal etwas lauter sein darf.
Zum Beispiel mit David Gilmours Open-Air-Konzert Live At Pompeii (siehe LowBeats CD der Woche 39/2017) – der Klang verteilt sich angenehm im Zimmer. Dabei ist es beinahe egal, von welcher Seite man dem Radio-Teufelchen lauscht: Es entstehen keine akustischen Löcher. Lediglich aus einer etwas weiteren Distanz von vier Metern wirkt der Sound eher wie von einer kleineren Schall-Quelle.
Die Performance des 3sixty geriet mit sämtlichen Quellen zum Vergnügen: Sowohl UKW- als auch Digitalradiostationen fischte es zumindest im Stuttgarter Stadtgebiet brav und sauber aus der Luft, so „Wonderful Life“ von Hurts. Das galt auch für den schwedischen Westküstensender „Bohuslän 100,5“, wo Sprachansagen klar artikuliert rüberkamen. Auch Streaming- und Bluetooth-Sessions wie mit Calexico (CD der Woche 5/2018) oder Anna Ternheim (CD der Woche 48/2017) tönten unerhört lebendig und ohne Effekthascherei. Schön auch, dass man dank des integrierten Internetradios so fantastische Stationen wie KEXP live hören kann – die Jungs und Mädels in Seattle laden regelmäßig feine Musiker zu gut klingenden Sessions ins Studio ein (zum Beispiel die wunderbare Americana-Folk-Singer-Songwriterin Laura Veirs (CD der Woche 17/2018).
Fazit
Teufel aber auch: Für 250 Euro liefert das Radio 3sixty eine souveräne Performance ab – die Vielseitigkeit des smarten Entertainers ist enorm. Via DAB/DAB+, UKW, Bluetooth, Streaming, Internetradio, WLAN/ NAS sowie über einen guten alten Klinkenstöpsel oder USB-Port fährt das Berliner Soundkästchen ein volles Programm. Dabei klingen Musik und Stimmeinlagen gemessen an Größe und Preis stimmig und ausgewogen. Ein Rundum-Spaßmacher.
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Stimmiger Klang, großer Raumeindruck |
| Erstaunlich hohe Pegelmöglichkeiten |
| Prima Verarbeitungsqualität |
| Keine Fernbedienung, kein Kopfhörerausgang |
Vertrieb:
Lautsprecher Teufel
Bikini Berlin,
Budapester Str. 38-50
https://teufel.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Teufel Radio 3sixty: 250 Euro
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