Der Lautsprecher Teufel ist wahrscheinlich der einzige deutsche Anbieter, der die Sache mit dem HiFi nicht ganz so bierernst nimmt wie hierzulande allgemein üblich. Dieser erfrischende Ansatz liegt auch am Fokus: Als größter Audio-Hersteller der Republik hat man immer auch die jugendlichen (oder jung gebliebenen) Hörer im Visier. So lassen die Berliner beispielsweise zu gegebenen Anlässen einen Monster-Beschallungs-Truck auffahren. Aus diesem Gedanken des Laut&Lustig entstanden so eigenwillige (und echt überzeugende) Outdoor-Produkte wie der Akku-getriebene Rockster mit 38-Zentimeter-Bass oder dessen kleinere Geschwister Rockster Air, Rockster Cross und Rockster Go. Die Familie dieser Hochpower-Speaker hat jetzt ein stattliches Oberhaupt bekommen. Der Name: Teufel Power HiFi. Die Mission: verzerrungsarmes Hören jenseits der 120 Dezibel-Marke.

Man könnte auch sagen: Mit der Rockster Familie hat Teufel noch geprobt, mit Power HiFi wird es ernst. Denn dieses System ist größer, leistungsfähiger, lauter. Und es ist – allein schon von der Größe her – vor allem für den Indoor-Gebrauch konzipiert.

Beginnen wir mit den Rahmendaten des Systems. Der Turm ist 126 Zentimeter hoch, 44 cm breit und 40 cm tief. Man könnte auch sagen: echt groß. Das Teufel Power HiFi hat den Look klassischer Bühnen-Monitore, einen schlagfesten Lacküberzug (der auch mal den Inhalt einer Pulle Bier klaglos verkraftet) und wie ein Flightcase sogar Griffe an der Seite. Das mit den Griffen an der Seite ist kein optischer Gag: das gesamte Gebilde wiegt über 60 Kilo.

Der Turm selbst besteht aus drei separaten Modulen: Hochton, Mittelton und Bass. Das erleichtert den Transport. Und wie es sich für ein Beschallungssystem gehört, ist das Teufel Power HiFi selbstverständlich voll aktiv. Jeder Zweig wird von einer eigenen Endstufe angetrieben; der gesamte Endstufen- und Elektronikblock sitzt im (oberen) Hochtonmodul.
Wie auch die Modelle der Rockster-Familie kann man den Teufel Power HiFi Turm einzeln betreiben. Man kann aber auch über symmetrische (XLR-) Verbindungen mehrere miteinander koppeln. Bis vier Stück klappt das super, darüber hinaus beginnt das Komplettsystem hörbar zu rauschen: je mehr Power HiFi Türme, desto stärker das Rauschen. Aber schon vier können einen recht großen Tanzsaal zum Kochen bringen – versprochen. Wir haben das System in der Stereo-Ausführung bestellt – und gehört. Und schon damit haben wir die 120-Dezibel-Schallmauer übersprungen…
Der Aufbau des Teufel Power HiFi Systems
Teufel hat ja mit den oben genannten Modellen der Rockster-Serie viel Erfahrung mit hochbelastbaren Treibern gemacht. Davon stecken im Power HiFi Turm neben Hochtonhorn und Konus-Mitteltöner auch zwei 30 cm Bässe.

Auf den beiden Tieftönern ruht das akustische Fundament des Systems, deshalb sind sie extrem hoch belastbar. Das Gehäuse ist so schlau konstruiert, dass sich zwischen den beiden Bässen ein recht langer Bassreflex-Port ergibt.

Tief- und Mitteltöner werden von einem robusten Gitter vor Berührung geschützt. Halter mit Gummi-Puffern sorgen dafür, dass hier nichts rappelt.

Der Hochtöner indes braucht kein Gitter vor dem Horn. Die Lamellen, die zur besseren Schallverteilung dienen, schützen zugleich die sensible Membran am Hornmund.
Angetrieben werden Hoch-, Mittel und Tieftonsektion von je einer eigenen Class-D-Endstufe. Teufel selbst macht zu der Leistungsfähigkeit dieser drei Endstufen keine Angaben. Außer jene: Zusammen summieren sich hier 420 Watt. Das klingt zuerst gar nicht so üppig, ist aber vor dem Hintergrund des sehr hohen Wirkungsgrads aller Treiber mehr als ausreichend.

Diese komplette Aktivierung erlaubt nicht nur eine perfekte Kopplung zwischen Treiber und Endstufe, sondern auch einige Einstellmöglichkeiten. Zum Beispiel kann man jeden der drei Zweige in seiner Lautstärke regeln. Das ist nicht schlecht, aber ein richtiger Equalizer mit vielen Einstell-Filtern wäre an dieser Stelle noch besser gewesen.

Das Teufel Power HiFi System in der Praxis
Aufgebaut und angeschlossen ist der Turm – wenn man es nicht allein machen muss – ratzfatz. Um ihm die ersten Töne zu entlocken, muss man nur die internen Verbindungskabel einstecken, für Stromzufuhr sorgen und – im Falle eines Bluetooth-Zuspielers auf Bluetooth und “pairen” drücken. Das dauerte bei uns alles in allem keine Viertelstunde.
Betrieben wird das System direkt am Hochton-Modul oder per Fernbedienung, mit der man alle wesentlichen Schritte während des Betriebs durchführen kann.

Die Anschlussmöglichkeiten sind überschaubar, aber ausreichend. Der kleinere Rockster hat zusätzlich einen Mikrofon-/Gitarren-Eingang. Den hätte ich mir hier ebenfalls gut vorstellen können. Vor allem aber fehlt mir ein Equalizer für die tonale Feineinstellung. Denn den kritischen Mittenbereich kann man (wie auch den Bass und den Hochton) nur komplett im Pegel heben oder senken. Schade: Eine partielle Absenkung des Bereichs zwischen 2.000 – 3.000 Hertz wäre eine deutlich klangsteigernde Maßnahme. Aber dazu später mehr.
Kommen wir zu dem, was die Teufel Power HiFi Türme ganz besonders gut können: Pegel. Hohe Pegel. Und wer will: ganz hohe Pegel. Wir mussten zur Auslotung des Systems den Darstellungsraum unseres Messdiagramms verändern – die Pegelspitzen hätten sonst nicht mehr draufgepasst.
Selbst bei 110 Dezibel Durchschnittspegel sieht das noch sehr manierlich aus. Was heißt das genau? Mit zwei Teufel Power HiFi Türmen (wie man sie ja zum Stereo-Hören braucht) erreicht dieses System Spitzenwerte von 122 Dezibel. Das ist der höchste je bei LowBeats gemessene Wert. Ich habe ja immer geschrieben, einer der größten Vorteile des LowBeats Hörraums sei es, dass wir ungestört sehr laut hören können. Das liegt einerseits an der hohen Geräuschdämmung des Gebäudes und andererseits an den genügsamen Nachbarn.
Nachdem ich aber mit dem Power HiFi eine halbe Stunde lang ausprobiert hatte, was pegelmäßig machbar ist, begannen selbst unsere hartgesottenen Nachbarn zu murren. Das ginge jetzt zu weit, man würde sein eigenes Wort nicht mehr verstehen und so weiter… Ich hatte natürlich ein Einsehen. Auch, weil ich merkte, dass sich bei mir langsam ein leichtes Pfeifen im Ohr einstellte. Und das, obwohl wir einen Hörabstand von über 4 Metern haben. Die Teufel PR-Leute schrieben dazu: “it might get loud”. Recht haben sie. Eine Disco-mäßige Beschallung von Räumen bis 50 Quadratmetern ist durchaus gewährleistet…
Hörtest
Als wir den mobilen Rockster im Test hatten, tat ich mich anfänglich mit der tonalen Einstellung etwas schwer. Aber irgendwann gelang es am Ende doch recht gut und der Test geriet zum großen Spaß.
Mit dem Teufel Power HiFi hatte ich ähnliche Schwierigkeiten, konnte sie aber mit den Bordmitteln nur bedingt lösen; die oberen Mitten drängten sich deutlich hervor und ließen Streicher und Stimmen unangenehm hart erscheinen. Die Lösung im gut bedämpften LowBeats Hörraum lautete: die Mitten um 4 Dezibel absenken, den Hochton um 2 Dezibel anheben. Dann klang es OK. Das System brachte die volle Dynamik, die Bässe hatten viel Wucht und sogar die räumliche Abbildung entsprach der eines ordentlichen HiFi-Lautsprechers. Aber eine so breitbandige Absenkung der Mitten kostet natürlich Spielfreude und Detail-Genauigkeit.
Wie oben schon angedeutet, kommt man mit einem Equalizer sehr viel weiter. Da ich mal unterstelle, dass nur die wenigsten Menschen das Power HiFi System tatsächlich als klassische Box zuhause, sondern eher für Beschallung nutzen wollen, ist das Einschleifen eines solchen vielseitigen Klangreglers ja auch keine Hürde; bei Europas größtem Musikalienhändler Thomann etwa gibt es die nützlichen Zusatzgeräte schon ab 200 Euro. Beim Zuspiel per Bluetooth über das Smartphone oder Tablet ist es noch einfacher: Da kann man für wenig Geld eine der Equalizer-Apps herunterladen.
Diese zusätzliche Investition lohnt sich. Mit einer Absenkung von 3 – 4 Dezibel im kritischen Bereich von 2.000 – 3.000 Hertz wird das Klangbild sehr viel geschmeidiger und angenehmer. Vor allem: Man kann beliebig hohe Pegel fahren und es bleibt trotzdem ausgewogen. Und dann zeigt sich plötzlich, dass der Hochtöner gar nicht übel ist und erstaunlich fein spielen kann.
Dieser kleine Umweg über den Equalizer stellte die ersten Hörerfahrungen auf den Kopf. Nun lief das übliche Programm von Hörteststücken ab und zeigte, dass die Power HiFi Türme sehr ordentlich Musik machen können. Allerdings tendierten wir mehr und mehr zu den eher basslastigen Aufnahmen: Infected Mushrooms, Felix Laband, Underworld, Yello, also Musik zur Zwerchfell-Massage. Ich fühlte mich zurückversetzt in die Zeiten, in denen ich mir als Teenie in der Disco von den mächtigen Electro Voice Sentry 3 Lautsprechern im Nahfeld mit Musik von Level 42 oder Supermax den Pegelrausch gab. Großartig.

Denn die Bässe halten erstaunlich gut mit: nicht ultra-tief, aber satt, wuchtig, konturiert – im Grunde so, wie man es in einer guten Disco erwartet. Man hat das Gefühl, dieses System hat keine Pegel-Limits. Beziehungsweise: Wenn man die Pegel-Limits erreicht, ist es verdammt laut. Und weil das System die Finger immer wieder dazu verführt, an der Fernbedienung den Pegel hochzuziehen, kommt es dann zu solchen Begegnungen mit den Nachbarn, die schon seit einer Ewigkeit an die Tür klopfen. Was aber fast sinnlos ist, weil man es ja nur in den Pausen hört…
Das Fazit zum Teufel Power HiFi…
…fällt gemischt aus. Der kleinere Rockster ist als mobiler Spaßmacher auch sehr pegelfest, aber vielseitiger. Er hat als coole Beschallung von Werkstatt, Atelier, Agentur oder einer Strandparty ein sehr breites Anwendungsfeld. Das des Teufel Power HiFi ist enger. Hier zielen die Berliner auf die Disco von Jugendeinrichtungen oder auf die Beschallung kleiner Bühnen – und geraten damit in Konkurrenz der hier schon längst arrivierten Firmen wie Bose, JBL, Electro Voice, Mackie oder Behringer.
Die gute Botschaft: Das Teufel Power HiFi kann mit den Produkten der Altmeister gut mithalten und hat aufgrund seiner modernen Ausrichtung nicht nur wegen der möglichen Bluetooth-Zuspielung etliche Vorteile….
Sicher wird es auch Leute geben, die sich mit dem Power HiFi zu Hause die volle Dröhnung geben wollen. Ihnen sei – wie allen Betreibern dieses außergewöhnlichen Systems – ein Equalizer dringend ans Herz gelegt. Erst mit ihm zeigt der Teufel Turm, welches klangliche Potenzial wirklich in ihm steckt. Umso unverständlicher ist, dass Teufel den EQ nicht eingebaut hat.
Die LowBeats Messungen ergaben einen Pegelspielraum von rund 120 Dezibel. Wir erinnern uns: das ist die Schmerzgrenze. Man muss ja nicht so laut. Aber man hat immer das gute Gefühl, dass da noch Reserven sind…
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Extrem verzerrungsarmer Pegel bis 120 dB |
| Das System ist beliebig erweiterbar |
| Transportabel, Bluetooth-fähig |
| Nur ein 3-stufiger EQ |
Vertrieb:
Lautsprecher Teufel
Bikini Berlin,
Budapester Str. 38-50
https://teufel.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Teufel Power HiFi: 1.300 Euro
Teufel Power HiFi Stereo-Set: 2.500 Euro
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