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Nubert nuVero 30 vorn/hinten
Die Nubert nuVero 30 ist auch nach fast 7 Jahren Laufzeit eine der ungewöhnlichsten Kompaktboxen der 1.000-Euro-Klasse. Und immer noch eine der besten... (Foto: H. Biermann)

Test Kompaktbox Nubert nuVero 30

Wer auf der Suche nach außergewöhnlichen Lautsprechern der 1.000 Euro-Klasse ist, kommt an der Nubert nuVero 30 nicht vorbei. Sie hat nicht nur alle Voraussetzungen für eine hochklassige Wiedergabe, sondern kann – auf Knopfdruck quasi – auch zum Dipol-Effektspeaker einer Surround-Anlage werden. Das Konzept ist offenkundig so stimmig, dass Nubert die Kleine schon seit fast sieben Jahren (sie ist damit älter als LowBeats…) im Programm hat. Doch der Test zeigt: Klanglich muss sich der Oldie auch vor modernsten Mitbewerbern nicht verstecken. Und konzeptionell gibt es eh keine Alternativen im HiFi. Die kleinste nuVero war Teil unseres bislang umfangreichsten Vergleichstests…

Nubert nuVero 30 von hinten

Die Besonderheiten der Nubert nuVero 30…

…sieht man von hinten fast besser. Zum einen wäre da ein Hochtöner auf der Rückseite. Oder eine ganze Batterie an Kippschaltern zur Klang-Beeinflussung. Zudem die überstehende, lackierte Schallwand – von Nubert liebevoll „Klangsegel“ genannt – die man von hinten besser erkennt. Interessant auch, was man nicht sieht: ein Anschlussfeld. Das nämlich haben die Nubert-Entwickler nach unten verlegt. Aber der Reihe nach.

Nubert nuVero 30 Schallwand
Die Schallwand ist vorgesetzt und 30 mm stark. Es gibt sie in den Metallic-Farben Schwarz, Weiß oder Rubinrot (Foto: H. Biermann)

Auch die kleinste nuVero ist – Usus in dieser Klasse – eine 2-Wege-Konstruktion mit Bassreflex-Unterstützung. Doch wie so häufig bei Nubert finden wir hier keinen klassischen Tiefmitteltöner, sondern ein ungewöhnlich hubfreudiges Exemplar: der propere 15 cm Bass ist eigentlich ein Subwoofer. Schon dieses Detail darf man als Hinweis nehmen, dass die nuVero 30 womöglich recht pegelfest ist…

Der Hochtöner ist seit vielen Jahren bewährt und im Falle der nuVero auch deshalb interessant, weil in dieser Kompaktbox gleich zwei davon sitzen. Aktiviert man den hinteren per Kippschalter auf der Rückseite, wird der vordere im Pegel etwas zurückgenommen, weil ja der Hochtonpegel aus dem Rückraum dazu kommt. Dem HiFi-Fan wird es natürlich in den Fingern jucken, auszuprobieren, wie die nuVero 30 im Diffus-Modus klingt. Aber ich kann die Sache hier abkürzen: eben genau so – diffus. Der Raum wird irgendwie größer, aber Details werden erheblich weniger genau nachgezeichnet. Für klassisches Stereo also kein  ernsthafte Option.

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Nubert nuVero Hochtöner
Der Hochtöner der Nubert nuVero ist über lange Jahre bestens bewährt und immer wieder verfeinert worden. Es verfügt über eine 26 mm große Seidengewebe-Kalotte (Foto: H. Biermann)
Nubert nuVero 30 Bass
Der Tieftöner ist eine Ansage. Neben seiner großen Hubfähigkeit ist er dank Doppel-Magneten auch vergleichsweise wirkungsgradstark (Foto: H. Biermann)
Nubert nuVero 30 Einstellungen
Über Kippschalter auf der Rückseite lassen sich sowohl der Bass als auch der Hochton dezent im Klang anpassen. Interessant ist der Schalter ganz rechts: Er macht aus der nuVero 30 einen Dipol für Surround-Sound (Foto: H. Biermann)
Nubert nuVero 30 Frequenzweiche
Die Frequenzweiche ist für diese Preisklasse ungewöhnlich komplex (Foto: Nubert)
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Die Frequenzweiche ist wie so oft bei Nubert ein komplexes Werk. Kein Wunder: Für den Dipol-Modus ist ein eigenes Netzwerk zuständig. Zudem müssen passiv (also mit vielen Bauteilen) die dreistufige Hochtonanpassung in „brillant“, „neutral“ oder „sanft“ sowie die einstufige Bass-Absenkung umgesetzt werden.

Letzteres ist fast schon ungewöhnlich für einen Nubert-Speaker, die ja immer sehr satt im Bass daherkommen… Erwähnenswert, weil im HiFi sonst kaum zu finden, sind die Sicherungen vor den Hoch- und den Tieftönern. Werden sie übersteuert, verweigern sie den Signal-Durchfluss, öffnen ihn aber nach einer gewissen Zeit wieder. Diese Sicherungen sind bestimmt nicht klangförderlich, aber sie sind bei Pegelfreunden natürlich eine sinnvolle Einrichtung, die Geld und Nerven spart.

Praxis

Die Bassabsenkung macht aber spätestens dann Sinn, wenn die nuVero 30 als Rearspeaker direkt an der Wand eingesetzt wird. Denn dicht an der Wand wird der Bass sowieso zu dick, da ist eine Absenkung hilfreich.

Nubert nuVero 30 Anschluss
Der Bi-Wiring-Kabelanschluss liegt wenig praktisch auf der Unterseite der Nubert (Foto: H. Biermann)

Das Bild zeigt auch das Anschlussfeld auf der Unterseite. Bei einer Anbringung mit Wandhalter macht das absolut Sinn. Wenn man die Nubert nuVero 30 aber als klassische Stereo-Box auf einem Ständer betreiben und womöglich stattliche Kabel à la Wire World Eclipse oder Kimber Kable 12 VS verwenden will, kommt man echt in die Bredouille, weil die angeschraubten Füße viel zu flach sind und die Kabel die Box hochdrücken. Man konnte jedenfalls während des Tests ziemlich lautes Fluchen aus dem Hörraum hören…

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LowBeats Pegel-Messung Nubert nuVero 30 @94dB
Die kleinste nuVero schlug sich bei der Pegel-Messung @94 dB echt wacker…
LowBeats Pegel-Messung Nubert nuVero 30 @97 dB
… und konnte bis zum weitgehend unverzerrten Dauer-Maximalpegel noch drei 3 dB drauflegen. Mit 97 dB ist sie eine der pegelstärksten HiFi-Boxen ihrer Größen- und Preisklasse (Messung: J. Schröder)
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LowBeats Pegel-Messung Nubert nuVero 30: Impedanz, Phase, EPDR
Impedanz (rote Kurve) und Phase (blaue Kurve) sind vergleichsweise wellig, wahrscheinlich eine Folge der vielen Filter (Messung: J. Schröder)

Die Impedanz liegt so gut wie immer oberhalb 4 Ohm und auch der Phasenverlauf ist zwar etwas unruhig, aber nicht wirklich kritisch. Doch der aus Phase und Impedanz resultierende EPDR-Wert gibt einen Hinweis darauf, dass der angeschlossene Verstärker stark und stabil sein sollte. Nubert selbst empfiehlt unter anderem den NAD C 338. Ich würde sagen, der flache Amp liegt an der unteren Leistungsgrenze dessen, was die nuVero 30 braucht. Unser Allzeit-Tipp Cambridge Audio CX-A 81 dürfte hier besser passen.

Hörtest

Über das Thema Dipol-Modus haben wir oben schon gesprochen, konzentrieren wir uns also auf die „Direkt-Wiedergabe“. Die nuVero 30 klingt damit tendenziell nüchtern-ausgewogen, aber auch ungemein fein und schön entspannt. Die Nubert gehört zu jenen Lautsprechern, die sofort überzeugen, weil sie trotz aller Neutralität sehr charmant und überzeugend tönt. Ein Teil ihrer Überzeugungsfähigkeit ist die Homogenität, die Stimmen so echt klingen lassen. Ein anderer Teil ist die große Breitbandigkeit beziehungsweise der erfreulich große Tiefgang: man hat bei der nuVero 30 auch bei höheren Pegeln das Gefühl, eine größere Box zu hören.

Wir haben die Nubert mit den wichtigsten Lautsprechern dieser Klasse verglichen. Ergebnis: In puncto Bassqualität kann ihr kaum einer das Wasser reichen. Da geht es nicht nur um knackige Präzision oder den reinen Tiefgang – da sind Canton Vento 20 (Präzision) oder Dynaudio Emit 20 (Tiefgang) fraglos noch stärker. Bei der Nubert macht es der Dreiklang aus Tiefgang, recht hoher Präzision und hohem Pegel.

Selbstredend haben wir die nuVero 30 mit den gängigen Tiefbass-Teststücke malträtiert. Dazu gehört auch Hans Zimmers Soundtrack zu „Fluch der Karibik“ (Pirates Of The Caribbean). Die meisten Lautsprecher dieser Klasse steigen schon bei mittlerem Pegel aus – einfach, weil die kleinen Tieftöner von diesen Subbass-Anforderungen schlicht überfordert sind. Anders die Nubert: Auch bei ihr fehlen die beiden unteren Oktaven. Aber sie stellt die wuchtigen Pauken erstaunlich realistisch nach. Das hört man selten in dieser Klasse.

Eine, wenn nicht sogar DIE klangstärkste Box dieser Klasse ist die KEF LS 50 Meta. Mehr noch als die Nubert legt die kleine Engländerin allerfeinste Mittendetails frei und modelliert eine noch greifbarere Abbildung. Das schafft keine Box um 1.000 Euro so gut – auch die Nubert nicht. Doch die kontert diese Qualitäten mit einer wesentlich größeren Dynamik und dem satteren Bassfundament.

KEF LS 50 Meta vs nuVero 30
Wie auch die Nubert nuVero 30 konnte die KEF LS 50 Meta voll überzeugen. Beide haben allerdings etwas unterschiedliche Schwerpunkte (Foto: H. Biermann)

Fazit Nubert nuVero 30

Die nuVero 30 ist nach über sechs Jahren Laufzeit nicht mehr die Neueste, und ist doch auf ihre Art immer noch auf der Höhe der Zeit. Ihre konstruktionsbedingte Besonderheit – nämlich auch als Dipol zu fungieren zu können – werden sicherlich nur wenige Musikfreunde nutzen. Vielleicht bringt Nubert ja noch mal eine Variante ohne Dipol-Hochtöner, die dann wahrscheinlich deutlich unter 1.000 Euro kosten könnte…

Denn auch ohne diesen Zusatz überzeugt die kleine nuVero mit toller Neutralität und erstaunlichem Tiefbass. Und mit einer Pegeltüchtigkeit, die auch Freunde von Live-Konzerten in hoher Lautstärke beglücken dürfte. Das einzige Manko der Nubert: Sie braucht dafür einen echt leistungsfähigen Verstärker – der idealerweise in der gleichen Preisklasse (oder höher…?) liegen sollte.

Nubert nuVero 30
2022/01
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Wunderbar ausgewogener Klang mit feinen Mitten
Satt-kräftiger Tiefbass
Hoch- und Tiefton anpassbar, Dipol-Modus schaltbar
Enorm pegelfest

Vertrieb:
Nubert electronic GmbH
Goethestraße 69
73525 Schwäbisch Gmünd
www.nubert.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Nubert nuVero 30: 1.190 Euro

Die technischen Daten

Nubert nuVero 30
Technisches Konzept:Passivbox, 2-Wege Bassreflex
Bestückung:Bass: 1 x 15 cm, Hochton: 2 x 26 mm
max. empf. Raumgröße
22 Quadratmeter
mind. empf. Verstärkerleistung (B-40 / B-30):2 x 30 Watt / 2 x 30 Watt
Maximalpegel (Dauer / kurzfristig:97 / 109 Dezibel
Farben (Schallwand):
Diamantschwarz, Kristallweiß, Rubinrot
Besonderheit:selbstrückstellende Sicherung vor Hoch- und Tieftöner
Abmessungen:31,5 x 20,3 x 28,0 cm
Gewicht:9,0 Kilo
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler

Vergleichstest: die besten Kompaktboxen um 1.000 Euro
Test KEF LS50 Meta: die ikonische Kompaktbox auf den Punkt gebracht
Test Kompaktbox Canton Vento 20
Test Kompaktbox Dynaudio Emit 20
Doppeltest Vollverstärker: Cambridge Audio CX61 und CX81

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.