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Siltech ST-18 iQ
Die Silber-Kabel wurden immer besser, das royale Blau der Ummantelung aber blieb: Siltech ist nun schon über 40 Jahre am Markt (Foto: Siltech)

40 Jahre Siltech: Widerstand ist zwecklos!

Ende vergangenen Jahres feierte die niederländische Kabelschmiede Siltech ihren 40. Geburtstag. Und wie so oft wollten wir auch hier passend zum Fest einen langen Blick zurück auf die zentralen Entwicklungsstationen der High End Spezialisten werfen. Doch in diesem Fall ließen wir uns etwas Zeit. Denn zum Jahreswechsel übernahm Siltech den Kabelhersteller HMS des Leverkusener Kabel-Ingenieurs Hans M. Strassner, der zumindest im Technik-orientierten Deutschland einen Ruf wie Donnerhall hat. Diese Entwicklung wollten wir doch noch abwarten…

Ausgerechnet Kabel! Es gibt kaum eine Komponente im HiFi-Universum, die seit Jahrzehnten umstrittener ist. Ganz unschuldig sind daran auch die Fachmedien nicht, da wurde schon mal eine Strippe gelobt, die sich im Nachhinein als Hausmannskost in edler Verpackung entpuppte. Nicht wirklich gut für die Reputation – auf beiden Seiten. Und ausgerechnet in dieses Haifischbecken der Klangoptimierung tauchte Edwin van der Kley-Rynveld vor mehr als 30 Jahren ein, um sich darin pudelwohl wohlzufühlen. 1992 kaufte der Niederländer die damals seit neun Jahren aktive Kabel-Edelschmiede Siltech (Siltech ist ein Kofferwort aus Silver und Technology), obwohl er einst selbst nicht bereit war, mehr als ein paar Gulden für ein Lautsprecherkabel auszugeben …

Siltech gehört längst zu den renommiertesten Kabelschmieden weltweit – und nicht nur das: Auch edle Verstärker und außergewöhnliche Boxen haben die Werkshallen bereits verlassen und für weit mehr als nur einen Achtungserfolg gesorgt. Wie kam es dazu? Und woher kam die Wandlung des wenig kabelinteressierten Firmeninhabers zu einem Verfechter der edlen Verdrahtung?

Siltech Gebäude
2018 wird die Produktionsfläche bei Siltech auf 10.000 m² erweitert – eine Verdoppelung zum verherigen Stand (Foto: Siltech)

1970er: Dünne Kupferlitze als Lautersprecherkabel

Wir sind hier ja in der LowBeats-History und um die oben gestellten Fragen zu beantworten, bedarf es zunächst eines kurzen Blicks in die Geschichte des Lautsprecherkabels. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Boxen und die dazugehörigen Kabel, die ihre Eltern besaßen. In vielen Fällen waren die Kabel fest in der Lautsprechergehäuse geführt, bei der Strippe handelte es sich zumeist um eine 0,75 mm² dünne Kupferlitze. Am anderen Ende befand sich entweder ein dreipoliger (bis in die 1960er-Jahre) oder ein zweipoliger Stecker nach DIN 41529 (bis 1980er-Jahre). Das Boxenkabel war in der Regel grau oder schwarz und sollte möglichst nicht auffallen.

Ein Blick über den großen Teich offenbart ähnliches. Noch in den 1970er Jahren wurde im Handbuch zur Dahlquist DQ-10 bei einer Strecke von bis zu 30 Fuß (9,14 Meter) „18er Lampenkabel“ zum Anschluss der Lautsprecher empfohlen – ein Leitungsquerschnitt von immerhin 1 mm². Zitat: „Kleinere Kabel können einen so hohen elektrischen Widerstand aufweisen, dass sie die Dämpfung durch den Verstärker verringern und das Einschwingverhalten bei niedrigen Frequenzen beeinträchtigen.“

Man war auf dem richtigen Weg, sichtbar sollten Boxenkabel aber auch in den USA offenbar nicht sein. Dahlquist war übrigens eine Boxenschmiede, die Saul Marantz einst gemeinsam mit dem Namensgeber Jon Dahlquist gegründete, nachdem er die Marantz Audio Company verkauft hatte. In Japan schrieb etwa zu der gleichen Zeit (1976) der HiFi-Journalist Saburo Egawa (1933 – 2015) in der Zeitschrift „Audio Accessoires“ einen ersten Fachartikel zu dem Thema: „Kabel machen einen großen Unterschied in der Klangqualität“. Egawa hatte zuvor Blindtests mit Lautsprecherkabeln verschiedener Hersteller durchgeführt. Seine Rubrik, „Saburo Egawas Laboratorium“, war sehr beliebt. Inspiriert wurde Egawa durch Forschungsergebnisse der Universität Akita, in denen erstmals vom sogenannten „Skin-Effekt“ die Rede war.

Als Skin-Effekt wird eine bestimmte physikalische Eigenschaft von Wechselstrom bezeichnet: Je nach Frequenz des Wechselstroms wird dieser im Leiter (hier: Boxenkabel) an die Oberfläche gedrängt. Je höher die Frequenz ist, desto stärker wird die Verdrängung. Der Grund für diese Art Verdrängung ist ein im (Boxen-)Kabel entstehendes Magnetfeld, das auf die Elektronen einwirkt. Durch die Verdrängung steht dem Strom ein geringerer Querschnitt im Leiter zur Verfügung, und damit steigt schließlich auch der Widerstand im Leiter an. Wer mehr erfahren möchte, den verweise ich auf den tiefergehenden Bericht des LowBeats-Toningenieurs Jürgen Schröder „Kabelklang im HiFi – Mythos der Realität?“, der sich eingehend und verständlich mit dem Thema auseinandersetzt, unter anderem auch mit der Frage, wie seriös Kabelklangtests denn eigentlich sind.

1980er: Boxenkabel werden groß

Die Forschungen in Japan und die journalistische Auseinandersetzung in Sachen Boxenkabel hatten weltweit zur Folge, dass bessere Lautsprecherkabel entwickelt wurden. 1979 gründeten sich etwa in den USA Kimber Kable und Monster Cable Products. 1987 entstand in Japan die erste Kupferreinigungsanlage, eine Entwicklung die ebenfalls massiven Einfluss auf die Herstellung von Lautsprecherkabeln hatte. Der meistverwendete Stoff für Kabel ist Kupfer, der vielleicht noch besser klingende ist Silber. Mit einem spezifischen Widerstand von 0,016 Ω⋅mm²/m zählt Silber noch vor Kupfer und Gold zu den am besten leitenden Materialien überhaupt. Es kostet aber auch mehr. Während der Preis für das Kilogramm Kupfer bei 7,90 Euro liegt, sind für das Kilo Silber 720 € auf den Tisch zu legen – Gold schlägt gar mit 63.500 Euro zu Buche (alle Zahlen: 03/2024). Und wir reden hier noch nicht von Laborqualitäten.

Monster Cable waren es im Übrigen auch, die der HiFi-Händler seines Vertrauens Edwin van der Kley-Rynveld einst als Student mit den Worten: „Du solltest dieses neue Monster-Kabel ausprobieren“ zu verkaufen versuchte. Der heutige Siltech-Chef: „Das waren einfach zwei Kabel nebeneinander mit einer durchsichtigen Hülle. Als ich ihm sagte, dass ich etwa fünf Meter bräuchte, wollte der 200 Gulden dafür haben! Das wären heute etwa 200 Dollar. Da sagte ich ihm, dass ich nie im Leben so viel Geld für Boxenkabel ausgeben würde.“ So ändern sich die Zeiten: Heute kosten drei Meter der edelsten Siltech-Ware vom Typ Royal Triple Crown Lautsprecherkabel über 72.000 Euro …

Es lässt es sich übrigens wunderbar mit dem niederländischen Multitalent plaudern. Wir haben uns mehrfach getroffen und oft telefoniert. Und jedes Mal sprachen wir selbstverständlich über Siltech, aber auch über Gott und die Welt. Schnell ist man bei einem so symphatischen Menschen beim „Du“, weshalb auch hier einfachheitshalber von „Edwin“ die Rede ist. Und weil Edwin nicht nur Firmenchef, sondern auch Mastermind ist, lassen wir ihn ein bisschen aus der Jugend erzählen. Schon als Schüler baute sich Edwin aus Kostengründen die Fernbedienung für seine RC-Spielzeuge selbst und hat Modellraketen mit einem Schulfreund angefertigt, die bis in die nächste Stadt flogen. Kurz danach gab er das Hobby aus guten Gründen auf… Er entwickelte als Teenager seinen eigenen Verstärker, er spielt auf Profi-Niveau Klarinette, hat in Orchestern musiziert, er komponiert. Und für einen Hochschulabschluss in Elektronik hatte er auch noch Zeit …

Gabi und Edwin van der Kley-Rynveld
Gabi und Edwin van der Kley-Rynveld sind die kreativen Köpfe die die Unternehmen Crystal Cable und Siltech vorantreiben (Foto: Siltech)

Seine Frau Gabi, eine Konzertpianistin, lernte er 1991 beim Klavierunterricht kennen. Er sei allerdings kein überragender Schüler gewesen, wie mir Gabi van der Kley-Rynfeld zuflüsterte. Wir erzählen es nicht weiter … Auf eine gewisse Weise ist dies aber auch beruhigend – er hat ja genügend Talente. Gabi führt seit 2004 ein eigenes Unternehmen – Crystal Cable. Auch hier wird edelste High-End-Feinkost serviert. Crystal hat sich auf extrem dünne und flexible Kabel spezialisiert. Über beiden Unternehmen steht die International Audio Holding, kurz IAH.

1983: Siltech wird gegründet

Siltech wurde 1983 von zwei ehemaligen Studenten gegründet, die sich an der Universität kennengelernt hatten. Der eine war Lehrer, der andere arbeitete in der Geriatrie. Beide vereinte die Leidenschaft zur Musik und die unverfälschte Wiedergabe in einer HiFi-Kette. Auch sie hatten von den japanischen Forschungsergebnissen gehört und schlugen neue Wege ein. Sie testeten das elektrische Verhalten von Kabeln und betrachteten nicht nur das Leitermaterial, sondern auch die Isolierung und verschiedene Verdrillungen. Schnell kamen sie zu dem Ergebnis, dass Silber für den Audioeinsatz ideal geeignet war. Im Ergebnis entstand ein recht unflexibles Silberkabel, das aber hervorragend klang und sich allein durch Mundpropaganda gut verkaufte – das FT-12. Auch die Siltech-Farbe wurde bereits in den 1980ern gesetzt: Blau. Dabei ist es bis bis heute geblieben.

Edwin hatte zu dieser Zeit das Elektronikstudium längst absolviert und arbeitete unter anderem für Exxon und Philips. Ebenfalls 1983 gründete er „Audio Service“, ein Unternehmen, das sich der Modifizierung und Reparatur von High-End-Audio verschrieben hatte. Siltech wollte wachsen und auch im Elektroniksegment auftreten und beauftrage Edwin mit der Konstruktion eines Verstärkers, dem Sphinx. Ein Amp, der bis in die 2000er-Jahre produziert werden wird. LowBeats-Mitstreiter Jürgen Schröder lernte Edwin van der Kley-Rynveld zu dieser Zeit kennen, als der seine Sphinx Project 10 vorstellte: eine vollständig symmetrisch aufgebaute Transistor-Endstufe mit Lautstärkeregler. Lesen Sie dazu auch Jürgens Firmenporträt „Audiophiler Geist trifft High-Tech-Engineering“, das er nach einem Firmenbesuch in den Niederlanden schrieb. Darin erfahren Sie auch alles zu den Forschungen bei Siltech, etwa dass Silber nicht gleich Silber ist und eine Prise Gold ein Kabel noch besser machen kann und vieles mehr.

1992: Multitalent Edwin van der Kley-Rynfeld übernimmt

1992 ging dem Ur-Siltech finanziell die Puste aus. Nach einem Umzug und einem Neubau von Fabrikgebäuden mussten die damaligen Inhaber feststellen, dass sie sich übernommen hatten und Unterstützung brauchten. Sie wandten sich an Edwin, der das Unternehmen schließlich komplett übernahm. Heute gesteht er unumwunden, dass er eigentlich gar keine Kabel produzieren, sondern sich auf den Verstärkerbau konzentrieren wollte. Und da geschah etwas, das Edwin wohl niemals bereut hat: Er hörte auf die Mitarbeiter, die davon erfuhren, dass die Lautsprecherkabelproduktion eingestellt werden sollte. Sie sagten: „Hör dir das mal an.“ Edwin spitzte die Löffel – und war begeistert! Er erkannte das Potenzial, das in den Kabeln steckte, jedoch konnte ihm niemand genau erklären, warum diese Kabel so besonders gut klangen.

Das war der Einstieg in die Grundlagenforschung. Metallurgische Forschung und die darauf aufbauenden, bis ins kleinste Detail ausgearbeitenden Produktions- und Verarbeitungstechniken, sind es, was Siltech als Premium-Unternehmen auszeichnet. Aus dem einstigen „Strippen-Saulus“ wurde ein „Kabel-Paulus“. Edwin heute: „Aus technischer Sicht sind Kabel nur dann sinnvoll, wenn man Widerstand, Induktivität und Kapazität als wesentliche Werte betrachtet. Doch diese Werte sind für die Klangqualität nicht entscheidend. Es muss unbedingt geprüft werden, was an Rauschen und Verzerrungen hörbar ist.“ Edwin investierte noch im selben Jahr mächtig in Messtechnik. Seine Devise: Wenn etwas durch experimentelle Forschung gut klingen konnte, dann sollte dies auch nachgemessen werden können.

Siltech-G3
Der G3-Standard ist bei Siltech seit 1997 in Produktion und erfreut bis heute Fachleute wie Musikliebhaber (Foto: Siltech)

Bereits beim Ur-Siltech-Kabel war deutlich herauszuhören, dass Silber sehr gut geeignet ist, um beste Klangresultate zu erzielen. Darauf aufbauend und durch die nun akribisch betriebene metallurgische Forschung entstanden neue Generationen an Kabeln. Die längste Historie hat dabei der 1997 eingeführte Leiterwerkstoff G3. Die Rezeptur hier lautet: Reinsilber mit einem penibel definiertem Anteil Gold, der beim Schmelzprozess hinzugefügt wird. Wieviel Aurum dem Argentum beigemischt wird, ist das Ergebnis harter Wissenschaft und Messungen – wird aber natürlich nicht verraten. Für die Entwicklung der Leiter aus monoskristallinem Silber und Silber-Gold-Legierungen sind bei Siltech eigens spezialisierte Metallurgen angestellt.

Siltech Potrait: Siltech Silber-Gold-Alloy
Die spezielle Mischung des Siltech Silber-Gold-Alloy (Grafik: International Audio Holding)

Der Leiter ist jedoch nur ein Teil des Geheimnisses bei Siltech. Ebenso viel Bedeutung wird der Abschirmung beigemessen. Elektrische Ströme erzeugen ein Magnetfeld, das man abschirmen möchte, da es von nahegelegenen Kabeln (z.B. Cinch-Kabel) aufgefangen wird. Hinzu kommen heute gängige Feldenerigen, wie sie etwa durch externe Netzteile (Trafos), Bluetooth-Verbindungen, WLAN-Router, Handys und anderem mehr emittiert werden. All diese gilt es in einem hochwertigen High End-Umfeld zu eliminieren. Siltech hat sich auch hier breit aufgestellt. Edwin: „Die meisten Kabel am Markt werden mittels Try and Error entwickelt, was zwar eine gute Methode ist, aber viel Zeit in Anspruch nimmt. Und wenn es komplexer wird, wird der Prozess fast unmöglich.“

Siltech hat deshalb auch Ingenieure aus dem Bereich der elektromagnetischen Forschung im Team. Die Werkstoffe PEEK (Polyether-Ether-Keton) und Kapton (eine hochfeste Polyimid-Folie, aus dem etwa das Sonnenschild des James-Webb-Weltraumteleskops besteht), sind es, die schließlich in die G3-Technologie mündeten. Man muss kein Fachmann sein, um zu erkennen, dass hier nur beste und extrem teure Materialien zum Einsatz kommen.

Siltech Kabel Messe
Siltech-Kabel sind nicht nur bei Musikfreunden sehr beliebt, weshalb die teuren Stücke bei Messen hinter verschlossenen Vitrinenschränken bewundert werden müssen (Foto: Siltech)

Seit neuestem können im Magnetiklabor zudem Magnetfelder in 3D analysiert werden. Ein Mitarbeiter in diesem Bereich ist Kingson Zhou, der bei seinen Forschungen untersucht hat, wie stark die Emissionen von Stromkabeln auf Signalkabel einwirken. Weitere Untersuchungen brachten zutage, dass die Störungen besonders an den Kabelende auftreten. Am Ende seiner Forschungesarbeiten gelang es ihm diese Emissionen bei Siltech- und Crystal-Verbindungen zu unterbinden. Für die Forschung an optimalen Stromkabeln hat Siltech zwei Jahre investiert, bis man mit den Klangergebnissen zufrieden war.

Siltech Potrait: COMSOL Simulation audiophile cable concepts
Kingson Zhou bei der Simulation neuer Kabel-Entwicklungen (Foto: J. Schröder)

Den größten Aufwand betreiben die Niederländer bei der Herstellung der Baureihe Royal Triple Crown. Die Herstellung dieser Spezialkabel erfordert sogar einen schrittweisen Trainingsprozess. Eise Willemsma ist einer der Mitarbeiter, der die Qualifikation der Produktion von Royal Triple Crown erreicht hat. Wie alle Angestellten bei Siltech nimmt auch er regelmäßig an Hörtests teil und hat bereits selbst Tipps zu Optimierung des Kabels gegeben, die sich als sinnvoll herausstellten. Am liebsten stellt er das Royal Triple Crown her, da die Fertigung eine echte Herausforderung darstelle. Für einen Satz Lautsprecherkabel von diesem Typ, benötigt Willemsma einen ganzen Arbeitstag. Zitat: „Bei nur einem kleinen Fehler muss man wieder von vorne anfangen.“ Sein Tipp an die Kollegen: „Hetze niemals ein Triple Crown! Wenn du mit dem Kopf nicht bei der Sache bist, gehe spazieren.“ Die besondere Anforderung liegt an der enormen Torsionskraft, die im Kabel stecke, die durch starke Hände ausgeglichen werden müsse. Willemsma: „Man muss erstmal Muskeln in Fingern, Händen und Armen aufbauen.“ Zudem dauere es, bis sich die Geschicklichkeit und das Feingefühl entwickle. So durfte er sich erst nach einem Jahr Firmenzugehörigkeit an das erste Royal Triple Crown wagen…

Siltech Royal Triple Crown
Handarbeit: Für die Herstellung eines Kabels aus der edlen Siltech-Baureihe „Royal Triple Crown“ benötigt ein speziell auf diesen Typ geschulter Facharbeiter einen ganzen Tag (Foto: Siltech)

Das Royal Triple Crown ist zwar die absolute Krönung des Programms, zeigt aber nur noch etwas besser, wass alle Siltech-Kabel auszeichnet: diese herausragende Feinzeichnung, die Transparenz und hohe Präzision. Mit diesen Eigenschaften setzen die Siltechs in allen Preisklassen Maßstäbe.

Ebenfalls hervorzuheben sind die Bedingungen, unter denen die Kabel entstehen: Alle sind selbstverständlich “made in netherlands”. Und wer jemals ihre Produktion im niederländischen Elst besuchen durfte, gewinnnt rasch den Eindruck von “glücklichen Kabeln von glücklichen Menschen”. Das gilt für manch asiatische Produktion (wo über 90% aller Kabel herkommen) sicherlich nicht. Ein Beispiel: Damit die Arbeit nicht zu stupide wird, wird jeder Mitarbeitern soweit geschult, dass er alle Produkte von Siltech und Crystal Cable herstellen kann: an einem Tag winzige Audiokabel für Crystal und am nächsten Tag große mehradrige Lautsprecherkabel. Strukturen á la Henry Ford nach dem das Fließband schneller läuft, wenn der Chef kommt, gibt es hier nicht. Abgesehen davon finden sich dort gar keine Förderbänder…

Siltech Produktion
Der hohe Grad an Handarbeit bei der Fertigung der Siltech-Ware lässt sich während einer Pause der Mitarbeitenden gut anhand der Arbeitsmittel erkennen (Foto: Siltech)

Edwin ist dementsprechend stolz auf die Atmosphäre in seiner Manufaktur. Viele seiner Mitarbeiter fühlen sich als Teil einer Familie, die sich der Herstellung der besten Audiokabel verschrieben hat. Und mit dem guten Gefühl wächst auch der Erfolg und damit das Unternehmen: So wird 2018 die Produktionsfläche 10.000 m² verdoppelt.

Siltech Potrait: Manufacturing AC Power Chords
Hier werden die AC Power Chords gefertigt… (Foto: J. Schröder)

Jenseits der Kabel: Lautsprecher & Verstärker made by Siltech

Ein weiterer, wesentlicher Bestandteil des Erfolges von Siltech ist es, dass dort auch regelmäßig hoch ambitionierte Abhörkomponenten entstehen – nur Kabel sind Edwin dann doch zu langweilig. Der Sphinx war deshalb nur ein Anfang. 1996 folgte ein Single Ended Trioden Röhrenverstärker, der SEPA. Dieser leistete 80 Watt und war vollständig mit Siltech verkabelt. Wie übrigens alle Verstärker und Lautsprecher von Siltech/Crystal. Nur 30 Exemplare wurden vom Sepa produziert, heute sind die Amps eine rare und sehr gesuchte Sammlerware.

Siltech SEPA
Der Siltech SEPA war Mono-Single Ended Trioden Röhrenverstärker. Nur 30 Exemplare wurden produziert. Dementspechend hoch sind heute die Gebrauchtpreise. Wenn man überhaupt einen bekommt … (Foto: Siltech)

2013 erscheint eine Vor- Endstufenkombination in drei Gehäusen, Siltech SAGA C1, V1 und P1, die noch heute in Produktion ist. Der C1-Röhrenvorverstärker des Trios verfügt über eine wiederaufladbare Batteriestromversorgung, ebenso wie die V2-Spannungsstufe der Zweikammer-Endstufe. Der P1 wird mit Wechselstrom betrieben. Bei der Vorstufe kommen seltene, rauscharme New-Old-Stock ECC86 Trioden von Telefunken zum Einsatz, die ursprünglich für Autoradios Ende der 1950er gedacht waren. Transistoren verdrängten die ECC86 Trioden aber schnell, so dass diese heute kaum noch zu finden sind. Ihr Vorteil: Aufgrund ihrer geplanten mobilen Anwendung sind sie extrem haltbar zudem sind sie sehr rauscharm. Ihre Lebensdauer ist aufgrund der robusten Konstruktion mit 10.000 Stunden angegeben.

Siltech SAGA
In der Vorstufe des Siltech SAGA werden seltene ECC86 Trioden von Telefunken verwendet. Sie sind besonders rauscharm und sind für eine Betriebsdauer von 10.000 Stunden ausgelegt (Foto: Siltech)

Die Kontakte zu Philips zahlten sich für Edwin aus, denn von dort konnte er die guten Stücke beziehen. Die hohe Röhrenbetriebsspannung von 360 Volt wird im V1 durch den Anschluss einer Batterie mittels Hochfrequenz-Gleichspannungswandler erzeugt. Das Design trennt die Leitungs-, Spannungs- und Stromverstärkungsstufen physisch voneinander, um eine möglichst geringe Verzerrung und einen minimalen Signalverlust zu erzielen. Die Leistung kann sich sehen, beziehungsweise hören lassen: 350 Watt an 8 Ohm, an 4 Ohm darf man mit der doppelten Ausbeute rechnen. Ein Ultra-High-End-Produkt, das seinen Preis hat: 96.800 Euro sind laut aktueller Preisliste dafür zu bezahlen.

Siltech SAGA
Beim Siltech SAGA-System sind die Leitungs-, Spannungs- und Stromverstärkungsstufen physisch voneinander getrennt. Leistung: 350 W an 4 Ohm. Der Preis: 96.800 Euro (Foto: Siltech)

2007 präsentiert Siltech den ersten selbst konstruierten Lautsprecher, die Pantheon. Sie fällt auf, nicht nur wegen der Größe (1,59 m x 55 cm 49 cm; H x B x T) besonders hervorstechend ist das ungewohnte, gebogene, elektrostatische Paneel auf dem Mitteltongehäuse. Ungewöhnlich ist auch, dass dieses nach vorne gekippt werden kann, um die Achse direkt auf den Kopf des Zuhörers zu richten. Das Paneel wurde vom indischen Spezialisten Cadence Audio extra für Siltech angefertigt. Ein Experimental-Lautsprecher, mit dem Edwin zeigen konnte, was möglich ist, wenn man unkonventionell denkt und Kosten keine Rolle spielen.

Billig eh ist ein Wort, das so ganz und gar nicht in die Siltech-Welt passt. Alles hat eben seinen Preis. Auch die Lautsprecher von Siltech waren und sind kostspielig. Und ihr Verkauf im Einzelhandel stand bei der Entwicklung auch nicht im Fokus. Eine Herangehensweise, die Siltech ganz klar von anderen Herstellern unterscheidet. Die Phanteon etwa hat 75.000 Euro gekostet und wurde 60 Mal verkauft. Die 2009 erstmals vorgestellte, gläserne Arabesque musste mit bis zu 110.00 Euro bezahlt werden. Aber sie ist, ebenso wie die SAGA-Geräte, ein optischer und technischer Traum. Die Arabesque GLASS MASTER war die erste Box, die Siltech für Crystal Cable produzierte und der erste Ganzglas-Lautsprecher in High-End-Qualität. Ein weiteres Siltech-Superlativ das auch außerhalb der HiFi-Audio-Welt wahrgenommen wurde.

Crystal Cable Arabesque Glass Master
Die gläserne Arabesque Glass Master ist ein absoluter Hingucker und wurde unter dem Brand von Crystal Cable vertrieben, aber von Siltech produziert (Foto: Crystal Cable)

Wenn hier von Glas die Rede ist, dann ist nicht etwa eine Box aus HDF gemeint, die zusätzlich mit Holz beplankt ist, nein, das Gehäuse der Arabesque war komplett aus 2 Zentimeter dickem Glas gefertigt. Die drei 6,5 Zoll Scan-Speak Illuminator Mitteltieftöner schienen im Gehäuse zu schweben. Über diesem Trio thronte ein Bändchenhochtöner in einem silbernen Block. Ein Kunstobjekt, das dazu auch noch hervorragend klang. Bei Crystal kann man auch klein. So gab es bereits 2012 eine Arabesque Mini. Auf der High End 2023 in München wurde die teilaktive Arabesque Minissimo vorgestellt. Nicht aus Glas, sondern die Gehäuse-Konstruktion wird aus einem massiven Block aus Harz-/Metallmatrixmaterial gefräst. Einfach kann eben jeder.

Siltech_Pantheon
Die Siltech Phantheon erschien 2007. Augenfälliges Merkmal ist das gebogene, elektrostatische Hochtöner-Paneel, das auf dem Gehäuse thront. Ihr damaliger Preis: 75.000 Euro (Foto: Siltech)

Womit wir beim derzeit aktuellen Lautsprecher von Siltech wären, der Symphony, einer Fünf-Wege-Box. Die geriet noch ein bisschen größer, schwerer und teurer: 1,90 Meter hoch, 244 kg schwer und 459.800 Euro teuer. Einen aktuellen Rolls-Royce Spectre gibt’s schon für 379.015 Euro, aber will denn schon ein Auto, wenn man dafür einer Siltech Symphony lauschen kann? Da hört man die Engel singen und will dann sowieso nirgendwo mehr hin. Edwin van der Kley-Rynfeld gibt sich dennoch bescheiden: „Ich sage nicht, dass die Symphony der beste Lautsprecher der Welt ist, aber sie hat ein paar Eigenschaften, über die andere Lautsprecher nicht verfügen. Sie ist zum Beispiel völlig linear bis zu 13 dB. Die Verzerrung bei 20 Kilohertz liegt bei 0,25 Prozent. Sie ist natürlich sehr groß, aber anders geht es nicht.“

Siltech Symphony
Der Vater und sein großgewachsenes Kind: Edwin van der Kley-Rynfeld präsentiert hier sein 244 kg schweres Superlativ, die Symphony (Foto: Siltech)

Vereinfacht gesagt ist die Symphony – wie die anderen Komponenten aus eigener Fertigung auch – ein aufwändig konstruiertes Messinstrument. Edwin ist durchaus realistisch genug, zu wissen, dass die Symphony kein Massenmodell sein wird, Siltech verkauft im Monat ein Paar von der Box. Für den Heimgebrauch legt der Elektronikingenieur ganze andere Maßstäbe an und die liegen vor den Komponenten. Edwin: „Du brauchst keinen großen Saal, um ein Orchesterwerk zu hören. Du brauchst noch nicht mal eine exorbitant teure HiFi-Anlage, du brauchst eine gute Raumakustik. Da sind dann zum Beispiel Fragen wichtig, wie viel und ob Beton in den Wänden steckt, was für eine Form der Raum hat, was für Reflexionen da sind und so weiter. Du kannst zwei Millionen Euro für eine gute Anlage ausgeben, aber wenn du die Reflexionen nicht in den Griff bekommst, wird der Klang nicht gut sein.“

Die Aussage zeigt, dass der Siltech-Chef ein richtiger Enthusiast ist, der die Wiedergabe von allen Seiten betrachtet. Aber halt auch von der Kabel-Seite, wo er (beziehungsweise seine Firma) mittlerweile ein enormes Wissen über die bestklingen Leiter erworben hat und zwar in allen Anwendungsbereichen: als Lautsprecher-, Kleinsignal-, Phono-, Digital-, aber natürlich auch als die erwähnten Stromkabel. Die hohe Expertise und die exzellente Leiterqualität hat natürlich ihren Preis: Siltech verkörpert nun einmal die hohe Audiokunst und spielt fraglos in der Weltliga. Das zeigen auch die hohen Gebrauchtpreise oder der Umstand, dass die blauen Kabel im asiatischen Raum besonders gern kopiert werden…

Das gute Siltech-Gefühl

Wer nun das Gefühl hat, dass er erst im Lotto gewinnen müsse, damit er in den Genuss von Siltech-Qualität kommen kann, der kann beruhigt werden. Natürlich ist bei Siltech nichts billig, aber nach unserem Dafürhalten günstig. Derzeit haben die Niederländer fünf verschiedene Kabel-Linien im Programm: Explorer, Classic, Ruby Crown, Royal Crown, Royal Triple Crown. Die Preise beginnen so etwa ab 400 Euro für das Interconnect Explorer 90i und reichen hin zum schon erwähnten Royal Triple Crown, das bei größeren Längen beliebig teuer werden kann.

Man muss aber für das gute Siltech-Gefühl nicht unbedingt auf das große Gedeck zurückgreifen. So verwenden wir bei LowBeats als Verkabelung der Referenz-Anlage die Modelle der mittleren Classic Line – einfach, weil sie in dieser Kombination brutal gut klingen und weil aus unserer Sicht eine gewisse Verhältnismäßigkeit gewahrt werden sollte.

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Siltech Classic Legend 680L 1
Die führende LowBeats Referenz im Bereich Lautsprecherkabel: Das Siltech Classic Legend 880L kostet 7.628 Euro für das 3-Meter-Paar (Foto: Siltech)
Siltech 680 P
Die verwendeten Siltech 680P-Stromkabel kosten (bei einem Meter Länge) 1.300 Euro pro Stück (Foto: Siltech)
Siltech 680 IC RCA
Die Interconnects der 680er Serie. Der Aufbau ist symmetrisch, sodass die Cinch- und die XLR-Varianten das Gleiche kosten: nämlich 1.726 Euro pro Meter-Paar (Foto: Siltech)
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Und unter dem Blickwinkel der Verhältnismäßigkeit haben die Niederländer auch die Kabelschmiede HMS gekauft – und damit den Ton für die Zukunft gesetzt. Denn in Bezug auf highendige Kabeltechnologie liegt Siltech/Crystal europaweit sowieso vorn. Mit HMS bekommen Edwin & Co. zusätzlich einen anderen Technologie-Ansatz und können nun auch preislich etwas mehr in die Breite gehen.

HMS Kabel gehören jetzt zu Siltech
Die HMS Elektronik von Hans M. Strassner (links) hat einen neuen Eigentümer: die International Audio Holding aus den Niederlanden. Wie man hört, war die IAH sein Favorit, um sein Lebenswerk fortzuführen (Foto: IAH)
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Autor: Andrew Weber