Yamaha erweitert seine highendige Lautsprecherfamilie um einen kompakten Edelspeaker, der selbstbewusst im ambitionierten Preisbereich um 10.000 Euro angesiedelt ist. Die Konkurrenz ist hier bärenstark. Und dennoch behauptet sich die neue Yamaha NS-3000 erstaunlich souverän…
Im Sommer 2017 führte Yamaha sein neues Lautsprecher-Flaggschiff ein: Die NS-5000 ist in Bezug auf ihre Monitor-Optik und ihren klanglichen Auftritt fraglos ein Highlight, das gekonnt eine Brücke zu jenen HiFi-Zeiten schlägt (nämlich den 1970er und 1980er Jahren), in denen Yamaha auch im Lautsprecherbereich echtes High End anbot.
Dass dieser Ausnahme-Schallwandler kein Solitär bleiben sollte, war schon damals klar. Dass sich Yamaha aber so lange Zeit lassen würde, um die Familie zu erweitern, verblüffte dann doch. Aber es spricht für die Gewissenhaftigkeit der japanischen Entwickler; sie wollten sich ihrer Sache ganz sicher sein. Frei nach der Devise: Wenn noch Feinschliff nötig ist, dann wird er halt umgesetzt.
Einen ersten Aufschlag hatte die Yamaha bei LowBeats bereits im Sommer 2019. Da kam das Entwicklerteam vorbei und hatte das erste Pärchen NS-3000 nebst passender Ständer SPS-3000 dabei. Es sollte eine Art vorletzter Check werden, weil man sich noch nicht hundertprozentig sicher mit der Abstimmung war und die Bedingungen im LowBeats Hörraum für solche finalen Feinschliffe bestens geeignet sind. Doch schon damals war mein Eindruck: Nichts verändern. Genau so lassen. Die Kleine spielte absolut überzeugend.
Und doch sollte noch fast ein Jahr vergehen, bevor die Entwicklungs- und Marketing-Abteilungen grünes Licht gaben. Das aber hatte wohl eher strategische Gründe, denn klanglich vergaben sich die Version von 2019 und die finale von 2020 glücklicherweise nicht sehr viel…
Das Konzept der Yamaha NS-3000
Wie auch die NS-5000 hat die kleine 3000er ein sensationell gemachtes Gehäuse. Die Rundungen sind unauffällig, alle Fräsungen mit äußerster Präzision durchgeführt. Diese Lautsprecher kommen ja angeblich aus der gleichen Manufaktur wie auch die großen Pianos. Es ist – auch beim berühmten Lack-Finish – dieselbe Qualität. Wow!
Überhaupt bekommt man an vielen Stellen den Eindruck, als würde Yamaha als weltweit größter Hersteller von Gitarren und Pianos den Aufbau seiner Lautsprecher genauso angehen, als handele es sich um ein Instrument. Wo man auch hinschaut – also auch im Inneren –, entdeckt man sorgfältige, liebevolle Handarbeit.
Die große 5000er überraschte uns ja durch den einen oder anderen technischen Kniff, den wir jetzt auch bei der NS-3000 wiederfinden. So zum Beispiel den internen Helmholtz-Absorber. Richtig berechnet eliminiert er Dröhnfrequenzen im Inneren. Das scheint bei der NS-3000 gut zu funktionieren: Sie kommt nur mit wenig Dämm-Material aus, das ja im Ruf steht, den Bass etwas “wattig” klingen zu lassen.
Ein anderes Technologie-Schmankerl ist der Hochtöner – ebenfalls von der NS-5000 übernommen. Dessen Magnet ist durchbohrt und ein aufwändiges Röhrensystem ist angeflanscht. Der Hintergrund: Jeder Hochtöner strahlt die gleiche Energie wie nach vorn auch nach hinten ab. Doch diese Energie stört. Bei weniger gut gemachten Hochtönern trifft diese rückwärtige Energie auf den Magneten, wird reflektiert und stört so das eigentliche Signal. Beim NS-Hochtöner gibt es so gut wie keine Reflektionen: Die nach hinten abgestrahlte Hochtonenergie läuft sich im eigenwilligen Labyrinth tot. B&W macht es mit seiner Nautilus-Röhre ähnlich.
Die 30 mm große Kalotte des Hochtöners aus ist aus gräulich schimmerndem Zylon. Zylon ist ja das neue Super-Material bei Yamaha. Es ist ein recht hartes Gewebe aus Kohlefaser und Glasfaser, welches so reißfest ist, dass daraus auch schusssichere Westen geschneidert werden. Zudem ist es so feuerfest, dass die Cockpits der Formel-1-Rennfahrzeuge damit ausgekleidet sind. Das klingt nicht auf Anhieb nach perfekter Akustik, doch die Yamaha Ingenieure können stundenlang von der hohen inneren Dämpfung, der hohen Steifigkeit und vor allem der hohen inneren Schallgeschwindigkeit schwärmen. Dann wird da wohl was dran sein…
Hochtonkalotte und Membran des Tiefmitteltöners sind beide aus Zylon. Das sieht nicht nur gut aus, sondern verspricht auch klangliche Vorteile: Yamaha Entwickler jedenfalls betonen gern, wie wichtig die gleichen Materialien bei Hoch- und Tiefmitteltöner für eine die klangliche Harmonie sind.
Ob an dieser These was dran ist, ist schwer zu sagen. Viele der besten Lautsprecher der Welt arbeiten mit kreuzverschiedenen Materialien. Auf der anderen Seite zeigt der Hörtest, dass die NS-3000 wirklich sehr harmonisch klingt…
Ein kleines Kunstwerk im Kunstwerk ist die Frequenzweiche. Im Yamaha Katalog findet man ein schönes Bild zu der Qualität der Bauteile. Man findet nur Bestes aus dem Angebot des Kölner Spezialisten Mundorf (Werbe-Solgan: Inner Excellence). Das ist kaum zu toppen.
Was der Katalog nicht zeigt, ist der liebevolle und durchdachte Aufbau der Frequenzweiche. Dafür wird ein MDF-Brett nach allen Regeln der Kunst bearbeitet, damit es die optimale Basis für die Bauteile darstellt – siehe Slideshow.
Die Frequenzweiche trennt Tiefmittel- und Hochtöner bei etwa 3.000 Hertz und ist mit 18 dB pro Oktave recht steilflankig ausgelegt.
Die Ständer Yamaha SPS-3000
Die NS-3000 kann man auch ohne Ständer kaufen, sollte man aber nicht. Denn schraubt man die Kompaktlautsprecher auf die Ständer namens SPS-3000, erahnt man, dass sie quasi zum Klangkonzept gehören. Nun sind knapp 1.000 Euro pro Stück natürlich ein strammes Wort. Aber ich sage mal: Wenn schon so viel Geld für Ständer ausgeben, dann für diese.
Natürlich sind sie perfekt auf die Yamaha NS-3000 zugeschnitten. Die Höhe ist optimal, die Verarbeitung den kleinen Edel-Speakern ebenbürtig und zwei massive Schrauben machen Box und Ständer zur nur schwer trennbaren Einheit. Und auch die Gewichte sind gut ausbalanciert: Die NS-3000 wiegt etwas über 13 Kilo, der Ständer etwas über 15 Kilo. Das passt einfach.
Der Ständer selbst ist so konzipiert, dass er wie ein Filter gegen Vibrationen wirkt. Und zwar in beide Richtungen: Die am SPS-3000 verschraubte Kompaktbox soll ihre Vibrationen nicht auf den Boden übertragen und Schwingungen vom Fußboden (durch vorbeifahrende Autos etc.) sollen doch bitteschön das Signal der NS-3000 nicht beeinträchtigen.
Das effizienteste Element dieser Filterwirkung ist die kräftige Bodenplatte, die aus einem Holzspan/Kautschuk-Gemisch besteht – im Bild gut zu erkennen durch die etwas rauere Oberfläche.
Dieses Gemisch, das die Japaner “Rubber Wood” nennen, ist erstaunlich schwer und hat eine enorme inne Dämpfung: klopft man drauf, klingt es absolut tot. Hier hat Yamaha offenkundig den perfekten Werkstoff gefunden. Rubber Wood findet sich auch im eigentlichen Ständer. Das große Abstandsstück besteht aus mehreren Lagen MDF, die per Fräse in Form gebracht wird. Unten und oben jedoch sitzen wieder vibrationshemmende Elemente aus Rubber Wood.
Die NS-3000 in Messlabor & Praxis
Die LowBeats Messungen weisen die kleine Yamaha auf den ersten Blick als unkomplizierte 4-Ohm Box aus. Auf den zweiten Blick zeigt sich ein anspruchsvolles Phasenverhalten, das ziemlich stabile Verstärker erfordert. Nun sind wir mit der NS-3000 im Preisbereich um 10.000 Euro, da sollte der geneigte Käufer auch beim Verstärker nicht zu knickrig sein…
Die meiste Zeit der Hörtests lief die NS-3000 passenderweise am barocken Yamaha A-S 3200. Aber auch am kräftig-präzisen Neukomm CPA155S oder am britisch-dezenten Cambridge Edge A spielte sie ganz hervorragend. Natürlich spielt die kleine Yamaha auch mit günstigeren Verstärkern klaglos gut. Aber vom Anspruch und vom Potenzial her ist es diese 4.000 bis 5.000 Euro Preisklasse, in der man den angeschlossenen Verstärker suchen sollte.
Denn mit ausreichend stabiler Leistung erreicht die Yamaha NS-3000 auch erfreulich hohe Maximalpegel. Bei Wohnzimmer-Lautstärke (94 dB in 1 Meter Abstand) verzerrt sie so gut wie gar nicht, bei 101 dB eigentlich auch nicht schlimm, aber der Bereich um 80 Hertz limitiert die kleine Japanerin.
Beim lauten Hören wird das nicht sofort auffallen, aber die Mess-Systeme schlagen natürlich Alarm, wenn gewisse Verzerrungsgrenzen überschritten werden. Der (weitgehend unverzerrte) Maximalpegel der Yamaha NS-3000 liegt nichtsdestotrotz bei etwa 110 dB. Das ist für eine Box dieser Größe gar nicht übel.
Die maximale Raumgröße für die Yamaha NS-3000 liegt bei etwa 30 – 40 Quadratmetern. In kleinen wie größeren Räumen empfehle ich einen Abstand zur Rückwand von mindestens 30 Zentimetern. Die kleine Kompaktbox ist nämlich durchaus basskräftig und würde einer solchen Situation (wie auch in dem Katalogbild gezeigt) wahrscheinlich den Raum zum Dröhnen anregen.
Wer die NS-3000 aber nicht anders aufstellen kann, hat die Möglichkeit, die Bassreflex-Unterstützung schrittweise abzusenken. Für das hinten liegende BR-Rohr liefert Yamaha schachtelbare Pfropfen mit. Im ersten Schritt nutzt man nur den äußeren Ring und reduziert dadurch die Bassreflex-Wirkung. Oder aber man verstopft die Röhre komplett – was häufig keine schlechte Variante ist. Das muss man ausprobieren.
Die Yamaha NS-3000 im Hörtest
Die NS-3000 ist einer jener Lautsprecher, die auf den ersten Ton sympathisch klingen. Alles kommt wohltemperiert, Stimmen klingen sonor, Hochtondetails perlen fein. Manch Audiophiler neigt dazu, solche Lautsprecher zu unterschätzen. Weil sie so schön klingen. Das sollte man aber nicht tun. Jedenfalls nicht im Falle der NS-3000.
Denn schon nach kurzer Zeit des Hörens addiert sich zu der schönen Ausgewogenheit eine erfreulich hohe Detailtreue, die den Zuhörer in die Aufnahme zieht. Die Sängerin Courtney Barnett hat mit MTV Unplugged ein fantastisch klingendes Live-Album eingespielt, das von Kleinstdetails nur so funkelt. Die NS-3000 zeigt hier eine schöne, völlig unangestrengte Leichtigkeit.
Genauso packend ist ihre Räumlichkeit. Wie bei Lautsprechern dieser Größe und Anspruchsklasse nicht anders zu erwarten, löst sich der Klang vollkommen von den Gehäusen. Die NS-3000 schaffte es aber (was die meisten Lautsprecher nicht hinbekommen), die elektronisch erzeugten Hihats in Felix Labands “Miss Teardrop” etwa 3 Meter vor den Lautsprechern links und rechts vom Hörplatz entstehen zu lassen – mit einer Stereo-Aufnahme! Das hat Klasse. Ebenso die ungemein lebensecht wiedergegeben Obertöne der Instrumente.
Der Bassbereich lag den Entwicklern besonders am Herzen. Der ist bei einer Kompaktbox natürlich immer ein Kompromiss zwischen “präzise” und warm-angenehm. Die Japaner selbst schätzen es knochig-präzise, wissen aber um die Hörgewohnheiten der Europäer, die es gern etwas saftig haben. Insofern haben sie die NS-3000 exemplarisch gut abgestimmt: sie hat eine gewisse Fülle und packt trotzdem recht energisch zu.
Wir hatten neben den verschiedenen Vollverstärkern auch zwei veritable Fressfeinde in der Redaktion: die B&W 805 D3, sicherlich der meistverkaufte Lautsprecher dieser Klasse, und die Gauder RC3, eine Präzisionsmaschine, von der ein befreundeter Tonmeister sagt: “Die nehme ich überall mit hin. Auf der RC3 höre ich ALLES.” Und dass stimmt auch. Es gibt kaum Lautsprecher in dieser Klasse, die griffiger und akkurater zu Werke gehen als die Gauder.
Im Vergleich zu ihr klingt die Yamaha im Bass etwas weicher und insgesamt freundlicher, gemütlicher und etwas weiträumiger. Man könnte sagen: hier ein wenig mehr Genuss, dort ein wenig mehr Wiedergabe-Genauigkeit und Authentizität. Letztendlich eine Art Patt mit unterschiedlichen Ausrichtungen.
Die B&W tat sich gegen die NS-3000 etwas schwerer. Ihr etwas hervorgehobener Hochtonbereich lässt alle Aufnahmen leuchten, ihre dreidimensionale Räumlichkeit ist ein Hit. Aber im Vergleich zur Yamaha wirkte sie nicht ganz so schlüssig, etwas inhomogener. Ich selbst hatte die B&W 805 D3 für viele Monate zu Hause. In kleinen, recht stark bedämpften Räumen klingt sie hervorragend. Im großen LowBeats Hörraum aber lag die Yamaha mit ihrer großen Stimmigkeit und mit mehr Information, mehr Kraft und Gripp in den Mitten vorn.
Ein weiteres Schwergewicht dieser Klasse ist die Focal Sopra N°1. Die Französin war für viele Monate Gast in der Redaktion und ich würde sagen, dass vom tonalen Charakter her die Sopra und die NS-3000 ziemlich dicht beieinander liegen. Allerdings ließen die etwas strukturierten Bässe und die höhere Treiber-Harmonie für mich das Pendel eher zugunsten der neue Yamaha ausschlagen…
Fazit Yamaha NS-3000
Die trauen sich was, die Japaner. Mit der ikonischen NS-5000 haben sie einen absolut außergewöhnlichen Lautsprecher in einer quasi unbesetzten Preisklasse etabliert. Mit der NS-3000 hingegen setzen sie einen vergleichsweise “normalen” Kompaktlautsprecher in eine bestens besetzten Preisklasse, in der eigentlich die Platzhirsche von B&W, Focal oder Gauder Akustik herrschen, welche auch noch ein Stückchen günstiger sind.
Und doch hat die kleine Yamaha so viele Punkte auf der Habenseite, dass sie die Konkurrenz nicht fürchten muss. So klingt sie beispielsweise wunderbar harmonisch und fein, detailreich und sehr räumlich. Ein Lautsprecher, mit dem man sehr lange und intensiv Musik hören kann. Auch das Akustik-Konzept mit dem speziellen Ständer SPS-3000 ist absolut überzeugend.
Ein weiterer Punkt ist die tolle Verarbeitungsqualität. Man hat hier – gerade beim Blick in die Box – eher das Gefühl, ein edles Instrument zu erstehen. Dass dieses Vergnügen kein ganz billiges ist und mit ihr nur schwerlich ein überragendes Preis/Klang-Verhältnis zu erzielen ist, liegt auf der Hand. Ich würde sogar sagen, dass – wenn Platz und Geldbeutel es hergeben – die größere NS-5000 der bessere Kauf ist, weil man mit ihr noch deutlich mehr Box und Schalldruck für’s Geld bekommt. In kleineren Räumen und bei geringeren Pegelanforderungen aber ist diese Yamaha NS-3000 nur schwer zu toppen.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Lebendig-ausgewogener, satter und feinseidiger Klang |
| Exzellente Räumlichkeit |
| Fantastische Verarbeitung, edles Finish |
| Überlegenes Ständerkonzept |
Vertrieb:
Yamaha Music Europe GmbH
Siemensstraße 22-34
25462 Rellingen
Tel.: +49-4101-303-0
Yamaha-Homepage
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Yamaha NS-3000: 8.200 Euro
Yamaha SPS-3000: 2.000 Euro
Mit- und Gegenspieler:
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