Meitner, das ist die „bürgerliche“ Marke des in High-End- wie Studiokreisen berühmten Herstellers EMM Labs. Der kanadische Hersteller hat mit dem MA3 eine Streaming-DAC-Vorstufe im Sortiment, die mit rund 10.500 Euro immer noch reines High End ist, sich klanglich aber auf dem Niveau deutlich teurerer Komponenten bewegt. So zumindest das Versprechen. LowBeats hat sich den Meitner MA3 ganz genau angesehen und angehört.
Hintergrund: Ed Meitner und EMM Labs
Der Werdegang des Ed Meitner ist in zahlreichen Storys und Interviews weltweit gut dokumentiert. Das alles hier wiederzugeben, würde den Rahmen sprengen. Daher hier nur ein paar wesentliche Punkte. Ed Meitner ist seit Beginn der siebziger Jahre im Audiobereich tätig und gehörte zu den Ersten überhaupt, die bei digitaler Audio-Signalverarbeitung das Problem Jitter erkannt und Analysemethoden dafür entwickelt haben (LIM Detector).
Meitner hat zudem früh verstanden, dass Digital und Analog in der Schaltungstechnik sehr eng miteinander verbunden sind und nicht isoliert voneinander betrachtet werden können. Seine über die Jahre angesammelte Kompetenz um digitale Audio-Signalverarbeitung führte dazu, dass die Digitalpioniere Sony und Philips auf Meitner zurückgriffen, als es um die Einführung des SACD-Formates ging. Mit seiner Firma EMM Labs hat Meitner sich zudem einen hervorragenden Ruf auch in Studiokreisen erarbeitet. Praktisch alles, was heute im DSD-Format produziert wird, hat DSD-Converter von EMM Labs durchlaufen.
Unter dem Namen Meitner Audio bietet der Mastermind Produkte an, die preislich unterhalb der EMM-Labs-Komponenten angesiedelt und besser auf die Bedürfnisse von Endverbrauchern zugeschnitten sind. Tatsächlich ist dies beim MA3 auch ein ganz entscheidender Punkt, auf den ich später noch mal zurückkommen werde. Die Geräte von EMM Labs einschließlich der Marke Meitner werden hierzulande von Audio Components vertrieben.
Meitner MA3 vorgestellt
Eine DAC-Vorstufe mit Streaming-Funktion ist heutzutage sicher keine bahnbrechende Kombination mehr. Es gibt zahllose Konkurrenten in allen Preisklassen. Einen starken High-End-Vertreter hatte ich erst kürzlich mit dem (mehr als doppelt so teuren) dCS Bartók im Test. Der hat allerdings noch einen aufwändigen Kopfhörerverstärker an Bord. Ein Feature, auf das der Meitner komplett verzichtet. Womit ich gleich zu Design und Ausstattung des Meitner überleiten möchte…
Hersteller und Vertrieb bezeichnen den MA3 als preisgünstige Kombination aus dem „unnachahmlichen Klang der beliebten DA2 V2 (29.000 Euro) und DV2 (ebenfalls 29.000 Euro) mit den Audio-Streaming-Funktionen des einfach zu bedienenden NS1-Streamers (4.980 Euro)“.
Der MA3 tritt in einem sehr zurückhaltend gestalteten Gehäuse auf, das mich entfernt an Spectral erinnert. Die dicke Alu-Frontplatte mit gerundeten Ecken wird durch einen geschliffenen, schwarzen Gehäusedeckel ergänzt. An der Front gibt es außer dem eingefrästen Logo/Modell nur noch einen großen Lautstärkeregler aus Vollmetall, der ein wunderbar präzises, sanft gerastertes, haptisches Drehvergnügen bietet. Der schwarze Streifen in der Mitte der Frontplatte beherbergt ein OLED-Display und zwei unsichtbare Touch-Tasten. Diese werden im Betrieb lediglich durch zwei LEDs und im Display daneben durch kontextbasierte Beschriftung gekennzeichnet.
Das breite OLED-Display (eigentlich sind es zwei kleine OLED-Displays nebeneinander) ist gut ablesbar und informiert unter anderem über Pegel, Eingang und Sampling-Frequenz, aber es hat einen Nachteil. Wie beim Trinnov Amethyst kann es sich mit der Zeit einbrennen. Doch anders als die Franzosen, deren Display sich gar nicht abschalten lässt und das nach längerer Nutzung erheblich an Qualität einbüßt, umgeht Meitner dieses Problem durch eine automatische Abschaltung nach zwei Minuten ohne Aktivität. Die Screen-Saver-Funktion ist nicht abschaltbar. Dadurch gibt es leider keine permanente Anzeige etwa für den Lautstärkepegel. Ist das Display aus, leuchten nur die beiden LED-Zielhilfen für die Touch-Felder.
Rückseitig sind die für diese Geräteart oft üblichen Anschlüsse zu finden. Darunter die Digitaleingänge AES, Coax, Toslink, USB Audio, USB-Media (Datenspeicher oder WLAN-Modul), sowie LAN und ein weiterer USB-A-Port, der ebenfalls bei Bedarf für ein separat zu erwerbendes WLAN-Modul genutzt werden könnte – wenn man das denn unbedingt will. Die Empfehlung lautet ganz klar: LAN-Kabel verwenden. Allerdings wirbt Meitner auch mit dem Hinweis, der USB-Audio-Eingang wäre galvanisch isoliert und damit klanglich deutlich besser als übliche USB-Anschlüsse. Dem gehe ich später nach.
Über die etwas anachronistische, in Studio-Kreisen aber offenbar immer noch weit verbreitete RS232-Buchse können vom Service Firmware-Updates eingespielt werden. Das ist auch einer der wenigen echten Minuspunkte dieses Konzepts. Für netzwerkfähige Geräte ist es heute weitestgehend üblich, Updates über das Internet laden und installieren zu können. Der Meitner muss in so einem Fall extra zum Händler oder zum Vertrieb.
Die Ausgänge sind schlicht und klassisch: Cinch oder XLR. Der On/Off-Schalter neben der Kaltgerätebuchse ist die einzige Möglichkeit, den MA3 auszuschalten. Einen Standby-Modus gibt es nicht.
Zum Lieferumfang gehört auch eine IR-Fernbedienung. Diese enthüllt die pragmatische Seite des Ed Meitner. Das IR-Modul ist eine ganz einfache, zugekaufte Komponente mit Folientasten, von denen einige beim MA3 keine Funktion haben. Um daraus eine dem Wert des Produkts angemessene und handliche Fernbedienung zu machen, hat Meitner einfach ein passendes Gehäuse aus Voll-Alu gefräst. Die Bilder verraten mehr:
Unter der Haube des MA3
Der Blick unter den Deckel offenbart interessantes. Schon im geschlossenen Zustand fiel mir auf, wie gut der recht großflächige Deckel bedämpft ist. Da dröhnt und scheppert nichts. Der Grund dafür ist eine auf der Innenseite aufgeklebte Matte mit lauter Kupferpunkten und länglichen Kupfer-Streifen drumherum. „Charge Management Technology“ ist darauf zu lesen. Die von EMM entwickelte Beschichtung soll das elektrische Feld stabilisieren und vor EM-Einstrahlung schützen. Die mechanische Resonanzoptimierung ist ein erfreulicher Nebeneffekt. Der Hersteller setzt diese Matte auch bei anderen Komponenten schon seit langem ein.
Auch die auf mehrere Platinen verteilte Schaltung zeugt von großer Sorgfalt. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf der braunen Platine, welche die Meitner-eigenen DAC-Module (m DAC2) und den Taktgeber (m CLK) unter quadratischen Metallkappen verbirgt. Sie sind das Herz und die Seele der Meitner-D/A-Wandler.
Gespeist werden die Baugruppen von einem recht aufwändigen und sehr hoch getakteten Schaltnetzteil mit mehreren Abgriffen. Das Netzteil wird von einem gelochten Metallkäfig abgeschirmt.
Der Meitner MA3 in der Praxis
Wie schon erwähnt, wendet sich der Hersteller mit der Marke Meitner eher an Endverbraucher. Der MA3 bietet für eine Streaming-Vorstufe vergleichsweise wenige Funktionen. Aber es ist alles an Bord, um ohne Umschweife und langwieriges Handbuch-Studium direkt zum bestmöglichen Klangerlebnis zu kommen. So gibt es beispielsweise beim Wandler – im Gegensatz zu vielen Konkurrenten – keine verwirrenden Filtervarianten einzustellen. Die bringen meist sowieso nur marginale Klangunterschiede und lenken die Hörer vom Musikgenuss eher ab, als einen echten Vorteil zu bringen.
PCM-Signale werden im Meitner ins Ein-Bit-Format umgesetzt und auf DSD1024 (16x DSD) umgerechnet. Das erinnert stark an den vor nicht allzu langer Zeit getesteten Cen.Grand DSDAC 1.0 Deluxe Model. Bei diesem lässt sich die Skalierung wahlweise auf DSD128, 256, 512 oder DSD1024 einstellen. Aber wie sich in der Praxis herausstellte, landet man am Ende doch immer bei der maximalen Skalierung auf DSD1024. Im Meitner gibt es nur diese Stufe, sodass nicht lange mit den verschiedenen Optionen experimentiert werden muss.
Der MA3 verarbeitet – erstmals bei einem Meitner – auch MQA. Die Zukunft dieses Formates steht gerade ein wenig in Frage (siehe hier) und dürfte in Zukunft kaum groß an Bedeutung zulegen. Aber schön, dass der Meitner auch damit umgehen kann. Als Qobuz-User ist MQA ohnehin für mich kein Thema, aber neulich wunderte ich mich doch, als plötzlich groß das MQA-Logo im Display des MA3 auftauchte. Da hatte sich versehentlich ein MQA-codiertes Album ins Qobuz-Angebot eingeschlichen. Inzwischen hat der französische Streaming-Anbieter dieses aber ersetzt.
Neben den übersichtlichen Einstellungsoptionen verzichtet der Meitner auch auf ein großes Farb-Touch-Display. (Die beiden Sensortasten zählen wohl kaum als Touch-Display.) Das OLED-Display zeigt beim Streaming aber auch den gerade laufenden Interpreten und Titel an. Die gesamte Bedienung beschränkt sich im Wesentlichen auf die Einstellung der Lautstärke und die Umschaltung der Eingänge. Für die Musiksteuerung gibt es keine eigene App vom Hersteller. Meitner empfiehlt stattdessen die bekannte App mConnect, die auch von diversen anderen Herstellern genutzt wird. mConnect gibt es in einer kostenlosen „Lite“-Variante, die aber leider mit Werbung verseucht ist. Eine werbefreie Version gibt es im iOS App-Store für 6,99 Euro. Die Musik wird darüber per UPnP an den Meitner gestreamt.
Die eindeutig bessere Wahl für stolze Meitner-Besitzer ist Roon. Der MA3 ist Roon Ready zertifiziert und darüber wahlweise per LAN oder USB ansteuerbar. Aktiviert man in Roon beide Zuspieloptionen, lässt sich so auch ein Klangvergleich der beiden Eingänge anstellen. Dazu später mehr. Die Roon App ist bei weitem der komfortabelste Weg zur Musikverwaltung und Steuerung – nicht nur für den Meitner.
Auch die Lautstärke des MA3 kann über Roon geregelt werden. Zumindest über LAN, denn hierüber kann Roon die hochwertige interne Pegelregelung des MA3 steuern. Per USB verbunden geht das nicht. Oder nur mit der DSP-Regelung von Roon.
Alles in Allem ist der Meitner MA3 funktional also sehr übersichtlich. Einfach Quelle und Endstufe/Aktivlautsprecher anschließen, MA3 in Roon aktivieren, Pegel einstellen und Musik starten.
Klangtest: Dieser Kanadier hat Musik im Blut
Getestet habe ich den Meitner zuerst an meiner Hauptanlage, wobei hier der Ausgang des MA3 auf Fixed Level umgestellt und mit dem Vollverstärker Aavik I-580 verbunden wurde, der die Børresen 02 SSE antrieb. Später wanderte der Kanadier in mein Nahfeld-Setup, wo er die Endstufe T+A A 200 und die Wilson Audio TuneTot mit Musik beschickte. In diesem Setup konnte ich dann auch bequem den Vergleich zwischen Wiedergabe über LAN und USB (von meinem Mac) machen.
Zunächst meine allgemeinen Eindrücke. Der Meitner MA3 spielt unmittelbar und quasi out-of-the-box auf den Punkt. Schon die ersten Töne machten unmissverständlich klar, dass ich es hier mit einem absoluten Top-Streamer/Wandler zu tun habe. Alles ist perfekt im Fluss und zu keinem Zeitpunkt kann ich auch nur den Hauch von Schärfe oder Rauheit erahnen.
Der Klangcharakter erinnerte mich erneut an den DAC von Cen.Grand, der ja mit einer ähnlichen Strategie arbeitet. Die Sanftheit und Eleganz der Meitner-Präsentation geht aber noch ein Stück darüber hinaus. Nur wenige mir bekannte DACs schaffen es, eine derartige Ruhe und Klarheit ins Klangbild zu zaubern. Oder besser: jegliche Ablenkung durch störende Artefakte egal welcher Art zu vermeiden.
Tonal sind die Unterschiede zu anderen guten DACs erwartungsgemäß gar nicht so groß. Linear spielen können sie alle. Wo sich die Spreu vom Weizen trennt, das ist bei den feinsten Details. Den Transienten, Mikroimpulsen, Texturen, dem allgemeinen Timing. Erst dadurch klingen Stimmen und Instrumente wirklich natürlich. Und das schaffen in dieser Perfektion nur wenige andere Wandler bzw. Streaming-DACs so gut wie dieser Meitner MA3 – auf keinen Fall ein mir bekannter, der preislich darunter liegt.
Aber mich interessierte auch noch die Frage, ob LAN oder USB die bessere Wahl für die Zuspielung von Streaming-Inhalten ist. Normalerweise würde ich in Roon, wie oben erwähnt, das Gerät sowohl als Roon Ready per LAN und auch per USB aktivieren und beide dann als Gruppe zusammenlegen. Zum Vergleich müsste dann nur der Eingang am Gerät umgeschaltet werden (evtl. mit Pegelkorrektur). Das geht hier leider nicht, weil der Eingang immer automatisch auf LAN (“NET” im Display) springt, wenn dort ein Signal anliegt. Aber die Musik kann mit kurzer Verzögerung auch von einem Device zu einem anderen übertragen werden (hier vom MA3 LAN zum MA3 USB).
Es ist nicht pauschal so, aber in den allermeisten Fällen ist mir die Zuspielung über das Netzwerk per LAN lieber als via USB. Im Falle des MA3 war die Sache nicht ganz so eindeutig. Lange Rede, kurzer Sinn: Zuletzt ist mir LAN auch hier lieber. Doch per USB vom Mac zugespielt (über einen iFi Audio micro iUSB 3.0 als Hub) fiel der Unterschied nicht so deutlich zugunsten von LAN aus, wie sonst. Wer also keinen LAN-Anschluss in der Nähe hat und stattdessen lieber vom Computer oder vielleicht direkt vom Roon Server per USB in den DAC will, muss beim MA3 keine nennenswerten Abstriche befürchten.
Fazit Meitner MA3: Wenn der Musikgenuss im Mittelpunkt steht
Der MA3 ist eine dieser seltenen High-End-Perlen, die mich nach dem persönlichen Kennenlernen und beim Musikhören buchstäblich sanft überzeugt haben. Weder zieht der Streaming-DAC-Vorverstärker mit extrovertierten Design-Spielereien die Blicke auf sich noch mit besonders hervorstechenden Features, wie einem großen Farbdisplay. Es sind der piekfeine Aufbau mit dem minimalistischen Look, kombiniert mit sinnvoller Reduktion auf das Wesentliche und nicht zuletzt der fantastische Klang, was den MA3 aus der Masse hervorhebt. Insbesondere für Roon-Nutzer ist der Meitner eine ganz dicke Empfehlung.
Wer an Featuritis leidet und seine Technik am liebsten nach der Menge an Prospektdaten aussucht, ist mit dem Meitner MA3 weniger gut bedient. Ich persönlich finde das reduzierte Konzept aber absolut gelungen. Der MA3 ist einfach eine Musikmaschine. “Anschließen und genießen” lautet hier das Motto und nicht am Display daddeln und Filtervarianten ausprobieren. Er ist ein äußerst gelungener Gegenentwurf zu den vielen asiatischen Feature-Giganten am Markt
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| äußerst feiner und harmonischer Klang |
| automatische Auswahl des optimalen Digitalfilters |
| Top-Klang über alle Eingänge |
| keine OTA-Updates |
Vertrieb:
Audio Components Vertriebs GmbH
Leverkusenstraße 3
22761 Hamburg
Tel.: 040 / 40 11 303 – 80
Fax: 040 / 40 11 303 – 70
www.audio-components.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Meitner MA3: 10.480 Euro
Technische Daten
MEITNER MA3 | |
---|---|
Konzept: | Streamer/DAC/Vorverstärker |
Wandler-Bestückung: | m DAC (Meitner Eigenentwicklung) |
Eingänge digital: | AES, Coax, Toslink, USB-Audio, USB-Media, LAN |
Eingänge analog: | keine |
Ausgänge: | Pre OUT Cinch/XLR |
App / Fernbedienung: | mConnect / Infrarot |
Besonderheiten: | m DAC und m Clock |
Farben: | Silber, Schwarz |
Abmessungen (B x H x T): | 43,5 x 9,2 x 40,0 cm |
Gewicht: | 7,43 Kilogramm (ohne Verpackung) |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
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