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Test Polk MagniFi Mini – Fron
Nur 36 cm breit ist das Gehäuse des Test Polk MagniFi Mini. Es beherbergt aber sechs Treiber samt Verstärker-Technik. Entsprechend heißt wird es trotz ausgelagertem Netzteil im Betrieb. (Foto: S. Schickedanz)

Test Polk MagniFi Mini: Kompakt-Soundbar mit Google Cast

Heute läuft auf meinem Fernseher eine neue Folge von „The Cast and the Curious“: Passend zum Start der Fussball WM bekam ich als Testgerät den Polk MagniFi Mini – einen sehr kompakten Soundbar mit integrierter Google-Cast. Die Streaming-Technologie des amerikanischen Suchmaschinen-Giganten hatte mich bisher nicht überzeugt, sich aber von Testgerät zu Testgerät weiterentwickelt. Deshalb war ich nicht nur gespannt, was Polk Audio aus einem günstigen, kompakten Soundbar an Sound herauskitzeln kann, sondern auch, wie sich diese aktuelle Umsetzung von Google Cast anfühlt.

Doch auch schon die Hardware weckte meine Neugier. Schließlich haben die Amerikaner ein komplettes 5.1-Surround-System samt Verstärkern geschrumpft. Selbst der kabellose Subwoofer ist nur gut 37 x 37 cm groß bei moderaten 19 cm Breite. Im Inneren des nicht einmal vier Kilo schweren Leichtgewichts aus Kunststoff verbirgt sich ein 6,5-Zöller, der wie die Bassreflex-Öffnung nach unten gerichtet ist. Angesichts der geringen Abmessungen des gesamten Bass-Moduls lässt sich mit den 16,5 cm Membrandurchmesser richtig Luft bewegen.

Test Polk MagniFi Mini – Subwoofer von unten
Der Subwoofer des Polk MagniFi Mini vertraut auf Bassreflex-Abstimmung und 16,5-cm-Teiftöner. (Foto: S. Schickedanz)

Doch auch der Soundbar selbst ist bis zum Rand mit Treibern vollgestopft. Gleich sechs Chassis finden sich im Polk MagniFi Mini, die aber – sagen wir mal – interessant aufgeteilt sind: Es handelt sich dabei um zwei winzige Hochtöner mit 1,3-cm-Membranen und vier 5,7-cm-Mitteltöner.

Polk hüllt sich in Schweigen, was die Beschaltung betrifft, doch es liegt nur eine Variante angesichts der Chassis-Anordnung nahe: Die beiden seitlich schräg angeordneten Mitteltöner sollen offensichtlich durch Reflexionen von den Seitenwänden einen virtuellen Surround-Kanal erzeugen.

Und weil die beiden Mitteltöner des linken und rechten Kanals in dem nur 34 cm breiten Gehäuse ohnehin direkt nebeneinander sitzen, gibt es einen Phantom-Center. Sprich, das Signal des mittleren Kanals wird gleichstark über dem linken und rechten Kanal beigemischt, was allerdings nicht ganz der 5.1-Deklaration entspricht, denn es werden lediglich 5.1-Signale via HDMI (ARC) oder Toslink (Lichtleiter) angenommen, aber es gibt Hardware-seitig nur 4.1 Lautsprecherkanäle. Dazu kommt noch eine Einschränkung: Der Decoder des Polk MagniFi Mini akzeptiert nur Dolby Digital, nicht aber DTS.

Test Polk MagniFi Mini – Subwoofer
Dank Downfiring-Tieftöner ergibt sich beim Subwoofer des Polk MagniFi Mini ein glatter Look, bei dem es akustisch kein Vorne und Hinten gibt (Foto: S. Schickedanz)

Die beiden Hochtöner platzierten die Entwickler ganz außen auf der Frontseite, um die für die Ortung wichtigen Höhen – so weit, wie angesichts des Extra-Small-Formats möglich – aus unterschiedlichen Richtungen abzustrahlen. Dass diesem Konzept Grenzen gesetzt sind, versteht sich von selbst.

Grenzen gibt es auch bei der Ausstattung. Weder im Budget noch im überfüllten Gehäuse fand sich Platz für ein richtiges Display. Diese Funktion übernehmen stattdessen fünf übereinander platzierte LEDs in unterschiedlichen Farben. Sie zeigen die Quelle, den Betriebszustand und Änderungen der Laustärke an und informieren über Bass-Einstellungen und Voice-Adjust-Level.

Letztere Funktion dient der Hervorhebung von Stimmen und gehört zu den Gadgets, die ich gewöhnlich nach kurzem Ausprobieren wieder deaktiviere. In diesem Fall lässt sich sowieso nur die Intensität anpassen. Es gibt außerdem noch vier Klang-Modi (Movie, Music, Sport und Nacht-Betrieb) die sich über die mitgelieferte Fernbedienung abrufen lassen. Die wirkt für diese Klasse ungewöhnlich solide und überzeugt auch durch ihre Gestaltung mit den zentralen, großen Lautstärke-Tasten.

Tolle Fernbedienung

Während schon der Infrarot-Transmitter in einer anderen Liga spielt als die üblichen Checkkarten-Ferbedienungen, deren Folientastaturen schnell verschleißen, überrascht vor allem der Soundbar selbst: So klein der Polk MagniFi Mini auch sein mag, er liegt mit seinen knapp 1,8 Kilo schwerer in der Hand, als es die geringe Größe und das Kunststoffgehäuse erwarten lassen.

Der Polk MagniFi Mini hat nicht nur WLAN und Bluetooth zum Streamen, sondern auch LAN. Mit der Google Home App ließ er sich aber nicht für die Ethernetverbindung einrichten, sondern nur über das WLAN (Foto: S. Schickedanz)

Zum Aufbau der Netzwerk-Verbindung stehen WLAN (802.11a/b/g/n/AC – 2.4 GHz und 5 GHz) oder LAN zur Auswahl. Zur Nutzung des Netzwerk-Streamings muss man sich die Google Home App herunterladen und auf die von der deutschen Bundesregierung extra scharf umgesetzte europaweite Datenschutzverordnung DSVGO (sie kurbelt hierzulande vor allem das Geschäft von Rechtsanwälten an) vertrauen, dass man dabei vom US-Datenkraken nicht vollständig durchleuchtet wird.

Leider begann ich mich bereits bei der Installation wieder über die seit den letzten Tests weiterentwickelte Google App zu ärgern: Obwohl der Polk MagniFi Mini einen Ethernet-Anschluss hat, führt mich die Home App nur durch die WLAN-Installation und ich quäle mich mit der Frage, ob mein Passwort bei Google in guten Händen ist, denn der omnipräsente Internetriese vergisst nichts, hat sich trotz zwischenzeitlichem Löschen der App alle Daten vom letzten Mal gemerkt.

Test Polk MagniFi Mini – LEDs
Winzige LEDs statt eines Displays informieren bei der Verwendung von Lautstärke oder der Regelung von Bass oder Voice Adjust sehr gut. Bei vielen anderen Funktionen geben sie allerdings Rätsel auf. (Foto: S. Schickedanz)

Den Versuch auf die Polk Connect App zurückzugreifen, begrabe ich ganz schnell wieder. Denn die lässt sich nur nach Eröffnung eines Nutzerkontos bei Polk Audio verwenden. Nein danke, dann lieber Google, denn dort hab ich bereits (auch nicht ganz freiwillig) ein Konto. Und Google startet mit dem, was es am besten kann: Werbung. In diesem Fall für Apps von Streamingdiensten, die nötig sind, um den Soundbar als Ziel für Google-Cast-Ton-Übertragungen zu nutzen. Da lobe ich mir Teufel Raumfeld, wo bei deren App weder eine Anmeldung noch weitere Apps wie TuneIn für Internetradio nötig sind und man einfach auch die Songs von seinem Musikarchiv auf dem Handy streamen kann. Aber immerhin hat der Polk MagniFi Mini überhaupt für den günstigen Preis Netzwerk-Technologie an Bord.

So klingt der Polk MagniFi Mini

Im Hörtest waren die Erwartungen nach den letzten beiden Soundbars nicht so hoch gesteckt: Der an sich gut abgestimmte Cambridge TVB2 (2) kam mit einem sehr dominanten Subwoofer, das brummige Bassmodul des JBL Bar 5.1 neigte gar zu heftiger Übertreibung. Doch ausgerechnet der leichte Woofer des Polk MagniFi Mini machte den besten Job in diesem Umfeld. Er koppelte sich nahtlos an den kleinen Soundbar an und trug maßgeblich zu der ausgewogenen Klangbalance bei. Allerdings schienen ihn die Entwickler dafür sehr weit hochgezogen zu haben, teilweise hatte man das Gefühl, ihn orten zu können.

Dafür besaßen die Bässe bei Musik wie auch bei Filmen saubere Konturen und provozierten auch keinen Konflikt mit den Nachbarn. Es dröhnte nichts, es bebte nicht der Fussboden, aber man vermisste auch nichts, was das Tieftlon-Fundament anging. Außerdem hat Polk dem MagniFi Mini einen wirkungsvollen Nachtmodus spendiert, der im Gegensatz zum JBL auch wirklich den Bass merklich beschneidet, falls es beim Filmabend mal ganz spät wird.

Die Voice-Adjust-Level-Funktion zeigte bei einem Test während der Fußball-Übertragung in der Eckkneipe gute Wirkung, doch die Verwendung des Sports-Modus hob auch schon die ohnehin gut verständlichen Stimmen weiter hervor.

Test Polk MagniFi Mini
Der Polk MagniFi Mini lässt sich via HDMI mit ARC bequem an den Fernseher anschließen. Durch seine kompakten Abmessungen lässt er sich leicht unterbringen (Foto: S. Schickedanz)

Trotz seiner ausgezeichneten Sprachverständlichkeit und der Abwesenheit von tiefem Gegrummel unter Moderatoren-Stimmen fielen allerdings gewisse Verfärbungen im Mitteltonbereich auf. Man verstand zwar Dialoge gerade bei Ausnutzung der entsprechenden Funktionen optimal, aber die Stimmen wirkten etwas dünn und spitz.

Was die Räumlichkeit betrifft, konnte der Polk MagniFi Mini seine geringe Breite auch trotz der seitlich abgestrahlten virtuellen Surround-Effekte nicht gut verbergen. Immerhin löste sich der Klang aber recht gut vom Gehäuse. Die Lautstärkereserven überzeugten ebenfalls. Wenn man den Preis bedenkt, der bei den meisten Händlern noch einmal deutlich unter der UVP liegt, muss man dem Polk MagniFi Mini ein sehr gutes Zeugnis ausstellen, zumal man mit ihm auch sehr gut Musik über Bluetooth oder WLAN hören kann. Dabei wirkte anspruchsvoller, puristisch aufgenommenener Rock zwar etwas künstlich im Stimmbereich, bei House, Hip Hop und Elektro-Pop gab es aber nichts zu meckern. Das lag nicht nur an den satten, sauberen Beats, dafür reichte auch seine Neutralität im Mitteltonbereich selbst bei den effektbeladenen Gesangsspuren vollkommen aus.

Fazit: Polk MagniFi Mini

Der Polk MagniFi Mini ist wirklich in jeder Hinsicht ein tolles Angebot für Preisbewusste. Er hat HDMI mit Audio-Rückkanal ARC für problemlosen Anschluss an den Flatscreen und lässt sich via Google Cast sogar drahtlos in Netzwerke einbinden. Sein Subwoofer ist sehr praxisgerecht abgestimmt, lässt sich über die Nacht-Funktion bequem zähmen und nimmt wenig Platz weg. Der sehr kompakte Bar kann Stimmen sehr laut und deutlich wiedergeben und verfügt über eine exzellente Fernbedienung.

Polk MagniFi Mini
2018/06
Test-Ergebnis: 4,5
Überragend
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Kann laut  spielen, sehr gute Sprachverständlichkeit, konturierter Bass mit fließendem Übergang
Reichhaltige Ausstattung mit Google Cast, Bluetooth und praxisgerechter Fernbedienung
Praxisgerechte Klang-Presets und -Regelmöglichkeiten, Nachtmodus mit gezügeltem Bass
Mittenverfärbungen: Stimmen werden trotz guter Verständlichkeit nicht ganz neutral wiedergegeben

Vertrieb:
D&M Germany GmbH
A division of Sound United
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal
www.polkaudio.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Polk MagniFi Mini: 350 Euro


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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.