Cantons Reference-Serie kommt in ihre vierte Generation, die die Hessen der besseren Unterscheidung halber mit dem Zusatz “2023” versehen. Jede dieser Generationen hatte etwas Spezielles. Doch die aktuelle 2023er Serie fällt sofort durch eine besonders große Wohnraumfreundlichkeit auf: Viele Rundungen ergeben ein wunderbar organisches Ganzes. Doch wer genauer hinschaut und -hört, merkt schnell, dass hier auch klanglich echte Fortschritte gemacht wurden. Wir hatten zwar “nur” die kleinste Standbox der Reihe, die Canton Reference 7, im Test. Doch auch die hat in der Redaktion schon für reichlich Furore gesorgt…
Als HiFi-Tester kommt man ja nicht umhin, sich vor Reference zu verbeugen. Canton hat es in jeder Serie geschafft, enorm viel mehrheitsfähigen Klang in tolle Gehäusequalität zu verpacken. Was also konnte in Generation 4 noch dazukommen? Es ist – sehen wir einmal von den neuen Gehäusen ab – eine Verbessrung in kleinen Schritten. Dafür an allen Stellen. Aber der Reihe nach.
Die Rückwand ist mit 36 Millimeter Stärke ebenfalls ungewöhnlich massiv – auch bei ihr werden die Rundungen abgefräst. Die Seitenwände indes bestehen aus verschiedenen Lagen dünner MDF-Schichten, die gebogen und durch zwischenliegenden Dämpfungsschichten beruhigt werden. Auch sie sind immerhin noch 20 Millimeter stark. Das alles fasst sich gut an und macht auch verarbeitungstechnisch einen exzellenten Eindruck. Die Komposition der gewölbten Gehäuseteile macht sich auch im Gewicht bemerkbar: Die kleine Standbox wiegt satte 33 Kilo.
Die Reference 7 ist eine klassische 3-Wege-Konstruktion: mit zwei Bässen im 15,4 Zentimeter Format und einem gleichgroßen Tiefmitteltöner, der oben auf der Schallwand thront. Während die Vorgänger dieser Line Lautsprecher mit grauen Membranen daherkamen, sind die neuen Membranen schwarz. Was ziemlich banal klingt, ist es in diesem Fall gar nicht: Das Schwarz der neuen Membranen entsteht, weil die Keramik/Wolfram- (BCT-) Verbindung länger im Oxidationsbad liegt. Das kostet Geld und Energie, führt aber nach Aussagen von Canton Chefentwickler Frank Göbl zu einer höheren inneren Dämpfung der steifen Membran.
Letztendlich aber ist es egal, wo man hinschaut: Es ist alles klug gedacht und sauber gemacht. Das zieht sich übrigens bis zu der Innenverkabelung hin. Hier verwendet Canton Markenware aus dem Hause in-akustik, die speziell darauf optimiert ist, sich durch den hohen Druck im Gehäuse nicht anregen zu lassen. Auch das zeigt, wie präzise man bei Canton auch im Kleinen arbeitet.
Praxis
Auf der Rückseite der Reference 7 finden wir erwartungsgemäß das Anschlussfeld. Erfreulich, dass es mit einem Bi-Wiring Anschluss in Form der klanglich bestens beleumdeten WBT NextGen-Buchsen ausgestattet ist. Zudem finden wir hier eine Möglichkeit, sowohl den Mittel- als auch den Hochton in jeweils zwei Schritten anzupassen. Dazu legt man einfach den Metallbügel auf den entsprechenden Anschluss.
Die Messung zeigt, dass der Einfluss offenkundig gar nicht so groß ist. In den Mitten wirken diese Filter lediglich im Bereich zwischen 100 – 400 Hertz und mit einer Intensität von etwa +/- ein Dezibel. Im Hochton sind sie fast noch dezenter.
Dennoch sind gerade die Veränderungen in den Mitten erstaunlich gut hörbar und lassen beispielsweise bei einer Absenkung der Mitten die Reference etwas voluminöser erscheinen. Allerdings war in unseren beiden sehr unterschiedlichen Hörraumen jeweils die Neutral-Einstellung die beste.
Solange ich denken kann, stand Canton immer für hohe Pegelfestigkeit. Das gilt natürlich auch für die kleinste Standbox der Reference-Serie: Messlabor-Leiter Jürgen Schröder ermittelte hier einen (weitgehend unverzerrten) Dauerpegel von 106 Dezibel. Das ist für eine immer noch als zierlich zu verortende Standbox sehr viel – und ein deutlicher Hinweis darauf, dass die konsequente Treiber-Entwicklung bei Canton verlässlich für eine stets wachsende Belastbarkeit und Verzerrungsarmut steht.
Aber auch darauf, dass Canton die Hochpassfilterung (lange Zeit hieß es bei Canton “DC”) absolut im Griff hat. Zur Erinnerung: Ein klug gesetzter Hochpass filtert die tiefsten Bässe weg, erhöht damit die Betriebssicherheit und schiebt etwas mehr Bassenergie in den Bereich zwischen 40 – 100 Hertz.
Früher war der Einsatz dieser Hochpass-Filter auch bei Canton mit zum Teil schlimmen Impedanz-Minima verbunden. Davon ist heute nichts, aber auch rein gar nichts mehr zu sehen. Die Kombi-Messung aus Impedanz, Phase und EPDR weist die Reference 7 als elektrisch erfreulich genügsamen Lautsprecher aus.
Legt man diese Messung zugrunde, kann man im Grunde jeden Verstärker an die Reference 7 anschließen. Aber um ihre Pegelreserven auszuloten, schlossen wir natürlich entsprechende Verstärker à la Rotel RA-6000 oder Soulnote A-2 an. Das war richtig klasse. Aber wir machten auch noch einen Probelauf der Reference 7 an dem kleinen 300B-Verstärker von Westend Audio, dem Leo. Jetzt könnte man sagen: “Das ist doch völlig an der Realität vorbei: eine 6.000-Euro-Box mit einem 12.000-Euro Verstärker.” Aber klanglich war das in vielen Bereichen ziemlich dicht an der absoluten Spitzenklasse…
Hörtest
Im großen Hörraum liefen die Cantons natürlich an unserer Canor Referenz-Kombination, bestehend aus Vorstufe Hyperion P1 und Mono-Endstufen Virtus M1. Die Canor Röhren können so feingeistig klingen, aber auch so viel Bassschub entwickeln – die holen alles aus einem Lautsprecher heraus.
Im Falle der Reference 7 fiel es uns zunächst schwer, ihr überhaupt einen herausragenden Charakterzug anzuhängen. Was dieser Lautsprecher an blitzsauberer Neutralität aus den Membranen zaubert, ist allererste Sahne. Lange Zeit klangen Canton-Schallwandler gern im Bass saftig und im Hochton durchaus forsch. Diese Zeiten sind offenkundig vorbei. Die hohe Präzision und die feine Transparenz, mit der die Reference 7 beispielsweise die Harfe von Andrea Kleinmann (Album “Saitenwind”) in den Hörraum stellte, hätte ich der kleinen Standbox in dieser Form nicht zugetraut.
Früher hätten die Cantons in den oberen Bässen einen vergleichsweise üppigen Bauch vor sich hergeschoben und so eine wohlige Basswärme verströmt. Nicht so bei der Reference 7: Da schnarrten die Basssaiten mit herrlicher Präzision und Schnelligkeit, da federten die Bässe und Pauken kamen mit kernigem Punch. Nicht, dass wir uns missverstehen: Die kleine Reference ist keineswegs schlank im Bass, aber gemessen an früheren Canton-Konstruktionen einfach richtig sauber und gut.
Als wir im Test vor drei Monaten die Canton Karat GS mit der A45 verglichen, waren wir ja einigermaßen verblüfft, um wie viel offener und feiner-authentischer die neue Karat im Vergleich zu unserer langjährigen Referenz dieser Klasse spielte. Das gleiche Verblüffen stand wieder in unseren Gesichtern, als die Reference 7 gegen die Karat GS antrat. Das sind jetzt zwar keine Welten, aber in fast allen Bereichen spielt die Reference das Stückchen feiner, offener, druckvoller, letztendlich authentischer.
Das grandios aufgenommene „Hjem“ vom Randi Tytingvåg Trio glänzt vor allem durch die exzellent eingefangene Stimme der Norwegerin. Mit der Reference waren nicht nur deutlich mehr Mikro-Details zu hören, sondern der gesamten Grundtonbereich war sauberer, entschlackter – was die Stimmwiedergabe auf das nächsthöhere Niveau hebt. Ich will gar nicht mal sagen, dass die Reference deutlich räumlicher als die Karat GS spielt – und doch wirkt ihre Wiedergabe körperhafter und kraftvoller.
Machen wir es kurz: Wir haben lange gehört und nichts gefunden, womit die Reference bei den doch ziemlich unterschiedlichen Vorlieben der verschiedenen LowBeats Tester aneckt. Das will viel heißen…
Fazit Canton Reference 7
Canton-Lautsprecher waren immer auf ihre Art mehrheitsfähig, weil sie auch Musikfreunden gefielen, die sich nicht unbedingt als “audiophil” bezeichnen würden. Doch mit der neuen Reference-Linie – zumindest mit dem Modell 7 – macht Canton nun einen großen Schritt auf die extrem anspruchsvollen Musikfreunde zu: So klar, so natürlich so gut habe ich noch keine Canton dieser Klasse gehört. Und dann liegen da ja noch dieses superb gemachte Gehäuse und die weitgehend Anspruchslosigkeit in Bezug auf den angeschlossenen Verstärker auf der Waagschale. Es wäre jetzt billig zu sagen, die aktuelle sei die beste Reference 7 seit es Reference gibt. Aber genau so ist es. Und damit legt Canton die Messlatte dieser Klasse um etliche Zentimeter höher: Bravo!
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Wunderbar griffiges, präsent-feines und ausgewogenes Klangbild |
| Stabiler Bassbereich, sehr pegelfest |
| Feinfühlige Anpassung von Mittel- und Hochton |
| Tolle Verarbeitung |
Vertrieb:
Canton Elektronik GmbH + Co. KG
Neugasse 21 – 23
61276 Weilrod
www.canton.de
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Canton Reference 7 (schwarz + weiß): 6.000 Euro
Canton Reference 7 (Nussbaum): 6.600 Euro
Technische Daten
Canton reference 7 | |
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Konzept: | 3-Wege Standbox, Bassreflex |
Bestückung: | HT: 1 x 25 mm, TMT: 1 x 15,4 cm, TT: 2 x 15,4 cm |
Wirkungsgrad: | 87,0 dB (2,83 Volt /1 Meter) |
Max.-Pegel (Dauer / Peak): | 106 / 118 dB |
Effektiver Leistungsbedarf für Max.-Pegel: | 270 Watt |
Abmessungen (B x H x T): | 28,0 × 98,0 × 43,0 cm |
Gewicht: | 33,0 Kilogramm |
Alle technischen Daten |
Mitspieler:
Test Vollverstärker Soulnote A-2
Test Westend Audio Leo: 300B Röhren-Amp mit 2 x 20 Watt
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